Die 5 größten Pleiten des Sportklub Sturm im österreichischen Pokalbewerb
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, heißt eine Binsenweisheit im Fußball. Auch wenn dieser Spruch vielen schon bei den Ohren raushängt, die Kluft zwischen Arm und Reich im modernen Fußball immer größer wird, gibt es doch ab und an noch die eine oder andere Sensation im ÖFB-Cup. Der vermeintlich Schwächere besiegt den Stärkeren – David gewinnt gegen Goliath.
Auch ein Traditionsverein wie der Sportklub Sturm hat in seiner langen Geschichte das ein oder andere Waterloo erlebt. SturmNetz blickt zurück auf die fünf peinlichsten Momente in der Pokal-Historie von Sturm Graz:
Platz 5: 17.4.1990, Viertelfinale, Sturm vs. SV Spittal 0:2 n.V.
Die Saison 1989/90 ist für Sturm eigentlich rein sportlich eine grundsolide. Zwar gibt es im Umfeld einige Unruhe, denn Hannes Kartnig versucht erstmals das Zepter im Verein zu übernehmen, wird aber in einer langen Nacht in der „Endstadion“ in Liebenau von Obmann Mörth beurlaubt. Das Meister-Play-Off beendet man auf dem respektablen fünften Platz und auch im Pokal ist man dank der Erfolge in Ried, beim WAC und gegen Austria Salzburg bis ins Viertelfinale vorgestoßen. In der Runde der letzten 8 hat man zudem Heimrecht und mit dem SV Spittal einen mehr als machbaren Gegner zugelost bekommen. Bei den Kärntnern ist der ehemalige Erfolgscoach der Schwarz/Weißen Walter Ludescher auf der Betreuerbank, trotzdem gehen die 4000 Zuschauer im alten Bundesstadion Liebenau von einem glatten Erfolg aus. Anfangs kommt Sturm auch zu ein paar Möglichkeiten, doch ab Minute 60 übernimmt der Zweitdivisionär aus dem Drautal das Kommando. Otto Konrad rettet Sturm zwar in die Nachspielzeit, in der die Grazer dann allerdings konditionell völlig zusammenbrechen. Aus einem Freistoß gelingt Spittal in der 114. Minute das 1:0, und als Sturm im Mute der Verzweiflung in den letzten Minuten alles nach vorne wirft, gelingt Karl Pacher in der 120. Minute aus einem Konter die Entscheidung. Im Halbfinale war dann aber Endstation für Spittal, man unterliegt gegen Rapid in Hütteldorf mit 1:3.
Platz 4: 4.4.2000, 3. Runde, SV Pasching vs Sturm 1:1, 6:5 n.E.
Auch in der erfolgreichsten Ära vom Sportklub Sturm gab es im Cup einmal ein böses Erwachen. In den letzten vier Pokalsaisonen hat Sturm stets das Finale erreicht, und dieses auch dreimal gewonnen. Doch der Regionalligist aus Oberösterreich stoppt diese beeindruckende Serie. Zwar geht man durch ein Tor von György Korsos früh in Führung, doch die Paschinger können ausgleichen und kämpfen sich bis in das Elfmeterschießen. Dort treffen alle fünf Paschinger, Mehrdad Minavand hingegen scheitert. Sturm ist draußen. Osim ist verstimmt, doch Kartnig bleibt ungewönlich ruhig. Immerhin war man im Waldstadion nur mit dem zweiten Anzug gestartet. „Solche Spiele gibt es. Sie haben sich bemüht, sind korrekt gelaufen, nur ohne jede Effizienz“, gab der Bosnier später zu Protokoll. Zu sehr steht diese Saison im Zeichen der Champions-League, dem Uefa-Pokal-Spiel gegen den AC Parma und der erneuten Qualifikation für die Königsklasse. Für Pasching blieb dieser Sieg keine Eintagsfliege. Im Viertelfinale setzt man sich auch noch gegen Meister FC Tirol durch, erst im Halbfinale ist – aufgrund einer denkbar knappen 0:1- Niederlage gegen den GAK – vorläufig Schluss mit dem Fußballmärchen im Vorort von Linz.
Platz 3: 11.9.1994, 2. Runde, Eintracht Wels vs Sturm 3:2
Man mag es kaum für möglich halten, doch Erfolgstrainer Ivica Osim hat sein erstes Pokalspiel mit Sturm verloren. Gegen den damaligen Regionalligisten aus Oberösterreich geht man zwar durch Tore von Alfred Hörtnagl und Mario Haas mit 2:0 in Führung, doch ein Spieler – Ende der 80er-Jahre noch selbst im Sturmdress – macht beinahe im Alleingang Sturm den Garaus. Jürgen Werner, Spielertrainer und Manager in Wels, leitet den Umschwung durch seinen Anschlusstreffer zum 1:2 ein und erzielt zudem noch in der 90. Minute den vielumjubelten 3:2-Siegestreffer. Für die Welser war eine Runde später – aufgrund einer Heim-Niederlage gegen den SV Braunau – das Abenteuer ÖFB-Pokal beendet, Sturm Graz hingegen verlor sein nächstes Cup-Spiel erst knapp vier Jahre später.
Platz 2: 12.9.2006, 1. Runde, SC Kalsdorf vs Sturm 1:0
2006 war für Sturm in so vieler Hinsicht ein extrem schwieriges Jahr. Beinahe symbolisch gab es auch im Cup eine blamable Niederlage. In einer Auswärtsbegegnung, nur 14 Kilometer von der UPC-Arena entfernt, verliert man gegen den damaligen Landesligisten SC Kalsdorf mit 0:1. Im neugebauten Kalsdorfer Sportzentrum wohnen 4.300 Zuseher diesem Spiel bei, ein Großteil der Grazer Fans ist mit Motorrollern angereist. Thomas Hack – ein Spieler dessen erster Verein Sturm Graz war – erzielt in der 75. Minute das Goldtor. Es war dies die erste Auftakt-Pleite im Cup seit dem Debakel in Wels und wieder zeichnet ein ehemaliger „Blackie“ hauptverantwortlich dafür. In Runde 2 unterlag der SC Kalsdorf dem LASK zu Hause mit 1:3.
Platz 1: 23.4.1991, Viertelfinale, LUV Graz vs Sturm 2:1
Die Mutter aller Pokalniederlagen des Sportklub Sturm: In Liebenau (der Sportplatz in Wetzelsdorf wäre dem enormen Fanandrang nicht gewachsen gewesen) verliert man gegen den damaligen Fünften der steirischen Landesliga. Sturm kämpft und zeigt Willen, doch gegen einen passiven Gegner ist man nicht in der Lage ein halbwegs vernünftiges Spiel aufzuziehen. LUV Graz ist damals noch eine echte Adresse im Grazer Fußball und dessen Kader setzt sich zum Großteil aus ehemaligen Spielern von Sturm und GAK zusammen, die dort aus unterschiedlichsten Gründen kein Stammleiberl erringen konnten. Motivation pur also. Und so kommt es, wie es beinahe kommen musste. Zwar geht Sturm durch ein Kopfballtor von Arnold Wetl in der 33. Minute in Führung, doch Zebedin gleich noch vor dem Halbzeitpfiff aus. In der zweiten Halbzeit sehen über 5.000 Besucher einen typischen Pokal-Fight: sehr viel Rasse, wenig Klasse. Die einzige echte Torchance verwertet Heimo Kump – fünf Minuten vor dem Schlusspfiff – mit einem satten Volleyschuss. Zu allem Überdruss wird drei Minuten später auch noch Walter Kogler nach einer Insultierung vom Platz gestellt und für drei Pflichtspiele gesperrt. Im Halbfinale unterliegt LUV Graz in Liebenau gegen Rapid Wien denkbar knapp mit 0:1.
Die Heimniederlage gegen den TSV Hartberg gehört aber wohl auch in diese Kategorie, war wohl eines der schlechtesten Sturmspiele der letzten 20 Jahre…
Richtig! Hartberg gehört dazu. Ich hätte Pasching rausgenommen!
dem kann ich nur zustimmen, Hartberg gehört absolut unter die Top 5, war ein echtes Trauerspiel unserer Blackys
Die Mutter aller Pokalniederlage trifft den Nagel auf den Kopf. Was damals abging in Graz unvorstellbar…
Das ist das Detailwissen, mit dem man sich die spielefreie Zeit vertreiben soll.
Danke!
Persönlich hat mich die Niederlage in St. Pölten am härtesten getroffen.