Alea iacta est – Alexander Prass verlässt den SK Sturm

Im Juli 2021 änderte sich einiges beim SK Sturm. Nachdem im Jahr zuvor bereits Jusuf Gazibegovic von Salzburg bzw. dem FC Liefering nach Graz wechselte, folgten David Affengruber und Alexander Prass. Nur drei Jahre später fuhren alle drei genannten umringt von tausenden Anhängern durch die Grazer Herrengasse. Im Gepäck ein Meisterteller und ein Pokal. 

Während Jusuf Gazibegovic nach wie vor fester Bestandteil des Kaders ist, sucht David Affengruber nach gescheiterten Vertragsgesprächen noch einen neuen Klub. Wie heute bekannt wurde, wechselt Alex Prass mit sofortiger Wirkung in die deutsche Bundesliga und unterschreibt einen „langfristigen“ Vertrag bei der TSG Hoffenheim. Kolportierte 12 Millionen Euro wechseln für den 23-Jährigen den Besitzer. 

Spekulationen um Spekulationen

Viel wurde spekuliert in den letzten Wochen. Prass war wohl neben Salzburgs Strahinja Pavlovic das heißeste Eisen der österreichischen Bundesliga in diesem Sommer. Es ist wenig verwunderlich, dass auch große Namen wie etwa Borussia Dortmund, Inter Mailand und zuletzt auch Newcastle United als Interessenten gegolten hatten. Auch der FC Bologna streckte seine Fühler nach dem neunfachen Teamspieler aus. Zu einem Wiedersehen mit Nationalteamkollegen Stefan Posch wird es allerdings nicht kommen. 

Bereits am Sonntag nach der bitteren Auswärtsniederlage beim SK Rapid bestätigte Sportdirektor Andreas Schicker den Transfer:

„Es war kein Geheimnis, dass wir in den letzten Wochen Gespräche und Verhandlungen geführt haben. Und es war so, dass heute Vormittag ein finales Angebot gekommen ist. (…) Es werden die Verträge jetzt gecheckt und Alex wird dann zum Medizincheck fahren oder fliegen.“ 

Dem Vernehmen nach handelte es sich um ein recht spontan eingebrachtes und finanziell ansprechendes Angebot, sowohl für den SK Sturm, als auch für den Spieler. 

Schicker selbst war es, der bis vor wenigen Wochen noch Kandidat für den Posten als Sportdirektor bei den Sinsheimern war, nachdem Mäzen Dietmar Hopp die gesamte sportliche Führungsriege – inklusive Sportdirektor Alexander Rosen – entließ und einen radikalen Umbruch ausrief. Seitdem schwelt ein Rosenkrieg zwischen der Führungsebene und der (vernachlässigbaren) organisierten Fanszene der TSG, die zuletzt vielmehr durch geschmacklose Transparente in Richtung Andreas Schicker, als durch Atmosphäre und Stimmung in den Medien präsent war.

Dietmar Hopp hat ebenso angekündigt, keine Eigenmittel für Transfers zur Verfügung zu stellen. Dass Prass nun doch für eine stattliche Summe gekauft wird, hängt wohl mit dem Verkauf von Stürmerstar Maximilian Beier zusammen, der wohl für etwa 25 Millionen Euro in Dortmund auf Wohnungssuche gehen wird. 

Alexander Prass erreichte in drei Jahren beim SK Sturm ebenso viele Titel. Zweimal wurde er Pokalsieger und einmal Meister. In 130 Spielen erzielte er zwölf Tore und legte 26 Tore auf. Vor allem in Erinnerung bleiben wird er uns aber für seine Physis, seine Pferdelunge und sein unermüdlicher Kampfgeist. Ein Vorzeigeathlet, der sich den nächsten Schritt redlich verdient hat. 

Wir gratulieren allen Beteiligten zu diesem Transfer und wünschen Alex nur das beste in der deutschen Bundesliga! Ein Wiedersehen in der Champions League wird es allerdings nicht geben – die TSG Hoffenheim wird nur in der Europa League starten. 

Foto: SturmTifo.com

Stimmen

Geschäftsführer Sport Andreas Schicker: „Alexander Prass kam vor drei Jahren als 20-Jähriger aus der zweiten Liga zu uns und geht als ÖFB-Teamspieler in eine der besten Ligen der Welt. Er ist ein Paradebeispiel für die Entwicklung, die junge Spieler beim SK Sturm nehmen können und wir sind stolz auf den gemeinsamen Weg, den wir mit Alex gegangen sind. Sein Abgang ist für uns sportlich natürlich ein herber Verlust, aber Alex hat sich diesen Schritt mit harter Arbeit absolut verdient und wir freuen uns für ihn, dass er sich seinen Wunsch, in eine europäische Top-Liga zu wechseln, erfüllen konnte. Alex wird seinen Weg weiter machen, davon bin ich absolut überzeugt! Wir bedanken uns bei ihm für seine Leistungen und seinen Einsatz und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft!“

Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Tebbich: „Sportlich schmerzt der Abgang eines aktuellen ÖFB-Teamspielers naturgemäß sehr, für uns als Verein ist ein weiterer Wechsel eines Spielers des SK Sturm in eine Top-Liga aber wiederum eine Auszeichnung der hervorragenden Arbeit, die hier verrichtet wird. Dass sich Alexanders Wechsel natürlich auch wirtschaftlich in einer bemerkenswerten Region abspielt, freut uns sehr, wird aber unseren eingeschlagen Weg, mit diesen Geldern nachhaltig umzugehen, nicht beeinflussen.“

Frank Kramer, interimistischer Sportlicher Leiter bei der TSG: „Ich kenne Alex seit meiner Zeit als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von RB Salzburg und durfte ihn damals schon während seiner Zeit beim FC Liefering begleiten. Er ist ein sehr spannender Spieler, der trotz seines jungen Alters schon sehr viel Erfahrung auf nationaler sowie internationaler Ebene sammeln konnte. Alex ist ein dynamischer Linksfuß, der in den vergangenen Monaten in der österreichischen Nationalmannschaft von Ralf Rangnick unter anderem bei der EM in Deutschland auf der linken Außenverteidigerposition eingesetzt wurde. Wir sehen dort ebenfalls seine größten Stärken und wollen ihn auf dieser Position weiter fördern. Nach der schweren Verletzung von David Jurásek mussten wir reagieren und haben mit Alex nun diese Kaderbaustelle optimal geschlossen. Er hat einen sehr guten Charakter, ist äußerst ehrgeizig, fleißig und will sich weiterentwickeln. Wir sind der vollen Überzeugung, dass Alex ein Spieler ist, der unsere Mannschaft aufgrund seiner Mentalität und Dynamik sofort verstärken wird. Außerdem passt er als Typ hervorragend zu Mannschaft, Verein und Umfeld.“

Alexander Prass: „Vor drei Jahren zum SK Sturm zu kommen, war auch im Rückspiegel betrachtet eine goldrichtige Entscheidung. Ich konnte mich als Spieler und Mensch weiterentwickeln, durfte mit diesem fantastischen Klub dreimal im Europacup spielen und drei wunderschöne Titel gewinnen. Ich freue mich extrem auf die Herausforderung in der deutschen Bundesliga, die mit Hoffenheim auf mich wartet – werde die Stadt Graz, den Klub, meine Teamkollegen und die unglaublichen Fans in Liebenau aber auch richtig vermissen. Danke an euch alle, ich werde die tolle Zeit in Graz nie vergessen!“