Was wir uns von und für Sturm im Jahr 2019 gewünscht haben …
Ende 2018 haben sich die Redakteure von SturmNetz zusammengesetzt und diskutiert, in welchen Teilaspekten unser Lieblingsverein noch Handlungsbedarf hat und wo noch Luft nach oben besteht. Daraus wurden individuelle Wünsche formuliert. Adaptierungen, die wir uns von – vor allem aber für den Sportklub Sturm – für das Kalenderjahr 2019 ersehnt haben. Exakt ein Jahr danach beleuchten wir, inwieweit diese Wünsche zur Gänze, teils oder überhaupt nicht in Erfüllung gegangen sind.

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Bernhard Pukl (Jänner 2019): Da ich den Verein SK Sturm nicht nur als juristische Person sehe, die mit all ihren GmbHs und MitarbeiterInnen wie ein in sich geschlossenes wirtschaftliches Gefüge agiert, sondern als dynamische Masse aus allen, denen er wirklich am Herzen liegt, richte ich meinen Wunsch für das Jahr 2019 nicht nur an die Verantwortlichen in Messendorf, sondern an jeden, der sich als Sturm-Fan sieht! Ich wünsche mir für das neue Jahr eine Steigerung des ZuschauerInnenschnitts – die 10.000er-Marke wird mir einfach noch zu oft unterschritten. Kommt nicht wegen eines besonders attraktiven Gegners ins Liebenauer Stadion oder weil die Blackys gerade so gut spielen! Macht den SK Sturm selbst zum einzigen Grund für einen Stadionbesuch und pfeift auf den Namen seines Gegners, ob er nun Mattersburg oder Rapid heißt! Geht ins Stadion, zeigt euren Kindern, Freunden oder Verwandten, wie schön so ein Spieltag sein kann, legt euch eure persönlichen Rituale fest und zelebriert sie vor und nach den Spielen, die ihr auf den Rängen des Stadions und nicht zuhause im matten Schimmer der Television genießt. Was kann der Verein dafür noch tun, die Ränge besser zu füllen? Den Spieltag zu einem beinahe ganztägigen Event für eine Familie zu machen und so auch schon die Jüngsten für Stadionbesuche zu begeistern, scheint die naheliegendste Möglichkeit zu sein, langfristig für ein dickes Plus bei den Verkäufen für Saison-Abos und Tageskarten zu sorgen. Auf die sportlichen Leistungen sollte man sich in der Hinsicht jedenfalls nicht verlassen müssen. 2018 hat gezeigt, wie unterschiedlich zwei Spielzeiten sein können. Ein breiter gefächertes Angebot kann nicht schaden!
Bernhard Pukl (Jänner 2020): Ziel verfehlt! 94.346 Besucher*innen durfte der SK Sturm zu seinen Bundesligaheimspielen im Herbst empfangen. Das ergibt einen Schnitt von 10.482 – juhu, fünfstellig! Dass dies einen Rückgang um 6,63 % im Vergleich zum (aktuell weniger erfolgreichen) Vorjahr bedeutet, dämpft die Freude allerdings wieder. Spiele gegen renommierte Großklubs und den Lokalrivalen halten die Schwoazn über der 10.000er-Marke. Ohne Rapid, Salzburg und Hartberg [„Derby!“ (Das ist kein Derby!)] sähe die Statistik nämlich um einiges ernüchternder aus: Durchschnittlich 9.074,6 Besucher*innen wollten sich Sturm im Duell mit Admira, Wolfsberg, St. Pölten und Co im Sturmstadion Liebenau ansehen. Insgesamt lockten die vier Spitzenspiele 48.973 Leute an, der Rest, fünf Partien, nur 45.373. Da muss einfach mehr gehen! Immer noch ist die Zuseher*innenzahl bei Heimspielen viel zu stark von jenem Namen abhängig, der rechts auf dem Spielbericht aufscheint. Lediglich in den Begegnungen mit Rapid (14.552), dem LASK (10.820), RB Salzburg (12.147) und Hartberg (11.454) wurde die wichtige Schallmauer zur Fünfstelligkeit durchbrochen. Über ein ausverkauftes Haus durfte sich der SK Sturm 2019 nicht ein einziges Mal freuen. Wie sieht es mit der Attraktivität des Spieltags für Familien mit Kindern aus? Auch da gibt es akuten Nachholbedarf. Seitens des SK Sturm wurde aber bereits früh im Jahr 2019 bestätigt, dass man an einem neuen Konzept arbeite. Man darf gespannt sein.
Florian Karner (Jänner 2019): Mein Wunsch ist zwar in einem Jahr nicht realistisch umsetzbar, allerdings wäre es nur allzu schön, wenn sich Sturm international nicht mehr als Prügelknabe präsentieren würde. Das Ausscheiden gegen Ajax war zwar kein Beinbruch, auch wenn in diesen zwei Spielen der Gegner absolut nicht unschlagbar agierte, die peinlichen Auftritte gegen die zypriotische Altherrentruppe aus Larnaka waren dagegen an Desaströsität kaum noch zu toppen. Dagegen war die Schmach gegen Breidablik fast schon nebensächlich. Die Ansprüche von Sturm Graz sollten eigentlich viel höher liegen als in der Meisterschaft um die Europacup-Plätze zu kämpfen, nur um dann nach einer oder zwei Quali-Runden chancenlos auszuscheiden. Es ist noch gar nicht so lange her, als man mit noch deutlich geringerem Budget als heute große Gegner wie den FC Zürich, Galatasaray oder auch Juventus mehr als nur ärgern konnte. Die Mannschaft sollte sich nach guten Liga-Platzierungen wieder selbst belohnen, am besten in einer Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbes. Die Champions League ist zugegeben utopisch, zu weit geht hier die Budget-Schere Jahr für Jahr auseinander. Anders sieht es da schon in der Europa League aus, in welcher sich auch heuer neben Larnaka Salzburg-Bezwinger Düdelingen und andere vermeintlich „kleine“ Vereine gut präsentierten. Es sollte einfach selbstverständlich sein, zumindest über den Herbst regelmäßig international spielen zu dürfen. So wird es auch um das Vielfache einfacher werden, Schlüsselspieler länger halten zu können oder zumindest höhere Transfersummen zu erzielen. Es ist natürlich nicht so einfach, dennoch sollte der Name „Sturm“ auch endlich wieder international bekannt werden.
Florian Karner (Jänner 2020): Wunsch erfüllt? Im Gegenteil! Am Ende der Saison 2018/19 qualifizierte sich Sturm nach einem äußerst schwachen Frühjahr nur mit Ach und Krach für den Europacup. Die Möglichkeit auf eine direkte Qualifikation machte man sich mit Rang Fünf zunichte und musste somit bereits in der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League einsteigen. Der Gegener am Weg in Richtung Gruppenphase kam aus Norwegen, hieß FK Haugesund und war am Papier ein vermeintlich leicht zu biegender Kontrahent. Doch bereits im Hinspiel zeigte sich, dass Sturm der Favoritenrolle ganz und gar nicht gerecht wurde. Kevin Martin Krygård und Niklas Sandberg – beide zusammen besitzen laut „Transfermarkt“ einen Marktwert von 150.000 Euro – hießen die beiden Torschützen, die für den 2:0 Endstand für den Underdog sorgten. Im Rückspiel musste Sturm aufgrund der Uefa-Sperre auch noch auf den gewohnten Rückhalt verzichten, zumindest ein paar tausend Kinder samt Begleiter durften am Ende doch auf die Ränge und wurden von tausenden Fans unterstützt, die vor den Stadiontoren für gar Südamerikanische Atmosphäre sorgten. Durch ein Eigentor und einen Treffer von Ljubic egalisierten die Blackys den Rückstand und waren zumindest auf den Weg in eine Verlängerung. Doch abermals sorgte Krygård für lange Gesichter bei Sturm und machte mit seinem Treffer in der 68. Minute praktisch alles klar. Das Abenteuer Europacup endete bereits nach einer Runde, während alle anderen österreichischen Teilnehmer durchwegs für Furore sorgten bzw. dies noch immer machen. Als größte Demütigung empfinde ich, dass der Wolfsberger AC aufgrund des Kärntner Stadion-Tohuwabohus seine namhaften Gegner in Liebenau empfing und Sturm nur zuschauen durfte. Das tat weh. Das darf und soll nie wieder passieren.
Mario Singer (Jänner 2019): Ich schließe mich dem Wunsch meines Kollegen ober mir gleich an. Der Verein aus Wien-Hütteldorf etwa performt – gefühlt schon jahrelang – grottig in der österreichischen Liga, schafft es aber trotzdem, nicht nur regelmäßig in der Europa-League-Gruppenphase vertreten zu sein, sondern heuer sogar in das Sechzehntelfinale einzuziehen. Davon ist der SK Sturm leider meilenweit entfernt. Damit die Schwoazen im kommenden Sommer und Herbst erst überhaupt die Möglichkeit haben, sich endlich auch in Europa erfolgreich präsentieren zu dürfen, müssen sie sich nicht nur in der EL-Qualifikation durchsetzen, sondern erstmal einen internationalen Startplatz in der Liga ergattern. Dieses Vorhaben ist in der diesjährig erstmals stattfindenden 12er-Liga durchaus kein Selbstläufer. Sollte sich der zukünftige Cupsieger nicht über den Liga-Weg für Europa qualifizieren, müsste sogar der Tabellenvierte nochmal in einem eigenen Play-off um den letzten Startplatz kämpfen. Aus diesem Grund wünsche ich mir – nach dem insgesamt unschönen Herbst – ein schwarz-weißes Frühjahr, das dem SK Sturm schlussendlich schlimmstenfalls den dritten Platz beschert. Platz drei könnte die direkte Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase bedeuten, sollte der Cupsieger gleichzeitig Meister oder Vizemeister sein.
Mario Singer (Jänner 2020): Meh, das ging ja ordentlich in die Hose. Um überhaupt Europa-League-Quali spielen zu können, musste der SK Sturm als Fünftplatzierter erst in einem eigenen Play-off gegen den SK Rapid, der Erster der „unteren“ Gruppe wurde, um den letzten Startplatz spielen. Das konnte mit Ach und Krach inkl. Pfeifkonzert und nachfolgendem Trainerwechsel geschafft werden. Doch auf internationalem Parkett präsentierten sich die Schwoazen ähnlich wie die Jahre zuvor und schieden gegen den FK Haugesund aus. Der SK Sturm tut sich Jahr für Jahr extrem schwer in der Qualifikation – als Drittplatzierter hätte man sich diese sparen können (siehe WAC).
Yannick Steinkellner (Jänner 2019): Meine Güte. Nach diesem turbulenten Herbst 2018 habe ich keine Ahnung, was ich mir eigentlich wünschen sollte für Sturm… Vielleicht nimmt ja der Verein die Ruhe und die Besinnlichkeit aus der Weihnachtszeit mit ins neue Kalenderjahr.
Den Wunsch nach mehr steirischen Spielerinnen und Spielern beim SK Sturm vom Kollegen Kolb unterstreiche ich natürlich.
Ich wünsche mir, dass die Sturm Amateure die Klasse problemlos halten.
Ich wünsche mir, dass das Frauenteam einen Titel holt, auch wenn das aufgrund der strukturellen und sportlichen Vorteile von St. Pölten sehr schwer wird.
Ich wünsche mir endlich eine ordentliche eigene Vereinshymne über den SK Sturm, damit man Steiermark vom Steinbäcker nicht so inflationär oft hören muss. So oft, wie die mittlerweile angestimmt und abgespielt wird, ist der Gänsehautfaktor für mich ein wenig verloren gegangen…
Ich wünsche mir, dass sich der Verein nicht tatenlos strukturell und sportlich vom LASK überholen lässt.
Ich wünsche mir, dass der Vorstand endlich einmal das anstrebt, was er vorgibt sein zu wollen: ein nachhaltiger Ausbildungsverein, der begeisternden Fußball spielt und eine Plattform für talentierte (steirische) Spieler ist.
Ich wünsche Roman Mählich alles Gute, auch wenn ich glaube, dass er keinen begeisternden Fußball spielen lassen kann. Da wünsche ich mir, dass ich falsch liege.
Yannick Steinkellner (Jänner 2020): Ich wünsche Roman Mählich auch heuer alles Gute. Ansonsten halte ich es eher zynisch – wie schön, dass unsere ganzen steirischen Kicker in der Regionalliga zeigen dürfen, wie gut sie sein könnten und wie schön, dass die Damen (von allen unbemerkt) tolle Arbeit leisten. Uns hat nicht nur der LASK überholt, sondern auch der WAC – aber Hauptsache der FAK ist noch schlechter dran als wir.
Nach dem turbulenten 2018 war 2019 auf jeden Fall ruhiger, weil langweiliger. Mir ist die Leidenschaft für diese Kreissl-Elf abhanden gekommen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und Spielstil und Passquote von 42% im letzten Spiel beim LASK sind nur ein kleiner Teil (Man lese sonst beim Herrn Kollegen Kolb nochmal genauer nach – Leitbild!?). Jedoch wird die Liebe zum Verein auch im 111. Jahr niemals vergehen. Ich freue mich auf 2020 und auf ein Wiedersehen.
Christian Albrecht (Jänner 2019): The same procedure as every year, SturmNetz! Was wünschen wir uns von unserem SK Sturm? Ja, was wünsche ich mir denn? Ich wünsche mir seit jeher das Gleiche. Ich kann nicht beeinflussen, wie erfolgreich der SK Sturm spielt oder wie gut gewirtschaftet wird. Fast niemand, der hier mitliest, kann das. Ein jeder von uns kann jedoch dafür sorgen, dass Euphorie rund um unseren Herzensverein herrscht. Immer. Überall. Ob Krise oder Erfolgslauf. Nie wieder darf es passieren, dass der gemeine Sturm-Fan das Stadion nach einer Niederlage verlässt und dabei soviel fühlt wie bei einer Operation mit Vollnarkose. Nein, wenn unser SK Sturm am Spielfeld abgeschlachtet werden sollte, möchte ich schreien vor Schmerz, Wut und Enttäuschung. Und wenn es dem Klub gelingen sollte, wieder einmal einen Titel nach Hause zu bringen, möchte ich jubeln und feiern bis ins Morgengrauen. Und am nächsten Tag stolz das Wappen auf dem Merchandise-Artikel meiner Wahl tragen und allen auf der Welt zeigen, dass ich zu diesem Verein nicht nur in guten, sondern gerade in schlechten Zeiten zur Seite gestanden bin. Nie wieder darf der SK Sturm den Menschen egal werden, wie es in der „12:12:12-40:40-0-48-Saison“ vor wenigen Jahren in Teilen der Fall war.
Ach ja, und apropos Merchandise. Ich wünsche mir von Herzen, dass es im kommenden Winter E N D L I C H einen Ugly Christmas Sweater des SK Sturm zu kaufen gibt. Für schwarz-weiße Weihnachten und einen inneren Weihnachtsfrieden!
Christian Albrecht (Jänner 2020): Tja. Ich will und kann nicht für alle sprechen, für mich war es jedoch ein weiteres Jahr, indem mich der SK Sturm weitgehend kalt ließ. Zu sicher schien im Frühjahr vielleicht bereits ein Platz unter den Top 3, war die Konkurrenz mit dem WAC, St. Pölten und einer „hinigen“ Austria doch keine allzu namhafte. Doch trotz der Riesenchance auf die fixe Teilnahme an einer internationalen Gruppenphase war die persönliche Enttäuschung aufgrund des Verpassens weitaus weniger riesig. In den Play-Off-Spielen war die Stimmung dann ohnehin auch bei der breiten Masse im Keller, die Qualifikation für die internationale Qualifikation wurde mit Buh-Rufen begleitet. Das Aus gegen Haugesund war eine weitere Enttäuschung, ja. Ganz ehrlich? Ich habe es zur Kenntnis genommen. Vielleicht auch deshalb, weil ich vor einer größeren Schmach in der nächsten Runde Angst hatte. Ich weiß, bis hierhin klingt das alles recht negativ. Zum Positiven: Der SK Sturm hat wieder einen Typen als Trainer. Das mag nicht jedem gefallen, mir gefällt es. Nein, ich gehe bei Weitem nicht mit allem d’accord, was NEM tut und sagt. Ich denke, dass dieser Trainer von vielen oftmals missverstanden wird, vor allem wenn er bei Interviews mit unmotiviertem Schlafzimmerblick die Künstlerpause überstrapaziert. Doch was er sagt, sind keine leeren Worthülsen, die man als Sturm-Fan aus vergangenen Jahren nur zu gut gewohnt ist. Und wenn der Trainer unter den Pappeln in der Mixed-Zone gegen eine Tür tritt, kann man es geil finden oder sich dafür schämen – wichtig ist, dass man dabei etwas fühlt.
Zu Wunsch Nr. 2: Ich habe meinen inneren Weihnachtsfrieden nicht gefunden.
Günter Kolb (Jänner 2019): Zu gerne definiert sich der SK Sturm als Fußballverein für alle Steirer. Klingt gut, auch ohne es in irgendeiner Form nötig zu haben, sich vom selbst titulierten „Grazer Stadtklub“ abzugrenzen. Mit Ausnahme, dass der Hauptsponsor eine der ältesten Großbrauereien der Grünen Mark ist (mittlerweile zwar Teil der BrauUnion mit Zentrale in Linz und mit Heineken als Hauptaktionär), steckt jedoch in den handelnden Hauptprotagonisten derzeit sehr wenig unseres Bundeslandes drin. In der abgelaufenen Herbstsaison kamen gar nur zwei (!!!)gebürtige Steirer (Dario Maresic 16 Einsätze und Tobias Schützenauer 1 Einsatz) zu Bundesligaminuten. Das ist ohne Zweifel ein absoluter Negativrekord in der Klubgeschichte. Selbst in der sportlich goldensten Ära überhaupt, als echte europäische Klassekicker im schwarz-weißen Trikot aufliefen und man die Königsklasse aufmischte, war „made in styria“ geläufiger als jetzt. Jener Mann, der damals für diese Erfolge hauptverantwortlich zeichnete, sagte einst, dass es in jeder Fußballmannschaft ein Grundgerüst an Local Heroes bedarf. Dies schaffe Identität, wecke Emotionen und bringe vor allem auch mehr Zuschauer in die Stadien. Natürlich sind die Rahmenbedingungen für minderbegütete Klubs heutzutage andere, werden bereits Zwölfjährige von Managern vollgeschwatzt, welche dann vor Erregung zittern, wenn ihren Schützlingen von Red Bull oder ausländischen Vereinen mit der eiskalten Göttin Marie zugewunken wird. Trotzdem wünsche ich mir, dass Sturm zukünftig alles daran setzt, die grün-weiße Quote bei schwarz-weiß wieder aufzupeppen. Schließlich ist unser Bundesland seit Jahren nicht nur ein Nährboden an außerordentlich talentierten Fußballern, sondern auch an etlichen soliden, Bundesliga-tauglichen Kickern. Unverständlicherweise allerdings treten derzeit bei beinahe jedem anderen Erstligaklub mehr Steirer als ausgerechnet bei Sturm gegen den Ball. Zukünftig etwa einen 27-jährigen Stefan aus Wagna oder einen 23-jährigen Albert aus Maria Lankowitz anstatt des 27-jährigen Filipe Miguel aus Lissabon für die Linksverteidigerposition ins Auge zu fassen, wäre schon ein guter Beginn. Sollte ein Umdenken stattfinden, wird sich das zwar noch nicht im Jahr 2019 wesentlich auswirken, trotzdem erhoffe ich dahingehend einen leicht modifizierten Kurs. Ein Fußballer, der in der Lage ist, noch in der 90. Minute über das ganze Feld ein Solo anzusetzen und dann per eingesprungenem Seitfallrückzieher den Ball genau im Winkel zum 1:0 versenkt, wird ohnehin nie in Messendorf um einen Vertrag betteln. Kicker in der Güteklasse eines Ovenstads, Feirreiras, Chabbis, Hosiners oder Obermaiers jedoch, sollten auch in unserem Bundesland zuhauf aufspürbar sein. Dann auch ganz ohne OviScout9000, zwielichtigen mazedonisch-türkischen Spielervermittlern, Sprachbarrieren, Anpassungsproblemen, Herzschmerz und Heimweh.
Günter Kolb (Jänner 2020): Alles gut! Der deutsche Schriftsteller Peter Bamm prägte den Satz „ein Wunsch kann durch nichts mehr verlieren, als dadurch, dass er in Erfüllung geht“. Demnach bin ich noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Der Nullmeridian meiner Sorge, etwas in mir könnte abhanden kommen, war zweifelsohne der 14. September des abgelaufenen Jahres. Justament beim ersten Heimspiel nach der Präsentation des vollmundigen, wunderschönen und doch so realitätsfernen Leitbildes („die bestmögliche Ausbildung und Förderung unseres Nachwuchses [….] werden stets wichtiger Bestandteil unseres Vereines bleiben“) stand in der Startelf des SK Sturm überhaupt erstmalig in der 110-jährigen Klub-Geschichte WEDER ein gebürtiger Steirer, NOCH ein Kicker, der bereits vor seinem 20. Geburtstag in irgendeiner Altersklasse das schwarz-weiße Trikot trug. Lieber SK Sturm, ich hab keine Ahnung, wo, wie, warum und wann das alles angefangen hat (manchmal denke ich, Günter Kreissl leidet noch immer an einem bereits 22 Jahre anhaltenden Trauma, weil Sturm mit fünf eingesetzten Steirern dem damaligen Admira-Torhüter in der Gruabn einst gleich sieben Bummerl in den Kasten setzte), aber unter der aktuellen Führung werde ich es mir nicht mehr wünschen, dass endlich begriffen wird, wie wichtig Identifikationsfiguren für diesen Verein wären. Wie gut investiert Geld sein könnte, wenn man doch – wie all die Jahre zuvor – ein paar Amateurspieler als Belohnung für ihre tollen Leistungen im Herbst ins Wintertrainingslager mitnehmen würde. Aber bitte: Jammert dann nicht, wenn wie beim letzten Heimspiel des Jahres 2019 trotz diverser Lockrufe wie etwa „zahl 1 – bekomm 3“ – Aktionen nur noch knapp 8.000 Anhänger den Weg nach Liebenau finden.
Nikolaus Fink (Jänner 2019): In naher Zukunft wird es darum gehen, sich den Platz im oberen Play-Off zu sichern. Aufgrund der langsam aufkommenden Aufbruchstimmung sowie der stabilen Defensive bin ich überzeugt, dass Sturm das schaffen kann und wird. Danach wird es – und auch ich kann mich meinen Kollegen hier nur anschließen – endlich Zeit, sich nach den blamablen Europacup-Jahren auch international einmal zu beweisen. Es kann nicht sein, dass die Blackys an jeder ausländischen Hürde scheitern und so bereits schon immer im Sommer die Koffer packen müssen. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass die Schwarz-Weißen wieder etwas attraktiveren Fußball spielen werden, als das in den vergangenen Partien der Fall war. Klar, es geht darum, möglichst erfolgreich zu agieren, der eine oder andere fußballerische Höhepunkt würde aber auch den Fans in Graz-Liebenau nicht schaden. Ich bin überzeugt davon, dass wir das nach der Qualifikation für die Meisterrunde auch so auf den Rasen bringen werden!
Nikolaus Fink (Jänner 2020): Der Platz im oberen Play-Off wurde zwar erreicht, was danach passierte, war dem Sportklub Sturm Graz aber nicht wirklich würdig. Irgendwie konnte man sich einen Europacup-Platz sichern, nur um in der Qualifikation gegen Haugesund nach 180 Minuten international abermals ein Armutszeugnis abzulegen. Auch nach dem Trainerwechsel war spielerisch vielmehr Schonkost als ein üppiges Fünf-Gänge-Menü angesagt und so befindet man sich in Graz derzeit gefühlt fast wieder dort, wo man vor exakt zwölf Monaten stand: in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Klar, der Platz in der Meistergruppe ist fast fixiert, dennoch droht Sturm auf Dauer irgendwo im Nirgendwo zu versinken. Das darf und sollte nicht der Anspruch der Blackys sein, ist derzeit aber mehr als nur wahrscheinlich. Und das schmerzt – so ehrlich muss man sein!
Stefan Wilfing (Jänner 2019): Ich wünsche mir die Freiheit für Sturm! Ganz egal, was der Sportklub in diesem und den nächsten Jahren noch erreichen wird – er soll es als SK Sturm Graz erreichen. Kein Unternehmen der Welt sollte das Recht haben, egal wie viel dieses in den Verein investiert, Teile des Namens für sich zu beanspruchen. In Anbetracht der Zeit, in der wir leben, sowie den gesellschaftlichen Umständen, denen wir ausgesetzt sind, mag dies utopisch oder blauäugig erscheinen, allerdings stand unser aller Logo einst vor der selben Herausforderung. Und was trotz all der Umstände möglich sein kann, hat die hartnäckige Arbeit und unbändige Einsatzbereitschaft einer gewissen Initiative vor nicht allzu langer Zeit gezeigt. So möge dieses Projekt vollendet werden!
Stefan Wilfing (Jänner 2020): Die Vollendung steht nach wie vor aus, scheint zudem in eine noch weitere Ferne der Bedeutungslosigkeit gerückt und baumelt wie ein KO-geschlagener Boxer in den Grenzseilen unseres Denkens. Deshalb bleibt mein Wunsch für 2019 auch für das Jahr 2020 vehement bestehen, um sich in die Köpfe möglichst aller Menschen weltweit zu schleichen: Ich wünsche mir die vollkommene Freiheit für den SK Sturm Graz! Und Peter Zulj für vier Jahre ohne Ausstiegsklausel als Fundament dafür, die kommenden vier Gruppenphasen der Europa League positiv und erfolgreich gestalten zu können.
bravo Günther Kolb, schreibst mir aus der Seele…Leihspieler und tlw. Unterklassige Legionäre, eigene „Diamanten“ werden maximal verliehen und sehen keine Einsatzminuten. generell herrscht auch in der Fanszene eine komische Stimmung, wenn ein Junger (siehe Lema) nicht sofort bei etwaigen Kurzeinsätzen das Spiel alleine herumreißt, wird er gleich zerissen – bei anderen heißts, „der braucht noch Zeit, gebts ihm ein paar Spiele“ – ich bin überzeugt, wenn unsere Jungen „ein paar Spiele“ bekommen, kann auch was daraus werden. Prosit 2020
Ich gehe mit Kolb ebenso d’accord, muss aber vehement widersprechen, was die Fanszene betrifft. Niemand aus der Kurve hat und/oder hätte einen Lema zerrissen. Du meinst vermutlich eher den raunzenden Längsseitensitzer …
Lieber 1909, sitze selber auf der Längsseite, gehe wahrscheinlich um einiges länger zu sturmspielen als du und deine verallgemeinerung über die „unfehlbare Kurve“ bzw. übet die „phöse Längsseite“ kannst dir sparen…ich red von den kommentaren hier im forum und bin überzeugt davon, dass da auch kurvenhüpfer dabei sind…