Bist du GAK oder STURM?

Aufführungen im Schauspielhaus gehen weiter

Corona sorgte zwischenzeitlich nicht nur auf den Tribünen der österreichischen Stadien für gähnende Leere, sondern auch in den Auditorien des Grazer Schauspielhauses. Diese sind mittlerweile aber wieder geöffnet und bieten, wie schon vor dem Lockdown, auch für steirische Fußballfans einiges. Ed. Hauswirths „Bist du GAK oder Sturm?“ geht nämlich in die „zweite Halbzeit“ nach der pandemiebedingten Zwangspause und es gibt noch Karten in ausreichender Anzahl für die folgenden Vorstellungen:

  • Dienstag, 06. Oktober, 19:30 – 21:30 Uhr
  • Mittwoch, 07. Oktober, 19:30 – 21:30 Uhr
  • Freitag, 09. Oktober, 19:30 – 21:30 Uhr
  • Samstag, 10. Oktober, 19:30 – 21:30 Uhr

Für alle Fußballfans gibt es eine verlockende Rabattaktion: Wer am 6.10. oder 7.10. in Fan-Kleidung auftaucht, kann 1 x 2 Tickets um je 5 Euro erwerben! Mehr Infos dazu auf Facebook oder auf der offiziellen Seite des Grazer Schauspielhauses.


 
 
Wir durften uns dieses Theaterstück schon zu Gemüte führen und eines vorweg: Es ist einen Besuch im Schauspielhaus wert! Aber lest in unserer ausführlichen Rezension mehr darüber:
 

Ganz klar, wir sind Sturm!

Rezension der Bürger*innenbühne „Bist du GAK oder STURM?“ (Aufführung am 3. März 2020)

Die Feier zum 60. Geburtstag eines durch und durch schwarz-weißen Patriarchen ist Anlass einer absolut turbulenten Familienzusammenkunft, die sich ausgerechnet in einem GAK-Wirtshaus, geführt vom echten roten Wirt Gerhard Schmieder, zuträgt. Die anfängliche Wiedersehensfreude weicht recht schnell einem tiefgreifenden Konflikt, den die Angehörigen seit Jahren immer wieder anfachen und über Generationen hinweg austragen. Sturm oder GAK? Die Familie blutet schwarz – der Vater, gespielt von Andreas Kügerl, duldet keine Ausnahmen diesbezüglich. Gerade deshalb widerstrebt es ihm, die Ehe seines Sohnes mit der GAK-Anhängerin Laetitia voll und ganz anzuerkennen. Wie kann man nur mit dem (geliebten) Feind? In einer sehr gelungenen Performance treiben die Laiendarsteller*innen ihre Figuren immer wieder auf die Spitze und streifen mit ihrer Fan-Leidenschaft, die offenbar gar nicht wirklich gespielt werden muss, konsequent am Wahnsinn – so scheint es anfänglich.

(c) SturmNetz.at

Mit Videoeinspielungen aus der Realität belegen Fans aus beiden Lagern in Interviews durch ihre ganz spezielle Sichtweise, was im Stück kolportiert wird: Der Klub ist von zentraler Bedeutung im Leben der Anhänger. Sie opfern nicht nur ihre Zeit für einen Besuch am Fußballplatz, sondern finden im Klub Identität, ja fast schon Religion – ein Aspekt, der im Stück übrigens auch auf bildgewaltige Weise Beachtung findet.

(c) Karelly – Lamprecht

Aus der anfänglichen Eskalation heraus entsteht schnell eine Aufarbeitung des Fan-Daseins in der Grazer Fußballwelt im Spannungsfeld zwischen Schwarz und Rot. Der Mainstream gegen den Underdog. In Konkursen gerechnet: 4:1 für die Weinzödler. Dass dabei ausgerechnet der Grazer Norden um Emanzipation ringt, wird durch die überwiegend weibliche Besetzung der GAK-Fans – gewollt oder nicht – mit besonderer Symbolik angereichert. Julia Franz Richter, die einzige professionelle Mimin der Aufführung, gesellt sich selbst mit ihrer Figur, einer erfolglosen Schauspielerin, die sich ihr Auskommen als Kellnerin verdienen muss, dazu. So entstehen in der Handlung letztlich verschiedene Fronten, die auch immer wieder mit fundierter Gesellschaftskritik – etwa an toxischer Männlichkeit und der längst nicht mehr existierenden Männerdomäne Fußball – zum Nachdenken anregen. Was sich dabei gar nicht selten herausstellt: Gemeinsamkeiten trotz Rivalität.

Mit seinem semidokumentarischen Stil lässt Regisseur Ed. Hauswirth seine Figuren ihre fiktionale Fassung gerne verlieren. „Manches ist erfunden und manches wahr!“ , heißt es, ehe sich der Vorhang hebt. Durch ihre Abschweifungen ins Persönliche zeichnen die Charaktere deutliche Bilder verschiedener Fanseelen und zeigen auch auf, wie der Herzensklub einen so hohen Stellenwert bekommen kann. Selbst Junglegende Klaus Salmutter redet auf der Bühne recht offen über seine Beziehung zum SK Sturm und dem Profifußball. Mit komödiantischem Einschlag werden Anekdoten erzählt, die man so oder zumindest so ähnlich schon vielfach gehört hat – wie eben über einen jungen Vater, der selbst während der Geburt seines Kindes unbedingt wissen muss, wie Sturm heute gespielt hat.

Hauswirth gelang mit seiner Bürger*innenbühne ein absolut sehenswertes Joint Venture von Theater und Fußball mit fantastischem Höhepunkt. Seine Laiendarsteller*innen stellte er ganz im Stile eines modernen Trainers großartig ein und entlockte ihnen sogar die eine oder andere Glanzleistung. Eine herausragende Julia Franz Richter erdete ihre Kolleg*innen immer wieder mit ihrer unübersehbaren Professionalität sowie Hingabe und bewies einmal mehr ihren Facettenreichtum im Schauspiel. Es ist gleichermaßen bewegend wie unterhaltsam und regt zwischendurch auch zum Nachdenken an. Jedem Sturm-Fan sei ein Besuch einer der kommenden Vorstellungen wärmstens empfohlen!

Eine Frage wird sich im Laufe der Vorstellung übrigens jedem Besucher mit Sturm-Affinität stellen: Darf ich im Theater jetzt so richtig abgehen? So wie im Stadion?

„Spieldaten“

Grazer Schauspielhaus, Haus 1, 03. März 2020, 19:30 Uhr

Aufstellung: Julia Franz Richter, Petra Aicher-Pichler, Lucas Herrmann, Fabio Hohensinner, Ulrike Kügerl, Andreas Kügerl, Simon Kunath, Ed Pöltl, Klaus Salmutter, Gerhard Schmieder, Josef Schuster, Johanna Schwaiger, Paul Zeyringer, Laetitia Zollneritsch, Michael Robert Fernbach, Felix-Paul Mayerhofer

Betreuer*innenbank:

Regie: Ed. Hauswirth

Bühne und Kostüme: Georg Klüver-Pfandtner
Video: Stefan Schmid
Musik (Soundtrack): Imre Lichtenberger Bozoki
Musikalische Assistenz: Daniel Kern
Musik (Chor): Felix Klengel
Licht: Thomas Trummer
Dramaturgie: Jennifer Weiss

5 Kommentare

  1. Yannick Steinkellner sagt:

    Möchte nochmal ganz klar hervorheben:
    STARRING Mittelfeld-Legende und Edel-Kicker Klausi Salmutter!

  2. bianco nero tifoso sagt:

    GAK oder Sturm?

    Des is die nächste deppate Frog, sei ma net bös, spü di net, die reinste Provokation, Aversion.

    Puntigamer Sturm, what else, von der Wiege bis zur Bahre, was für eine Frage.

    Seit fast 15 Jahre gibt es kein Derby mehr, war immer legendär, eine Stadt im Ausnahmezustand, Emotionen Hilfsausdruck.

    Letztes Derby Mai 2007, 1:0 Mario Haas, wer sonst? Lebende Legende, comprende?

    Unvergessen, vorletzte Derby, März 2007, Derby Frühshoppen mit unseren neuen Präse, Hans Rinner.

    Neuanfang bei Sturm, es wird nach Hannes Kartnig alles anders, Emotion und Tradition, zusammenhalten, die Sturmfamilie haltet zusammen.

    Musst dir mal vorstellen, ein Sturmpräsident setzt sich am Biertisch zu den einfachen Sturmfans, er stellt sich den Fragen und redet ganz normal, bo­den­stän­dig und nicht arrogant, Wendepunkt nach 15 Jahre Hannes Kartnig, ein historischer Moment.

    War eine andere Zeit damals, 15 Jahre Sonnenkönig Hannes Kartnig, High Society und Casinokönig mit Rolls Royse und Proletengoschn, im Dunstkreis eines DJ Ötzi und Frank Stronach, die Gruabn an den roten Sigi Nagl verkaufen, wegen der Marie, schnelles Geld, Kapitalistenorsch, unglaublich, Hefenbruder.

    Ein Grazer Stadtderby wird es so schnell nicht mehr geben, Sturm Graz hat immer seine Hausaufgaben gemacht, GAK wird ausgelacht, 4 x Konkurs, Weltrekord, seit 2007 hat sich nix verändert, GAK, Orschlecha, Looserverein, kein Gegner weit und breit, jetzt ist es leider soweit, ein ganz anderer Feind, die Corona.

    Die Corona ist gekommen um zu bleiben, scheiss drauf, wir sind Sturm, jetzt sind halt die Hardcorefans im Stadionturm.

    Ewig treu, Sturm Graz neu, Sturmjugend eine Chance, die Zukunft von Sturm, der Weg stimmt.
    Danke Schicker Andi, Ausnahmetalent, Jahrgang 1986, ein Glücksfall für Sturm Graz.

    Geniales Duo, Schicker Andi und Chris Ilzer, Steirabuam, sie sind mehr als Freunde, sie sind wie Brüder, das Sturmgen inhaliert und Puntigammer zusammen gesoffen, da kommt Freude auf und tut der Sturmseele gut.

  3. Chris1909 sagt:

    Werde mir das Stück am Freitag ansehen. Bin schon sehr gespannt und freue mich!

  4. Melvinuss sagt:

    WAS für eine Frage 😉

  5. dawuede sagt:

    Klaus Salmutter bleibt für immer unvergessen. Weniger als Kicker -wenngleich er auch da Zeiten hatte wo er wirklich groß aufgespielt hat – mehr aber noch als Mensch. Allein wegen ihm kann man sich das anschauen. Das war einer, der einfach nur kicken wollte. Ohne den ganzen Aufriss rundherum, nicht vergleichbar mit den Instagram-Posern der heutigen Zeit. Mit dem kann man sich wirklich unterhalten.

Schreibe einen Kommentar