Die Stürmer

Wintercheck 24/25 – Teil 4/4

Aufgeteilt auf vier Ausgaben werden wir euch in den nächsten Tagen ein kleines Zwischenfazit über jeden in der Herbstsaison eingesetzten Sturm-Spieler liefern. Es fließen die durchschnittlichen Noten eurer Bewertungen, diverse Spieldaten und Statistiken, sowie unsere subjektive Meinung mit ein.

(c) SturmTifo.com

Mika Biereth (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,40)

Einen Spieler von Arsenal auszuleihen ist für den SK Sturm schon ein aufregender Akt. Ihn dann aber auch noch fix zu verpflichten, fühlte sich als Sturm-Fan schon fast frech an. Das war nicht nur wegen gutem Verhandlungsgeschick von Andi Schicker und einem Entgegenkommen von Arsenal möglich. Auch die besondere Bindung zwischen Fans und Spieler, sowie der geschichtsträchtige Frühling 2024 haben mit Sicherheit das Ihrige zu dieser Ausnahmekonstellation beigetragen.

Biereth fühlte sich in Graz sichtlich wohl und kam im Laufe des Kalenderjahres immer besser in Graz an. Waren es im Frühling noch acht Scorerpunkte in 15 Bundesliga-Spielen (fünf Treffer), so steht Biereth nach der Herbstsaison in der Liga bei 16 Scorerpunkten in 16 Spielen (elf Tore). Die zwei Tore in der Champions League sind da noch gar nicht mitgedacht. Der unglaubliche Torjubel im Wörthersee-Stadion gegen Girona bleibt unvergessen. Das alles ergibt eine Statistik, die auch bei einem europäisch unbedeutenden Klub in einer international irrelevanten Liga außergewöhnlich gut ist – erst recht für einen 21-Jährigen. Die Folge: Klubs aus ganz Europa standen Schlange und wollten Biereth noch bevor die Ausstiegsklausel mit 15 Millionen Euro im Sommer in Kraft trat bereits im Winter verpflichten. AS Monaco machte dann ernst. Des Autoren Wunsch war: Mika, spiel die Saison in Graz fertig! Schieß den SK Sturm zum zweiten Double in Folge und geh deinen Weg danach als schwoaze Legende! Leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung.

William Bøving (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,53)

Die dritte Saison von William Bøving beim SK Sturm dürfte als sein Durchbruchsjahr erinnert werden. Endlich einmal topfit in die Vorbereitung gestartet, kam der „Euro-Willi“ gut aus den Startlöchern und spielte sich unter Ilzer im ersten Team fest. Vier Tore und sieben Assists in 24 Spielen lesen sich stabil, vor allem wenn man bedenkt, dass Bøving wie Jatta und Biereth erst 2025 seinen 22. Geburtstag feiern wird. Gegen die Austria sicherten er und Jatta mit ihren Treffern den Auswärtspunkt, ansonsten waren die meisten seiner Scorerpunkte nicht spielentscheidend. Die wahre Qualität von Bøving besteht jedoch nicht in seiner (steigenden) Torgefährlichkeit, sondern zeigt sich vor allem in der Passsicherheit. Der junge Däne besticht durch Pässe durch die Reihen und schnelles Spiel mit wenigen Kontakten. In der Offensive scheint er mit allen Spielern zu funktionieren, egal wer ihm zur Seite gestellt wird. Ob es nach der Saison 2024/25 noch eine weitere mit William Bøving in Graz geben wird, muss bei diesen guten Leistungen stark bezweifelt werden.

Erencan Yardımcı (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,74)

Airdımcı kam, spielte in der Bundesliga vierzehn mal und wurde von seinem „Entdecker“ Andreas Schicker sogleich nach Hoffenheim zurückbeordert. Die wichtigste Leistung für Sturm Graz zeigte Yardımcı wohl im Cup-Achtelfinale bei Blau-Weiß Linz, als er mit einem Tor und einem Assist beim 2:1 die Kohlen aus dem Feuer holte. Auch die anderen beiden Treffer (1:1 gegen Rapid zuhause und Siegtreffer gegen Hartberg auswärts) machten sich in der Bundesliga-Tabelle bemerkbar. Das Talent des körperlich enorm robusten Türken mit dem starken Antritt machte sich früh bemerkbar. Gegen Ende seines Graz-Aufenthalts wirkte der 22-Jährige auch besser eingewöhnt und brachte mit jeder Einwechslung Schwung in die Spiele – auch auf Champions League-Niveau. Wäre Yardımcı länger geblieben, hätte er sich bestimmt noch mehr Sympathien in Graz erarbeiten können, sein Potenzial konnte jeder sehen. In nur vier Monaten kann man sich von einem jungen Spieler auch nicht mehr erwarten. Danke und Farewell, Erencan Yardımcı.

Amady Camara (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,80)

Eine Erkrankung warf Amady Camara im Herbst weit zurück. Während die genauen Details nicht öffentlich gemacht wurden und sich so eifrig über Covid-Nachwirkungen, oder andere Infektionsangelegenheiten diskutieren ließe, gab der Verein bekannt, dass der 19-Jährige mit dem Trainingslager in Marbella endlich auch unter Jürgen Säumel in der ersten Mannschaft mittrainieren wird. Während Camara vor seiner Erkrankung nur zwei Spiele unter Ilzer nicht auf dem Spielfeld mitmachen durfte, wird es spannend sein zu sehen, ob der junge Malier auch unter Jürgen Säumel so viel Vertrauen von seinem Trainer bekommt. Das letzte Tor, das Camara für den SK Sturm erzielte, war jedenfalls das Tor im letzten Meisterschaftsspiel gegen Austria Klagenfurt, das den Meistertitel besiegelte. Seitdem wartet der Teenager auf den nächsten Torjubel, der hoffentlich bald im neuen Jahr folgen wird.

Seedy Jatta (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,98)

Der umstrittenste Spieler in der SK Sturm-Offensive ist definitiv Seedy Jatta. Einerseits dürfte das an seiner Verletzungsakte liegen, die für den nun anderthalb Jahre währenden Aufenthalt schon dürftig ausfiel. Andererseits geht der Sturm-Anhang mit dem norwegischen U21-Nationalspieler auch härter ins Gericht, weil er eine riskante Spielweise in Ballbesitz präferiert, die einst auch Emanuel Emegha immer wieder Kritik einbrachte. Dies schlägt sich auch in der strengen, befriedigenden Bewertung der SturmNetz-UserInnen nieder. Trotzdem muss klar festgehalten werden: Schon bis Dezember hat Jatta allein in der heurigen Spielzeit knapp 200 Minuten mehr gespielt (741) als in der gesamten 2023/24-Saison (551). Langsam steigert der Spieler sein Selbstvertrauen, die Anzahl seiner Scorerpunkte und auch seinen Marktwert. Ein Assist in der Champions League, der den historischen ersten Sieg seit über 20 Jahren ermöglichte, wird allen in Graz (und Klagenfurt) für immer in Erinnerung bleiben, zudem netzte Jatta auch gegen den roten Stadtrivalen im Derby. Nach dem Biereth-Abgang wird seine Rolle in der schwoazen Offensive um ein Vielfaches tragender und größer – dann muss Jatta den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gehen, um endgültig auch bei den Fans richtig anzukommen.

Zu kurz eingesetzt:

Leon Grgić (4 Spiele)

Nur 18 Jahre jung und dennoch schon einer der Fanlieblinge in Graz: Leon Grgić. Aus sehr wenig Spielzeit holt das große Talent aus den eigenen Reihen sehr viel heraus. Vier Einsätze, keiner länger als 27 Minuten, und dennoch drei Treffer in der Bundesliga. Eine Torquote, von der die Camaras, Yardımcıs und Jattas dieser Welt nur träumen können und dementsprechend auch die gute Bewertung der SturmNetz-Gemeinde (2,27). Besonders treffsicher zeigte sich Grgić auch im direkten Altersvergleich auf internationaler Ebene: Fünf Tore und ein Assist in fünf Youth League-Spielen. Diese stabilen Leistungen des Rohdiamanten, der im BlackFM-Podcast durchblicken ließ, dass er entgegen des Trends seiner Vorgänger Wels und Lang nicht vorhabe den Verein zu wechseln, sorgen dafür, dass der Sturm-Anhang regelmäßig mehr Spielzeit für Grgić einfordert. Ob der Frühling 2025 schon der Durchbruch des Youngsters aus Bruck/Mur sein wird, kann bezweifelt werden und dürfte von den weiteren Transferentwicklungen abhängen. Spätestens ab Sommer 2025, wenn ein Kaderumbruch anstehen dürfte, könnte aber der Weg frei für mehr Grgić in der Einser sein.

Manprit Sarkaria (2 Spiele)

Dass es nach dem unglücklichen Sommertransferfenster für Manprit Sarkaria unangenehm werden könnte, war schon zu Saisonbeginn kein Geheimnis. Probleme beim Verhandeln ohne Spielerberater sorgten dafür, dass der Wechselwunsch am Ende unerhört blieb. Die Kommunikation zwischen Schicker, Ilzer und Sarkaria war immer offen: Die Kaderplanung sah den ehemaligen ÖFB-Teamspieler nicht mehr im ersten Team. So blieb nur ein Herbst mit wichtigen Auftritten im Dienste der zweiten Mannschaft, wo Mani als Leitwolf für Stabilität in der Offensive unter Jürgen Säumel sorgte. Der nahm Sarkaria dann auch wieder mit in den Kader auf, als er zum Ilzer-Nachfolger aufrückte. Mehr als Bankerlwärmen war aber nicht mehr drin. War diese Situation für den durchaus beliebten Stürmer vor einem Jahr noch undenkbar, wäre Sarkaria gut beraten, sich dringend um eine Veränderung zu bemühen. Ins Trainingslager nach Marbella reiste Sarkaria nicht mit – er befindet sich bereits in Transferverhandlungen.

Ein Fazit der Herbstsaison kann sein: Der SK Sturm ist in der Offensive gut aufgestellt. Aus allen Mannschaftsteilen treffen die Spieler ins Schwarze. Doch die Torgarantie in Form von Mika Biereth zu ersetzen, wird verdammt schwer. Die anderen Spieler müssen nun eine Stufe höher steigen und diese Lücke füllen. Denn üblicherweise braucht auch jeder Neuzugang eine Eingewöhnungszeit, die der SK Sturm Graz mit dem dichten Spielplan ab Ende Jänner eigentlich nicht hat. Und egal wer statt Mika kommt – die Fußstapfen sind groß nach den Millionentransfers der letzten Jahre.

 

6 Kommentare

  1. Wenn wir hier stehen sagt:

    Tolle Worte zu Jatta, vielen Dank!

  2. Mikelangelo sagt:

    Grgic (4 Einsätze , Tore: 2 gegen WSG und 1 Tor geegn Klafu beim 7:0) war verhältnismäßig aber erfolgreicher als Jatta. Zudem war Dessen CL-„Assist“ ein Abpraller vom Tormann zu Biereth… nur zur Klarstellung.

    • Yannick Steinkellner sagt:

      Ich denke in „Eine Torquote, von der die Camaras, Yardımcıs und Jattas dieser Welt nur träumen können“ ist das bei Grgić durchaus im Artikel erwähnt.
      Und Assist ist Assist 🙂 ohne Jatta wäre der Ball in der CL nicht bei Mika gelandet… nur zur Klarstellung.

  3. sisquoone sagt:

    Jetzt hört doch endlich mal mit dem Jatta bashing auf. Da gibt es weit andere über die man diskutieren sollte/könnte, die nicht so einen Einsatz für unseren Sturm an den Tag legen und weit bessere Bewertungen bekommen.

    • eltico09 sagt:

      Danke!! Ganz meine Worte; find nämlich auch dass er zwar in vielen Situationen noch unbeholfen und ungestüm wirkt, aber in dann als Fehlkauf hinzustellen oder als völlige Niete runterzumachen ist fernab jeder konstruktiven Kritik. Der Junge ist erstens 21 Jahre alt und hat definitiv noch jede Menge Potenzial. Wer das net sieht, dem würd ich mal unterstellen den Fußball noch nicht allzu lange verfolgt zu haben oder nur Premier League zu schauen.
      Finde er entwickelt sich zwar langsamer als andere aber dennoch stetig gut und prophezeie mal dass er im Frühling ein entscheidender Spieler sein wird.

  4. dawuede sagt:

    Bei Jatta passiert halt genau dasselbe wie schon bei Emegha, und vor ihm in der Anfangszeit zB bei Yeboah, und vielen weiteren – es können 11 Mann gleich schlecht spielen (heim 0:3 gegen wac zB) und du wirst in 90% der Kommentare sehen wie nur der eine zerrissen wird der aus irgendeinem grund einfach null Kredit hat und mit völlig anderen Maßstäben bewertet wird. Während andere wie dieser völlig unmotivierte Bayern möchtegern star, den ganzen Herbst hinweg den größten quark auf dem Platz lassen und du liest genau nix drüber.

    Jattas bisheriger Output ist definitiv nicht das was sich alle gewünscht haben nach über einem Jahr. Ohne Zweifel. Vor allem die erste Saison ging fast ausschließlich durch Verletzungen drauf. Der konnte nie richtig in Ruhe ankommen so wie andere die sich bei uns erst mal Monate lang eingewöhnen konnten. Nie in einen Rhythmus reingekommen, kaum Sicherheit und Selbstbewusstsein tanken können. Und dafür hat er es im Herbst garantiert nicht schlecht gemacht. Natürlich war die Spielweise auch etwas drauf ausgelegt dass Biereth die Tore macht und andere ihm zuarbeiten. Dass du dann nicht die Zahlen vorweisen kannst lässt das ganze vielleicht undankbar wirken, da es insgesamt aber funktioniert hat wie die Tabelle zeigt wird man zum Glück intern im Verein sehrwohl wissen was man an ihm hat (wie schon vor ihm bei emegha den viele nach 3 kurzeinsätzen schon in den abschiebeflieger setzen wollten) und das besser einschätzen können als der durchschnittliche Internet-Fan der sich 11 autochthone steirische Kernölbauern in der Startelf wünscht (aber dann trotzdem jammert wenn man gegen den Abstieg spielt)

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