Drei Derbys und ein Sieg + ein Transfer
Am 27. Dezember war es bereits zum fünften Mal in Folge so weit, das Benefiz-Hallenfußballturnier der Legenden fand wieder im Raiffeisen Sportpark in Graz statt. Und so langsam scheint es sich als eine Art beliebte Weihnachtstradition zu etablieren. Während das Event bei der ersten Austragung erst am letzten Tag ausverkauft war, gab es diesmal schon fünf Wochen davor keine Karten mehr. Und die Veranstalter hätten noch weitaus mehr als die 3000 Tickets verkaufen können. Eine erfreuliche Entwicklung, geht der Reinerlös doch an bedürftige Familien und notleidende, kranke Kinder. Unter den Besucher*innen werden außerdem signierte Bundesliga-Trikots und limitierte Fanartikel versteigert. All jene, die keine Karten mehr bekamen, konnten den Bandenzauber im Fernsehen live mitverfolgen.
Veranstaltet wird das Turnier vom Lions Club Graz unter der Federführung von Andreas Cretnik, einem Roten, und Oliver Wieser, einem Schwoazn. Weil das Publikum großteils aus Anhängern dieser beiden Vereine besteht, gibt es auch eigene Sektoren für sie. Als Highlight des Tages galt natürlich das Derby der beiden Grazer Legendenmannschaften, gespickt mit Altstars wie Gerry Strafner, Johnny Ertl, Gilbert Prilasnig, Samir Muratovic oder Mario Haas bzw. Michael Liendl und Zlatko Junuzovic. Aber auch bei den Old Violets (Toni Pfeffer, Alexander Grünwald), Rapid (Erwin Hoffer), den Bayern (Stefan Maierhofer) oder der Admira mit Spielertrainer Peter Stöger gab es so einige Legenden zu bestaunen.
Derby #1: Grazer AK Legenden vs. SK Sturm Graz Legenden
Nachdem der andere Grazer Verein sich letztes Jahr den Sieg geholt hatte, war die Mission für den „Rekordmeister“ Sturm (2 Siege) heuer ganz klar: die Rückeroberung des Titels. Nach einem 2:1-Auftaktsieg gegen die Bayern mit Toren von Christoph Leitgeb und Neuzugang Darko Bodul sowie einem torlosen Unentschieden gegen die Admira ging es im direkten Duell um den Aufstieg ins Halbfinale. Doch im Grazer Hallenderby, das von Jakob Jantscher co-kommentiert wurde, gingen die Roten schon kurz nach Beginn der 12-minütigen Spielzeit durch Ex-Nationalteamspieler Junuzovic in Führung, binnen kürzester Zeit schnürte dann Herbert Rauter seinen Doppelpack. Nach dem 1:3 durch Johnny Ertl vier Minuten vor Schluss keimte noch einmal kurz Hoffnung auf. Doch statt des Anschlusstreffers durch Leitgeb, der nur die Stange traf, scorte Liendl wie schon so oft zu Spielerzeiten gegen die Schwoazn. Das 2:4 durch Ehrenreich war nur noch Ergebniskosmetik, bevor David Sencar zum Endstand traf. Verkehrte Welt also in der Halle. Gleich wie zuletzt in der Bundesliga endete das von Alexander Harkam geleitete Grazer Derby mit 5:2, allein der Sieger war ein anderer.
Für Sturm ging es somit am späteren Abend im Duell gegen ein ersatzgeschwächtes Team West nur noch um Platz 5. Doch auch hier wurde man seinem Favoritenstatus nicht gerecht, wurde sogar regelrecht abgeschossen. Nach einem zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand durch Triplepacker Mersudin Jukic und ein Tor des Bombers gab es Auflösungserscheinungen aufseiten der Schwoazn. Beim Stand von 2:6 (Leitgeb) war der Frust in der Halle spürbar, das Publikum war ganz still geworden. Auch ein Aufbäumen gegen Ende mit Toren von Leitgeb und Bodul konnte keine Wende mehr herbeiführen. Somit endete das Turnier für die Blackies trotz großer Ziele mit einem enttäuschenden 6. Platz (unter 8 Teilnehmern). Auch in der Kabine herrschte nach dem Spiel eine Minute Stille, wie Marko Stankovic im Post-Match-Interview bei Sturm-Stadionsprecher und ORF-Mann Thomas Seidl zu Protokoll gab. Der Obersteirer war nach Angeboten von Sturm und der Austria im vergangenen Jahr noch für seinen Jugendverein DSV Leoben aufgelaufen. Nachdem dieser heuer aber nicht mehr teilnahm, fiel die Wahl auf Sturm, wo er sich laut eigener Aussage zu Hause fühlt. Nach einem Schmäh von Patrick Wolf konnten die Legenden aber schon wieder lachen. Richtig so, immerhin war es eine Niederlage für den guten Zweck.
Derby #2: Special Blackies vs. GAK 1902 Specials
Wie schon im Jahr zuvor bei bombastischer Stimmung trafen auch diesmal die Special-Needs-Teams der beiden Grazer Vereine aufeinander. Nach einer 2:11-Niederlage im Vorjahr strebten die Special Blackies diesmal ein besseres Ergebnis an – und das gelang auch. Trotz beherzter Leistung unterlag man dem Stadtrivalen über 2 x 7,5 Minuten zwar erneut, mit 1:3 musste man aber weitaus weniger Tore hinnehmen und konnte die Ergebnislücke deutlich verkleinern. Für die Tore sorgten Markus Pretterhofer bzw. Leon Frais (2 Tore) und Matthias Breton. Generell zeigten die Spieler, die sich unter anderem vom Panther Cup gut kennen, quer durch die Bank tollen Einsatz.
Derby #3: SK Sturm Graz Damen vs. GAK 1902 Frauen
Zu einem weiteren Highlight und einer Premiere im österreichischen Fußball kam es dann gegen Ende des Abends, als sich die Frauen-Teams der Stadtrivalen auf dem Feld begegneten. Auf Bewerbsebene konnte es noch zu keinem Aufeinandertreffen kommen. Die Sturm Damen spielen aktuell ja um den Einzug in die Top 4 der Bundesliga und befinden sich mit dem 4. Platz nach 13 von 18 Runden des Grunddurchgangs voll auf Kurs. Und auch die GAK Frauen performen nach dem Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga gut, werden mit 16 Punkten und Platz 5 zur Halbzeit aber wohl auch nächste Saison noch dort spielen. Ähnlich wie bei den Männern, wo es die Derbys zunächst nur wieder im Cup gab, findet also auch das erste Derby der Frauen auf anderer Ebene statt. Und obwohl viele Spielerinnen der Bundesliga-Mannschaft sich im Urlaub befinden, ging Sturm mit einem starken Team an den Start.
Darunter befand sich zur Überraschung vieler auch eine neue Spielerin – Linda Popofsits! Die Burgenländerin schnürte bislang ihre Schuhe für die SpG Südburgenland/TSV Hartberg in der 2. Frauen-Bundesliga, war dort mit 14 Treffern in 11 Spielen sogar Top-Torschützin. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Laura Krumböck und Pauline Deutsch bestand in der Offensive der Blackies jedoch Handlungsbedarf, und so wurde sie von Frauen-Sportdirektor Michael Erlitz an eben jenem Tag als neue Spielerin verkündet. So frisch war ihre Verpflichtung, dass sie noch gar kein eigens bedrucktes Trikot besaß, stattdessen lief sie mit der Nummer 25 von Verteidigerin Laura Riesenbeck auf. Wenn Popofsits auf dem Rasen ähnlich gut performt wie in der Halle, könnte Erlitz mit ihrer Verpflichtung ein echter Coup gelungen sein. Je ein Tor erzielten sie und Modesta Uka in schönem Zusammenspiel und bescherten Sturm-Präsident Christian Jauk, wie im Pre-Match-Interview angekündigt, den ersten und einzigen Derby-Sieg des Tages. Besonders schön war für die Spielerinnen auch die Kulisse von Tausenden Zuseher*innen, die sich Leonie Tragl öfter bei ihren Spielen wünschen würde, wie sie zu Protokoll gab.
Nach über sechs Stunden Hallenfußball pur und einem spannenden Finale, das Rapid 4:6 gegen Kroatien verlor, endete das Turnier mit schönen Nachrichten: Der Reinerlös konnte im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gesteigert werden und landet wohl erstmals im sechsstelligen Bereich. Der Termin für das nächste Jahr steht auch schon fest: Es wird wieder der 27. Dezember sein. Der Kartenverkauf startet voraussichtlich im Oktober, wer Tickets ergattern will, wird schnell sein müssen.
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