Die Ära Schicker im Schnelldurchlauf
Als Andi Schicker im April 2020 die Rolle des „Geschäftsführer Sport“ übernahm, ahnte wohl kaum jemand, dass dieser damals – noch für viele als „Lehrbua“ – eine Ära in Graz prägen wird. Knapp viereinhalb Jahre später, wechselte der Architekt der schwarz-weißen Double-Mannschaft nach Deutschland zur TSG Hoffenheim und spülte zum letzten Mal einen siebenstelligen Betrag in die Klubkassa.
Wie Schicker den SK Sturm wieder an die Spitze des österreichischen Fußballs manövrierte, lassen wir in den kommenden Zeilen Revue passieren.
Das Traum-Duo
Der erste wichtige Schritt für den Erfolg einer Mannschaft ist der richtige Trainer. Den hat Schicker mit Christian Ilzer dann auch schnell gefunden. Die erste Entscheidung Schickers, die zwar riskant war, – Ilzers Zeit bei der Wiener Austria war weniger rosig – sich aber als mehr als nur richtig erwies. Dass sich die beiden schon von Anfang an sehr nahe standen, ließen beide in verschiedenen Interviews immer wieder raushören. Die Geschichte der gemeinsamen Wanderung, bei der die beiden ihre Ziele für die kommenden Jahre aufzeichneten, sollte mittlerweile auch jedem ein Begriff sein. Vier Jahre nach der besagten Wanderung wurde der Traum dann auch Realität und die beiden konnten gemeinsam das Double feiern. Ein wahrliches „Traum-Duo“ eben. Die beiden arbeiten so gerne zusammen, dass natürlich auch einige Gerüchte im Umlauf sind, Ilzer würde spätestens im Winter ebenfalls in Richtung Hoffenheim wechseln. Man kann nur abwarten was die Zukunft bringt.
Der erste große Umbruch
Schon im ersten Amtsjahr, genauer gesagt in der ersten offiziellen Transferphase, gab es in Graz einen großen Umbruch. Der neue Trainer wurde bereits erwähnt, der ein ganz neues Spielsystem einführte. Andi Schicker war verantwortlich dafür, die richtigen Spieler für dieses neue System zu finden, was ihm auch gelang. Einige Spieler verließen den Verein, viele schon älter und auch schon länger beim Verein: Sakic, Domínguez, Donkor, Lackner, Grozurek, Avlonitis, Spendlhofer, Eze und Schrammel sind nur einige Namen auf der Liste der Abgänge im ersten Sommer des Neustarts. Schon in diesem ersten Sommer lotste Andi Schicker drei Spieler nach Graz, die ein wesentlicher Bestandteil der Meister-Mannschaft wurden. Gregory Wüthrich, Jon Gorenc Stankovic und Jusuf Gazibegovic sind die drei Namen, die heute noch beim SK Sturm unter Vertrag stehen. Definitiv erwähnenswert ist auch, dass zwei davon ablösefrei nach Graz kamen und auch Gazi nur eine geringe Ablöse kostete. Ingolitsch und Kuen wechselten in diesem Sommer ebenfalls ablösefrei nach Graz, Ingolitsch zerstörten leider Verletzungen eine längere Karriere in Graz. Mit diesem Umbruch war der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Schon im ersten Jahr des Neustarts schaffte man es auf den dritten Tabellenrang und qualifizierte sich so für die Europa League.
Der erste „Big Hit“
Im Winter 2020/21 floss dann über eine Million Euro in Richtung Tirol: Kelvin Yeboah wechselte von Wattens nach Graz. 30 Torbeteiligungen in 45 Spielen für den SK Sturm waren ein Jahr später genug für den FC Genua: Die Italiener verpflichteten den Stürmer für 6,5 Millionen Euro. Eine Ablösesumme, die man in Graz noch nie gesehen hatte, der einstige Rekord von Mario Haas (3,12 Millionen Euro) wurde mehr als verdoppelt.
„Danish Dynamite“ und die Salzburger Jungspunde
Im Sommer 2021 holte Schicker zwei junge Österreicher aus Salzburg zu Sturm: Alexander Prass und David Affengruber. Zusätzlich wechselte Manprit Sarkaria ablösefrei von der Wiener Austria nach Graz. Drei weitere Bausteine der späteren Meister-Mannschaft. Von den drei genannten ist nur mehr einer beim SK Sturm, doch der spielt nur noch für die Zweier und wird womöglich im Winter Sturm verlassen. Affis ablösefreier Wechsel im Sommer 2024 nach der Meisterschaft tat natürlich weh, Prass spülte drei Jahre nach seiner Verpflichtung dafür fast 10 Millionen Euro in die Vereinskassen. Mohammed Fuseini darf man hier auch nicht vergessen, den Schicker aus Ghana vorerst für Sturm II holte, der dann während einer Leihe in Dänemark leistungstechnisch regelrecht explodierte und im Sommer 2024 auch noch 2 Millionen Euro einbrachte und nach Belgien wechselte. In der Offensive gab man in diesem Sommer noch Friesenbichler und Balaj ab, die nicht mehr ganz zum Leistungsniveau der neuen Truppe passten. Im Winter nach einem erfolgreichen Saisonstart verabschiedete sich dann eben Yeboah in Richtung Italien. Als Nachfolger kam ein junger Däne für fast 2 Millionen Euro vom FC Kopenhagen: Rasmus Højlund. Sein Werdegang muss wohl kaum beschrieben werden, nur ein halbes Jahr nach seiner Verpflichtung klopfte Atalanta Bergamo mit einem Angebot von um die 17 Millionen Euro an. Das pulverisierte den vorherigen Rekord-Transfer nochmals. Spätestens jetzt wurden auch international einige auf die hervorragende Arbeit Schickers aufmerksam. Die zweite Saison unter Schicker und Ilzer beendete man auf dem zweiten Tabellenrang und erstmals ging es in die Qualifikation für die Champions League.
Alle guten Dinge sind drei
Nach diesem Motto sollte auch der dritte neue junge Stürmer perfekt funktionieren. Im Sommer, als Højlunds Abgang konkret wurde (2022), lotste Schicker Emanuel Emegha nach Graz. Der großgewachsene Niederländer kostete dem SK Sturm knapp über 3 Millionen Euro. Auch dieses Investment rentierte sich: Ein Jahr darauf blätterte Straßburg 13 Millionen Euro für ihn auf den Tisch. Vom FC Kopenhagen kam mit William Bøving für rund 2 Millionen Euro ein weiterer dänischer Jungspund nach Graz, anfangs eher auch als Stürmer eingeplant, mittlerweile übernimmt er die Rolle von Prass im linken Mittelfeld. Auch Tomi Horvat und David Schnegg wechselten in diesem Sommer nach Graz. Im Winter 2022/23 wurde entschieden, nicht mehr auf Jörg Siebenhandl zu setzen, die Zeit der Tormann-Leihen begann und Arthur Okonkwo wurde vom FC Arsenal geholt. Auch dieser trug im Laufe des Frühjahrs 2023 zu einem weiteren zweiten Platz in der Liga und – viel wichtiger – zum ersten Titel der Schicker-Ära bei: Am 30. April 2023 triumphierte man in Klagenfurt gegen Rapid und holte sich den ÖFB-Pokal zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte.
Die Doublesieger
Mit dem Emegha-Geld schlug man auf dem Transfermarkt doppelt zu und holte zuerst Szymon Włodarczyk und dann noch Seedy Jatta nach Graz. Insgesamt bezahlte man für die beiden fast 5 Millionen Euro. Ein weiteres afrikanisches Talent namens Amady Camara wurde vorerst für Sturm II verpflichtet. Dass dieser dann am letzten Spieltag der Saison 2023/24 die Meisterschaft endgültig fixieren sollte, hätte sich damals wohl auch niemand gedacht. Max Johnston und Alexandar Borkovic, den leider schlimme Verletzungen plagen, kamen ebenfalls im Sommer 2023 dazu. Der mittlerweile fest verpflichtete Dimitri Lavalée wurde ausgeliehen, zusätzlich auch „die Krake“ Kjell Scherpen und Javi Serrano, der wohl einer der wenigen Fehlgriffe Schickers war, da er kaum zu Einsätzen kam. Im Winter besserte man in der Offensive nochmals nach, ein gewisser Mika Biereth wurde von Arsenal ausgeliehen, dazu kam noch die Leihe von Vítězslav Jaroš, der den verletzen Scherpen ersetzte. Am 1. Mai 2024 bezwang man Rapid dann ein weiteres Mal im Cup-Finale und am 19. Mai 2024 war es endlich so weit: Der SK Sturm war wieder österreichischer Fußballmeister! Vier Jahre lang arbeitete Andi Schicker intensiv auf diesen Moment hin, der Architekt der Mannschaft hatte sein Werk vollendet. Nicht nur Doublesieger wurde der SK Sturm, auch für die Champions League hatte man sich qualifiziert. Schon nach der Saison kamen Hoffenheim-Gerüchte auf, für Schicker aber wohl noch nicht der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel, zuerst wollte er einen Champions-League-würdigen Kader zusammenstellen.
Das letzte Kapitel
Die Abgänge von Prass und Affengruber waren natürlich schwer zu ersetzen, mit Emanuel Aiwu und Malick Yalcouyé (wenn auch nur per Leihe) scheint Schicker aber passende Nachfolger gefunden zu haben. Den Königstransfer gilt es natürlich auch zu erwähnen, Schicker schaffte es, Mika Biereth um eine vereinsinterne Rekordablöse von 4,7 Mio Euro fest von Arsenal zu verpflichten. Mit Tochi Chukwuani hat man den perfekten Ersatz für den derzeit verletzten Stankovic dazugeholt und mit Daniil Khudyakov den geplanten Stammtorhüter ab der kommenden Saison. David Schnegg brachte auch noch fast 2 Millionen Euro ein, als Ersatz kam Emir Karic. Mit Zvonarek und Yardımcı kamen noch zwei Leihspieler für die Offensive dazu und auch Sturm II wurde nochmals ordentlich mit jungen Spielern verstärkt. Jetzt, nach dem Ende der Transferzeit, ist für Schicker wohl genau der richtige Zeitpunkt, sich einer neuen Herausforderung zu widmen.
Fazit
In seinen 4 Jahren in Graz hat sich der Kaderwert mehr als vervierfacht, der Transfer-Reingewinn in seiner Zeit als Geschäftsführer liegt bei fast 30 Millionen Euro und er hat einen wesentlichen Anteil daran, dass der SK Sturm wieder in der Champions League spielt. Andreas Schicker hat ein besonderes Auge für Talent und hat es geschafft Spieler nach Graz zu lotsen, bei denen das vor einigen Jahren niemals möglich gewesen wäre. Es wird natürlich sehr schwer, eine solche Personalie zu ersetzen, und man kann nur hoffen, dass die Kaderplanung in Zukunft ebenfalls in solch guten Händen liegt.
Adieu Einarmiger Bandit!
Du wirst uns fehlen
danke Andi, wir haben ihm unglaublich viel zu verdanken, der SK Sturm würde ohne ihn heute nicht da stehen wo er ist . es ist ja eher unüblich, dass Sportdirektoren so einen Eindruck hinterlassen, ansonsten sind es ja eher Trainer, Spieler oder bestenfalls Präsidenten die im Rampenlicht stehen und in die Geschichtsbücher eingehen, bei Schicker ist das definitiv anders. ich würde sogar sagen neben Osim und Ilzer die einflussreichste Person der letzten Jahrzehnte, mir fällt da jedenfalls spontan keiner ein der ansonsten den Verein so dermaßen geprägt hat – in positiver Sicht.
Ich finde, den Präsidenten darf man da nicht vergessen. Ohne Jauk wäre der SK Sturm definitiv ganz wo anders
und als Nachfolger könnte ich mir Jörg Jakobs vorstellen, den Namen hab ich noch nirgends gelesen. war bis Anfang des Jahres beim 1. FC Köln in diversen Funktionen, als Leiter der Nachwuchsabteilung, Chefscout, Sportdirektor… hat dort sehr gut gearbeitet was man so liest, dann gab es einen Vorfall wegen eines Transfers, wo er aber als Bauernopfer bezeichnet wird. Spannende Personalie jedenfalls. würde auch zum Anforderungsprofil passen.
wennst des so liest, so knapp zamgfasst is ja ein wahnsinn was da geleistet und erreicht worden ist. vom professionalisieren des ganzen Vereins wird ja hier gar net gschrieben. alter, die in hoffenheim wissen gar net was die da für an Topmann bekommen haben.
Danke Andi für deine Gute Arbeit. Das Leben muss weitergehen egal wäre kommt, Es gibt wichtiger Dinge als 4 Tage lang von AS zu schreiben, wie zu Beispiel warum nur 3,8 Tickets für Dortmund ausgegeben wurden wenn der Auswärts Sektor Platz für 8k hat und warum normal Fans die kein Black Member oder sonst kein Abo haben nie die Chance haben zu Karten zukommen, außer man findet welche auf Willhaben die Überteuert Sind. Ich finde das wirklich von Verein Traurig das nur mehr das Geld in Vordergrund steht.
ich war vom Anfang an pro schicker..
nur ein Detail darf man auch erwähnen:
seine Transfers gehen ca zu 50% mega auf..
die anderen werden in der Regel ohne nennenswerten Verlust weitergeleitet..