Scheiblehner: „Es gibt keinen Grund, über einen neuen Sturmtrainer nachzudenken“
„Christian Ilzer wird Gerardo Seoane als Trainer von Borussia Mönchengladbach ablösen“ – „Christian Ilzer lässt sich die Gruppenphase der Champions-League sicher nicht nehmen“. Aus dem Umkreis von Sturm Graz hört man in den letzten Tagen sehr viel Konträres. Ilzer selbst meinte nach der Fixierung des Doubles nur „heute bin ich noch Sturmtrainer, morgen auch noch“. Klar scheint nur, dass man bei Sturm für alle Eventualitäten bereits vorgesorgt hat. Dem Vernehmen nach steht bei einer etwaigen Suche nach einem Nachfolger (wann immer diese auch schlagend wird) derzeit ein guter Freund und Kollege des Double-Trainers als Wunschcoach in der Pole-Position. Deswegen haben wir bei Gerald Scheiblehner von Blau-Weiß Linz nun einmal nachgefragt, ob diese Gerüchte auch Substanz haben:
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Guten Tag Herr Scheiblehner, Sie waren am Tag des Double-Gewinns des SK Sturm ja mittendrin statt nur dabei. Können Sie uns verraten, wie es zu dieser Einladung kam?
Christian Ilzer und ich kennen uns schon lange. Wir waren ja schon in der Regionalliga (Anm: Vorwärts Steyr – TSV Hartberg, 2:4 im Jahr 2015) Kollegen. Ich würde es als Freundschaft unter Trainern einordnen. Wir schätzen uns auch fachlich, haben zusammen die Pro-Lizenz gemacht. Jetzt sind wir beide in der Bundesliga und es freut mich irrsinnig, dass Christian so erfolgreich ist. Wir haben vor zirka zwei Wochen telefoniert und er hat mich gefragt, ob ich beim Meisterschaftsfinale dabei sein möchte. Ich war in dieser Saison schon bei einigen Siegen des SK Sturm vor Ort, daher haben wir gescherzt, ich sei so eine Art Glücksbringer und deshalb habe ich gesagt, ich komme vorbei.
Wie haben Sie dann diesen Tag erlebt?
Man konnte natürlich die Anspannung überall spüren, jeder war ziemlich aufgeregt. Nach dem Führungstreffer war die Erleichterung dann allgegenwärtig und die Stimmung im Stadion natürlich sehr gut.
Ist Sturm für Sie der verdiente Meister und wenn ja, was hat man in Graz besser gemacht als in Salzburg?
Prinzipiell ist immer der, der am Ende die meisten Punkte am Konto hat, der verdiente Meister. Seit der Ära Schicker/Ilzer wird in Graz kontinuierlich gut gearbeitet. Man hat sich jedes Jahr an Salzburg herangearbeitet. Trotzdem ist vor jeder Saison – ob der viel größeren Mittel – Salzburg der Favorit. Man sieht aber, dass man mit extrem guter Arbeit erfolgreich sein kann. Als größten Pluspunkt sehe ich dabei, dass man nun schon länger mit denselben Personen arbeitet. Personen, die eine klare Idee haben und sich auf diesem Weg nicht von außen beeinflussen lassen und diesen durchziehen. Generell ist es aber sicher der Verdienst von Allen im Verein, denn mit Sturm Graz das Double zu gewinnen, ist wahrscheinlich doch etwas Einzigartiges.
Würden Sie zustimmen, wenn jemand behauptet, Ilzer und Sie hätten eine ziemlich ähnliche Idee vom Fußball?
Ich würde sie schon als ähnlich bezeichnen, ja. Wir mögen den ähnlichen Fußball. Den kann man mit Sturm auch sehr gut umsetzen, weil es dort gelungen ist, die Mannschaft dahingehend perfekt zusammenzustellen.
Natürlich müssen wir nachfragen: Sie gelten gerüchteweise als erster Kandidat, falls es in diesem Sommer zu einem Ilzer-Abgang kommen sollte.
Zu diesen Gerüchten beziehe ich keine Stellung. Zurzeit ist das Null Thema. Es wäre auch Christian gegenüber respektlos, er ist der Sturmtrainer. Ich habe einen Vertrag in Linz. Es gibt ja auch gar keinen Grund, über einen neuen Sturmtrainer nachzudenken. Und ob er dort überhaupt weggehen will, kann ich nicht beurteilen.
Mit BW Linz trotz der Abgänge zweier Stützen direkt nach dem Aufstieg die Liga frühzeitig und relativ souverän zu halten, kam für viele überraschend, galt doch Ihr Team vor der Saison für viele als Abstiegskandidat Nummer Eins. Hatten Sie vor dieser Saison auch Zweifel, ob der Kader bundesligatauglich ist?
Zweifel hatte ich keine. Der Start war natürlich extrem schwierig, auch die Auslosung kam uns nicht gerade entgegen. Wir alle mussten zudem auch erst einmal die Liga kennenlernen. Generell haben wir versucht, eine Art Fußball zu spielen, die mit unserer damaligen Qualität einfach noch nicht möglich war. Wir waren auch noch zu fehleranfällig und wurden dafür mehrmals bestraft. Wir haben aber schnell dazugelernt, haben einiges adaptiert, das hat sehr viele Spieler besser gemacht. Nach dem ersten Bundesligasieg, auswärts bei der WSG Tirol, haben wir an Stabilität gewonnen und waren in den meisten Spielen mit den jeweiligen Gegnern auf Augenhöhe. Die Siege gegen Salzburg und im Derby gegen den LASK waren dann richtige Ausrufezeichen und haben uns die Arbeit natürlich erleichtert. Das Ziel, sich in der ersten Phase der Meisterschaft eine gute Ausgangsposition für die Qualifikationsgruppe zu schaffen, haben wir erreicht.
Der angesprochene Sieg in Salzburg und der Punkt daheim gegen den Ligakrösus hat ja Sturm das Leben ein wenig leichter gemacht.
Im Nachhinein war das natürlich f Sturm. Aber wir haben auch gegen Sturm zu Hause remisiert.
Finden Sie, dass diese Leistung in Linz beziehungsweise generell österreichweit vielleicht zu wenig gewürdigt wird? Bei der Wahl zum Trainer der Saison – erstellt von allen zwölf Trainern, Managern und Präsidenten – landeten Sie hinter Ilzer, Pacult, Silberberger und Schopp „nur“ auf Platz 5.
Ganz im Gegenteil. Es ist eine Ehre für mich auf Platz 5 zu landen. Peter Pacult beispielsweise leistet in Klagenfurt ja auch Hervorragendes. Und Thomas Silberberger schafft das jährlich, was mir in Linz in dieser Saison zum ersten Mal gelungen ist: Nämlich mit einer eher unterdurchschnittlichen Mannschaft die Liga zu halten. Über Schopp und Ilzer brauchen wir sowieso nicht diskutieren. Es wäre vermessen, im ersten Bundesligajahr mehr als Platz 5 zu erwarten.
Sie sind ja geborener Linzer, haben bereits im VÖEST-Nachwuchs gespielt, gelten als wesentlicher Baustein, Blau-Weiß auch langfristig in der höchsten Spielklasse zu etablieren. Wären Sie überhaupt bereit, den nächsten Schritt zu gehen oder käme Ihnen der vielleicht sogar noch zu früh?
Letztendlich gehören da immer zwei Seiten dazu. Was erwartet man überhaupt von einem Trainer? Was glaube ich, überhaupt geben zu können? Momentan fühle ich mich sehr wohl. Blau-Weiß ist eine ideale Station für mich. Als Trainer im Voraus großartig zu planen ist schwierig. Wir wissen alle, wie schnelllebig das Geschäft ist. Aktuell bin ich glücklich in Linz und ich erachte es als Luxus, hier einen Bundesligaverein trainieren zu dürfen.
Sind Sie mittlerweile „nur“ noch Trainer oder üben Sie auch noch ihren Nebenjob aus?
Bei der ÖGK habe ich noch ein 8-Stunden-Dienstverhältnis. Da darf ich im Home-Office ein Fußballprojekt betreuen und das werde ich auch weiterhin so handhaben. Das geht sich nebenher locker aus.
Zum Abschluss: Sturm hat sich ja mit dem Titel automatisch für die CL-Gruppenphase qualifiziert. Glauben Sie, dass die Grazer in der nächsten Saison auch international für Furore sorgen können oder wird man in der Königsklasse zunächst auch nur an Erfahrung gewinnen, ähnlich wie im ersten Europa-League-Jahr unter Ilzer in der Saison 2021/2022?
Natürlich ist die Champions-League wieder etwas Anderes als die Europa League. Aber ich glaube schon, dass man in dem ein oder anderen Spiel überraschen kann. Für Überraschungen hat man ja international gesorgt. Und man ist nie chancenlos. Man wird zwar vermutlich in jedes Spiel als Außenseiter gehen, aber ich traue Sturm schon einiges zu.
Vielen Dank für das Gespräch.
Klingt da sehr sympathisch, der Scheibi! Sollte Ilzer gehen wäre er da glaub ich ein guter Ersatz.
Super Bursch anscheinend, ganz sicher ein top Trainer. Kommt wenn noch nicht heuer, dann eben nächstes Jahr, glaube ich.
Sicher ein Trainer mit viel Potenzial, aber er hat erst eine Bundesliga-Saison bestanden. Falls Ilzer geht, würde ich mir einen Trainer mit mehr Erfahrung wünschen.
Warum wird eigentlich ein Hr. Schopp so ausgegrenzt. Man bedenke was der in und mit Hartberg leistet, haben ja das geringste Budget von allen Bundesligisten.
Was jetzt nicht bedeutet, dass ich was gegen Hrn. Schreiblehner habe.