SK Sturm Frauen im Liebenauer Stadion
Aus einem tollen Plan wurde eine denkbar undankbare Aufgabe für die Frauen des SK Sturm Graz. Nach einem enorm bitteren, hitzigen Spitzenspiel der Herren-Bundesliga durften die Damen im Liebenauer Stadion auflaufen. Weil die Niederlage der Männer naturgemäß allen Sturm-Knofeln im Magen lag, hielt sich das Interesse jedoch in Grenzen, im Stadion zu bleiben. Doch gerade aus dem Nordkurven-Teil der Grazer Sturmflut (vereinzelt auch der Brigata) bewiesen einige Eingeschworene zusammen mit etwa 1000 anderen ihr Stehvermögen. Organisierten Support gab es hinter dem Tor von Vanessa Gritzner bislang noch nie – also trotz aller Umstände ein schönes Novum, dass Fangesänge durchgehend erklangen. Das darf sich gerne wiederholen.

Beim Aufwärmen waren die Ränge noch voller, auch wenn man verstehen konnte, dass so mancher Sturm-Fan an diesem Tag nicht noch ein Spiel gegen die Austria sehen wollte.
Zum Spiel
Auf dem Spielfeld versuchte Sturm alles und hatte auch mehr Spielanteile, die Austria-Frauen mit ihrer enorm starken Defensive, hielten jedoch stand und gingen in Führung. Danach biss sich die Sturm-Offensive am abgeklärten Spiel der Violas um die Ex-Teamspielerinnen Wenninger, Schiechtl und Kirchberger die Zähne aus. Die erste Hälfte ging mit 0:1 zu Ende. An mancher Stelle hätte man sich auch eine gelbe Karte für taktische Fouls der Austria erbeten – leider war an diesem Tag auch der zweite Schiedsrichter auf dem violetten Auge manches Mal ein wenig nachlässig. Ein ehrlicher Spielbericht muss aber zur Pause auch festhalten, dass die klareren Torchancen ihre zahlenmäßige Überlegenheit bei der Austria hatten.

Modi Uka stemmte sich gegen die Austria-Defensive.
Die zweite Hälfte brachte eine noch entschlossener auftretende Sturm-Elf, die nach einem Eckball netzen konnte. Coach Djaković hatte augenscheinlich die richtigen Worte gefunden. In der 50. Minute stocherte Lena Breznik den Ball am Ende einer Drangphase ins Tor und sorgte für eine erlösende Jubel-Traube. Auch in der Nordkurve wurden die Gesänge so wieder lauter. Einen unmittelbaren Gegenangriff der Austria konnte die Innenverteidigung in letzter Sekunde klären. Mit dem 1:1 rückte der SK Sturm auch den ungerechten Spielausgang aus dem Herren-Spiel davor zurecht, das tat der Sturm-Seele gut. Die Austria suchte das Heil nun in der Offensive, drohte sie doch den Kampf um die Meisterschaft in Graz zu verlieren. Ein Seitfallzieher von Modesta Uka nach Jakobsen-Flanke war ein weiteres Highlight vor der Nordkurve – knapp über das Tor. Die Schwoazen spielten mit guten Kontern munter weiter mit. Und doch musste das Sturm-Team den erneuten Rückschlag hinnehmen – in der 67. Minute traf die Austria erneut. Ein Kopfballtor nach einer Ecke zeigte, worauf die Austria im Zweifel baute.

Sorgte für den zwischenzeitlichen Ausgleich – Lena Breznik.
Postwendend kam Sturm wieder auf. Modi Uka im Zusammenspiel mit der gut aufgelegten Breznik kam in den Strafraum, wurde gestoßen, bekam den Elfer aber nicht. Beim Gegenstoß musste Anna Wirnsberger dafür den gelben Karton sehen, den sie mit einem Foul unterband. Der Schiedsrichter weckte plötzlich wieder Gefühle, die man beim Männer-Spiel davor zur Potenz durchgemacht hatte. Doch die Emotionalisierung des Spiels weckte die Schwoazen auf und die Frauen bekamen die zweite Luft. Sturm setzte sich wie zu Beginn der zweiten Hälfte rund um den Strafraum der Austria fest. Sturm reklamierte bei einem weiteren Gestocher nach Eckball auf Handspiel – VAR gibt es in der Frauen-Bundesliga leider nicht. Die Kombination aus Uka-Dribblings, Jakobsen-Ablagen und Breznik-Abschlussversuchen ließ noch ein Mal Hoffnung keimen.
Djaković warf für die Schlussphase auch Linda Popofsits noch in die Partie, was noch mehr Offensive bedeutete, aber auch mehr Risiko. Eine weitere Spielerin musste Stürmerin und Ex-LUV-Spielerin Michaela Traussnigg weichen. Sturm ging All-in. Drückte an. Und dann erzielte Elisabeth Brandl in der 90. Minute das verdienteste Tor, das die Sturm-Welt an einem Doppelspieltag gegen die Austria je gesehen hat! Wieder nach einer Uka-Ecke. Wieder ein Gestocher! Wieder Ausgleich! 2:2! Oh wie schön der Torjubel! Oh wie schön, dass es ein richtiges Kack-Tor war! Oh wie schön der Schlusspfiff direkt danach!

Die aufopferungsvolle Uka sorgte mit ihren Standards 2x für den Umschwung.
Wie geht es weiter?
In der Meistergruppe der Damen, wo vier Teams um den Titel kämpfen, herrscht nach der Hinrunde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Während mit der Austria zum ersten Mal seit längerer Zeit ein Team den Serienmeister SKN St. Pölten fordern konnte und erst durch dieses Spiel gestoppt wurde, finden sich Sturm Graz und die Vienna im Infight um den dritten Tabellenplatz wieder. Dieser würde zur Teilnahme an einem neu geschaffenen Europa Cup berechtigen und ist erklärtes Ziel beider Teams. Da die budgetäre und sportliche Überlegenheit bei Austria Wien und St. Pölten markant ist, dürfte es für Sturm auf das direkte Duell mit der Vienna hinauslaufen. Der Punkt heute war dennoch bereits Gold wert. Hier haben die Grazerinnen gute Karten und können in den kommenden Wochen mit einem Erfolg gegen die Vienna alles klar machen.

Für mehr doppelte Sturm-Klatscher in Liebenau.
Eine Teilnahme am neuen Europa Cup würde auch zu guten Argumenten für Michael Erlitz in Vertragsverhandlungen mit aktuellen und potenziellen Neuzugängen führen. Tode Djaković hat jedenfalls eine schlagkräftige Truppe beisammen, die mit punktuellen Ergänzungen durchaus die Lücke zur Austria verkleinern könnte. Sportlich zeigte Sturm phasenweise bereits in dieser Saison, dass die Austria nicht so sehr enteilt ist, wie man zu Saisonbeginn vermuten durfte. Der SKN St. Pölten scheint allerdings weiterhin unerreichbar, das muss auch gesagt werden. Zumindest in der Arbeit mit der Presse machen die Verantwortlichen der Frauen-Abteilung bereits einen abgeklärten Eindruck, die Spielerinnen zahlen die fortschreitende Professionalisierung im Frauen-Bereich mit Einsatzbereitschaft zurück. Es wäre an der Zeit, dass der Verein auch das Budget an die immer besser werdende Qualität beim Personal anpasst und so nicht nur die Infrastruktur (Stichworte: Trainingszentrum Puntigam, mehr Spiele in Liebenau), sondern auch die Transfermöglichkeiten und die Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden können, um in Zukunft auch mit den Frauen ernst zunehmend um Titel mitzuspielen.
Gratulation an unsere Mädels, ganz tolle Leistung, wahrscheinlich bestes Spiel der Saison!
v.a. 2x zurückgefightet. echt schön!
Man muss aber auch ehrlich sagen, dass die Ansetzung für Sonntag schon spät war und zweitens, dass viele nach dieser Partie einfach keine Lust mehr hatten Fußball zu gucken, inklusive mir
Man sagt immer so grossartig, dass es nur auf die Farben ankommt die repräsentiert werden. Scheinbar das Geschlecht auch. Ich war jetzt schon öfter mit den Kindern in Messendorf bei Spielen der Sturm Damen (durfte einmal neben dem Ex-Trainer stehen) und meine, dass man sich mehr Publikum verdient hätte!