Stunde der Wahrheit
Der erste Sieg im Frühjahr ist vollbracht. Heute steht bereits das nächste Kräftemessen an. Und zwar mit niemand Geringerem als dem Meisterschaftsfavoriten, ideologischen Erzfeind und Angstgegner schlechthin. Vermag man dem Getränkekonzern überhaupt etwas entgegenzusetzen?
Fortuna vor Comeback?
Pech und Unvermögen. Mehr braucht es kaum, um die Leistungen der Grazer in dieser Saison Revue passieren zu lassen. Auf eine Rehabilitation und erkennbare Fortschritte wartete der geduldige Sturmfan lange Zeit vergebens. Am vergangenen Wochenende hat sich das Blatt allerdings endlich gewendet. So irgendwie. Fortuna meinte es ausnahmsweise gut mit den Blackies und bescherte nicht nur den ersten Torerfolg seit einer über 300-minütigen Flaute, sondern ebenso den ersten Dreier der Rückrunde. Über das Wie sei lieber der Mantel des Schweigens gehüllt. Denn mit Ruhm hat man sich dabei wahrlich nicht bekleckert. Das sei in Hinblick auf das Duell gegen die Millionentruppe aus Salzburg aber ausnahmsweise außer Acht gelassen. Vielmehr stellt sich die Frage: Welche Blockaden hat der unfassbar wichtige Sieg in Ried gelöst? Ist der Knoten nun endlich geplatzt? Zumindest konnte Sturm den vierten Tabellenplatz vorerst reservieren, anstatt tief abzurutschen.
Befreiungsschlag
Kaum zu übersehen war jedenfalls die grenzenlose Erleichterung nach dem späten, irregulären Siegtreffer. Ausgerechnet von jenem Herren, dem stets alles zuzutrauen ist. So trabte Roman Kienast nach seiner Verletzung wie ein Fremdkörper auf dem Felde, als wäre ihm das Spielgerät völlig fremd, nur um kurze Zeit später wieder aufzuspielen wie in seinen besten Tagen. Es gilt zu hoffen, dass dieser Zyklus vor einer Wiederholung steht. Im viel zu dünn besetzten Angriff wäre ein Kienast in Form, der bereits des Öfteren bewiesen hat, dass er durchaus den Unterschied ausmachen kann, pures Gold wert. Selbiges gilt selbstredend auch für den wiedergenesenen Donis Avdijaj. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie schnell dieser zurück zu alter Stärke findet. Man darf zumindest vorsichtig von etwas besseren Aussichten in der Offensive träumen. Die Defensive präsentiert sich derweilen ohnehin stabil. Potential ist also in jedem Fall ausreichend vorhanden. Warum also nicht auch einmal den Bullen ein Bein stellen?
Tabellenletzter vs. Titelanwärter
Sturm Graz ist Tabellenletzter. Zumindest wenn es um die Bilanz gegen die Großen der Liga geht. Kein anderes Team konnte gegen Red Bull, Rapid und die Austria weniger oft punkten als Sturm. Ähnliches gab es bereits in der Vergangenheit, ebenfalls unter Franco Foda. Es darf also davon ausgegangen werden, dass der Cheftrainer besonders motiviert zu Werke gehen wird, um diese leidige Statistik zumindest etwas aufzupolieren. Und Red Bull? Die scheinen unter Óscar García wieder zurück in die Spur gefunden zu haben. Zudem zeigte der nach einer Malariaerkrankung lange ausgefallene Naby Keita eindrucksvoll, wie wichtig er tatsächlich für die Salzburger Offensive ist. Der 4:1-Sieg und der damit einhergehende Rauswurf der Austria aus dem Titelrennen können durchaus als kleine Machtdemonstration der Bullen gewertet werden, wenngleich sich die Wiener – nicht zum ersten Mal – mehr als schwach präsentierten.
Fazit
Sturm geht gegen die Bullen naturgemäß als Außenseiter an den Start. Für einen Sieg gegen den finanziellen Ligakrösus muss einfach alles stimmen. Wie immer. Präsentiert sich Sturm besser als zuletzt und geht konzentriert und zielgerichtet zu Werke, so ist zuhause stets – sogar aktuell – etwas möglich. In Anbetracht der gegenwärtigen Verfassung beider Teams wäre aber wohl auch ein Remis schon als Erfolg zu werten. Es wäre wünschenswert, ginge diesmal ein schöner Abschluss Sturms nicht an den Pfosten, sondern eher der des Gegners. Mit einer schwarz-weißen Fortuna ist durchaus alles drin. Oder aber man wird auf den Boden der Realität zurückgeworfen. Wo Sturm Graz tatsächlich steht, wird man heute Abend sehen.
Spieldaten
SK Sturm Graz vs. RB Salzburg, Bundesliga Runde 25
Mittwoch, 02.03.2016, 20:30 Uhr, Stadion Liebenau
Mögliche Aufstellung:
Sturm Graz (4-2-3-1): Esser; Kayhan, Avlonitis, Spendlhofer, Lykogiannis; Lovric, Offenbacher; Dobras, Avdijaj, Horvath; Kienast
Ersatz: Gratzei, Potzmann, Gruber, Jeggo, Stankovic, Edomwonyi, Klaric
Fraglich: Schick, Klem
Gesperrt: Kamavuaka
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