In doppelter Unterzahl einen Punkt erkämpft

Der SK Sturm Graz und die Wiener Austria trennten sich im Nachtrag der 6. Bundesliga-Runde am Mittwochabend am Franz-Horr-Platz mit 2:2. Nichts wurde es mit dem vierten Sieg in Folge auswärts gegen die Veilchen. Entscheidend dafür sicherlich, dass Sturm nach einer komfortablen 2:0-Führung ab Minute 57 nur noch mit neun Spielern am Platz stand. Die Ilzer-Elf zeigte zunächst eine stark verbesserte Performance, schwächte sich dann allerdings durch zwei wirklich dumme Ausschlüsse selbst. Dass man in Unterzahl dann aber doch noch zumindest den einen Punkt festhielt, war wiederum höchst erfreulich. 

Das Positivste vorweg: In der Generali-Arena hatten sowohl die Fans der Austria als auch jene von Sturm Spenden für die Hochwasseropfer und die Aktion „Österreich hilft Österreich“ gesammelt. Obendrauf trat das Kollektiv der schwarz-weißen Fangruppen 1909 Euro von ihrem Budget zugunsten dieses Hilfsprojekts an ihr violettes Pendant ab. Apropos Österreich: Nichts wurde es mit der ersten Legionärs-Startelf in der Geschichte des SK Sturm: Zwar musste Emanuel Aiwu zu Beginn auf der Ersatzbank Platz nehmen – da aber sowohl Wüthrich als auch Johnston verletzungsbedingt fehlten, bekam tatsächlich Niklas Geyrhofer wieder einmal eine Chance. Zudem war auch Emir Karic auf der Linksverteidiger-Position alternativlos. Malick Yalcouyé wurde für seine überzeugenden Kurzauftritte in den letzten Spielen belohnt und gab sein Startelf-Debüt in der Bundesliga.

Muntere, attraktive Startphase mit Chancen auf beiden Seiten

Der 18-jährige Ivorer war es auch, der in der Anfangsphase Schwung in die Partie brachte, viel und schnell kombinierte und zur vermeintlich ersten Tormöglichkeit (allerdings in Abseitsstellung) kam. Gezählt hingegen hätte sehr wohl der Versuch von Nik Prelec, der sich die Kugel im Strafraum der Grazer mit der Brust stoppen konnte, sein Abschlussversuch ging jedoch über das Tor.

Im Gegenzug hatte dann William Bøving nach Jatta-Zuspiel sein Visier ähnlich schlecht eingestellt. Eine muntere Startphase am Verteilerkreis, auch weil nach einer viertel Stunde Maurice Malone durch war, aber den langen Ball von Manfred Fischer überhaupt nicht verarbeiten konnte und Bøving bei einem weiteren Abschlussversuch am langen Bein von Aleksander Dragovic scheiterte. Beide Teams aktiv, beide mit Zug zum Tor. 

Der Däne im dritten Versuch

In der 24. Minute sollten diese Offensivbemühungen dann auch belohnt werden: Bøving sprintete nach Stankovic-Ballgewinn einfach mal los, völlig zentral, zog genau von der Strafraumgrenze ab, traf satt ins linke Eck und sorgte somit für die Führung der Grazer. Der erste Saisontreffer des Dänen hatte sich schon zuvor abgezeichnet. Austria in Person von Manfred Fischer wollte dem unmittelbar danach etwas entgegensetzen, doch beim Abschluss des Steirers war Jusuf Gazibegovic aufmerksam und warf sich beherzt in dessen Schuss. Der nächste Kracher ließ nicht lange auf sich warten: Karic zog leicht links versetzt aus 18 Metern ab, der bereits in den letzten Runden starke Samuel Sahn-Radlinger roch den Braten und machte das kurze Eck zu. Bei einem viel zu schwachen und zu zentralen Abschluss von Amady Camara im Strafraum hatte der Austria-Goalie drei Minuten später viel weniger Mühe.

Als man dann das Gefühl hatte, Sturm schaltet nun einen Gang zurück, trat erneut Yalcouyé ins Rampenlicht: Zunächst erkämpfte er sich gegen Lucas Galvao die Kugel gegen, band mit einem perfekt getimeten Zuspiel Camara in den Gegenzug ein, der wiederum das Auge für Seedy Jatta hatte. Der Norwerger wurde zwar von Fitz und Radlinger bedrängt, doch irgendwie kullerte die Kugel über die Linie. 2:0. Der Torjubel direkt vor und in Richtung der Austria-Fankurve war mehr als entbehrlich. Ansonsten hatten die Sturmanhänger im ersten Durchgang viel Freude mit ihrer Mannschaft, das Team selbst mit dem perfekten Zwischenstand nach kurzweiligen 45 Minuten.

Kartenflut nach Wiederbeginn

Personell blieb auf beiden Seiten alles unverändert, einen kleinen Aufreger gab es aber schon zu Beginn des zweiten Durchgangs: Nachdem Sturm mit schnellem Umschaltspiel glänzte, grätschte Abubakr Barry Sturms Jatta von hinten ab. Der Norweger blieb liegen, musste behandelt werden, konnte dann aber doch recht rasch weitermachen. Aufatmen bei den Sturm-Verantwortlichen.

Die Partie wurde allerdings noch härter: Karic, der bis dahin seine bislang beste Partie für die Blackys absolvierte, agierte dann erst wieder unglücklich, als er nach Ballverlust Reinhold Ranftl foulte und mit Gelb-Rot von Schiedsrichter Walter Altmann frühzeitig unter die Dusche geschickt wurde. Und es wurde noch hektischer, noch bunter: Jatta tat es seinem Teamkollegen gleich, legte Dragovic derb und unnötig von hinten. Karic hatte noch nicht einmal das Handtuch ausgepackt, erschien schon sein Teamkollege in der Kabine. Beide Ausschlüsse extrem bitter, aber dennoch diskussionslos. 

Zu neunt gegen anstürmende Wiener

In doppelter Unterzahl dauerte es nur drei Minuten, bis es im Kasten von Kjell Scherpen einschlug: Perez Vinlöf verwertete eine platzierte Flanke von Barry perfekt. Logisch, dass die Austria nun für Dauerdruck sorgte. Christian Ilzer reagierte auf dieses Ungleichgewicht, brachte Aiwu und Tochi Chukwuani für Camara und Yalcouyé.

Doch bereits in Minute 73 gelang der Austria der Ausgleich: Nach einem Corner knickte Aiwu im Zentrum ein, Lucas Galvao schraubte sich in die Höhe und köpfte zum 2:2 ein. Ilzer warf daraufhin Mika Biereth für Bøving in die Schlacht. Sturm kam mit neun Mann in der Phase vor dem Ausgleich sogar zu Entlastungsangriffen, doch danach verstand die Austria es, ein echtes Powerplay-Spiel aufzuziehen und sich im Minutentakt Torchancen zu erarbeiten: Doch alle, und zwar in dieser Reihenfolge – Dominik Fitz (80.), Marko Raguz (82.), Barry (84.), Cristiano do Amaral (85. und per Kopf in der 89.) und Vinlöf (92.) – Versuche schlugen fehl. Nach zwei Pflichtspielniederlagen gelang Sturm somit wieder ein Punktegewinn. Erst durch die beiden Gelb/Roten-Karten kam man zudem von der schon asphaltierten Siegerstraße ab und verpasste damit, vorübergehend wieder von der Tabellenspitze zu lachen.