Mixed Feelings nach Auftakt-Doppel
Die Neuzugänge des SK Sturm Graz in der Saison 2024/25 drücken dem Spiel der Grazerinnen von Beginn weg den Stempel auf, so viel ist nach zwei Partien sicher. Während beim Auswärtsspiel gegen Blau-Weiß Linz Rebecca Villena und Pauline Deutsch noch die glücklichen Torschützinnen waren, sorgten die auffälligen Akteurinnen im zweiten Spiel wieder für Glanzmomente, machten am Ende aber auch jene Fehler, die zur Niederlage führten. Dieses Wechselbad der Gefühle wird vor allem den Spielerinnen selbst zu denken geben. Das Trainerteam rund um Sargon Duran hat aber vier Wochen Zeit bis zum nächsten Meisterschaftsspiel, um Deutsch und Villena wieder aufzurichten. Aber nun alles der Reihe nach.
Überzeugender Sieg in Linz
Als Sturm-Knofel hatte man davon geträumt, dass es so losgehen würde: Starke Vorstellung, deutlicher Sieg und Neuzugänge, die sofort helfen. Im Donauparkstadion des FC Blau-Weiß Linz (in Spielkooperation mit Union Kleinmünchen) drückte Sturm Graz von Anfang an auf die Tube. Die Tore ließen jedoch noch auf sich warten. Im eigenen Tor sah man jedoch bereits die erste freudige Überraschung, denn die dienstälteste Kaderspielerin Vanessa Gritzner durfte im ersten Spiel als Torhüterin zwischen die Stangen. Die selbstbewusste Schweizerin Lourdes Romero mit der Rückennummer eins musste auf der Bank Platz nehmen.
Vergab Pauline Deutsch noch ein paar Chancen in der ersten halben Stunde, so wurde Sturm gegen Ende der Halbzeit immer konkreter. In der 41. Minute belohnten sich die Spielerinnen für ihre Leistungen – die neue Mittelfeld-Regisseurin Rebecca Villena traf nach einem Fehler der Linzer Torfrau zum 1:0. Mit Selbstvertrauen kam Sturm danach aus der Halbzeit und drückte auf die Spielentscheidung. Wieder war es ein kleines Geduldspiel, bis der neo-schwoazn Bomberin Pauline Deutsch in der 73. Minute endgültig der Knopf aufging. Ein lässiger Heber zeigte, dass die Deutsche Deutsch über ordentlich Übersicht und Gefühl im Fuß verfügt. Und weil es so schön war, machte sie es nach einem hohen Ballgewinn aus 30 Metern nur fünf Minuten später gleich nochmal – 3:0 (78.). Das war auch der Endstand dieses Einstands nach Maß.
Trainer Sargon Duran: „Wir wollten vor der Partie gut in die Saison starten, denn jeder weiß, wie schwer das erste Pflichtspiel ist. Ich denke, dass uns das sehr gut gelungen ist – sowohl mit der Leistung als auch mit dem Ergebnis. Dass der Gegner nicht einfach zu bespielen war, haben wir in der letzten Saison schon am eigenen Leib erfahren müssen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass wir so gut und souverän aufgetreten sind und es freut mich besonders, dass zwei Neuzugänge für die Tore verantwortlich waren!“
Bittere Heimniederlage gegen favorisierte Austria
Auch im zweiten Heimspiel zeigte die Startaufstellung, dass das Duell der beiden nominell gleich starken Torhüterinnen wohl für die ersten Spiele zu Gunsten von Vanessa Gritzner entschieden wurde – sie hütete in Messendorf abermals den schwoazn Kasten. Gut gelauntes Publikum sah bei drückender Hitze ein Spiel gegen favorisierte Favoritnerinnen, die im Sommer ihr Abwehrbollwerk weiter verstärkt hatten. Wie bereits bei der bitteren Cup-Niederlage im März überließen die Wienerinnen den Schwoazn den Ball und hinten kaum etwas zu. Der große Unterschied in der neuen Saison war aber Pauline Deutsch, die gegen die Austrianerinnen mit Haut und Haaren um jeden Ball kämpfte. So kam es in der 13. Minute auch zu einer heiklen Situation im Strafraum der Violas, wo Pauline Deutsch gefoult wurde. Der folgende Elfmeter war die richtige Entscheidung.
Das neue Brain der Offensive, Rebecca Villena übernahm Verantwortung und die Kugel in die Hand, legte sie auf den Punkt und … verschoss. Sturm musste die bittere Pille schlucken, gab es gegen diese Austria doch kaum ein Durchkommen. Und praktisch im Gegenzug – nur fünf Minuten später – musste Vanessa Gritzner das erste Mal in dieser Spielzeit den Ball aus dem Netz fischen. Volkmer traf zur 1:0-Führung für die Austria. Sie hatte bereits im März Sturm im Alleingang aus dem Pokal geschossen. Ansonsten bot die erste Hälfte wenige Highlights, der SK Sturm gab sich Mühe, die Austria auch, allerdings nur beim Stören des Spielflusses.
Die zweite Hälfte brachte mehr und schnelleres Passspiel auf beiden Seiten, offensichtlich hatten beide Trainer die richtigen Worte gefunden. Trotzdem hielten die Abwehrreihen dicht und Chancen blieben Mangelware. Nach 61 Spielminuten wechselte Sargon Duran erstmals und nahm die unglückliche Villena vom Feld. Modesta Uka, die Edelkickerin, nahm ihre Lieblingsrolle im offensiven Mittelfeld ein. Und Modi Uka tat, was sie am besten konnte: Sie dribbelte und war nur durch Fouls zu stoppen. In der 76. Minute führte eine solche Situation zu einem Freistoß aus 25 Metern. Uka legte sich den Ball zurecht und drosch die Haut mit etwas Glück direkt ins Tor – 1:1.
Sturm hatte nun das Momentum auf seiner Seite und wollte nachlegen. Die Motivation war den Spielerinnen anzumerken, doch bei Pauline Deutsch schlug sie wohl in Übermut aus. Mit einer sehr unnötigen gelb-roten Karte nahm sie ihrem Team den Wind aus den Segeln und die doppelte Strafe folgte wie in Halbzeit eins auf den Fuß: Mit einer Spielerin weniger kassierte der SK Sturm noch das 1:2 durch Bruinenberg (81. Minute). Der SK Sturm Graz vergab die gute Chance gegen Austria Wien für eine erste positive Überraschung zu sorgen. So steht das Team mit erwartbaren drei Punkten nach zwei Spielen in der Tabelle da.
Pokal-Auftakt und Liga-Pause folgen
Nachdem Pauline Deutsch nun im nächsten Spiel gesperrt sein wird und Laura Krumböck vor der Winterpause aufgrund ihrer Reha-Phase nach einer Knie-OP nicht mehr einsatzfähig sein wird, herrscht noch dringenderer Handlungsbedarf am Transfermarkt als ohnehin schon. Eine skandinavische Stürmerin soll noch kommen, vor der Transfer-Bekanntgabe durch den Verein und ohne trockene Tinte am Vertrag möchte allerdings noch kein Name bestätigt werden. Sportlicher Leiter Michael Erlitz arbeitet in diesen Wochen auf Hochtouren für seinen Kader, der sich stabiler und ausgeglichener präsentierte, als so manche Person erwartete. Die Arbeit von Sargon Duran scheint in seiner zweiten Spielzeit Früchte zu tragen und das System verinnerlicht.
Das Cupspiel gegen Austria Klagenfurt sollte für die weibliche Kampfmannschaft keine große Hürde darstellen, da in einem Testspiel die U16-Mädels des SK Sturm gegen die Kärntnerinnen die Oberhand behalten hatten. Sportlich mehr Bedeutung dürfte einem Testspiel gegen Blau-Weiß Linz davor zufallen. Das Hauptaugenmerk in diesem Spiel wird vor allem darauf liegen, dass die neue Stürmerin wichtige Spiel- und Eingewöhnungszeit mit dem Team am Feld bekommen soll und auch ein kolportierter zweiter Neuzugang. Denn die Ein-Spiel-Sperre von Pauline Deutsch wird erst im nächsten Liga-Spiel wirksam und in diesem Spiel kommen die Gegnerinnen aus St. Pölten (Runde 4). Denkbar bitter für Sturm und doch auch eine gute Gelegenheit für die vielen jungen Spielerinnen, Verantwortung in der Offensive auf mehrere Schultern zu verteilen.
Die offensichtliche Frage, warum die Spielpause in der Liga so lange ist, ist leicht zu beantworten: Die allererste U20-WM für Österreichs Frauen steht bevor. Sowohl Sturm Graz als auch die Drittrunden-Gegnerinnen aus Neulengbach müssen einige Spielerinnen abstellen. Das führt zu einer Spielverschiebung, die diese Pause mitsamt einer Länderspielpause bei den Erwachsenen so groß gestaltet. Das Spiel wird am 16. Oktober nachgetragen – der oben erwähnte Test gegen Blau-Weiß Linz dient als Ersatz für den Spielrhythmus des Kaders.
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