Heimsieg: Die Rosanen im Schongang gewaschen!
Die Ausgangsposition war vor dem Anstoß für die Trainer Ilzer und Sageder klar: Gewinnt der LASK, ist das Rennen um Platz 2 wieder offen. Gewinnt Sturm, bleiben die Grazer am Tabellenführer aus Salzburg dran und schaffen sich Luft nach hinten. Ein Unentschieden wäre besonders für Sturm ein Rückschlag im Saison-Endspurt gewesen.
Eine Umstellung gab es beim SK Sturm im Vergleich zum Cup: Dimitri Lavalée wurde von Coach Christian Ilzer statt Niklas Geyrhofer, der gegen Salzburg der perfekte Back-up gewesen ist, nach seiner Sperre wieder in die Startelf beordert. Das große Erfolgserlebnis, das 4:3 auswärts bei den Dosen sorgte für einen Rückenwind, der im ganzen Stadion auch unter den Fans spürbar war und den der SK Sturm Graz auch mit ins Heimspiel nehmen wollte.
Beim LASK kamen mit Bello und Stojković im Vergleich zum letzten Pflichtspiel zwei Spieler nominell auf den beiden Außenbahnen neu ins Startaufgebot. Die Linzer, die ihre Unserie ohne Pflichtspielsieg gegen die Austria Klagenfurt am letzten März-Wochenende endlich beenden konnte, war ohne den verletzten Spielmacher Robert Žulj heiß auf ein weiteres Erfolgserlebnis. Eine spannende Ausgangsposition.

Foto: SturmNetz
„Best Wäsch Technology“
Anpfiff, der LASK spielte flott los und holte sich bereits nach elf Sekunden einen Corner vor der heimischen Nordkurve. Die frühe Hereingabe vom Ex-Blacky Sascha Horvath im Flamingo-Kostüm wurde jedoch souverän geklärt. Die Arena von und zu Liebenau war am sogenannten Traumtagerl zu sommerlichen Temperaturen sehr gut gefüllt und die Sangeskraft der schwarzen Brigaden ließ die Herzen aller Sturm-Knofel höher schlagen. Nach dem schnellen Vorstoß des LASK im Minute eins kehrte auch schnell Ruhe im Spiel ein, denn der SK Sturm übernahm das Zepter und war darum bemüht, sich ein Stückerl vom rosanen Leberkas Pepi einzuverleiben, sprich sich den Gegner herzurichten. Zweikämpfe und Einwürfe bestimmten die Anfangsphase, die hauptsächlich in der Hälfte der Linzer stattfanden.
Die Landstrassler, wie sich der Anhang der Gäste selbst nennt, hielt das Spiel gegen die „Herrengassler“ weitgehend offen und verhinderte Torchancen in der ersten Viertelstunde. Eine weitere Ecke des LASK in Minute 15 auf die kurze Stange wurde weitergeferselt, zwang Jaroš zu einer Abwehr und beendete die eher ereignislose Anfangsphase. Die Ecke danach brachte nichts mehr ein, aber das Spiel nahm nun etwas mehr Fahrt auf. Auf den Tribünen sorgten die besten Fans der österreichischen Bundesliga bereits seit dem Anpfiff für klare Verhältnisse.
Dann kamen die LASK-Fans endlich auch in ihren Auswärtssektor um zu singen, sie hatten eine Waschmaschine dabei – die Farbauswahl des Sponsors sorgt bekanntermaßen bei Auswärtsspielen für einen 19-minütigen Stimmungsboykott. Nur wenige Augenblicke nach diesem Waschmaschinen-Highlight („Best Wäsch Technology“ stand auf dem Transparent in Anlehnung an das Kürzel des Hauptsponsors) setzte Tomi Horvat Mika Biereth im Gegenstoß ein und Tobias Lawal hielt den Abschluss mit einer Fußabwehr. Die Ecke danach bekamen die Linzer im zweiten Versuch aus dem Strafraum gedroschen.
Doch Sturm blieb am Drücker und nachdem Böving den Ball mit einer kurzen Berührung an der Strafraumgrenze nach links auf Prass weiterleitete, peitschte ihn dieser direkt, stramm und flach mit seinem Schlapfen Richtung Linzer Tor. Lawal hätte diesen festen, aber unplatzierten Schuss halten können, war auch dran, aber der Ball schlug dennoch im Tor ein – 1:0 in der 20. Minute und Prass ließ sich zurecht feiern! Zur Trinkpause in der 23. Minute bei dreißig Grad in der Klimawandel-April-Sonne war die Stimmung auf den Rängen sehr gut.
Das änderte sich jedoch als die LASK-Fans ihren Protest mit dem Werfen von Wasch-Tabs aus ihrem Block auf den Rasen unterstrichen – die kreative Inspiration hatten sich die Linzer wohl aus Deutschland geholt. Nach etwa zwei Minuten konnte aber weitergespielt werden. Der SKY-Kommentator war entrüstet ob des demokratischen Protestvorgangs, die meisten neutralen Beobachter durchaus unterhalten. Während sich der Auswärts-Anhang also kreativ zeigte, fehlte es dem Auswärts-Team wie so oft zuletzt an einem Spielmacher, der Ideen zur Chancenerarbeitung einbrachte.
Eine Riesenchance nach Balleroberung von Biereth vergab Böving, der nur abschließen oder auf Biereth zurück querspielen hätte müssen, sich aber für einen Mittelweg entschied, der weit neben dem Tor ins Aus kullerte. Das war sehr ärgerlich, hatten die Beiden doch nur noch Keeper Lawal als Gegner in der Box auszuspielen (29.).
Das Spiel ging nun der Halbzeitpause entgegen und Sturm hatte ganz klar das Heft in der Hand. Es war deutich zu erkennen, welches Team in Form war und welches auf der Suche nach Erfolgserlebnissen. Immer wieder fingen aufmerksame Sturm-Kicker Pässe in die Tiefe ab und machten das Spiel im klassischen Ilzer-Stil schnell. Leider fehlte es oft an Präzision um noch öfter zu Chancen oder in aussichtsreiche Positionen zu kommen. So plätscherte der Sommerkick unter den wachsamen Augen des gesperrten Andi Schicker, der in einer Kommentatorenbox isoliert zusah, in die Pause. Eine Chance hatten die Linzer dann doch noch. In der letzten Minute der Nachspielzeit tankte sich rechts ein Linzer durch und brachte den Ball zur Mitte. Doch Jaroš konnte den Schuss von Stojković aus der Drehung abwehren. Durchatmen! Sturm führte – und das dennoch verdient – mit 1:0.

Bereits in der ersten Hälfte hatte Sturm Grund zum Jubeln | Foto: SturmNetz
Beim Waschen eingegangen
In der Halbzeit erklärte Alfred Tatar anhand der Statistik, dass das Spiel sehr ausgeglichen anmutete. Dass wiederum die Anzahl der Abschlüsse (8:1) deutlich die höhere Qualität und bessere Form des Heimteams in der ersten Hälfte auswies und somit auch den Unterschied ausmachte, merkte er ebenfalls an. LASK-Trainer Sageder sah das wohl ähnlich und nahm den weichgespülten Stürmer Marin Ljubičić vom Feld, um ihn mit Ex-Dose und Routinier Valon Berisha zu ersetzen. Der SK Sturm kam unverändert zurück auf das Rasen-Parkett und schickte sich an, die Kugel auch vor der Nordkurve im Netz zu versenken.
Am Spielgeschehen wollte Sturm in Hälfte zwei ebenfalls nichts verändert wissen. Offensivaktionen blieben zwar Mangelware, wenn doch, dann aber eine Sache des Heim-Teams. Nach einem Steilpass von Schnegg kam Biereth gegen Kornspitz-Kapitän Felix Luckeneder zu Fall. Der VAR flüsterte dem unauffälligen Schiedsrichter Harald Lechner jedoch augenscheinlich „weiterspielen“ ins Ohr (50.). Die nächsten nennenswerten Aktionen folgten in der 58. Minute, als ein Sascha Horvath-Schuss in Richtung Stadion-Dach flog und eine Großchance für Mika Biereth alleine vor dem Tor nach einem Abschlag von Jaroš kein Tor einbrachte. Tobias Lawal war lange stehen und somit der Sieger in diesem Duell geblieben.
Da sich nichts besserte, wechselte Sageder abermals und brachte Flecker und Pintor statt Horvath und Stojković (61.). Kurz danach, in Minute 65, beendete Chris Ilzer den Arbeitstag von Mika Biereth und gab dem talentierten Seedy Jatta wertvolle Spielzeit. Langsam wurde das anspruchsvolle Längsseitenpublikum unruhig, war eine 1:0-Führung doch gefährlich knapp. Sturm reagierte darauf mit einer weiteren schön herausgespielten Chance, bei der Otar Kiteishvili links vor dem Tor an Tobias Lawal scheiterte. Der Linzer Torhüter war klar abgesehen vom haltbaren Gegentreffer nun klar der beste Flamingo auf dem Platz, der sich den gut agierenden Schwoazen entgegenstellte. Trotzdem blieb die Partie ergebnistechnisch eine spannende Angelegenheit, solange Sturm nicht nachlegte.
Ein Standard von Berisha kündigte gemächlich die Schlussviertelstunde an. Jaroš fing die Hereingabe und zwei Stationen war der Speed von Jatta knapp zu wenig, um vor Lawal an den Ball zu kommen. Das Tempo war zurück im Spiel und auch der LASK wollte nun mitmachen. Eine Minute später ein Pass auf den freien Usor, der den Ball flach auf die linke untere Ecke zirkelte, doch Vit Jaroš tauchte ab und schaufelte den Schuss aus dem langen Eck. Der Großteil der 14917 BesucherInnen atmete auf. Ilzer bemerkte, dass der LASK zwingender wurde und wollte mit Kapitän Stefan Hierländer an der Stelle des fleißigen Kiteishvili für mehr defensive Kontrolle in der Zentrale sorgen (78.). Zudem kamen in der selben Wechselunterbrechung mit den jungen Camara und Johnston zwei frische Kräfte für die Dauerbrenner Gazibegović und Böving.

Gute Stimmung, gutes Wetter, gute Leistung und drei Punkte | Foto: SturmNetz
Irgendwie g’winnen: Alles Andere ist primär!
Sturm überließ dem LASK mehr und mehr den Ball, legte den Schongang ein und wartete auf Kontermöglichkeiten. Eine riskante Variante, die Ilzer wählte, wurden die Linzer doch zunehmend selbstbewusster in Ballbesitz. Und bereits in Minute 82 kam es entsprechend der Vorstellung des Trainers zu einem guten Gegenstoß über Camara, Jatta und Horvat, der am Ende aber nur zu einer Ecke führte. Dennoch: Sturm blieb konzentriert und gefährlich. Eine Prass-Balleroberung, auf die eine geblockte Prass-Hereingabe und ein Prass-Eckball auf eine Affengruber-Stirn folgten, waren hierfür Indizien. Die Wechsel von Sageder blieben ein mauer Weichspüler, während Ilzers taktische Kniffe für die Zerstörung des Linzer Spielaufbaus sorgten und den Ball meist fern vom Grazer Strafraum hielten. In der 90. Minute, kurz vor einem harmlosen Eckball für den LASK, bekam Niklas Geyrhofer noch seinen verdienten Auftrittsapplaus nach seiner starken Leistung im Cup samt Siegtreffer zum Finaleinzug. Prass durfte für ihn weichen.
Und, um in der Landstrassler Wäschemetapher zu bleiben, die Nachspielzeit tröpfelte so vor sich hin. Der SK Sturm machte die Linzer nass, spielte seinen Stiefel entspannt nach Hause und brachte die drei Punkte ins Trockene. Die Kornspitz-Flamingos aus konnten ihre punktelose „Best Wäsch“ wieder an die Leine hängen und die Heimreise antreten. Drei Punkte und ein weiterhin offenes Meisterrennen!
Stimmen
David Affengruber: Wir haben uns das Leben etwas schwer gemacht, da wir in der ersten Hälfte ein, zwei Tore mehr machen hätten müssen. Lawal war heute aber auch sehr gut. Ich bin aber extrem stolz auf unsere Mannschaft. Nach so einem intensiven Spiel am Donnerstag am Sonntag drauf wieder da zu sein, erfolgreich zu sein, ist top. Die Hitze war sicher auch ein Problem: Wenn man noch nie bei solchen Temperaturen trainiert hat, hat man sich noch nicht dran gewöhnt. Mir taugts aber. Wir haben LASK ein wenig abgehängt, das zählt. Am Ende wars ein Kampf, aber jeder hat sich voll reingehängt. Ich freu mich zwar mehr wenn Vítězslav wenig zu tun hat, denn dann machen wir hinten viel richtig. Heute war er aber da. Prinzipiell will ich keinen hervorheben. Jetzt haben wir zwei Tage frei. Mich stören aber zwei Partien pro Woche gar nicht so, da müssen wir dann seltener trainieren.
Dimitri Lavalée: Ich bin sehr müde. Wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt. Haben gegen dem Ball immer viel Druck erzeugt, hatten sehr viele Torchancen. In der zweiten Halbzeit hat der zweite Treffer gefehlt. Auch daher war die Zweite Halbzeit für uns komplizierter.
Valon Berisha: In der Zweiten Halbzeit waren wir am Drücker. Man weiß, wie schwer es in Graz ist. Wenn man dann aber solche Möglichkeiten vorfindet, muss man die einfach nutzen. Diese Niederlage tut schon weh, da wir die Möglichkeit verpasst haben, Sturm nahe zu kommen. Es stimmt, dass Sturm irgendwie oft einen Schritt schneller war, obwohl sie am Donnerstag erst gespielt haben. Wäschetabs habe ich keine eingepackt, wir müssen auf uns schauen und das Beste draus machen.
Christian Ilzer: Wir sind gut ins Spiel gekommen, jedoch hätten wir mehr Tore machen müssen. Im Laufe der Partie ging einiges verloren, wir konnten den LASK nicht mehr so unter Druck setzen. Auch wenn Mika die große Chance aufs 2:0 hatte, mussten wir bis zum Schluss leiden. Das liegt sicher auch an dieser intensiven Woche. Jetzt überwiegt aber die Freude.
Thomas Sageder: Sturm wollte das Match vorzeitig auf Hochtouren bringen, wir haben schwer in die Partie gefunden. In der zweiten Hälfte wurde es von uns besser, wir haben auch die eine oder andere Torchance vorgefunden. Leider fahren wir mit leeren Händen nach Hause. Aber mir ist es wichtig, dass wir es überhaupt schaffen, Chancen zu kreieren. Wir bleiben aber dran, gegen Salzburg werden wir weiter versuchen es zu erzwingen.
Nach dem epischen Cupfight konnte man keine großen Glanzlichter gegen die ausgeschlafenen cherry blossoms erwarten. (Btw. Die haben im Frühjahr genau 1 Tor geschossen!!) 3 Punkte eingefahren, Druck bei den Dosen und jetzt zurücklehnen und den Restsonntag genießen. AUF DIE SCHWOAZEN!
Sturm hat sich das Leben unnötig schwer gemacht, nach HZ 1 hätte es 3:0 stehen müssen. Hab in der Pause extra nochmal die Startaufstellung durchgesehen, ob nicht doch ein gewisser „Chancentod“ auf dem Feld war.
3 Punkte nach dem HFSieg und den 2.Platz abgesichert sowie vorne näher rangekommen.
Besser geht es nicht. Die Leistung war auch in Ordnung!
Der Sieger der Rund ist Sturm – „basta“! Nach dem heroischen Sieg in Salzburg, trotzdem nochmal 90min alles geben – „da steckt mehr dahinter“.
OT: (danke an Rapid..) OT Ende.
(Edit: hier stand sehr viel Euphorisches, aber auch vulgärer Blödsinn, den es in der Kommentarsektion nicht braucht)
Das mit den Stimmen am Ende find ich extrem nice!
Danke @Sturmnetz <3
OT: Der Cupticketverkauf ist ein Witz!
@Mat: ich bin auch nicht happy mit dem Verkauf. Schwer wird vor allem sein, mit seinen Kollegas zusammenzusitzen in KF, wenn z.B. manche davon MG+Abon. sind, andere aber *nur* Abon.