Esforço, Dedicação, Devoção e Glória – Vorbericht Sporting Lissabon
Es war der 21. September 2023, also etwas über ein Jahr her, dass man Scharen hängender Köpfe auf dem Ivica-Osim-Platz vernahm. Nach dem Schlusspfiff und einer beherzten Leistung im Spiel gegen Sporting Lissabon stand man am Ende trotzdem ohne Punkte da.
Dabei fing alles so gut an. Unser Euro-Willi William Böving schoss den SK Sturm zu diesem Zeitpunkt auch verdient nach einem Abstauber nach Kiteishvili-Schuss nach etwa einer Stunde mit 1:0 in Führung. Tore von Gyökeres und Diomande verhinderten am Ende einen Punktegewinn gegen die Portugiesen. Großen Anteil daran hatte auch Kjell Scherpen, der wie wir mittlerweile wissen mit einer Knieverletzung im Kasten stand. Die Verletzung ist überwunden und der Leihvertrag verlängert, so werden wir auch am 22. Oktober unseren Lieblingshünen zwischen den Pfosten sehen.
Was vergangen ist, ist vergangen. Ebenso vergangen ist der gebrauchte Abend in Lissabon, wo Sporting dem SK Sturm eine Lehrstunde erteilte und mit einer 3:0 Packung wieder den Heimweg antreten ließ. Mittlerweile ist ein Jahr vergangen, sowohl der SK Sturm, als auch Sporting Lissabon haben jeweils ihre nationalen Meisterschaften gewonnen und gehen mit einem doch veränderten Kader in das kommende Champions League Spiel. Wir haben bereits vor dem letzten Aufeinandertreffen ausführlich über den Verein und seine Geschichte berichtet, daher werden wir hier nicht mehr eingehend über die Geschichte des Klubs berichten – neben dem Sportlichen wird es allerdings einen kleinen Input aus unserer „Random Facts“ Recherche geben.
Sporting – ein Pionier im portugiesischen Fußball
Sporting wurde wie wir wissen bereits 1906 gegründet, noch heute ist die Heimstätte des Sporting CP nach einem der Gründer, Jose Alvalade, benannt. Sporting hat aber auch maßgeblich zur Gründung anderer portugiesischer Vereine beigetragen, wenn auch nicht immer ganz freiwillig. 1919 wurde der Verein Belenenses Lissabon gegründet, offenbar von Spielern und Funktionären von Sporting Lissabon, die mit der Vereinsführung alles andere als einverstanden waren. Belenenses, die nach dem Gründungsbezirk Belem benannt wurden, und wörtlich etwa „die aus Belem stammenden“ zu übersetzen sind, haben immerhin zwischen Sporting, Benfica und dem FC Porto am viertmeisten nationale Titel in der Primeira Liga feiern dürfen. Es war genau einer im Jahr 1946. Interessant: In der 90-jährigen Geschichte der Primeira Liga gab es genau zwei Mannschaften außer der „Big Three“, die den Titel einheimsen konnten – eben Belenenses im Jahr 1945 und Boavista Porto 2001.
Auch die Vereinsgründer von Sporting Clube Olhanense trugen als Spieler das Dress der Leões, also der „Löwen“, bevor sie 1912 in Olhao, einem kleinen Städtchen in der Algarve, den mit Poritmonense wohl größten Verein der Region schufen, wobei es aus den frühen Jahren des Klubs kaum Aufzeichnungen gibt und eine ehemalige Sporting-Vergangenheit der Gründer durchaus angezweifelt werden darf.
Sporting Club de Portugal – the invincibles – os invencíveis
Was der FC Arsenal in der Premier League den Spitznamen „The Invincibles“ brachte, schaffte auch Sporting Lissabon in der Saison 1946/1947. Fernando Peyroteo, der ausgeschrieben auf den klingenden Namen Fernando Baptista de Seixas Peyroteo de Vasconcelos hörte, war einer der bedeutendsten und besten Stürmer seiner Zeit. In 197 Spielen für Sporting Lissabon erzielte er sage und schreibe 331 Tore. Er erzielte also 1,7 Tore pro Spiel im Schnitt, und das über 12 Jahre im Verein. Eine Relation, über die selbst Kylian Mbappe oder Erling Haaland nur staunen können. Peyroteo war übrigens auch Teil der bis heute von der Lissabonner Kurve besungenen „Cinco Violinos„, also der „fünf Geigen“, denen neben Peyroteo noch Albano, Jesus Correia, Manuel Vasques und Jose Travassos angehören. Noch heute trägt Sporting Lissabon jeden Sommer die „Trofeu Cinco Violinos“ aus, quasi ein Gedenkturnier zu Ehren vergangener Helden. So umjubelt Peyroteos Leben war, so tragisch war sein Tod – nach einem Benefizspiel von Veteranen in Barcelona verletzte er sich, die Operation am Bein brachte Komplikationen mit sich, was zu einer Amputation des linken Beines führte. Erholt hatte er sich davon nicht mehr, er verstarb 60-jährig und viel zu früh in der portugiesischen Hauptstadt.
Eine kurze Geschichte über Hunde
Jubas ist der Name des offiziellen Maskottchens von Sporting Lissabon. Jubas ist aber nicht irgendein Maskottchen, sondern basiert auf einem tatsächlich existierenden Hund. In den 70er Jahren brachte ein Fan seinen Hund mit, passenderweise handelte es sich auch um einen Löwenhund-Rüden. Der junge Hund verlief sich während eines Spieles auf den Rasen, woraufhin großer Jubel ausbrach. Jubas war fortan bei jedem Heimspiel zu Gast und wurde sowas wie eine Identifikationsfigur, zumindest eine inoffizielle, etwa vergleichbar mit dem Kölner Geißbock Hennes. Der Hund wurde besungen, hatte sogar einen eigenen Fanclub und war bei allen Spielen zu Gast. Über das Schicksal von Jubas ist nichts bekannt, aber noch heute ist Jubas das offizielle Maskottchen der Löwen.
Sportliches über Sporting
Nun zum Wesentlichen. Wir haben nicht vergessen, wie stark Sporting Sturm im letzten Jahr bespielt hat, speziell das Spiel in Lissabon, zu dem Zeitpunkt wohl eines der Highlights in der Vereinsgeschichte, bleibt uns in negativer Erinnerung. Gleich vorweg – drei Akteure, die gegen den SK Sturm an diesem Abend in der Startelf standen, haben mittlerweile einen neuen Arbeitgeber.
Sebastian Coates, der Sporting Lissabon noch als Kapitän aufs Feld geführt hatte, wechselte im vergangenen Sommer in seine Heimat nach Uruguay, wo er bei Club Nacional in Montevideo sein Geld verdient. Der Vertrag seines Partners in der Innenverteidigung Luis Neto wurde nicht verlängert, der 36-jährige Portugiese hat aber noch nicht genug, befindet sich aber noch immer auf Vereinssuche. Auch Stürmer Paulinho, der gegen den SK Sturm speziell im Spiel in Liebenau eine hervorragende Leistung zeigte, wechselte den Verein. Für einen Europäer – er ist Portugiese – eher unüblich, wechselte er in die erste mexikanische Liga zu Toluca, die immerhin sieben Millionen Euro für seine Dienste nach Lissabon überwiesen.
Der Rest der Mannschaft, allen voran Stürmerstar Viktor Gyökeres, ist nach wie vor Teil des Teams. Aber auch in Lissabon wurde im Sommer kräftig am Transfermarkt gearbeitet. Weil wir eben über Toluca sprachen – dorthin dürfte es gute Kontakt geben, immerhin kam auch Maxí Araujo, der weder verwandt, noch verschwägert mit Barcelonas Ronald Araujo ist, wechselte von Toluca für 14 Millionen Euro in die Hauptstadt Portugals. Darüber hinaus gewann man das Wettbieten um das belgische Top-Talent Zeno Debast, an dem wohl auch unter anderem der FC Chelsea wie so oft interessiert war, und lotste den 20-jährigen Innenverteidiger vom RSC Anderlecht zu Sporting. Bezahlt wurden 15 Millionen Euro.
Der Königstransfer war aber Conrad Harder, ein 19-jähriger Däne vom FC Nordsjaelland, der für 19 Millionen Euro zu Sporting wechselte. Wie bekannt wurde, soll im Sommer auch Andreas Schicker bei Harder angerufen haben. Beeindruckend, immerhin wird sein Marktwert der größten entsprechenden Datenbank zufolge gerade mal auf zwei Millionen Euro geschätzt. In der letzten Saison netzte er für den dänischen Erstligisten nur fünf Mal, also auf den ersten Blick ein gelungenes Geschäft für die Dänen. Zwei Mal konnte Harder bisher in der Primeira Liga treffen.
Außerdem dürfte sich Trainer Ruben Amorim nach dem 1:1 in der letzten Gruppenphase gegen Rakow Czestochowa in deren bosnischen Torhüter Vladan Kovacevic verliebt haben, kurzerhand verpflichtete man ihn, Rakow erhielt wohl um die fünf Millionen Euro an Ablöse.
Die Nummer eins ist bisher aber noch Franco Israel, nachdem Kovacevic in bisher vier Ligaspielen wohl nicht ganz zu überzeugen wusste. Der Uruguayer Israel wird auch gegen den SK Sturm im Tor stehen. Beide Torhüter haben ihre Stärken und Schwächen, bisher macht Israel aber viel richtig. Er ist bei Standards und auf der Linie stark, während Kovacevic sicher der bessere Fußballer ist. Beide Optionen sind aber solide Torhüter, ohne aber wirklich aus dem Kader der Portugiesen herauszustechen.
Defensiv wird Amorim wie immer seine „Signature-Dreierkette“ spielen lassen, die gegen den Ball zur Fünferkette wird. Seine drei Lieblinge sind bereits erwähnter Zeno Debast, dazu die bereits gegen den SK Sturm eingesetzten Ousmane Diomande und Goncalo Inacio. Drei vor allem physisch richtig gute Innenverteidiger mit einem gesunden Gardemaß von etwa 190cm. Beeindruckend ist hier vor allem, wie Neuzugang Zeno Debast sich eingefügt hat, immerhin musste er niemanden geringeren als den langjährigen Kapitän Sebastian Coates ersetzen. Bisher macht er das trotz seines zarten Alters von nur 20 Jahren aber sehr gut. Viel Erfahrung gibt es übrigens nicht, denn auch Diomande ist erst 20 Jahre alt. Der alte Haudegen in der Dreierkette ist Goncalo Inacio mit erst 23 Jahren.
Rechts hinten – wobei man hier erwähnen muss, dass die Außenverteidiger von Sporting Lissabon ihre defensive Rolle nur ungern wahrnehmen und lieber vorne für Wirbel sorgen – dürften wir einen zukünftigen Weltklasse-Spieler in Klagenfurt begrüßen. Nach der Verletzung des Engländers Marcus Edwards, der David Schnegg wohl heute noch in seinen Albträumen verfolgt, kam Geovany Quenda auf der rechten Flügelposition zum Einsatz und überzeugte bisher so, dass er in jedem Spiel bisher eingesetzt wurde, und das trotz seines jungen Alters von 17 Jahren. Auch Geny Catamo könnte über rechts auflaufen, der Nationalspieler von Mosambik erzielte bereits zwei Tore in der laufenden Saison. Links sehen wir wohl Nuno Santos, der zwar im Vergleich zum Duell zwischen Schnegg und Edwards im direkten Aufeinandertreffen in Jusuf Gazibegovic zumindest zeitweise seinen Meister fand, aber vor allem im Auswärtsspiel eine sehr gute Partie machte. Die offensiven „Fullbacks“ des Systems Amorim treiben den Ball schnell nach vorne, sind technisch extrem versiert und versuchen meist mit Dribblings, in den Sechzehner zu kommen. Aufgrund anhaltender Debatten über die Qualität unserer Außenverteidiger, die es aktuell ja gibt, ist das die Möglichkeit für die Herren Lavalee, Karic und Johnston ein Ausrufezeichen zu setzen. Eine denkbar schwere Aufgabe.
Im Zentrum, also auf den „Achtern“, bekommen wir es wieder mit Morten Hjulmand zu tun, der auch bereits gegen den SK Sturm brillierte. Im Aufeinandertreffen im Winter 2023 war Hjulmand noch relativ neu und niemand wusste genau, wieso Amorim gleich 20 Millionen Euro nach Lecce überwies, mittlerweile hat der ehemalige Admira-Kicker sich nicht nur als absoluter Leistungsträger etabliert sondern auch die Kapitänsbinde bekommen. An seiner Seite rechnen wir mit dem Japaner Hidemasa Morita, dem seit seinen Wechsel aus der J-League vor zwei Jahren auch richtig viel aufgegangen ist. Hjulmand ist der Abräumer und eher defensive Achter, der im Zweifelsfall auch die Flügelverteidiger tatkräftig unterstützt. Morita lenkt das Spiel nach vorne, geht auch gerne in Zweikämpfe und ist technisch sehr beschlagen. In Summe ein gut ausgeglichenes Mittelfeld.
Vorne links könnte besagter Geny Catamo auflaufen – er spielt ebenso oft den Linksaußen wie den linken Verteidiger. Pedro Goncalves laboriert noch an einer Muskelverletzung, ein Einsatz gegen den SK Sturm ist aber durchaus realistisch. Sollte Goncalves bei 100% sein, wird er mit Sicherheit spielen. Ähnlich verhält es sich mit Marcus Edwards auf der rechten Seite, auch er ist noch nicht bei 100%, ein Einsatz ist realistisch, aber fraglich über wie viele Minuten. Mit Trincao hat Amorim aber noch ein Ass im Ärmel. Alle vier Varianten haben eine Gemeinsamkeit – Schnelligkeit. Speed. Pace. Wie auch immer. Gib ihnen Raum, und du wirst es bereuen. Gerne kreieren sie ihre Räume selbst in Form von Dribblings, aber auch der altbewährte Doppelpass mit einem der Achter ist immer wieder Mittel zum Zweck. Mir persönlich wäre es ganz recht, wenn Marcus Edwards und Pedro Goncalves nicht zum Einsatz kämen, zwar ähneln sie ihren nominellen „Back-Ups“ spielerisch, qualitativ sind sie aber doch noch ein kleines Stück besser.
Und vorne.. Da gehen einem wirklich die Superlative aus. Der Leidensweg von Viktor Gyökeres hat seit seinem Wechsel zu Sporting ein Ende. Mit 20 Jahren wechselte er von Brommapojkarna aus seiner schwedischen Heimat für eine Million Euro nach Brighton. Und Brighton macht eben Brighton Dinge, wie etwa auch mit Malick Yalcouye und Kjell Scherpen. Leihen über Leihen, zuerst nach St. Pauli, dann Swansea, dann Coventry, bis letztere eine Kaufoption über 1,2 Millionen Euro zog und den ungarisch-schwedischen Stürmer nur zwei Jahre später um 24 Millionen Euro nach Lissabon verkauften. Morituri te saltutant.
Totgeweiht war seine Karriere zu Pauli-Zeiten, als er mit 21 Jahren noch keinen Weg in ein Profiteam fand, nur um wenige Jahre später zu den besten Stürmern der Welt zu gehören. Denn das ist Viktor Gyökeres zweifellos. Im letzten Jahr gab es nur neun Spiele ohne Torbeteiligung von Gyökeres. Im Sommer umworben von den Granden des europäischen Fußballs hat aktuell wohl der FC Arsenal seine Fühler nach dem Schweden ausgestreckt, eine Ausstiegsklausel über 100 Millionen Euro überlegen sich aber auch die potenten Londoner nochmal gut. Bisher bietet sich aber Gyökeres auch in dieser Saison wieder an. 11 Tore stehen bei ihm auf der Haben-Seite, nach acht Spielen. Mit Ausnahme des Spiels bei Estoril Praia traf er bisher in jedem Spiel, meist sogar zwei Mal. Spielerisch ist er ein absoluter Alleskönner, der beidfüßig und kopfballstark ist. Er bewegt sich im Sechzehner und schüttelt gerne mit schlauen Bewegungen seine Manndecker ab. Kommt ein Ball im Sechzehner auf seinen Fuß, kann man eigentlich schon in den Jubel- oder Trauermodus wechseln, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Ball auch im Netz landet, sehr hoch.
8 Spiele gab es für Sporting bisher in der Liga Portugal, davon konnten sie jedes einzelne auch gewinnen (auch gegen den FC Porto) – Torverhältnis: 27:2. Auch in der Champions League sind sie heuer ungeschlagen: 1:1 gegen PSV in Eindhoven, sowie ein 2:0-Heimerfolg über Lille. In Summe spricht also viel für Sporting. Von der Kaderqualität muss man den portugiesischen Meister nicht mit dem SK Sturm vergleichen, aber da gibt es doch ein Kriterium, das bei Sporting für Stirnrunzeln sorgen könnte: Die mangelnde Erfahrung. Der älteste Verteidiger ist zarte 23 Jahre alt, dazu dürfen wir mit einem 17-Jährigen in der Startelf rechnen. Für ihr Alter machen beide einen hervorragenden Job, aber hier könnte man als SK Sturm ansetzen. Denn wirklich unerfahrene Spieler werden wir beim SK Sturm nicht sehen.
Quem planta ventos, colhe tempestades, ein altes Sprichwort, das man hierzulande als „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ kennt. Wind hat Sporting gesät, sowohl im letzten Spiel in Liebenau, als auch in Lissabon. Und Sturm mögen sie ernten. Es ist Champions League, es wird wieder eine magische Nacht vor hoffentlich vollen Rängen in der Kärntner Landeshauptstadt, es wird eines der größten Spiele der Vereinsgeschichte. In so manchen Fans schlummert eine Mischung aus Wut und Zuversicht, wohl auch in den Köpfen der Spieler, die die Nacht in Lissabon noch nicht vergessen haben. Diese Wut gilt es zu kanalisieren und auf das Feld zu bringen. Das ist die Chance für den SK Sturm, Vergangenes endgültig aus den Köpfen der Fans und der Mannschaft zu bringen und Geschichte zu schreiben.
Es gilt : Wir können nur gewinnen. Wenn man so wie gegen RBS und GAK hineingeht ist alles möglich. Freue mich auf s Match und den Ticker!!
8 Spiele, 8 Siege, nur 2 Gegentore – Sporting ist derzeit die erfolgreichste Mannschaft in ganz Europa – gegen eine solche Mannschaft kann Sturm berühmt werden!