Ganz nah dran am ersten Punkt…
Der SK Sturm Graz verpasst auch im vierten Anlauf in der diesjährigen Champions-League-Saison den ersten Punkt einzufahren. Vor ausverkauftem Haus im Signal-Iduna-Park war der erste Erfolg in Form eines Punktgewinns zum Greifen nah. Ein individueller Fehler kurz vor Schluss war am Ende dafür verantwortlich, dass Sturm Graz in der Königsklasse weiterhin ohne Punkte da steht.
Seit Tagen schon waren sämtliche Großstädte in Nordrhein-Westfalen in schwarz-weißer Hand, am Spieltag waren es dann an die 6.000 mitgereisten Sturm-Anhänger, die dabei sein wollten, wenn die Ilzer-Elf Geschichte schreibt. Während der ohnehin schon angeschlagene Gegner aus Dortmund nicht einmal die Ersatzbank voll bekam, schickte Christian Ilzer die erwartete Startformation aufs Feld. Überraschend vielleicht nur, dass Niklas Geyrhofer zuerst an der Seitenlinie Platz nehmen musste. Dimitri Lavalée lief demzufolge in der Innenverteidigung auf, Max Johnston hatte die rechte Seite zu beackern und Jusuf Gazibegović rotierte nach links.
Viel tat sich nicht in den Anfangsminuten. Bei den Dortmundern war jedoch von der herbeigesehnten Verunsicherung nach dem Sieg gegen RB Leipzig wenig zu merken. Spielerisch klar im Vorteil und mit deutlichem Plus in puncto Ballbesitz, gelang es den Gelb-Schwarzen zunächst jedoch nie, wirklich für Torgefahr zu sorgen. Zahlreiche Flanken – stets leichte Beute für Kjell Scherpen – und eine Eckball-Orgie waren zunächst die einzigen Lebenszeichen des Favoriten, wenn man einen Kopfball und einen Schuss vom kleinen Herfried ausblendet (auch den Nachschuss von Beier fand in Scherpen seinen Meister).
Die erste echte Torchance des Spiels für Sturm dann in Minute 15: Seedy Jatta sieht den freilaufenden Otar Kiteishivili, der Georgier zog sofort ab, doch Alexander Meyer streckte sich im richtigen Moment und fing den Schuss. Dortmund legte danach einen Gang zu, die Angreifer Serhou Guirassy und Jamie Gittens wurden zum ständigen Unruheherd, doch zumeist war es ein richtig starker Emanuel Aiwu, der so manche brenzlige Situation entweder durch ausgezeichnetes Stellungsspiel oder dann und wann auch ein ausgefahrenes, langes Bein zu entschärfen wusste. Auch Defensivpartner Dimitri Lavalée verstand sein Handwerk, der Belgier hatte in Halbzeit allerdings immer wieder mit seiner Genauigkeit im Passpiel zu kämpfen. Ein daraus resultierender Ballverlust sorgte auch für eine Großchance, die die Borussia aber wieder nicht gut ausspielen konnte.
Der erste Ansturm des Heimteams war nun überstanden, denn nicht nur der Grazer Anhang bekam immer mehr Oberwasser und signalisierte den in weiß spielenden Grazern, dass etwas möglich war. Auf den Tribünen spürte man, dass auch die Heimfans ihrem Team nach dem mäßig erfolgreichen Oktober nicht hundertprozentig vertrauten. Und die Schwoazen am Feld in Graz pressten an, gewannen mehr Zweikämpfe und sammelten Selbstvertrauen und Ballsicherheit. Richtig gefährlich wurde das Heimteam erst wieder in Minute 40 als Guirassy im Strafraum nach einer einfachen Drehung abziehen wollte, aber nicht das lange Bein von Aiwu miteinkalkuliert hatte. Drei Minuten später war dann die gesamte Innenverteidigung und auch Kjell Scherpen geschlagen, doch Kiteishivili konnte im Retourgang einen Versuch von Maximilian Beier knapp vor der Torlinie blocken. Dortmund war im ersten Durchgang das bestimmende Team. Von einer Chancenflut zu sprechen, wäre aber vermessen gewesen. Für Sturm öffneten sich im Gegenzug immer wieder Räume. Tochi Chukwuani vermochte viele Vorstöße der Gegner im Keim zu ersticken, gewann einige Bälle im Mittelfeld, doch vor allem William Bøving und Seedy Jatta trafen im Umschaltspiel die falschen Entscheidungen.
Sturm bekommt das Spiel unter Kontrolle
Nach der Pause, in die sich Sturm zwar nicht souverän, gegen Ende der Halbzeit aber durchaus verdient (gegen-)torlos spielte, ging es munter weiter. Das Grazer Mittelfeld, das die Dortmunder im ersten Durchgang schnell zu überbrücken wussten, hielt dem Passspiel der Dortmunder stand. Einzig bei einer Großchance, wo Guirassy, Sabitzer und Brandt am Sturm-Fünfer zu lässig agierten und niemand Verantwortung für einen Abschluss übernehmen wollte, hatte Sturm großes Glück. Die Situation offenbarte aber auch das fehlende Selbstverständnis der Dortmunder Offensive. Kapitän Kiteishvili, Malick Yalcouyé, Tochi Chukwuani und der für Jatta zur Pause gekommene Zvonarek stellten im Mittelfeld zwar mehr Ballkontrolle her, trafen im Umschaltspiel in den wenigen Gelegenheiten immer wieder die falsche Entscheidung, oder rutschten weg.
Das Dortmunder Publikum verstummte mit Fortdauer des Spiels immer mehr. 25 000 zunehmend entsetzte Menschen auf der Südtribüne hatten den lautstarken, blendend orchestrierten Sturm-Fans nichts entgegenzusetzen. Die Fahnen wehten, die gut geölten Kehlen sangen und die Spieler kämpften am Feld angetrieben um jeden Millimeter. Max Johnston musste für Niklas Geyrhofer Platz machen, die Abwehr wurde wie ursprünglich erwartet formiert. Bei den Dortmundern kamen Teenager aus dem Nachwuchs für gestandene Profis und Donyell Malen ersetzte Gittens, der sich in der zweiten Hälfte gegen Gazibegović und Lavalée immer öfter festgelaufen hatte. Als Mika Biereth schließlich bei einer großen Kopfballchance den Ball nicht auf’s Tor gedrückt bekam, hatten sich die Fanklubs des SK Sturm in einen Rausch gesungen. Die Grazer Version von Sarà perché ti amo erklang mehrere Minuten lautstark aus stolzen Auswärtssektoren, die auch Gäste aus Bremen, Karlsruhe, Pisa und von Carrarese zu Besuch hatten.
Und als das Spiel immer mehr zu einem Abnützungskampf mit vielen Ballbesitzwechseln im Mittelfeld abebbte, spielte der ansonst so starke Emanuel Aiwu einen folgenschweren Fehlpass in die Beine von Malen. Der Abpraller landete bei Guirassy. Malen startete, wurde geschickt und drosch das Leder trocken halbhoch ins lange Eck und mitten ins Herz der aufopfernd singenden und kämpfenden Schwoazen im Westfalenstadion. Wieder vermochte sich der SK Sturm für eine starke Leistung nicht mit einem Punktgewinn zu belohnen. Kleiner Trostpreis: Malick Yalcouyé wurde nach dem Spiel als UEFA Man of the Match ausgezeichnet.
Sturm steht nach vier Spielen ohne Punkt und mit nur einem erzielten Tor (ein Eigentor im ersten Spiel gegen Brest) in der Tabelle sehr weit unten. Mit Leistungen wie gegen Dortmund wird sich Sturm in dieser Champions-League-Spielzeit noch Punkte holen, wenn die individuellen Fehler abgestellt werden. Denn das Kollektiv, erst recht in der Symbiose mit der herausragenden Kurve, hat sich gefangen und ist in der höchsten europäischen Spielklasse angekommen.
die Leistung war ok , aber wenn man sich die Zusammenfassung auf Servus TV ansieht ,geht der Sieg von BVB schon in Ordnung , außerdem die Statistik lügt nicht , 21 zu 7 Torschüsse ,8 zu 1 Torschüsse aufs Tor , 11 zu 3 Ecken , man darf nicht vergessen Sturm spielte zu 100 % am Limit , mehr geht nicht, BVB zur Zeit nicht am Level den sie spielen können , also über die Leistung und auf den Support der Fans , alles ohne Sturmbrille sehen , AUF DIE SCHWOAZN
Sehr bitter, aber großes Kompliment an die Jungs und vor allem auch an die mitgereisten Fans.
Wir hätten uns ein X verdient, aber es ist positiv zu beobachten, wie wir uns jetzt international von Spiel zu Spiel steigern. Ich denke, dass wir in dieser Form schon noch punkten werden und irgendwann wird das Glück auch mal auf unserer Seite sein, vielleicht schon gegen Girona.
Der Weg stimmt, der Nachwuchs auch, wie wir gestern gesehen haben – bitte trotzdem hin und wieder einen in die A-Mannschaft einbauen – und den Schwung weiterhin mitnehmen in der Liga, damit wir auch nächstes Jahr wieder CL-Luft schnuppern dürfen.
Und auch wenn wir 4 Niederlagen haben, aber nur 6 Gegentore gegen solche Gegner ist schon auch mal ein Lob wert, auch wenn es natürlich mehr Geschossene sein dürfen.
Wir sind keine europäische Spitzenmannschaft, das darf man nicht vergessen… Das heisst, wir werden immer wieder mal hier und da Fehler machen, wie Geyrhofer gegen Gyökeres, oder Johnston gegen Brügge, der unterm Ball durchspringt, oder jetzt eben Aiwu, auch wenn es bitter ist, da es so spät im Spiel passiert ist… In der CL wird sowas dann halt zu einem Tor führen. Was man sich erwarten darf, ist, dass Sturm hier im Rahmen seiner Möglichkeiten alles gibt und mit Laufarbeit und Leidenschaft die Defizite zu den Topmannschaften ausgleicht.
Das hat Sturm getan. Auch wenn wir 0 Punkte haben, sind die Leistungen natürlich schon gut gewesen, und werden auch immer besser. Wir haben noch 4 Chancen, und irgendwann hoffentlich auch mal das Glück gegen bessere Gegner haben, dass es am Ende zu Punkten reicht.
Aiwu gestern übrigens mit starker Leistung, genauso wie viele andere auch. Yalcouye überragend.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo Aiwu überragend gewesen sein soll. War seine extrem unnötige Aktion in der ersten Minute (für die er mit Pech eine rote kriegt wenn der Schiri es als Absicht sieht) überragend?
Oder die 1er-Kette die er immer bildet, weil er’s kaum schafft mit den anderen 3 auf einer Linie zu stehen?
Ich finde ihn als Abwehrchef grauenhaft und neben einem Abwehrchef wie Wühtrich ist das Problem der 1er-Kette mMn noch viel gravierender, da sich die anderen beiden dann absolut nicht an ihn orientieren können.
@TheHerbst überragend war er zb die restlichen 89 Minuten in welchen er Guirassy und Co quasi kalt gestellt hat
Der Gegner gestern hieß Borussia Dortmund, nicht Stripfing.
@Wenn wir hier stehen: Stimmt, vor allem hat er mir super gefallen wie er gleich am Anfang den Ball direkt vor die Füße von Sabitzer klärt und dann nicht mehr in den Zweikampf kommt und Glück hat, dass Baier völlig unbedrängt nur die Stange trifft.
Beim Großteil der Dortmunder Highlights war er direkt involviert und 3 von 6 gewonnen Zweikämpfe bei einem IV Schreien für mich nicht wirklich nach „89 Minuten überragend“.
Überragend war mMn die Mannschaft und auch wenn er ein Teil davon ist.
Was Sturm gestern gegen Dortmund geboten hat, geht weit über das hinaus, was man von einer österreichischen Mannschaft gegen ein Spitzenteam der deutschen Bundesliga erwarten darf. Was Sturm fehlt: ein Spieler, der auch in Bedrängnis Bälle halten und verteilen kann.
A Spielertyp wie der Schui Peda.
Ich finde Kite und Yalkoue haben das gestern richtig gut gemacht. Insgesamt ist die passqualität bei uns halt noch sehr ausbaufähig bei dem Tempo..