Die Wikinger – Ein echter Pokal-Angstgegner
Bereits acht Mal kreuzten sich die Wege des SK Sturm und der SV Ried im österreichischen Cup-Bewerb. Ein für die Blackys nicht nur sportlich, schwieriges Los (die Innviertler halten aktuell in Liga 2 nach vier Partien bei 12 Punkten und einer Tordifferenz von 8:0), sondern auch historisch betrachtet ziemlich kompliziert. Denn dreimal erwiesen sich die Wikinger bereits als Cup-Stolperstein:
19. Mai 1998, Cup-Finale, Gerhard-Hanappi-Stadion, Sturm – Ried 1:3
Nur drei Tage nach der pompösesten Meisterfeier, die Fußball-Österreich je erleben durfte, stiegen die Sturmkicker – zum größten Teil noch schwer verkatert – in den Mannschaftsbus Richtung Wien. Von einer Welle an Euphorie getragen, war man sich sicher, in Wien den dritten Cuptitel und das erste Double problemlos einzufahren. Doch: Nicht nur die Spieler waren noch gezeichnet, auch das Grazer Fußballpublikum war nach einer magischen Bundesliga-Saison sichtlich müde. Nur noch 2000!! Sturm-Aficionados traten die Finalreise nach Wien (übrigens die dritte in Folge) an und waren im weiten Rund genauso verloren wie die insgesamt nur 6.000 Besucher. Noch am Spieltag wurde Ranko Popovic für das Finale vom ÖFB gesperrt, kurz vor dem Anpfiff fiel Markus Schopp verletzungsbedingt aus und in der 10. Minute sah Markus Schupp nach einen Foul an der Strafraumgrenze an Herwig Drechsel die Gelb-Rote Karte. Goran Stanislavljevic verwertete den von Schiri Benkö verhängten Elfmeter in Panenka-Manier. Nur eine viertel Stunde später folgte die nächste, ganz bittere Pille: Gilbert Prilasnig zog sich einen Meniskusschaden zu. Nicht nur das Cup-Endspiel war für den Kärntner damit erledigt, sondern auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich, für die er bereits nominiert gewesen war. In Minute 32 erzielte Drechsel nach einem Fehler von Mario Posch, der für Gili eingewechselt wurde, das 2:0. Zwar musste auch Rieds Steininger noch in Halbzeit Eins vom Platz, Hoffnung keimte aber erst wieder auf, als Hannes Reinmayr kurz vor dem Schlusspfiff auf 1:2 verkürzen konnte. Markus Scharrer machte aber praktisch im Gegenzug den Deckel drauf und die SV Ried zum ersten Mal zum ÖFB-Cupsieger. Nach dem Spiel meinte Coach Ivica Osim lapidar: „Ohne frisch zu sein, geht es eben nicht“.
20. April 2011, Cup-Viertelfinale, Innviertel-Arena, Ried – Sturm 2:1
In der Saison 2010/2011 endete die Mission Cup-Titelverteidigung ebenfalls gegen Ried. Bereits in Minute 17 gingen die Innviertler vor nur 3.300 Besuchern durch Ex-Blacky Daniel Royer mit 1:0 in Führung. Das dieses Gegentor für die Grazer alles andere als ein Weckruf war, zeigte die Tatsache, dass Sturm in der gesamten Ersten Halbzeit zu keiner ernstzunehmenden Torchance kam. Vor allem Dominik Pürcher und Thomas Burgstaller hatten mit der Ried-Offensive rund um Anel Hadzic ihre liebe Not. Als Patrick Mevoungou in Minute 42 Hadzic im Strafraum fällte, blieb die Pfeife von Schiri Bernhard Brugger aber stumm. Im zweiten Durchgang wurde Sturm stärker, kam durch Imre Szabics und den eingewechselten Mario Haas auch zu Chancen, doch Ried-Goalie Gebauer war jeweils am Posten. Den nächsten Treffer konnten dann aber doch die Rieder für sich verbuchen: Nach einem Konter über Stefan Lexa und dem eingewechselten Robert Zulj!! kam Hadzic in der 93. Minute an der Strafraumgrenze zum Abschluss und ließ Christian Gratzei mit einem scharfen Schuss ins lange Eck keine Chance. Ein kurioses Kopfball-Eigentor aus 16 Metern von Mark Prettenthaler (der nächste mit Sturm-Bezug) sorgte zwar noch für den Anschlusstreffer, direkt nach dieser Szene jedoch pfiff Schiri Brugger die Partie ab. Retrospektiv gesehen, hat Ried somit auch 2011 Sturm das Double versaut.
27. Oktober 2021, Cup-Achtelfinale, Graz-Liebenau, Sturm – Ried 1:2
Auch die bislang letzte Cup-Niederlage überhaupt, passierte dem SK Sturm gegen die SV Ried. Mit einer Rumpfelf angetreten (Hierländer, Prass, Kiteishvili, Ingolitsch, Mwepu, Wüthrich und Trummer fehlten) konnte man aber die ersten beiden Torchancen (beide durch Niangbo) für sich verbuchen. Wenn Ried es überhaupt in den Sturm-Strafraum schaffte, dann bloß unter freundlicher Mithilfe der Hausherren, so wie in Minute 37: Jörg Siebenhandl misslang ein langer Abschlag und die Rieder kamen an den Ball. Diesen schenkten die Wikinger zwar gleich wieder her, aber Sturm gab das Spielgerät in Person von Ivan Ljubic postwendend wieder zurück. Stefan Nutz lief Richtung Grundlinie und flankte das Leder in die Mitte, wo Ante Bajic allein gelassen wurde und für die Halbzeitführung der Gäste sorgte. Sturm startete in die Zweite Hälfte mit viel mehr Schwung, kam durch Stankovic und Sarkaria auch zu Tormöglichkeiten, jubeln durften zunächst aber erneut nur die Innviertler: Nach einer Ecke war Luca Meisl zur Stelle. Nach einem weiteren Corner für das Gästeteam fiel wieder ein Treffer: Dieses Mal allerdings einer für Sturm. Jakob Jantscher schaltete nach Ballgewinn am schnellsten und traf zum 1:2. Es sollte jedoch das letzte Tor in dieser Begegnung – in dem der damals noch ganz junge Moritz Wels sein Pflichtspieldebüt feierte – bleiben.
Aber keine Sorge: Immerhin auch bereits viermal ging Sturm als Sieger gegen Ried im Cup vom Platz:
- 1988 (3. Runde) mit einem 3:1-Auswärtserfolg (Tore Zellhofer, Hainzl, Feirer)
- 1989 (2. Runde) ebenfalls auswärts mit 3:0 (Tore 2x Schachner, Haki Holzer)
- 1999 im Halbfinale mit einem 5:0-Heimsieg (Prilasnig. Schopp, Vastic, Minavand, Mählich)
- 2010 im Halbfinale dank eines Lavric-Kopfballtreffers mit 1:0
https://tv.orf.at/program/orf1/uniqaoefbc490.html , ab 17:45 gehts los…