Ein Team, das sehr viel Freude bereitete

Die erstmalige Teilnahme des SK Sturm an der UEFA-Youth-League begann mit einer Überraschung. In Brest gewann das damals noch von Jürgen Säumel betreute Team furios mit 4:1. Gleich sechzehn Torabschlüsse konnten die Jungblackys in Frankreich für sich verbuchen. Fast niemand hätte das dieser Mannschaft zugetraut. Hatte man doch stets das Gefühl, der Bonus Youth-League wurde vom Verein mehr als Verpflichtung denn als Chance gesehen. Die teilweise Doppelbelastung für viele der SturmII-Mannschaft sowie für den Betreuerstab mehr als Bürde denn unbezahlbare, internationale Bühne empfunden.

Nur zwei Wochen später wurde dieser Eindruck bestätigt: Wenige Tage vor der Heimpremiere gegen Club Brügge, musste Sturm den ursprünglich fixierten Austragungsort, die Sportanlage des ASK Klagenfurt im Stadtteil Fischl, ändern. Der Grund: Niemand im Verein wusste anscheinend, dass es auf diesem Sportplatz schon 13 Jahre kein funktionierendes Flutlicht gibt, da dort Krähen einst die Stromkabel durchgepeckt haben. Als ob über kein Königsklasse-taugliches Stadion zu verfügen, nicht schon Peinlichkeit zur Genüge gewesen wäre.

Kurzerhand wich man vom Ausweichstadion noch einmal aus und sollte nun alle Gruppenspiele in der schmucken St. Veiter Jacques-Lemans-Arena austragen. In einer ausgeglichenen Partie trotzte man dort den Belgiern ein leistungsgerechtes 1:1 ab, um in der Herzogstadt 21 Tage später in einer hochklassigen Partie gegen Sporting CP die überhaupt einzige Niederlage nach regulärer Spielzeit (1:3) in letztendlich insgesamt acht Partien zu erleiden. Dem sensationellen 3:2-Erfolg in Dortmund, folgten neben zwei Trainerwechsel noch zwei Unentschieden gegen Girona und Lille. Die Gruppenphase überstand man somit auf Platz 16, vor Kapazundern wie PSG, Arsenal, Leverkusen, PSV oder dem AC Milan. 

Nachdem man sich in der Runde der letzten 32 in Zagreb gegen Lokomotiva im Elfmeterschießen durchzusetzen vermochte, winkte im Achtelfinale für die Jungblackys als Belohnung das erste echte Heimspiel. Sensationelle 5.531 Zuschauer fanden sich am Mittwoch-Nachmittag in Graz-Liebenau ein (übrigens fast 500 mehr als beim Bundesliga-Spiel zwischen dem GAK und dem LASK 16 Tage zuvor an gleicher Stelle) und wohl keiner bereute sein Kommen. In einer sehenswerten Partie erwies sich Sturms Youth-League-Team gegen den Titelverteidiger Olympiacos Piräus als das klar bessere Team, kämpfte sich nach einem Gegentreffer aus dem Nichts noch im Last-Minute-Modus mit viel Leidenschaft und Kampfkraft ins Elfern, um dort allerdings unglücklich den Kürzeren zu ziehen. Doch das war an diesem Nachmittag fast Nebensache. Mit Standing Ovations wurden die Mannschaft vom fantastischen Publikum verabschiedet. Das Team von Christoph Wurm hatte nach einer tollen internationalen Saison die Herzen der Sturmfans endgültig erobert. Konstantin Schopp formulierte es nach dem Spiel treffend: „Ich kann mich an kein schlechtes Spiel von uns in der abgelaufenen Youth-League-Saison erinnern.“ Recht hatte er. 

Einziger Wehrmutstropfen: Leon Grgic, mit fünf Treffern erfolgreichster Sturm-Torschütze in diesem Bewerb, wurde nach einer Stunde vom Platz geholt. Dem Vernehmen nach aufgrund einer Vereinbarung von KM-Coach Jürgen Säumel mit Wurm. Ob ein wahrscheinlicher Bundesliga-Kurzeinsatz am Sonntag gegen den Tabellen-Vorletzten dem gerecht wird, erscheint mehr als fraglich. Erfreulich: Wie bei sämtlichen Youth-League-Partien war am Mittwoch auch Sturms Geschäftsführer Sport, Michael Parensen, wie gewohnt live dabei. Möge er sein Antritts-Versprechen, in Zukunft wieder vermehrt Kaderplätze mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs zu befüllen, weiterhin verfolgen. Potentielle Kandidaten für die mittel- und langfristige Zukunft hat er in dieser Youth-League-Saison ganz bestimmt genügend gesehen.