Das Mittelfeld
Aufgeteilt auf vier wunderbar knackige Ausgaben werden wir euch in den nächsten Tagen ein kleines Zwischenfazit über jeden eingesetzten Spieler der Blackys liefern. Hier fließen die durchschnittlichen Noten aus allen Leserzeugnissen, Spieldaten sowie unsere subjektive Meinung mit ein. Wir wünschen viel Spaß!
Malick Yalcoué (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 1,99)
Da hatte der inzwischen zu Hoffenheim abgewanderte Sportdirektor Andi Schicker wieder einmal gezaubert. Im Juli 2024 verpflichtete Brighton & Hove Albion den damals erst 18-jährigen Malier für kolportierte 7 Millionen Euro von IFK Göteborg, um ihn dann im August an den SK Sturm weiterzuverleihen. Bisher ist das eindeutig eine Win-win-Situation für beide: Der SK Sturm bekam einen Mittelfeldspieler, den man sich so wohl (noch) nicht leisten könnte, und dessen 1376 Einsatzminuten – davon bisher 462 in der Champions League – definitiv positiv für seine Entwicklung waren. 18-mal lief Yalcoué bisher für Sturm auf und wurde dabei viermal von den SturmNetz-Leser:innen zum Man of the Match gewählt. Seine Durchschnittsnote von 1,99 ist nicht nur die beste unter den Mittelfeldspielern, sondern gar aller Spieler bisher. Der inzwischen 19-Jährige, der in der Raute meist auf der rechten Seite zum Einsatz kommt, begeistert durch hervorragende Technik. Eins-gegen-Eins ist dabei eigentlich der falsche Ausdruck – mit seinen Fähigkeiten tanzt er regelmäßig zwei, drei oder mehr Gegenspieler aus. Zu Beginn wirkte das manchmal noch etwas übertrieben, inzwischen hat er jedoch auch das Auge für den Mitspieler deutlich verbessert. Gepaart wird diese Technik mit einem guten Schuss, wie man etwa beim Traumtor ins rechte Kreuzeck im letzten Ligaspiel gegen die WSG gesehen hat, sowie mit unglaublicher Dynamik und jugendlicher Unbekümmertheit. Was mich besonders begeistert hat, ist, dass es Yalcoué dabei völlig egal ist, ob er gegen einen Nachzügler der österreichischen Bundesliga oder gegen große Namen in der europäischen Königsklasse spielt – er zieht sein Spiel konsequent durch. Wie es Ex-Trainer Ilzer ausgedrückt hat: Abseits des Platzes ist er ein ganz Ruhiger, aber sobald er auf dem Platz steht, ändert sich das völlig. Damit hatte er absolut recht, denn trotz seines jungen Alters ist Yalcoué für den SK Sturm in dieser Saison ein absoluter Führungsspieler geworden und hat sich die beste Leserzeugnisnote absolut verdient. Es bleibt zu hoffen, dass die Gerüchte um eine vorzeitige Rückkehr zu seinem Stammverein nur als Lückenfüller für diverse Medien in der Winterpause gedient haben und Yalcoué die Fans des SK Sturm auch im Frühjahr weiterhin begeistern wird.
Tochi Chukwuani (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,32)
Auch hier kann man getrost von Zaubern sprechen. Denn auch der dänische Nachwuchsnationalspieler Tochi Chukwuani hat in Graz voll eingeschlagen, und die 200.000 Euro Ablöse sind in der heutigen Zeit eigentlich synonym mit ‚ablösefrei‘ zu betrachten. Als Kapitän Jon Gorenc Stankovic in der achten Runde gegen Blau-Weiß Linz mit einem Unterarmbruch in der Kabine bleiben musste, schlug Tochis Stunde. Stankovic, seit seiner Ankunft in Graz im Juli 2020 einer der Schlüsselspieler des SK Sturm, ließ mit seiner Zweikampfstärke und Übersicht oft die Frage aufkommen, wie man ihn überhaupt nach Graz lotsen konnte – und wie lange er wohl noch bleiben würde. Dann hat er seine erste längere verletzungsbedingte Absenz seit seinem Wechsel zum SK Sturm, und ein 21-jähriger Däne tritt an – und man merkt bzw. vermisst ihn eigentlich kaum. Das ist wohl das größte Kompliment, das man Chukwuani und seiner Leistung machen kann. Der junge, 1,87 Meter große, wuchtige Däne hat seine Chance mehr als nur genutzt und kam im Herbst in 19 Partien auf 1.214 Einsatzminuten, zwei Tore, zwei Assists und eine Gelb-Rote Karte gegen die WSG. Zweikampfstark, technisch beschlagen und mit guter Übersicht ist er eine absolute Bereicherung im Spiel der Grazer. Man darf gespannt sein, wie Jürgen Säumel im Frühjahr aufstellen wird, wenn auch Stankovic wieder bei 100 Prozent ist. Es hat sich jedoch bereits gezeigt, dass der Däne auch andere Positionen als die Sechserrolle spielen kann. Chukwuani hat seinen Stammplatz auf jeden Fall verdient – genauso wie Stankovic und noch einige andere Mittelfeldspieler. Aber besser Luxusprobleme als andere Probleme.
Otar Kiteishvili (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,37)
Während Platz eins und zwei im Wintercheck an zwei junge Neuzugänge gehen, geht Platz drei an jemanden, den man bereits jetzt getrost als Sturm-Legende bezeichnen kann. Seit 2018 befindet sich der 45-fache georgische Nationalspieler inzwischen beim SK Sturm unter Vertrag, 208 Spiele, 47 Tore und 37 Assists stehen dabei zu Buche. Man kann es als ziemlich sicher bezeichnen, dass es Oti nicht auf so viele Spiele in Schwarz-Weiß gebracht hätte, wenn sich in dieser Zeit nicht immer wieder kleinere und größere Verletzungen eingeschlichen hätten. Denn am Potential liegt es sicher nicht, dass er nicht schon längst in einer ganz anderen Liga spielt. Wenn fit, ist der Georgier nicht aus dem Spiel der Blackys wegzudenken. 1833 Einsatzminuten in 23 Spielen, dreimal Man of the Match, die sieben Tore und vier Assists, die er erzielt hat, sind ’normale Stats‘ für den Sturm Mittelfeld Star. Das sagt eigentlich alles, genauso wie Star im Zusammenhang mit Ihm keine Übertreibung ist, sondern getrost als Tatsache bezeichnet werden darf. Kiteishvili wird im März 29 Jahre alt. Nicht nur aufgrund seiner Verdienste für den SK Sturm würde man es ihm auf jeden Fall gönnen, wenn er sein Talent doch noch in einer Topliga unter Beweis stellen könnte. Allerdings hätte – nicht ganz uneigennützig – wohl auch kein Fan des SK Sturm etwas dagegen, wenn Kiteishvili bis zu seiner Rente in Graz bleibt.
Jon Gorenc Stankovic (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,61)
Der nächste ‚Veteran‘, der erheblichen Anteil am Erfolg der letzten Jahre hatte. Wie schon kurz erwähnt: Vor allem das Stellungsspiel des noch 28-jährigen slowenischen Nationalspielers sucht meiner Meinung nach derzeit seinesgleichen in der österreichischen Liga. Wenn man sich die Zeit nimmt und in einem Spiel den Fokus auf Stankovic legt, bemerkt man relativ schnell – oder wird relativ schnell bemerken – wie hervorragend er ein Spiel liest, vor allem in der Rückwärtsbewegung. Er geht kompromisslos in die Zweikämpfe, kann dabei nicht nur austeilen, sondern auch einstecken. Es bedarf schon gebrochener Knochen, damit er länger ausfällt. In dieser Saison ist genau das leider passiert, weshalb Stankovic im Herbst verletzungsbedingt 13 Spiele verpasste – zehn mehr als in den vier Saisons zuvor zusammen. Das führte dazu, dass er es bisher ’nur‘ auf 1.096 Einsatzminuten in 15 Spielen brachte. Dabei erzielte er ein Tor, lieferte drei Vorlagen und wurde einmal zum Man of the Match gewählt. In den letzten vier Spielen vor der Winterpause stand er bereits wieder auf dem Platz, und im Frühjahr sollte Stanko somit wieder vollumfänglich zur Verfügung stehen.
Tomi Horvat (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,74)
Der nächste slowenische Teamspieler des SK Sturm. Horvat war der einzige Spieler im Sturmkader, der im Herbst in jedem Spiel zum Einsatz kam, was somit 25 Einsätze für den 25-Jährigen bedeutete. In diesen absolvierte er allerdings ’nur‘ 1187 Minuten und spielte dabei auch nur vier Partien durch – interessanterweise seit der Verletzung seines Landsmannes Stankovic keine einzige mehr. Insgesamt brachte er es dabei auf drei Tore und sechs Assists. Bei vielen anderen Mannschaften, auch außerhalb Österreichs, wäre Horvat wohl unumstrittener Stammspieler – bei den Blackys jedoch nicht, was einmal mehr zeigt, was für ein auch in der Breite starker Kader hier zusammengestellt wurde. Horvat ist offensiv ein kompletter Spieler: stark am Ball, mit einem guten Auge für die Mitspieler, einem hervorragenden Schuss, mit dem er schon viele sehenswerte Weitschusstore erzielt hat, und sehr gefährlichen Standards. Gerade bei Ecken ist der SK Sturm meines Erachtens um einiges gefährlicher, wenn diese von Horvat getreten werden. Wenn er nicht am Platz steht, ist es fast egal, wer ausführt. Man merkt, dass er fehlt – was einiges über seine Stärke aussagt, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie viele technisch hervorragende Spieler im aktuellen Kader sind. Aber ja – über Kaderbreite, Luxusproblem etc. habe ich ja bereits geschrieben. Man darf trotzdem gespannt sein, wie viele Partien Horvat im Frühjahr durchspielen wird.
Stefan Hierländer (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,77)
Gibt es trotz der Professionalisierung auf sportlicher Ebene in den letzten Jahren doch noch Platz für Sentimentalität und Belohnung für Vereinstreue? Im August 2023 wechselte Sturmlegende Jakob Jantscher im Alter von 33 Jahren, wohl nicht ganz freiwillig nach Hong Kong, da die sportliche Leitung des SK Sturm nicht mehr mit ihm plante. Im Mai 2024 wird der 33-jährige Stefan Hierländer um ein weiteres Jahr verlängert – wer von den beiden zu der Zeit besser in Schuss ist/war darf jeder für sich beantworten. Der Kapitän brachte im Herbst in 14 Einsätzen auf 125 Minuten. Es gibt schon Gerüchte um verschiedene potentielle Rollen für Hierli nach seiner aktiven Karriere, genauso heißt es aber, dass er weiterhin spielen möchte. Man darf also gespannt sein, wie und wo es für den ersten Kapitän weitergeht.
Lovro Zvonarek (ø-SturmNetz Leserzeugnisnote: 2,96)
Der 19-jährige kroatische Nachwuchsnationalspieler, der schon öfter mit einem gewissen Luka Modric verglichen wurde und im Alter von 18 Jahren für den FC Bayern München debütierte – und dabei auch bereits sein erstes Bundesligator erzielte – wechselt auf Leihbasis zum SK Sturm Graz. Auch wenn es ’nur‘ eine Leihe war, durfte man sich im Juli 2024 als Fan des SK Sturm schon gespannt und erfreut zeigen, als Zvonarek als Neuzugang präsentiert wurde. Bereits in den ersten Testspielen zeigte der offensive Mittelfeldspieler sein Potenzial, das definitiv vorhanden ist. Einen Stammplatz konnte er sich im Herbst allerdings nicht erspielen. Bei 18 Einsätzen kam er im Herbst auf eine Spielzeit von 667 Minuten, erzielte zwei Tore und einen Assist. Durchspielen durfte er dabei nur beim Sieg im Cup-Achtelfinale gegen Blau-Weiß Linz, bei dem er von den SturmNetz-Lesern auch zum Man of the Match gewählt wurde. Man debütiert nicht umsonst mit 18 beim FC Bayern und wird nicht ohne Grund mit Luka Modric verglichen. Trotzdem darf man nach der Performance im Herbst froh sein, dass es mit dem angestrebten Kauf nicht geklappt hat und „nur“ zu einer Leihe gereicht hat.
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