Habemus Sportdirektor! Leben und Werk des Michael P.

Am Donnerstag wurde seitens des SK Sturm Licht ins Dunkel gebracht. Nach dem Abgang von Andreas Schicker zur TSG Hoffenheim wurde Michael Parensen als neuer starker Mann beim SK Sturm vorgestellt. Wir haben uns ausführlich mit dem Deutschen auseinandergesetzt

Ein außergewöhnlich kalter Mittwoch im November ging zu Ende, in der Grazer Innenstadt herrschte ob der klirrenden Kälte gähnende Leere. Mit Ausnahme einiger weniger Nachteulen, die zu später Stunde noch einen abendlichen Spaziergang unternahmen, war es ruhig rund um den Grazer Stadtpark. Weniger ruhig war es im dritten Stock eines Büros am Burgring, jenes Büros, das Sturm-Präsident Christian Jauk sein Eigen nennt. Bis etwa 22:00 Uhr brannte noch Licht in den Räumlichkeiten, etwa zu dieser Zeit gab es auch bereits die erste Einladung zur Pressekonferenz, die die MedienvertreterInnen erreichte. Es ist so weit, wir haben einen neuen Geschäftsführer Sport. 

Die Personalie Michael Parensen

Donnerstag-Vormittag stand es dann fest. Michael Parensen wird das Erbe von Andreas Schicker antreten und die sportlichen Geschicke in den nächsten Jahren leiten. Wir haben den 38-jährigen Westfalen genauer unter die Lupe genommen. 

Geboren wurde Parensen in Bad Driburg, einem überschaubaren kleinen Städtchen im Osten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Als Laie assoziiert man mit dem einwohnerreichsten deutschen Bundesland in der Regel Stahl, Industrie, Pott und zahlreiche ansässige Fußballvereine. Davon will man in Bad Driburg wenig wissen, in dem kleinen Städtchen regiert noch ein gewisser ländlicher Flair. Einen Bahnhof, einen Park mitsamt Wellnesshotel, der eine oder andere Disconter im Süden der Stadt, dazu das eine oder andere Café, das das überschaubare Zentrum Bad Driburgs belebt. Abgesehen davon und zahlreicher Einfamilienhäuser und landwirtschaftlicher Betriebe im Umland gibt es relativ wenig über diese Stadt zu berichten. Wäre da nicht in einem dieser Einfamilienhäuser im Juni 1986 Michael Parensen auf die Welt gekommen. 

Im Kindesalter lernte Parensen sein Handwerk beim VfL Eversen, bevor er zu seinem „Heimatklub“ der TuS Bad Driburg wechselte. Bald wurde mit dem SC Paderborn der größte Klub in der unmittelbaren Umgebung auf ihn aufmerksam, mit zarten 16 Jahren folgte für den Abwehrspieler dann der Wechsel zum großen BVB nach Dortmund

Zunächst durfte Parensen bei der zweiten Mannschaft der Schwarz-Gelben in der viertklassigen Regionalliga Nord ran, spielte bei deren Abstieg in die fünftklassige Oberliga aber keine nennenswerte Rolle. 13 Einsätze gab es für die „Zweier“ des BVB. Dafür konnte Parensen zu jener Zeit seine ersten Einsätze in den U17- und U18-Auswahlen des DFB absolvieren. 

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In der Oberliga Westfalen folgte dann eine erfolgreichere Zeit, in der er zumeist als Stammspieler in der Abwehr zum Einsatz kam. Auch sein Bundesligadebut rückte immer näher, durch diverse Verletzungen wurde er zwischen September und Dezember 2005 gleich 14 Mal von Bernd van Marwijk in den Profikader der Bundesligamannschaft aufgenommen, musste aber alle Spiele von der Bank aus beobachten – sein Bundesligadebut musste noch warten.

Auch die Nachfolger des Niederländers van Marwijk – Jürgen Röber, der als aktiver tatsächlich eine Zeit lang bei den Calgary Boomers in Kanada verbrachte, sowie den deutschen Thomas Doll, den man vor allem aufgrund seiner erfolgreichen Zeit beim Hamburger SV in den frühen 90ern noch kennen könnte – verholfen Parensen nicht zu seinem Bundesligadebut. Im Sommer 2007 erfolgte der Wechsel zum 1. FC Köln, genau ein Jahr, bevor ein gewisser Jürgen Klopp als Trainer der Dortmunder vorgestellt wurde. 

Der Anfang einer großen Karriere – 1. FC Union Berlin

Gerade noch den Wiederaufstieg in die Regionalliga Nord in den Beinen wechselte Parnesen also in die Domstadt, auch dort wurde er zunächst für die zweite Mannschaft in der fünftklassigen Oberliga Nordrhein eingesetzt, allerdings war er sofort Stammspieler und Leistungsträger bei den jungen Geißböcken, trug darüber hinaus mit anhaltend guten Leistungen zum Aufstieg in die Regionalliga bei. 

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Auch dort tat er sich noch leichter, als bei den Dortmundern, immerhin wurde er auch in der Regionalliga in jedem Spiel meist von Beginn an eingesetzt. Kein geringerer als das Kölner Urgestein Frank Schäfer trainierte ihn zu dieser Zeit. Im Winter erfolgte dann der Wechsel in den Profibereich, als der 1. FC Union Berlin anklopfte und ihm die zu dieser Zeit noch dritte Liga schmackhaft zu machen versuchte. Wie sich herausstellen sollte, keine schlechte Entscheidung. 

Parensen war in der verbleibenden Saison unangefochtener Stammspieler, Trainer Uwe Neuhaus ließ ihn fortan auch bei den Herren ran. Für einen Spieler, der drei Jahre zuvor noch in der fünftklassigen Oberliga spielte, musste die 2. Bundesliga – Union feierte den Aufstieg – doch ein ganz anderes Pflaster gewesen sein. Das ließ sich Parensen aber nicht anmerken, in den Folgejahren entwickelte er sich zu einem Leistungsträger, zu einer Identifikationsfigur und zu einem Leader. Mit 249 Spielen, in denen er acht Tore und 18 Vorlagen lieferte, ist er bis heute der am häufigsten eingesetzte Zweitligaspieler in den Reihen des FC Union, mit dem er auch den Aufstieg in die Bundesliga an der Seite von Christopher Trimmel schaffte. In seiner ersten und einzigen Saison im deutschen Fußball-Oberhaus kam er noch auf neun Einsätze und einem Tor – gegen Fortuna Düsseldorf erzielte er das Tor zum zwischenzeitlichen 1:1, das Spiel ging am Ende noch mit 1:2 verloren. Die Ecke, die zu Parensens Premierentor führte, trat natürlich niemand geringer als Christopher Trimmel. 

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Ein weniger schönes Kapitel begleitete Parensen eigentlich seine gesamte Karriere. Verletzungen. Ob ein Haarriss, der ihn über zwei Monate außer Gefecht setzte, oder ein gebrochener Mittelfuß, immer wieder hatte Parensen mit Verletzungen zu kämpfen. Ein Innenbandriss im Knie, der wohl nie so richtig ausheilen wollte, zwang den Defensivspieler dann zu einem Karriereende im Jahr 2020. Im Anschluss folgte noch ein Engagement bei den Berliner „Polar Penguins“, ehe die Fußballschuhe endgültig an den Nagel gehängt wurden. 

Nach seiner aktiven Karriere und elf Jahren beim FC Union arbeitete Parensen quasi sofort in verschiedenen Positionen in der Geschäftsstelle in Köpenick im Berliner Osten. Zunächst als Assistent der Geschäftsführung unter Oliver Ruhnert, später als technischer Direktor. Im April beendete Union Berlin die Zusammenarbeit mit Parensen (und einigen weiteren Funktionären), eine juristische Schlammschlacht gegen die Kündigung inklusive. Aktuell läuft wohl noch ein Verfahren am zuständigen Arbeitsgericht, ein Urteil wird frühestens im kommenden Frühjahr erwartet. 

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Die Stimmen der Pressekonferenz

Donnerstag-Vormittag wurde wie eingangs erwähnt die Pressekonferenz zur Präsentation von Parensen als neuen Geschäftsführer Sport abgehalten. Neben dem Neo-Blacky stellten sich auch Präsident Christian Jauk und Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Tebbich den Fragen der Medienvertreter. 

Wie bei Spielern üblich gab es auch auf der Position von Andreas Schicker sowas wie einen „Schattenkader“, also eine Reihe an kursierenden Namen, die im Fall der Fälle kontaktiert werden würden und auch wurden. Dem Vernehmen nach war auch lange Zeit Tomas Zorn, seines Zeichens ehemaliger Sportdirektor diverser Moskauer Oberhausklubs, ein heißes Eisen. In drei Phasen hätte man sondiert, Hearings durchgeführt, und in der Entscheidungsphase habe man sich für Michael Parensen final entschieden, so der Präsident. 

Thomas Tebbich zeigte sich erleichtert, immerhin habe er wohl seit dem Abgang von Andreas Schicker immer mehr mit Sportlichem zu tun gehabt, weshalb er (wie wohl auch so mancher Fan) hocherfreut ist, die sportlichen Belange wieder in andere Hände zu geben. 

Parensen selbst zeigte sich bodenständig und bedacht, antwortete überlegt und strahlte Besonnenheit aus. 

Foto: SK Sturm

„Die österreichische Liga ist für uns (Union Berlin, Anm.) natürlich ein Markt, wir haben uns seit Jahren mit der österreichischen Liga und insbesondere dem SK Sturm auseinandergesetzt“, meinte Parensen sinngemäß. Auch dass die Kontakte auf beruflicher Ebene zu den Verantwortlichen des SK Sturm immer sehr positiv waren, merkte Parensen an. 

„Ich hatte bereits bei unserem ersten Telefonat mit Herrn Jauk ein sehr gutes Bild. Natürlich ist es für mich ein neues Land, eine neue Liga, aber ich sehe das als eine neue Herausforderung und eine neue Chance, auch meinen Horizont zu erweitern, deshalb werde ich mich ab heute einarbeiten, um auch die Liga besser kennen zu lernen“, so der Deutsche, dessen Vertragslaufzeit – warum auch immer – niemand kommunizieren wollte. Man kann aber davon ausgehen, dass der 38-Jährige ein mehrjähriges Arbeitspapier unterzeichnet hat, denn der vorläufige Plan ist, dass seine Frau und schulpflichtigen Kinder in der Winterpause an die Mur übersiedeln. 

Ein Blick auf die Spieler der Köpenicker, die in den letzten zwei Jahren ihren Verein gewechselt haben, stimmt jedenfalls nicht allzu positiv. Robin Gosens, der gleich 13 Millionen Euro kostete, stellte sich als großes Missverständnis heraus, ebenso die Verpflichtung von Weltmeister Leonardo Bonucci, der trotz fürstlichem Salär nicht über sieben Einsätze in der Bundesliga herauskam, war ein Millionengrab. Kevin Volland, der immerhin auch fünf Millionen Euro an Ablöse kostete, war auch aufgrund einer schweren Knieverletzung bisher keine große Verstärkung. Geld verdient hat Union Berlin seit dem Wechsel von Topstar Taiwo Awonyi zu Nottingham Forest (28 Millionen Euro) auch nicht mehr – im letzten Jahr wurde Sheraldo Becker noch weit unter seinem Wert zu Real Sociedad ins Baskenland verkauft. 

Parensen wird beim SK Sturm weniger Spielraum haben, als bei Union Berlin. Es wird andere Profile geben, die für den Verein interessant sind, und es wird wohl in absehbarer Zeit weitere namhafte Abgänge beim SK Sturm geben. Bei der Präsentation gibt er außerdem an, Potenzial in der Einbindung von Eigenbauspielern bei den Profis zu sehen – wir können gespannt sein, wie sich das entwickelt. Unmittelbare Personalentscheidungen stehen jedoch an: Die Nominierung eines technischen Direktors (Konstantin Wawra ist wohl ein Kandidat) und eines Cheftrainers. Jürgen Säumel wird zwar definitiv zumindest bis zur Winterpause an der Seitenlinie stehen, aber sollte Parensen sich dann doch entscheiden, einen Coach aus Linz für den SK Sturm verpflichten zu wollen, schadet es wohl nicht, dass er in Berlin mit dem aktuellen BWL-Sportdirektor Christoph Schösswendter zusammen gekickt hat.

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Viele richtungsweisende Entscheidungen warten darauf, getroffen zu werden. Viele Entscheidungen, die im Verantwortungsbereich des Geschäftsführers Sport liegen. Es bleibt abzuwarten, ob Parensen es schafft, diese richtungsweisenden Entscheidungen zu treffen. 

Wir freuen uns, dass die Suche nach einem Kandidaten abgeschlossen ist und wünschen Michael Parensen alles Gute und viel Erfolg beim SK Sturm. 

5 Kommentare

  1. ...und wir dahinter sagt:

    Gestern vorgestellt, heute in den Weiten des Internets schon die ersten Gerüchte, dass Markus Hoffmann und Urs Fischer bald folgen werden …

    • dawuede sagt:

      Weil oe24 einfach random Gerüchte droppt. Urs Fischer passt überhaupt nicht zu uns und das ist parensen auch sicher klar. Jeder Klub ist anders und hat in seiner nationalen Liga ganz andere Ansprüche, nur einfältige Funktionäre holen zu jedem Klub die selben Leute

    • ...und wir dahinter sagt:

      Steht auch in seriösen deutschen Zeitungen so…aber klar könnte es nur als Fragestellung verstanden. Aber ja. Bei Union hatte man Fischer, wollte dann Ilzer, nahm Bjelica und hat jetzt Bo Svennson. Leicht konträr …

  2. Ennstaler sagt:

    Das Thema „Sportmanagement“ dürfte der Familie Parensen nicht ganz fremd sein, veröffentlichte doch ein Andreas Parensen folgende Bücher bzw. Aufsätze: Prüfung bei der Lizenzvergabe im professionellen Sport, 1997 – Sportmanagement : [Finanzierung und Lizenzierung ; Rechnungswesen, Recht und Steuern ; Controlling, Personal und Organisation ; Marketing und Medien], 2012 – Spielervermittler – die Schatenmänner des Profisports , 2013

  3. dawuede sagt:

    Der erste Eindruck war extrem sympathisch und kompetent. Wirklich angenehmer Zeitgenosse. Beurteilt wird er halt anhand anderer Dinge dann zu einem späteren Zeitpunkt, fürs erste einfach mal in Ruhe arbeiten lassen ich bin wirklich guter Dinge

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