Die Tür ist offen
Europacupfeeling trotz einer nur 75-minütigen Autofahrt – das gab es in der Geschichte des SK Sturm Graz in dieser Form auch noch nie. Rund 110 Kilometer trennen die steirische Landeshauptstadt von Murska Sobota, dem Heimatort des amtierenden slowenischen Meisters NS Mura. In der laufenden Saison kam die Mannschaft von Ante Simundza allerdings noch nicht richtig in die Gänge, nach vier Spielen liegt Mura mit nur zwei Punkten auf dem vorletzten Rang. Dennoch warnte Cheftrainer Christian Ilzer sein Team vor einem „sehr gut eingespielten Kollektiv“.
Im Vergleich zum 3:1-Auswärtssieg beim LASK änderte der 43-Jährige seine Starformation nur auf einer Position: Ivan Ljubic ersetzte Andreas Kuen, im Sturm bekamen trotz der starken Vorstellung Manprit Sarkarias in Linz somit erneut Jakob Jantscher und Kelvin Yeboah das Vertrauen ihres Trainers. Im Kampf um ein Ticket für die Europa League waren es dann aber die Hausherren, die einen absoluten Traumstart zu verzeichnen hatten. Ziga Skoflek nahm sich nach einem Konter aus rund 20 Metern ein Herz und traf Sturm mit einem herrlichen Treffer in ebenjenes – 1:0 für Mura nach nur drei Minuten. Die Blackys ließen sich davon zunächst nicht aus dem Konzept bringen und hatten durch Ljubic und Jantscher erste brauchbare Ansätze. Nach 15 Minuten brandete bei den trotz des von der UEFA verhängten Verbots von Auswärtsfans mitgereisten Anhängern dann erstmals Jubel auf, der Treffer von David Affengruber wurde wegen eines Schubsers allerdings zurecht aberkannt. Sekunden darauf prüfte Jantscher Matko Obradovic mit einem Freistoß, der Mura-Tormann war sicher zur Stelle.
Sturm dominiert und gleicht aus
In der 18. Minute war der Kroate dann aber machtlos. Nach einem Foulspiel von Alen Kozar an Otar Kiteishvili traf Jantscher vom Elfmeterpunkt etwas glücklich zum mittlerweile hochverdienten 1:1-Ausgleich. Vier Minuten später hätte Jon Gorenc Stankovic in seinem Heimatland beinahe für die Führung gesorgt, sein Kopfball strich allerdings um wenige Zentimeter am Tor der Slowenen vorbei. Nach etwas weniger als einer halben Stunde scheiterte Ljubic mit einem Abschluss an Obradovic. Anschließend wurden die bis dato deutlich unterlegenen Hausherren etwas stärker, wirklich fordern konnten sie Jörg Siebenhandl allerdings nicht. Luka Bobicanec klopfte mit einem Abschluss aus der Distanz an, der Schuss flog letztlich klar am Tor vorbei. Da auch Sturm in den letzten Minuten vor der Pause nicht mehr zwingend agierte, ging es mit dem 1:1 in die Pause.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine, das Spielgeschehen erinnerte zunächst aber wieder an die Anfangsminuten der ersten Hälfte. Sturm presste Mura tief in die eigene Hälfte und wurde immer wieder gefährlich, ohne jedoch zu einer hundertprozentigen Torchance zu kommen. Zunächst wurde Jantscher im Strafraum von Obradovic im Strafraum zumindest fragwürdig niedergecheckt (48.), wenige Minuten darauf setzte Yeboah einen Abschluss im Rutschen am Tor vorbei. Auf der Gegenseite fanden die Slowenen praktisch im Gegenzug völlig aus dem Nichts plötzlich eine Riesengelegenheit auf die neuerliche Führung vor. Nach einem Pass in die Spitze tauchte Skoflek vor Siebenhandl auf. Der Rückhalt der Grazer wartete jedoch lange ab und gab dem 27-Jährigen keinen Winkel – so ging das Leder letztlich am Tor vorbei.
Yeboahs Treffer küsst Mura wach
Es war dies ein Warnschuss für die Mannschaft von Ilzer, die das Spiel danach aber wieder unter Kontrolle brachte und sich bis zum Sechszehner immer wieder schön durchkombinierte. An diesem war allerdings nicht nur einmal Endstation. So verwunderte es nicht, dass eine großartige Einzelaktion zur Führung Sturms führte. Yeboah tanzte sich am rechten Flügel sehenswert durch die Abwehrreihe der Slowenen und bediente den völlig freistehenden Kiteishvili ideal. Dieser musste nur noch den Kopf hinhalten und nach einer Stunde zum 2:1 einnicken.
Drei Minuten später versetzte Yeboah die Sturm-Fans dann endgültig in Ekstase: Nach einem katastrophalen Fehlpass in der Hintermannschaft von Mura blieb der 21-Jährige vor Obradovic vollkommen cool und schob sicher zum 3:1 ein. Die Krönung einer herausragenden Leistung! Danach ließ es Sturm etwas lockerer angehen und wäre dafür fast bestraft worden: Zunächst rettete Gregory Wüthrich in höchster Not (69.), nur eine Minute später zappelte der Ball im Tor der Grazer – allerdings wurde der Treffer aufgrund einer Abseitsposition zurecht nicht gegeben. Auf der Gegenseite hätte Yeboah per Distanzschuss beinahe für das 4:1 gesorgt (74.).
Dennoch konnte sich Sturm nicht mehr aus der Umklammerung des slowenischen Meisters befreien. Zweimal war es Siebenhandl zu verdanken, dass Mura in Person von Mitja Lotric nicht verkürzen konnte. Insbesondere beim zweiten Versuch in der 77. Minute rettete der 31-Jährige im Eins-gegen-Eins überragend! Ilzer brachte angesichts der nunmehr drückenden Überlegenheit des Gastgebers Niklas Geyrhofer für Ljubic und stellte in der Abwehr auf eine Fünferkette um. Das brachte zunächst zumindest etwas Sicherheit zurück, in der Nachspielzeit durfte sich die gesamte Mannschaft aber noch einmal bei Siebenhandl bedanken: Abermals rettete der gebürtige Wiener, diesmal entschärfte er einen etwas zu zentral angetragenen Abschluss von Mihael Klepa. Es war die letzte Möglichkeit einer hochintensiven Partie, die der SK Sturm am Ende zwar etwas glücklich, alles in allem aber doch verdient mit 3:1 gewann. Somit haben die Blackys vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag trotz der nicht mehr vorhandenen Auswärtsregel beste Karten auf den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase. Die Tür ist also offen. Jetzt müssen die Grazer „nur“ noch durchgehen.
Spieldaten
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Bin gespannt, ob sich die UEFA das gefallen lässt, zwecks Fans. Hab etwas Bauchweh, wenn ich an die mehrmaligen Hinweise und dann auch noch Ticketstornierungen denke. Wie seht ihr das?
Dein Bauchweh ist sicher berechtigt, aber ich denke für den Verein wird es keine Konsequenzen geben. Immerhin hat man auch davon abgeraten hinzufahren und die UEFA Richtlinien zu akzeptieren, siehe Pressekonferenz gestern. So würde ich es zumindestens interpretieren, aber ich kenne mich natürlich auch nicht aus bei diesem Apparat…keine Ahnung, wir werden sehen!
Kann eigentlich maximal Mura eine Strafe bekommen wenn sie Auswärtsfans reinlassen…oder? Aber wie gesagt, keine Ahnung.
Hätte man vermeiden können und auch sollen. Regeln sind numal Regeln.
Könnte mir auch vorstellen, dass es eine Strafe gibt, aber dann eher für Mura, schließlich waren sie der Veranstalter.
Naja, was soll der Verein dafür können? Sippenhaftung gibt es meines Wissens auch bei der UEFA nicht… Da wird genau gar nichts passieren.
Da kann die UEFA gar nicht bestrafen. Ich habe bisher noch kein EC Spiel gesehen ohne Auswärtsfans wo nicht Fahnen etc. mitgebracht wurden.
Der Logik nach müssten so ca. alle gestraft werden…werdens wohl nicht tun.
Warum sollten wir für die Auswärtsfans bestraft werden? (War ja kein Charter-Service von Seiten des SK Sturm oder?)
Und offiziell waren das keine Auswärtsfans sondern einheimische Sturmfans;))
Freuen wir uns über diesen echt zum Ende hin noch hart erkämpften aber verdienten Sieg!
Im Rückspiel müssen wir trotzdem so agieren wie die ersten 65 Minuten..damit bei den Muras ja keine Hoffnung aufkommt.
Super finde ich die Einstellung der Leitwölfe Siebenhandl und Hierländer, beide waren mehr als selbstkritisch, Hut ab zu dieser Selbstreflexion/Einstellung. Ohne wenn und aber wurde zugegeben (und ohne das die Frage wirklich gestellt wurde) das ab der 65 Minute zuviel Energie rausgenommen wurde und man den Gegner zu leicht zrk kommen hat lassen
So. EL wir kommen. Da bin ich optimistisch und hochnäsig.
Da darf nichts mehr passieren.
Jetzt sollte man aber schon in Wien und beim Rückspiel gegen Mura Rotation betreiben.
Sarkaria, Prass, Jäger sollten mal starten. Die 2 AV, JGS, Hierländer und Kite muss man mal schonen. Nicht alles auf einmal, aber schrittweise.
Ich bin ein bisserl schockiert von den letzten 25 Minuten, das waren wahrscheinlich die schlechtesten der Saison bis jetzt… aber wenn wir die aufarbeiten sollten wir da drüber kommen!
Vielleicht war das ja der Aufwecker zur rechten Zwir, immerhin haben Spieler und Trainer das selbst auch gesehen, war ja in der Vergangenheit nicht immer so!
Gute Partie bis zum 3-1 so richtig starkes pressing . Was auch cool ist , ist das die letzten Spiele alle 3-1 ausgegangen sind .
So viele Tore haben unsere Burschen schon lang nicht mehr erzielt.