Leon der Profi – oder – Der Mann, der Spiele dreht
Im letzten Heimspiel vor der Länderspielpause konnte der SK Sturm Graz am Samstagabend seine Siegesserie fortsetzen, drehte die Partie dank eines Tores von Otar Kiteishvili, eines Doppelpacks von Youngster Leon Grgic und eines Last-Minute-Treffers von Tochi Chukwuani gegen die WSG Tirol und fuhr dank dieses 4:2-Erfolges nach 0:2-Rückstand den nächsten Dreier ein. Trainer Christian Ilzer rotierte im Vergleich zum Heimsieg gegen Altach leicht, Gregory Wüthrich nahm zunächst nur auf der Bank Platz, dafür rückte Max Johnston in die Startelf. Was zur Folge hatte, dass Jusuf Gazibegovic die Seite wechseln musste und auf der Linksverteidiger-Position begann. Das Angriffsduo bildete – auch ob der lächerlichen Sperre von Seedy Jatta nach dem Cupspiel in Ried – William Vick Bøving und Mika Miles Biereth. Rein namenstechnisch die schönste Kombination im österreichischen Fußball, dicht gefolgt von Licht Loidl Lafnitz.
Überschaubarer Start
Die Gäste aus Tirol fanden in den ersten Minuten offensiv nicht statt, doch auch für den regierenden Meister sollte es fast eine halbe Stunde bis zur ersten echten Tormöglichkeit dauern: Bis dahin war noch der umtriebige Bøving, der über links sich immer wieder viel Raum schaffte, der Aktivposten – das Defensiv-Konzept von Wattens-Coach Philipp Semlic hielt den Angriffsbemühungen der Grazer allerdings stand. Sturm presste zwar an, die Tiroler agierten aber dahingehend geschickt und kamen im Aufbauspiel beinahe nie unter Druck. Erst in Minute 27 wurde es dann im Ansatz erstmals gefährlich, als eine Johnston-Hereingabe (dessen Flanken zu oft keinen Abnehmer finden wollten) leicht abgefälscht wurde – doch Lukas Sulzbacher passte auf. Bei einer Unachtsamkeit von Wattens-Goalie Adam Stejskal war zwar erneut Bøving hellwach, der Däne zögerte dann aber etwas mit dem Abschluss und dieser landete nur im Außennetz. Die Tiroler wurden im Anschluss nach einer Ecke erstmals gefährlich – Lennart-Marten Czyborra stieg zwar energisch hoch, verfehlte jedoch mit seinem Kopfball knapp das Tor. Im Gegenzug war es dann wieder Bøving, der im Strafraum die Kugel nicht richtig traf und aus aussichtsreicher Position diese in die Wolken jagte.
Die Gäste mit dem Doppelpack
Nur 30 Sekunden nach dieser Bøving-Gelegenheit schlug es dann hinter Kjell Scherpen ein: Ein einfacher Pass von Quincy Butler in die Mitte reichte, um die gesamte Sturm-Verteidigung auszuhebeln. Aiwu verlor Mahamadou Diarra aus den Augen und der Malier knallte den Ball unter die Latte. Unhaltbar. Aus dem Nichts. Vielleicht ein Weckruf? Im besten Fall für den Underdog: Sturm ungeordnet, chaotisch, Valentino Müller errackerte sich im Zentrum die Kugel, ein einfacher Steckpass auf Quincy Butler reichte, dass der 22-Jährige US-Amerikaner alleine vor Scherpen auftauchte. Der Holländer war zwar noch dran. Aber trotzdem machtlos. Die kurze Hoffnung auf eine mögliche Abseitsstellung erwies sich rasch als unberechtigt, Aiwu hatte diese aufgehoben. In Minute 44 dann aber endlich Sturm: Gazibegovic kam unbedrängt zum Flanken, fand dabei den Hinterkopf von Otar Kiteishvili und der Georgier überhob mit diesem aus gut und gerne zehn Metern den verdutzten Stejskal.
Ilzer stellt bereits zur Pause doppelt um
Bereits zur Halbzeit hatte Ilzer dennoch genug gesehen, brachte Amady Camara und Wüthrich für den glücklosen Böving sowie den harmlosen Johnston – Erfolg sollte sich zunächst aber noch keiner einstellen. Ganz im Gegenteil: Die erste Möglichkeit fanden die Tiroler vor, doch der Abschluss von Butler wurde noch vom Neo-Schweiz-Teamspieler Wüthrich zur Ecke abgefälscht. im Gegenzug haute dann der bis dahin unauffällige Lovro Zvonarek die Kugel über das Tor. In Minute 55 dann endlich Leben in Liebenau: Kiteishvili ideal auf Camara, der machte noch einen Hacken gegen Sulzbacher, vielleicht diesen einen zu viel, noch wackelte nur das Außennetz. Eine Stunde war da bereits um, Sturm weiterhin im Rückstand. Dann kam zunächst Cem Üstündag zum Abschluss, konkreter wurde es praktisch im Gegenzug: Energieanfall von Camara, der Ball landete über Umwege bei Dimitri Lavalée, der Belgier mit einer gut getimten Flanke auf Biereth – doch Gugganig funkte noch gerade dazwischen.
Leon der Profi
Und dann kam Grgic. Mittlerweile gefühlt Stürmer Nummer 7 im Kader des SK Sturm. Exakt null gespielte Minuten hatte der Nachwuchsmann bislang in dieser Saison auf der Habenseite. Und brauchte dann nur drei, um anzuschreiben: Kiteishvili schickte den 18-Jährigen auf die Reise, Grgic setzte sich robust durch, blieb auch vor Stejskal routiniert und schob zum 2:2-Ausgleich ein. Durchatmen in Liebenau – Begeisterungsstürme für Einen aus dem eigenen Nachwuchs! Wer hätte das noch für möglich gehalten. In Liebenau wurde es lauter, das Spiel jedoch zerfahrener, hektischer. Schiedsrichter Josef Spurny kam trotzdem ohne Gelbe Karte aus. Als Lavalée eine viertel Stunde vor Ende der regulären Spielzeit aus der Distanz abzog, war dies in dieser Phase schon die konkreteste Tormöglichkeit des gesamten Spiels. Aber anscheinend der erneute Weckruf für den Youngster: Minute 76 in Liebenau: Mika Biereth, engagiert, couragiert, aber über weite Strecken glücklos, brachte den Ball in Rückenlage ins Zentrum. Grgic, alleine auf weiter Flur, brauchte nur noch einzuschieben – Sturm nun standesgemäß in Front. Der Sturmklatscher folgte umgehend als Dank des Publikums. Ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hatte das Spiel gedreht.
Schlussviertelstunde
Die Wattener, zwar geknickt, waren aber weit davon sich aufzugeben. Diarra kam in Minute 83 noch zu einer Möglichkeit, bei der sich Aiwu gehörig strecken musste. Grgic hätte dann sogar noch den Hattrick machen können, Lawrence setzte einen Kopfball knapp neben das Tor. Und dann endete die Partie mit dem großen Auftritt eines weiteren jungen Mannes: Tochi Chukwuani, auch erst vier Minuten in der Partie, knapp zuvor bereits zwei Mal an Stejskal gescheitert, machte im Konter den Deckel drauf. 4:2. Wieder drei Punkte. Bei Steinbäckers Steiermark war wirklich endgültig wieder alles gut. Derzeit braucht der SK Sturm noch gar nicht über die gesamte Strecke eines Spiels zu überzeugen, um Bundesliga-Spiele zu gewinnen. Man fragt sich langsam, was erst los ist, wenn das gesamte Werkl rund läuft.
Spieldaten
Der letzte Satz ist hiermit in Stein gemeißelt. Könnte echt geil werden, das Ganze.
Was bei Sturm bisher im Gegensatz zur Vorsaison (noch?) nicht funktioniert ist offensichtlich das Mittelfeld. Das kann nicht allein am Abgang von Prass liegen. Pressing? Laufwege? Genauigkeit im Passspiel? Tempospiel? Alles nur noch ein Schatten von einst. Gerade im System mit der Raute muss das aber funktionieren, sonst wirst du in der Champions League gnadenlos abgeschossen – und musst selbst in der Bundesliga jedes Spiel schwitzen, ob es noch gutgeht. Wie auch das heutige Spiel wieder gezeigt hat: Kite gehört auf die 10. Böving und Zvonarek gehören auf die Bank oder überhaupt einmal aus dem Kader zwecks Neuorientierung. Und Lavalee hat das Lob für die letzte Saison nicht gut getan, auch er rechtfertigt seine Nominierung für die Startelf im bisherigen Saisonverlauf durch absolut nichts.
Und ja, wenn wir selbst in dieser eher fragwürdigen Verfassung die Spiele gewinnen, dann kann das noch richtig geil werden – wenn das Herz, also das Mittelfeld, wieder voll pumpt.
Genau mei Red.
Weiß man eigentlich, ab wann und wie man Tickets für das Match in Dortmund bekommt?
Leon so geil ich hab mir nix mehr gewünscht heute als sowas. Den Hoffenheim Typ kann Andi direkt wieder zurück schicken, wie auch den Bayern Typ weil tbh Tochi auch so geil reingekommen der hatte gefühlt in dieser Nachspielzeit mehr Aktionen als die anderen 8er/10er (Otar ausgenommen) zusammen im ganzen Spiel. Das war schon bissl was besonderes heute wie man da zurück gekommen ist. Nach der Pause haben die Jungs echt alles am Platz gelassen und allein die 2 Tore von Grgic müssen jedes schwarz weiße Herz eigentlich höher schlagen lassen.
Für mich war neben Grgic ganz klar aber auch Kiteishvili Man of the match. Sein Kopfball zum 2:1 war extrem gut angestzt und auch eindeutig so gewollt. Was für eine Winkeltechnik!
Sein grenz-genialer Zuckerpass auf Grgic zum 2:2 hat uns endgültig Richtung Siegerstraße gebracht. Ohne Kiteishvili wären das sehr wahrscheinlich 0 anstatt 3 Punkte geworden.
Bitte den Mika net vergessen. Zu Hz1 kann ich nix sagen, aber in Hz2 hat der alles gegeben. Beim 3:2 hat er dann gezeigt, was wert ist. Der ganze Spielzug war fein, und wie er im Lauf den Ball abschirmt und sich den Platz verschafft, um dann im vollen Lauf den Pass anzubringen war genial.
Legenärer Abend, Olta, bist du deppat, geht in die Sturm Geschichte ein, 0:2 hinten, kämpfen Sturm Graz, kämpfen, Leon Grgic` Gänsehaut, du geile Braut, proud to be Sturm Fan, die Nord, nie aufgeben, rechte Faust zum Herz, wir sind anders und scheissen auf Kommerz.
Wir erleben gerade die Besten aller Zeiten, wir sind stark und autark, es ist so geil Sturm Fan zu sein, wir sind Sturm Familie, Mitglieder Verein ohne Schweinerein, old school, Puntigamer ist unser Sponser, USP, ein Bier so wie wir, Kult.
Tabellen Führer, do schaun sie bled die Mundls, Mission 33.
Da Mundl is schmähgstadt und hat keine Goschn mehr, ich schwör.
😉
Wie kann man so deppert sein? Dieser niveaulose Angriff auf den Konkurrenten ist einfach unerträglich.
Ich frage schon wieder, warum das Stadion nicht ausverkauft ist? Kann mir jemand eine Antwort geben?
Anm. d. Readaktion: Gestern haben nur knapp 13.000 Menschen die imaginären Drehkreuze passiert. Das Stadion in Liebenau hat aber derzeit in der Bundesliga eine Kapazität von über 16.000 Besuchern. Daher wars nicht ausverkauft.
~1.500 passen in den Gästesektor, wären wir bei 14.500. Differenz auf 16.364 sind 1.864 freie Plätze für Sturm-Anhänger. Ich nehme mal an, denen waren die Ticketpreise zu hoch (allein 22€ VP hinter dem Tor gegen die WSG) und der Gegner zu uninteressant.
Hätten wir keine 10.000 Abos verkauft, wären vl. in Summe gerade einmal 10.000 Leute gekommen. Was bei diesem Gegner und diesen Preisen trotz sportlichem Erfolg auch schon ein Erfolg wäre.
Erinnerungen an das legendäre 4:3 gegen Innsbruck (1986?) in der gruabn kommen hoch….
…… Damals als der Hansi Müller die Hose runter ließ?
off-topic: laut einer Zeitung ist die 2-Stadien-Lösung endgültig vom Tisch. Liebenau soll saniert und ausgebaut werden, damit Europacup und Länderspiele wieder möglich sind. Liebenau wird somit für Sturm und den anderen Grazer Bundesligisten als Heimstätte dienen.
Es ist so nervenaufreibend darüber überhaupt noch zu sprechen…
wird spannend wie das alles funktionieren soll. und nur so grad an den unteren Rand der Voraussetzungen sich zu orientieren bringt a nix, weil 5 Jahre später bist wieder bei null
https://grazer.at/story/de/zwei-stadien-loesung-in-graz-endgueltig-vom-tisch-C8Lk8xMf/