Gerald Scheiblehner – Ilzers möglicher Nachfolger im Portrait

Anders als sein vermeintlicher Vorgänger trug der aktuelle Trainer von Blau-Weiß Linz, Gerald Scheiblehner, das Sturmwappen schon als aktiver Spieler auf der Brust. Zwar etwas unorthodox – aber immerhin. Im September 2004 gastierten die Grazer in der ersten ÖFB-Cuprunde beim SV Wallern. Für den unterklassigen Verein aus dem Hausruckviertel ein Festtag. Speziell für diese Begegnung wurden Sondertrikots angefertigt – kurioserweise liefen die Oberösterreicher zu Ehren des prominenten Gastes dabei mit dem Sturmwappen (noch jenes aus der Kartnig-Ära) aufs Feld. Der Underdog mit Scheiblehner im Mittelfeld schlug sich tapfer, erst in der Nachspielzeit erzielte Bojan Filipovic das einzige Tor der Partie.

Der gebürtige Linzer aus der VÖEST-Jugendabteilung galt Mitte der 1990er-Jahre als talentierter Nachwuchskicker. Noch keine 20 Jahre alt warb ihn die Wiener Austria ab, der Durchbruch sollte aber nie gelingen. Zwar durfte er – auch im Gegensatz zu Ilzer – ein Bundesliga-Spiel (im Trikot der Veilchen wurde er am 28. August 1998 gegen den GAK in Minute 75 eingewechselt) für sich verbuchen, ansonsten spielte er dort nur für die Zweite Mannschaft. Die Austria parkte ihn danach zunächst bei Donau Linz, nach Ablauf seines Vertrages kehrte er zurück nach Oberösterreich, wo er noch für Eintracht Wels, Vöcklabruck und eben Sturms Cupgegner aus dem Jahr 2004, dem SV Wallern (heute Kooperationsklub der Blau-Weißen), kickte. Dort beendete er mit erst 32 Jahren auch seine Spielerkarriere. Seine direkt danach startende Trainerlaufbahn sollte sich bislang wesentlich erfolgreicher gestalten.

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Bereits ab 2009 stellten sich für Scheiblehner bei der viertklassigen Donau Linz (wo er vier Jahre lang als Trainer und Sportdirektor fungierte) erste Erfolge ein, nach einer Spielzeit in der Regionalliga bei Union St. Florian, wechselte der Linzer zu Vorwärts Steyr. Mit dem Traditionsklub stieg Scheiblehner in die Zweite Liga auf, als die Steyrer sich in der Folgesaison im April 2019 auf einen Abstiegsplatz befanden, trat er als Trainer zurück. Auch bei den „Juniors Oberösterreich“ ereilte ihm ein ähnliches Schicksal. Dennoch bekam Scheiblehner bei seinem quasi Heimatklub im Sommer 2021 eine neue Chance, wurde Trainer bei Blau-Weiß Linz und sollte in Zukunft mehrere Erfolgsgeschichten mitschreiben: In seiner ersten Saison beendete man die Saison auf Rang 3, 2022/2023 gelang dann sogar – denkbar knapp – der Meistertitel und der Aufstieg in die höchste österreichische Spielklasse.

Der Euphorie der Erstklassigkeit folgte aber rasch Ernüchterung. Anstatt sich zu verstärken, verloren die Linzer mit Matthias Seidl und Fally Mayulu zwei wesentliche Stützen des Aufstiegsjahres. Und kam schwer in die Gänge. Im SturmNetz-Interview vor eineinhalb Jahren skizzierte er diese Phase folgendermaßen: „Der Start war natürlich extrem schwierig, auch die Auslosung kam uns nicht gerade entgegen. Wir alle mussten zudem auch erst einmal die Liga kennenlernen. Generell haben wir versucht, eine Art Fußball zu spielen, die mit unserer damaligen Qualität einfach noch nicht möglich war. Wir waren auch noch zu fehleranfällig und wurden dafür mehrmals bestraft. Wir haben aber schnell dazugelernt, haben einiges adaptiert, das hat sehr viele Spieler besser gemacht. Nach dem ersten Bundesligasieg, auswärts bei der WSG Tirol, haben wir an Stabilität gewonnen und waren in den meisten Spielen mit den jeweiligen Gegnern auf Augenhöhe. Die Siege gegen Salzburg und im Derby gegen den LASK waren dann richtige Ausrufezeichen und haben uns die Arbeit natürlich erleichtert.“ Das Ziel sich im Grunddurchgang eine gute Ausgangsposition für die Qualifikationsgruppe zu schaffen wurde so souverän erreicht, die Liga konnte problemlos gehalten werden. Der Sieg sowie ein Remis gegen Salzburg waren zudem auch ein Mosaiksteinchen zu Sturms Meisterschaft. In der aktuellen Spielzeit stand Blau-Weiß Linz sogar (wenn auch nur für einen Tag) an der Tabellenspitze. Gewann zu Hause gegen LASK, Austria, Rapid und zuletzt erneut gegen Salzburg.

Trainer aus Österreich sind im Ausland gefragt wie selten zuvor: Oliver Glasner werkt in der Premier League, Adi Hütter beim französischen Spitzenklub AS Monaco, Ralph Hasenhüttl und nun auch Christian Ilzer in der Deutschen Bundesliga. Neben Markus Schopp gilt Gerald Scheiblehner innerhalb der heimischen Liga als heißester Kandidat, irgendwann auch solch eine Karriere hinzulegen. Sturm wäre für Scheiblehner dahingehend der perfekte, nächste Schritt. Vor allem Andi Schicker und Christian Ilzer halten große Stücke auf ihn. Auch weil er bei Blau-Weiß Linz mittlerweile seit 18 Monaten Überragendes leistet. Aus den vorhandenen Mitteln das Maximale rausholt. Und er eine ähnliche Idee vom Spiel hat wie Ilzer. „Wir mögen den ähnlichen Fußball. Den kann man mit Sturm auch sehr gut umsetzen, weil es dort gelungen ist, die Mannschaft dahingehend perfekt zusammenzustellen“, bestätigte Scheiblehner dies im Rahmen unseres Gesprächs. Mit Christian Ilzer verbindet den Linzer sogar eine Freundschaft. „Christian Ilzer und ich kennen uns schon lange. Wir waren ja schon in der Regionalliga (Anm: Vorwärts Steyr – TSV Hartberg, 2:4 im Jahr 2015) Kollegen. Ich würde es als Freundschaft unter Trainern einordnen. Wir schätzen uns auch fachlich, haben zusammen die Pro-Lizenz gemacht.“ Der Weg, den die zwei bestritten haben, war sehr ähnlich. Geschenkt wurde den beiden nie etwas. Während Ilzer sich seine ersten Sporen phasenweise als Konditionstrainer verdiente, half Scheiblehner in Steyr zusätzlich in der Marktetingabteilung aus. Ilzer lud seinen Kollegen sogar im Mai zum Meisterschaftsfinale ein. Scheiblehner war hautnah dabei, als in Graz der Doublegewinn gefeiert wurde. 

Die zumeist gut informierten Oberösterreichischen Nachrichten berichteten unlängst, dass sich Scheiblehner – der an und für sich noch ein gültiges Arbeitspapier bis nächsten Sommer besitzt – in seinen Vertrag sogar eine Ausstiegsklausel einbauen habe lassen, sollte Sturm rufen. Einiges deutet darauf hin, dass solch eine geordnete Übergabe mit damals noch unbekanntem Datum schon von langer Hand geplant wurde. Auch wenn einen in den letzten Jahren derart erfolgreichen Klub zu übernehmen, auch Risken in sich birgt. Selbst etwa ein Vizemeistertitel – betrachtet man nur rein das Budget von Salzburg an sich ja das Optimum – wäre ein Rückschritt. Bei einem Team anzuheuern, das, zumindest national, in der jüngeren Vergangenheit fast immer nur gewonnen hat, eine gar nicht so dankbare Aufgabe. Letztendlich aber wird einzig Sturms neuer Sportdirektor, wer immer es auch wird, darüber entscheiden, ob der dreifache Familienvater ab Winter die Ilzer-Nachfolge antreten wird. Sollte es klappen, könnte es durchaus sein, dass er der erste seit Richter Dr. Günther Paulitsch in den 1970er-Jahren sein wird, der neben seiner Arbeit im Profifußball auch einer andere Beschäftigung nachgeht. Denn zurzeit ist der Trainer noch bei der ÖGK in einem 8-Stunden-Dienstverhältnis angestellt. Im Zuge diesem betreut er im Home-Office ein Fußballprojekt. Das ginge sich theoretisch dann wohl auch von Graz aus aus. 

 

13 Kommentare

  1. Duddy sagt:

    also nen möglichen Vizemeistertitel als kein großer Erfolg zu reden, zeigt dass die ganze Sturm bubble arg falsch abgebogen ist. Das nimmt schon Rapidfans dimensionen an mit der dummen überheblichkeit. 2ter zu werden in ner Liga mit nem Team das das 10 fache einfach so ausgeben kann, gegen Vereine die von ihren Städten/Bundesländern Steuergeld zugeschanzt bekommen is fucking viel wert. das darf ma niemals vergessen.

  2. Siro sagt:

    Wäre eine sehr vernünftige, nachhaltige Lösung.
    Wunderwuzzis alla Hyballa oder El Maestro bitte nie wieder.

  3. Exilsteirer sagt:

    Weiß man ob noch der Plan steht morgen einen neuen SD vorzustellen?

    • fuchsrob sagt:

      Bevor der neue SD kommt, kommt noch vorher der Kramperl und der Nikolo. 😉

  4. ...und wir dahinter sagt:

    Wie man sagt: Schicker und Ilzer hielten/halten große Stücke auf ihn. Ob der neue Sportdirektor dies auch macht, oder weiß wer Scheiblehner überhaupt ist, lasse ich jetzt einmal unbeantwortet. Es könnte ja auch sein, dass ein deutscher Sportdirektor einen deutschen Vertrauensmann mitbringen möchte. Jemand mit „Red Bull“ Genen kann auch darauf verweisen, dass derzeit zumindest 4 deutsche Trainer mit „Red Bull Gen“ zur Verfügung stünden…

    Ich persönlich mag wie BW Linz spielt und Scheiblehner finde ich spannend. Wäre wohl eine gute Lösung. Das hab ich mir damals bei Darko Milanic aber auch gedacht ..

  5. Ennstaler sagt:

    Seine Trainerstation Steyr bei der dortigen Vorwärts prädestiniert Scheiblehner geradezu dazu, auch in Graz einmal das Trainerzepter zu schwingen, leitet doch unsere schöne Steiermark just von Steyr ihren Namen ab.

  6. Gmeindlkantine sagt:

    Jauk möchte den neuen GF Sport überzeugen von Säumel als Cheftrainer. Also wird er wohl nur jemanden einstellen der das auch so sieht. Scheiblehner wird kein Sturmtrainer. Ich finde hier handelt Jauk richtig. Säumel sollte eine Chance bis Saisonende bekommen.

    • Exilsteirer sagt:

      Das wäre fatal! Auch wenn Säumel vielleicht Potenzial hat würde man so das nächste Trainertalent verheizen, so wie man es schon bei Schopp getan hat. Säumel soll einmal eine ganze Saison in der zweiten Liga fertig coachen und dann Erfolge als Cheftrainer bei einem kleinen Bundesligisten erzielen. Dann wäre er für einen Verein wie Sturm bereit.
      Sogar Scheiblehner ist relativ unerfahren im Vergleich zu Ilzer, der immerhin schon die Wiener Austria, also einen Großklub, trainiert hat, bevor er zu Sturm gekommen ist.

    • schlobanmichl sagt:

      Naja ich denke, entweder funktioniert ein Trainer, oder er funktioniert nicht.
      Ilzer wird bei der Austria nicht viel anders gemacht haben, als unmittelbar danach.
      Soweit ich weiß hat Guardiola auch nur eine Saison die 2er bei Barcelona gecoacht bevor er sehr erfolgreich die Profis übernommen und den Fußball revolutioniert hat.
      Und nein, damit will ich weder Säumel mit Pep vergleichen, noch Säumel als Lösung präferieren.
      Mir geht es nur darum, dass ein Trainer manchmal funktioniert und manchmal nicht 🙂

    • dawuede sagt:

      Wie wärs wenn wir säumel erst mal den Herbst fertig spielen lassen bevor wir schon über ein fixes Engagement reden? Wer die 2er regelmäßig verfolgt weiß durchaus was man sich von ihm erwarten bzw eher nicht erwarten kann, und Stallgeruch als Argument für irgendwas bringt uns schneller wieder ins Jahr 2014 als wir schauen können. So eine wichtige Entscheidung wie die nach dem GF Sport – wo quasi die weichen für die Zukunft gestellt werden – wird garantiert niemand von einer trainerpersonalie abhängig machen, schon gar nicht von einem Interimstrainer der überhaupt noch nie eine Profimannschaft trainiert hat als Cheftrainer.

  7. Duddy sagt:

    morgen um 10 wiss ma wer SD wird. bin gespannt

  8. Ennstaler sagt:

    Von den Sternzeichen her täte der Fisch (Scheiblehner) gut zum neuen Sportdirektor (Krebs) passen, liest man doch: „Sie unterstützen und ergänzen sich perfekt.“

  9. Strauss sagt:

    Es gib keinen Vizemeistertitel.

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