Wer hat Angst vorm zahmen Wolf? Niemand.

Spielbericht: SKN St. Pölten vs. SK Sturm Graz 0:3 (0:2)

An der Bimbo-Binder-Promenade in Niederösterreichs Landeshauptstadt eröffnen am letzten Septembertag der SKN St. Pölten und der SK Sturm aus Graz das zweite Saisonviertel. Betrachtet man die Formtabelle der letzten drei Spiele, treffen die beiden formschlechtesten Teams der Liga aufeinander, nur der SV Mattersburg konnte in den vergangenen drei Partien ebenfalls nur einen Zähler holen und weist gar eine noch miesere Tordifferenz (-6) auf. Pikanterweise ist es aber dennoch ein Aufeinandertreffen zweier Teams, deren erstes Saisonquartal verschiedener gar nicht hätte laufen können, denn nach neun gespielten Runden befinden sich in der Zehnerliga acht Mannschaften und 17 Punkte zwischen den Blau-Gelben und den Schwarz-Weißen. Der Erfolgsrun der erstplatzierten Steirer, der zuletzt eben etwas ins Stocken geraten ist, begann mit einem furiosen 3:2-Erfolg vor heimischer Kulisse gegen das damals von Jochen Fallmann trainierte Team.

Nun steht aber ein anderer an der Seitenlinie, einer, der mit den Wölfen endlich den ersten Dreier einfahren möchte. Ob das Oliver Lederer ausgerechnet gegen den Tabellenführer gelingt, wird sich weisen. Der Ex-Admira-Coach schickt seine Mannschaft jedenfalls mit einer sehr mutigen Aufstellung in das Spiel, mit Ahmet Muhamedbegovic, Babacar Diallo und David Stec stehen nur drei gelernte Verteidiger auf dem Spielbericht. Ganz anders bei den Grazern, Franco Foda beginnt abermals mit einer Fünferkette, Marvin Potzmann und Charalampos Lykogiannis werden in der Vorwärtsbewegung die Offensive jedoch wie gewohnt unterstützen. Etwas interessanter schaut die Aufstellung im offensiven Bereich aus, laut Papier spielt Sturm in einem 5-1-2-2, wobei James Jeggo den Part des Abräumers übernimmt, davor sollen Stefan Hierländer und Peter Zulj wirbeln, das Angriffsduo komplettiert neben Deni Alar der flinke Philipp Huspek.

Fast & Furious

Aber schon zu Beginn sollte sich die mutige Aufstellung der Gastgeber rächen, die erste Riesenchance im Spiel hat Huspek nach gerade einmal einem halben Dutzend gespielter Minuten. Potzmann, wie bereits erwähnt sehr offensiv ausgerichtet, schnappt sich einen Traumpass vom viel gescholtenen Christian Schulz herunter und legt auf Huspek ab, doch die Nummer 18 schießt freistehend vom Fünf-Meter-Eck durch die Beine eines Verteidiger ins Toraus. Kurz darauf ist es wieder der schnelle Huspek, der im Mittelpunkt steht: Der kleine Mann läuft der gesamten Abwehr davon, hat nur mehr Christoph Riegler vor sich und wird dann vom hinterherhechelnden Diallo am Knie getroffen, sodass Huspek im Strafraum zu Fall kommt. Gut, weh wird’s ihm nicht getan haben, so tief fällt er ja nicht, aber dass bei Schiedsrichter Oliver Drachta die Pfeife stumm bleibt, ist definitiv die falsche Entscheidung.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

 

Eine, die im Nachhinein hoffentlich nicht den Zählerstand am schwarz-weißen Tacho beeinflusst. Der erste, der offenbar dafür sorgen will, dass Sturm als Sieger vom Platz geht, ist David Stec. Nach einer guten Potzmann-Flanke auf Zulj ist es der SKN-Verteidiger, der den Ball mit dem Knie – wunderschön, so ehrlich muss man sein – ins eigene Tor bugsiert. Und die Grazer denken gar nicht erst daran, mit dem Kicken aufzuhören. Der ziemlich überforderte Damir Mehmedovic legt Huspek am Strafraumrand, Lykogiannis tritt zum Freistoß an und knallt den Ball mit geballter griechischer Power an die Außenstange. Kurz darauf durfte der im Hals stecken gebliebene Jubel vieler Sturmfans aber doch entweichen, Hierländer bedient Alar und der schiebt relativ alleine gelassen zur frühen 2:0-Führung für die Gäste ein. Der stark aufspielende Huspek hätte unmittelbar darauf nach krassem Diallo-Schnitzer sogar erhöhen können, Riegler behält im 1-gegen-1 aber die Oberhand. Nach 36 Minuten muss Diallo, der gut und gerne auch schon 30 Minuten früher vom Feld hätte gehen müssen, aus dem Spiel, für ihn kommt Daniel Petrovic. Dem Anschein nach aufgrund einer Verletzung, genauso gut hätte es aber wegen seiner miserablen Leistung sein können. Schade für Sturm.

Der Wolf ist im Sack

Bis zum Halbzeitpfiff tut sich nicht mehr viel, Sturm schaltet nun doch einen Gang zurück und fährt mit Tempomat weiter. Die inferiore Defensive der zahmen Wölfe wird durch die Hereinnahme von Petrovic ein wenig gestärkt, es scheint aber nach wie vor so, als müsse derjenige mit den wenigsten Schnitzern heute Abend eine Runde ausgeben. Diallo wird sich auf der Bank wohl schon den teuersten Drink auf der Karte aussuchen, ihn einzuholen wird selbst in den weitern 45 Minuten noch schwer. Alles in allem zeigten die Steirer in Halbzeit eins eine beherzte und starke Leistung gegen nicht ligataugliche Niederösterreicher und könnten hier ruhig schon höher führen. Und wem jetzt auffällt, dass von Goalie Jörg Siebenhandl bis dato noch nichts geschrieben wurde – das liegt daran, dass Sturm heute auch unseren Legenden-Redakteur B. Pukl ins Tor stellen hätte können und trotzdem noch die Null stehen würde.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Lederers Pausenansprache dürfte jedoch gefruchtet haben, tritt der Tabellenletzte nach dem Seitenwechsel doch mit mehr Biss und Zug zum Tor auf. Jetzt wäre dann die Zeit gekommen, um Pukl wieder aus dem Spiel zu nehmen, auch wenn es nach wie vor nicht zu einem richtig gefährlichen Torschuss reichen sollte. Nach einer Stunde muss der seit Samstag 18-jährige Dario Maresic angeschlagen vom Feld, an seiner statt feiert Lukas Spendlhofer sein Saisondebüt. So darf der junge Innenverteidiger nur wenige Minuten später erste Reihe fußfrei zusehen, wie Philipp Huspek den Sack mit den Punkteambitionen der Wölfe zumacht und luftdicht verschließt. Nachdem er kurz zuvor noch eine aussichtsreiche Chance kläglich verstolpert hat, wuchtet er das Leder zum vorentscheidenden 0:3 ins Kreuzeck. Die St. Pöltner wirken jetzt gebrochen und könnten einem fast, aber wirklich auch nur fast, leidtun. Nach 70 Minuten darf Alar, der nun die Torschützenliste mit sechs Treffern alleine anführt, vom Feld, für ihn kommt Neuzugang Emeka Eze.

Auf Platz 1 gegen die Wiener Austria

Bis zum Ende tut sich nicht mehr viel, das Ball-Hin-Und-Her-Geschiebe bei den Blackys und die Lustlosigkeit bei den „Wölfchen“ erinnert stark an den Nichtangriffspakt von Gijon. Philipp Huspek bekommt kurz vor Schluss noch seinen Abgangsapplaus von den mitgereisten Aficionados und Oliver Filip erste Einsatzminuten in Österreichs höchster Spielklasse. Dann ist das Spiel aus und wenn Sie nun die St. Pöltner fragen würden, ob sie froh seien, dass das Spiel nun schon aus ist, würden Sie vermutlich eine andere Antwort bekommen als Premiere anno dazumal von Günther Neukirchner. Sturm gewinnt in der NV-Arena klar und souverän mit 3:0 und hat im gesamten Spiel über keine Zweifel aufkommen lassen. Es war im Übrigen das erste Spiel der Steirer in dieser Saison, das mit mehr als einem Tor Differenz endete. Auch mit einem Sieg am Sonntag von RB Salzburg gegen die anderen Wölfe aus Kärnten steht Sturm nach dieser Runde mit 22 Punkten an der Tabellenspitze, die St. Pöltner hingegen dürfen sich jetzt schon glücklich schätzen, dass es in dieser Spielzeit keinen Fixabsteiger gibt.

Spieldaten

 

Bilder:

Stimmen:

Rasner:

Warum hat man dieses Spiel verloren?

War man nicht auf den Gegner eingestellt?

Maresic:

Ist der Sieg das perfekte Geburtstagsgeschenk?

Was war der Schlüssel zum Sieg?

Hat man heute im Schongang gewonnen?

Warum die Auswechslung?

Gibts schon einen eigenen Maresic-Fanklub?

Foda:

Wie zufrieden ist man nach dem Sieg?

Was ist die Schwierigkeit wenn man gegen den Tabellenletzten spielen muss?

Lederer:

Wie fällt das Resümee aus?

Fehlt die Qualität in der Mannschaft?

Was fehlt aktuell?

4 Kommentare

  1. graz4ever sagt:

    Der SK STURM..is wieder da..der SK Sturm is wieder da…. 🙂

  2. glockgame sagt:

    Bist du deppat war St.Pölten heute schwach, da genügten 20 gute Minuten….

    Ich versteh nicht, warum man nach Führung immer aufhört weiter zu spielen, heut hätte man was für die nicht so berauschende Tordifferenz machen können…

    Chancentod Huspek erinnerte schon an Edomwonji…:-)

    Wichtige 3 Punkte, normalerweise verliert Sturm wenn man klarer Favorit ist 😉

     

    • jott1976 sagt:

      Sehe ich gleich wie du. Nach dem 0:2 stellten sie das Fussball spielen ein. Warum verstehen sie vermutlich nur selber. Man musste sich weder vom Gegner fürchten weder musste man sich für kommende Aufgaben schonen.

      Heute wäre ein 5:0, wenn nicht ein höheres Resultat locker drinnen gewesen.

      Aber gut. Was soll´s, hauptsache 3 Punkte und hoffentlich wieder in der Siegerspur.

      Ich hoffe nun auf ein volles Stadion gegen die Austria und wieder 3 Punkte. Dort nehme ich das 3:0 natürlich dankend an 😉

  3. scheno sagt:

    weiß man schon, was mit maresic los ist?

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