Knapp, aber doch chancenlos

Spielbericht: PSV Eindhoven vs. SK Sturm Graz 2:0 (1:0)

Das Philips Stadion – bei internationalen Wettbewerben auch PSV Stadion genannt – bietet Platz für insgesamt 35.119 Zuseher. Von diesen möglichen 35.119 Zusehern hätten sich am Donnerstagabend weit über 1000 im Gästesektor des Stadions befunden. Doch die sich zuspitzende Corona-Situation und die damit verhängten Maßnahmen machten dem schwarz-weißen Europacup-Spektakel einen Strich durch die Rechnung. Die rote Farbe der leeren Sitzplätze dürfte schließlich für den gemeinen Sturm-Aficionado den Höhenpunkt der Unerträglichkeit markiert haben. Jene elf Herren, die Trainer Christian Ilzer starten ließ, sollten den Zusehern vor dem Fernseher den Geisterkick zumindest etwas erträglicher gestalten. Im Vergleich zum Spiel gegen den LASK änderte Sturms Cheftrainer seine Mannschaft dazu auf drei Position. An der Stelle von Anderson Niangbo, Jusuf Gazibegovic und Alexander Prass durften Jakob Jantscher, Lukas Jäger und Ivan Ljubic von Beginn das Grün in Eindhoven betreten.

Die Plätze im Philips Stadion blieben leer. (c) SturmNetz

Draußen kracht’s, drinnen ist’s ruhig

Von einem stillen Beginn konnte trotz Geisterspiel nicht die Rede sein. Die PSV-Anhänger versammelten sich vor dem Stadion und begrüßten ihre Mannschaft nicht nur lautstark bei ihrer Ankunft, sondern feierten kurz nach Ankick auch ein verfrühtes Silvester. Und nach vier gespielten Minuten hätten die Akteure am Feld beinahe ein zweites Feuerwerk nachgeliefert: Nach einer Flanke von der linken Seite kam Eindhovens Nummer 9 Carlos Vinicius aus vielversprechender Position zu einer Kopfballchance, bekam aber etwas Rückenlage und konnte den Ball nicht setzen. In dieser Gangart ging es schließlich weiter. Die Elf von Roger Schmidt agierte dominant, ballsicher und im Gegenpressing giftig – beim letzten Pass jedoch fehlerbehaftet und deshalb auch ohne weitere Tormöglichkeit in den ersten 25 Minuten. Sturm versuchte mit einem Mittelfeldpressing dagegen zu halten, das Zentrum zu schließen und hinten kompakt zu stehen. Offensiv sollte Lukas Jäger die erste Halbchance der Grazer verbuchen können. Nach einer Kuen-Ecke kam der Vorarlberger zum Kopfball, jedoch ohne Torjäger-Qualitäten zu beweisen. Diese konnte auch Jantscher nach 21 gespielten Minuten nicht zeigen, als sein Weitschuss deutlich daneben ging. Ansonsten suchte das Team von Ilzer sein Glück weitgehend im Konterspiel – Abspielfehler und zu wenig Entschlossenheit ließen dieses aber nicht allzu gefährlich werden.

Mario Götze war der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel der PSV. (c) SturmNetz

Und die PSV?

Diese kombinierte sich weiterhin gut und teilweise sehr einfach bis zum Strafraum der Grazer. Ab dort fehlte es den Hausherren jedoch an Ideen und Übersicht. So auch in Minute 26, als Bruma, anstatt den Ball auf Sangare abzulegen, selbst den Abschluss suchte und den Ball neben das Tor jagte. In weiterer Folge vermochte es auch Sturm ein paar Mal, in die Offensive zu kommen, ohne dabei aber gefährlich zu werden. Auf der anderen Seite sollte es Vinicius sein, der zur nächsten PSV-Chance kam – sein Schuss aus guter Position kullerte allerdings bloß in Richtung Siebenhandl. Um einiges brenzlicher wurde es in Spielminute 40: Die Hausherren spielten sich sehenswert über Bruma und Vinicius nach vorne, scheiterten aber wieder am letzten Pass bzw. an einem aufmerksamen Gregory Wüthrich. An sich selbst gescheitert ist vier Minuten später Sturm. Die Gastgeber versuchten das Spiel auf die rechte Seite zu verlagern, dabei kam das Zuspiel aber zu ungenau und hätte keinen Abnehmer gefunden. Amadou Dante ließ das Spielgerät jedoch nicht zu Siebenhandl durchfliegen, sondern versuchte den Ball zu klären – vergeblich. Der Außenverteidiger verlängerte den Ball ungewollt nach hinten und der die Situation überlauernde Mario Götze ergatterte den Ball. Im Duell mit dem hinauskommenden Siebenhandl agierte Eindhovens Zehner clever und nahm das von Sturms Schlussmann stehengelassene Bein dankend an. Beim folgenden Elfer von Vinicius war Siebenhandl zwar noch dran, doch der Ball ging trotzdem ins Netz – 1:0 für die Hausherren.

Fast gehalten ist nicht gehalten. (c) SturmNetz

Eindhoven startet aktiv, Sturm zu passiv

Vom Pausentee bestärkt hätte Götze bereits kurz nach Wiederbeginn sein Team mit 2:0 in Führung bringen können. Ein Kopfball des Mittelfeldspielers ging jedoch links am Tor vorbei. Nicht einmal zehn Minuten später hätten die PSV-Fans vor dem Stadion doch wieder etwas zu jubeln gehabt, hätten sie den Stadionvorplatz noch nicht verlassen müssen. Ritsu Doan steckte den Ball nach einem Abpraller auf den genau richtig gestarteten Bruma durch. Dieser netzte eiskalt ein. Der anschließenden Überprüfung durch den VAR hielt der Treffer stand.

Niangbo verpasst Anschlusstreffer

Durch den frühen Treffer in Halbzeit zwei in so etwas wie eine Schockstarre geraten, lief im Spiel der Schwarz-Weißen weiterhin vorerst wenig. Die PSV kombinierte munter vor sich hin und die Grazer sahen zu. Und trotzdem schauten für die Hausherren bis auf einen Distanzschuss, der am Tor vorbei ging, wenig klare Chancen raus. Als klarer, aber auch nicht zwingend stellten sich zwei Schüsse vom eingewechselten Anderson Niangbo heraus. Auch bei der PSV sorgte ein Wechselspieler für die nächste Chance – Vertessens Abschluss ging am Tor vorbei. Der nächste Schuss von ihm war zwar drinnen, aber aus einer Abseitsposition erzielt. Auf der anderen Seite hätte Sarkaria fast auf sensationelle Art und Weise den Anschlusstreffer erzielt. Nach einem Abspielfehler der Hausherren bekam der Offensivspieler den Ball am Mittelkreis geschenkt. Sein mutiger Versuch, den Tormann mit einem Weitschuss zu überraschen blieb aber unbelohnt. Die nächste Chance auf den Anschlusstreffer gegen bloß nur mehr im Sparmodus spielende Niederländer hatte wieder Niangbo. Nachdem dieser gut freigespielt wurde, musste sein Schuss in großer Not zur Ecke geblockt werden. Den Schlusspunkt der Partie hätten aber die Hausherren in Person von Bruma setzen können. Der Abschluss des Flügelstürmers landete allerdings neben dem Tor. So blieb es schließlich bei einer eigentlich knappen, aber doch chancenlosen Auswärtsniederlage in Eindhoven.

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10 Kommentare

  1. sks1909 sagt:

    Leider wie gegen Monaco, ohne Mut und mit Dauerangst von Beginn an. Sie hatten in der Gruppe nichts zu verlieren und mit vollem Beistrich in der Hose das ganze Spiel bestritten. Ich habe mir ein mutigeres Spiel erwartet, covid Cluster hin oder her…diese einmaligen Chancen werden von Sturm seit 15 Jahren nicht genutzt. So gibt’s auch auch keine Entwicklung!!! Enttäuschende Einstellung….

    • Lazarus sagt:

      Ich kann Dir da nur recht geben, was mit ein wenig Mut möglich ist hat NK Mura bewiesen, die haben Tottenham 2:1 geschlagen, aber leider muss man sagen das wir viel zu ängstlich agieren und in der Abwehr immer wieder schwere Aussetzer sind.

  2. pharao__77 sagt:

    Das war gestern leider auf allen Linien zu wenig. Bei aller Klasse von PSV, muss man hier versuchen anders zu agieren. Ich habe auch den Spielplan von Ilzer nicht gesehen/verstanden, vielleicht könnt ihr mir hier helfen ; )
    In unserer Ausgangslage hatten wir in der Gruppe von Beginn an nichts zu verlieren. Daher wären mutige Auftritte und der Versuch das eigene Spiel, wie von Ilzer öfters angesprochen, durchzuziehen, der mMn bessere Weg gewesen. Ob unterm Strich mehr Punkte rausgekommen wären ist natürlich unsicher aber auch irrelevant. Aufstieg oder Umstieg in Conference League war ja auch nur für Berufsoptimisten realistisch. Es hätte aber definitiv unserer Entwicklung gut getan, geholfen das System zu festigen und gegen internationale Gegner auf die Probe zu stellen. Dass Christbaumsystem wird uns da eher weniger helfen…

  3. schlobanmichl sagt:

    Schade, dass Sturm nicht mutiger gespielt hat. Lieber verliere ich 4:1 mit offensivem Spiel, als 2:0 nach so einer Leistung.
    Ist zwar in Ordnung, dass man Anfangs versucht aus einer gesicherten Defensive ins Spiel zu kommen, aber nach vorne war das mal gar nichts.
    Für mich sieht es so aus, als ob nicht nur die Mannschaft Angst hat auf internationaler Ebene, sondern dass auch Ilzer noch sehr viel lernen muss bzw. seiner Truppe nicht zutraut ihr Spiel zu spielen.
    Somit kann man kurz vorm Ende der internationalen Saison nur hoffen, dass sie viel Erfahrung in die (hoffentlich) nächste Saison mitnehmen, um dort dann mutiger agieren.
    So blöd es klingt, aber für Sturm wäre die Conference League wohl die bessere Wahl gewesen. Dort hätte man sich mit einem Aufstieg und einigen Siegen wohl noch zusätzlich an Motivation und Selbstvertrauen holen können.

  4. Nimrod sagt:

    Ok, bei dieser Hammergruppe wusste man schon bei ber Auslosung, dass die internationale Saison schon vor dem Christkind beendet sein wird. Gestern jedoch war man zu sehr mit (zugegeben meist ganz gutem) Verteidigen beschäftigt und traute sich offensiv gar nix zu. In Graz konnte man PSV noch zumindest 20 min ordentlich einheizen, in Eindhoven haben sie es mMn nicht mal versucht. Ob es an den fehlenden Fans oder den hässlichen türkisen Socken liegt, muss das Trainerteam selber analysieren. Vielleicht sollte man Dante mal eine Pause geben? Der ist leider immer wieder für einen ordentlichen Bock gut!

  5. Schworza99 sagt:

    Schade drum nur erwartet habe ich mir bei der Auslosung genau das: Kein Untergehen und eventuell ein Punkt hier und da. Mit dem Cluster ist natürlich das Grab Foul gewesen. Kann gar nicht bewerten wie sowas den Alltag beeinflusst aber wenn mal Augsburg gegen Bayern gewinnt kannst dir denken was es ausmacht wenn da ein paar „den Mut zur eigenen Meinung“ haben = zuviel im Internet gelesen haben.
    Fitness, Fehlendes Team-Training, Mentalität (wenn ein Mitspieler Quarantäne ist ist sowas im Hinterkopf). Da war das 3:3 eher eine Sensation als Kraftakt. Auf internationaler Ebene reicht es nicht wenn wir bei weniger als 100% sind.

    Ist aber kein Beinbruch. Das Geld und die paar Punkte für die Clubwertung nehmen wir mit. Eventuell haben wir auch Losglück sollten wir reinkommen irgendwo und es warten machbare Teams. Conference Leauge wäre wohl ideal für uns um international zu gesunden (der Lask gewinnt dort seine Gruppe ohne Probleme, selbst Mura schlägt Tottenham und Glint Roma). Aber wir spielen vorher CL-Quali (oder steigen ab)…Sturm ist halt Schwarz-Weiß 😉

  6. Melvinuss sagt:

    Für mich stellt sich eigentlich nur die Frage, ob man das Spiel bewusst abgeschenkt hat, um sich auf die Liga zu konzentrieren, odergestern einfach körperlich/mental nix ging. Denn dermaßen blutleer, wie sich die Mannschaft da präsentiert hat, das war ja richtig schauderlich. Im Vergleich zum Sociedad Spiel, dass in punkto Einsatz, Motivation und allem Anderen begeisternd war, war das 1:100. Im negativen Sinne.

    Keine Ahnung, ob sich Corona oder die Pause doch mehr ausgewirkt hat, als nach der 2. HZ gegen den LASK gedacht, aber das gestern war absolut nix. Das war mit das Schlechteste in allen Belangen, dass ich von Sturm in jüngerer Erinnerung hab. Ich stell mich normal immer vor die Mannschaft, aber gestern hätten wir das Spiel mit so einer Einstellung gleich 0:3 am Tisch herschenken können.

    GsD für uns, dass PSV sich mit dem absoluten Minimum zufrieden gegeben hat, wenn die Gas geben wie in Graz oder wir gestern gegen eine andere Mannschaft gespielt hätten, die williger gewesen wäre, dann wäre das gestern ein Debakel geworden.

    Bin auf den Sonntag sehr gespannt, aber nach dem gestrigen Spiel ehrlich gesagt nicht sehr zuversichtlich…

  7. jott1976 sagt:

    Es ist schon alles gesagt worden.
    Das Resultat geht in Ordnung. Aber das Spiel war eine Katstrophe. Diese Einstellung entspricht nicht das was Sturm verkörpert. Ein Spiel ohne Kampf und Leidenschaft 🙁

    Wenn die Coronaerkrankten aufgrund ihrer Fitness kein Pressing spielen können, dann sollen sie bitte erst dann wieder spielen, wenn ihre Kräfte zurück sind. Wir haben genug junge hungrige Talente die zumindest aufopfernd kämpfen.

    So verlieren wir auch unsere nächsten Bundesligaspiele.

  8. Melvinuss sagt:

    Eins noch, Off topic, weils eigentlich überhaupt nicht in dieses Forum gehört, aber vielleicht doch irgendwie am Rande:

    Der FC Bayern – neben dem GAK mein meistgehasster Verein auf diesem Planeten – hat ein gehöriges Problem mit seiner Fanbase zum Thema Sponsoring Qatar Airways. Erstens muss ich sagen, so sehr ich den Verein vor allem wegen gewisser (höchst arroganter) Protagonisten wie Hoeneß, Rummenigge und diverser Spieler über die letzten Jahrzehnte nicht mag, der Aufstand der Mitglieder und der Fanbase dort beeindruckt mich gerade. Und Zweitens, um einen kleinen Bezug zu Sturm herzustellen, nebst sportlichen Erfolgen oder Misserfolgen, sowie damit verbundenen (Fehl-) Entwicklungen: Sind wir froh, dass wir nun schon über viele Jahre ein solides & seriöses Management haben, dass sich auf solche Dinge (siehe Austria mit Insignia, oder Salzburg, wo RB auch nicht die nächsten 100 Jahre so präsent sein wird, uvm) erst gar nicht einlässt. Ich ärger mich lieber über Niederlagen wie die gestrige, mit allem was dazugehört, als dass ich mich als Fan eines – Gott sei Dank – Mitglieder und Traditionsvereines mit solchen Dingen beschäftigen muss.

    Ich feier lieber die nächsten hoffentlich 50 Jahre meines Liebens 1 mal im Jahrzehnt einen Cupsieg, als dass ich mich an derartige Sponsoren, Investoren oder dergleichen verraten und verkaufen lasse.

    In diesem Sinne kann man als Sturmfan durchaus auch stolz sein, dass wir diesen Weg – unabhängig vom sportlichen Erfolg – nach dem Fast-Konkurs unbeirrt gegangen sind und auch zukünftig weiter gehen. Von mir an dieser Stelle ein Daumen Hoch an diejenigen, die Sturm wieder dort hin gebracht haben und auch in Zeiten von Corona und Geisterspielen so sicher durch die stürmische (!) See schiffen!

  9. Ennstaler sagt:

    Was besonders auffiel: es gibt derzeit keinen Sturmspieler, der im Stande ist, den Ball etwas länger zu halten, jeder spielt den Ball überhastet und ungenau (oft zu kurz) weiter – jeder Ballgewinn geht nach gefühlten 9 Sekunden wieder verloren.

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