Als ein Cupdebakel gegen Hartberg das Ende der Ära Foda-II bedeutete
„Um die Gegenwart zu verstehen, muss man die Geschichte kennen.“ Genau aus diesem Grund blickt SturmNetz.at in regelmäßigen Abständen zurück in die Historie eines Vereines, der so viele Hochs und Tiefs überwunden hat wie wohl nur wenige andere Klubs, der beispielsweise einst europaweit für Furore sorgte, um kurz danach finanziell in der Gosse zu landen. Ivica Osim brachte es wunderbar auf den Punkt: „Sturm deckt alles, was schwarz ist in meinem Leben. Alles, was weiß ist aber auch.“ Wir erzählen in dieser Rubrik „Gschichtn“, stürmische Gschichtn eben.
Am 11. April 2012 endete die Ära Foda II beim SK Sturm. Eine Ära, die fast sechs Jahre dauerte, 262 Pflichtspiele umfasste, während des Beinahe-Konkurs begann und mit jeweils einem Cup- und Meistertitel gekrönt wurde. Doch in der Saison 2011/2012 lief es für den damaligen Titelverteidiger so gar nicht rund. Vor allem personelle Rochaden abseits des Rasens brachten Unruhe in den Klub, aber auch sportlich passte es nicht: In der Bundesliga lag man gerade nur auf Rang 6, retten sollte die Saison der ÖFB-Pokal. Im Viertelfinale wartete der morgige Gegner, der TSV Hartberg. Damals in Liga Zwei gerade acht Partien ohne Sieg und abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Nur noch etwas mehr als 4.000 Zuschauer verirrten sich an diesem Tag nach Liebenau. Zu einer Partie, die Sturm zunächst ohne groß zu überzeugen bestimmte und in der Dudic, Szabics und Bodul bereits in der ersten halben Stunde drei Chancen liegen ließen. Effektiver und auch glücklicher agierten da schon die Oststeirer: Deren erster Torschuss durch den damals 20-jährigen Manuel Prietl wurde vor Torhüter Christian Gratzei unhaltbar abgefälscht. Kurz vor dem Pausenpfiff gelang Florian Kainz zwar der Ausgleich – doch Stefan Rakowitz erzielte in der Nachspielzeit der Ersten Hälfte Hartbergs erneute Führung. Den Fans in Liebenau war das aber fast egal. Hatten sie für ihre Mannschaft schon vor diesem Treffer nur noch gellende Pfeifkonzerte über und empfahlen sämtlichen Sturmspielern beim Gang zur Pausenansprache auch noch, sich eine andere Arbeit zu suchen.
Franco Foda reagierte, der Mainzer brachte Pürcher für Dudic und Okotie für Koch. Besser wurde es trotzdem nicht. Kaum ein weiter Pass, der auch ankam. Hartberg erkannte das schnell, lauerte auf Fehler der Grazer. Der neuerliche Ausgleich des regierenden Meisters fiel da schon fast überraschend: Wieder war es Kainz, der nach Vorarbeit von Okotie Hartberg-Goalie Jürgen Rindler in der 69. Minute keine Chance ließ. Wer nun meinte, der Bann sei gebrochen, irrte: Hartberg fand eine Großzahl an Chancen vor, zudem sah Doppeltorschütze Florian Kainz in Minute 86 Gelb-Rot. Das Transparent der Sturmfans, wonach bei ihrer Mannschaft elf Hydranten am Platz stünden, verlor somit ab da an seine Gültigkeit.
Die sportliche Katastrophe sollte in der Verlängerung weiter ausarten: Hartberg vergab Chance um Chance, Fußballgott Andi Dober verfehlte sogar das leere Tor. Jubelte dann aber, als er in Minute 112 vom herausstürmenden Gratzei gelegt wurde. Lukas Mössner verwertete den fälligen Strafstoß – und in Minute 120 machte Vait Ismaili den Deckel drauf – 4:2. Der TSV Hartberg, der krasse Außenseiter, stand im Cuphalbfinale.
Franco Foda fand nach der Partie für seine Verhältnisse ungewohnt deutliche Worte. Sprach von einer sturmunwürdigen Leistung und davon, dass man sich eigentlich bei allen entschuldigen müsse. Er monierte die mangelnde Einstellung („keine Leidenschaft, kein Herz“) und meinte, dass „Spieler, die immer ihren Unmut äußern, dass sie nicht spielen, hätten zeigen können, dass sie besser sind als andere – keiner hat sich aufgedrängt“. Am Tag drauf erhielt Foda von Neo-Sportdirektor Paul Gludovatz per SMS die Order, um 13:00 Uhr in Messendorf zum Rapport zu erscheinen. Spätestens da war dem Deutschen klar, dass seine Zeit beim SK Sturm abgelaufen war. Jenem SK Sturm, der noch wenige Monate vorher fast wie eine Foda-One-Man-Show wirkte. Bestärkt durch zwei Titel auf der Habenseite, schwebte Foda sogar vor, in Graz zukünftig einen Doppelposten Trainer/Manager englischer Prägung auszuüben: Dass einen Monat vor der Cuppleite Gludovatz zum Sturm-Sportdirektor ernannt wurde, schmeckte ihm überhaupt nicht. Freunde wurden der Mainzer und der Burgenländer daher nie. Und so wurde dann auch noch um die Rausschmiss-Konditionen gezankt.
Gludovatz und der einstige Sturm12-Gründer und damalige Neo-Geschäftsführer Christopher Houben drängten Foda auf eine einvernehmliche Vertragsauflösung. Foda stimmt dieser nicht zu. Und wurde daher eben umgehend beurlaubt. Randnotiz: Gludovatz und Houben sollten insgesamt nur vier beziehungsweise neun Monate für Sturm tätig bleiben. Lange genug aber, um einen Foda-Nachfolger zu bestimmen. Nachdem zuvor noch Co-Trainer Thomas Kristl den Rest der Spielzeit die Cheftrainerrolle einnahm (immerhin zwei Siege, vier Unentschieden bei nur einer Niederlage), wurde im Juni 2012 der neue starke Mann (Gludovatz: „Einer auf Jahre gesehen“) präsentiert: Peter Hyballa. Fachlich ein Blender vor dem Herren, dafür menschlich eine einzige Katastrophe. Und so wie unterm Strich letztendlich auch Gludovatz und Houben ein einziges Missverständnis.
Die Niederlage im Cup 2012 war somit so etwas wie der letztinstanzliche Start in eine lange Krise des Klubs. Wie so oft zeigte das Wellental SK Sturm ab da an endgültig und langfristig steil bergab. Noch nach dem Beinahe-Konkurs im Jahr 2006 gelang es Foda zunächst mit sehr vielen, jungen, Spielern aus dem eigenen Unterbau begeisternden Fußball spielen zu lassen, rückte dann jedoch davon ab, um für den „Endzweck“ in Form von Titeln (Cupsieger 2010 und Meister 2011) zu werkeln. Mit der Bestellung des leider schon verstorbenen Paul Gludovatz (sein Lebenslauf war – mit Ausnahme der kurzen Phase in Graz – zweifellos makellos) war das Klima in Messendorf vergiftet. Foda hatte deswegen ohnehin schon zuvor angekündigt, den Klub mit Ende der Saison 2011/2012 zu verlassen. Seine dann Doch-Beurlaubung leitete so gesehen eine Krise ein, die zumindest gefühlt erst mit der Inthronisierung von Günter Kreissl am 1. Mai 2016 ihr Ende fand. An diesem Tag war übrigens Franco Foda bereits fast zwei Jahre lang und nach Männer-Gesprächen mit Präsident Christian Jauk schon wieder Trainer des SK Sturm.
Spieldaten:
Fußball-ÖFB-Cup-Viertelfinale
Tore: 0:1 (33.) Prietl, 1:1 (45.) Kainz, 1:2 (45.+1) Rakowitz, 2:2 (69.) Kainz, 2:3 (112.) Mössner (Elfmeter), 2:4 (120.) Ismaili
Sturm: Gratzei – Ehrenreich, Dudic (46. Pürcher), Burgstaller, Popchadse – Wolf (87. Bukva), Weber, Koch (53. Okotie), Kainz – Bodul, Szabics
Hartberg: Rindler – Kozissnik, Tauschmann, Miljatovic, Strobl – Prietl – Rakowitz, Rossmann (70. Ismaili), Adilovic (87. Dober), Fucek (70. D. Gremsl)- Mössner
Gelb-Rot: Kainz (86./Foul)
Alle bisherige Folgen von „Stürmische Gschichtn“ findet ihr hier
lässiger Bericht, Danke! …das waren Zeiten, wohlwahr. wenn man bedenkt was danach alles an Trainern, Spielern und sogenannten sportlichen Leitern (vor Kreissl) gekommen ist, dann wird mir noch immer mulmig zu mute.
bitte bitte nie mehr in diese dunklen Zeiten zurück fallen.
Gludovatz unser Robert Baratheon! RIP. Aber schon arg in die Vergangenheit zu blicken und zu sehen wie unprofessionell wir waren.
Und Hyballa Blender zu nennen finde ich nicht zutreffend. So weit ich mich erinnere haben wir Platz 5 bzw. den EC unter ihm geschafft (immerhin). Fachwissen wird er wohl ein gutes gehabt haben sonst hätte er nicht in D in den großen Teams Co-Trainer und auch Jugendtrainer sein dürfen. Die vertrauen ihre Rohdiamanten auch ned Laien an.
Großes Problem war eher die menschliche Seite. Was ich mich erinnere wars sportliche eher Problem Nummer 2, Interviews etc. Problem Nummer 1. Glaub wenns nirgends so wirklich funktioniert hat und immer böse geendet hat ists kein Problem des Charackters sondern was im Sinne von permanenter Störung etc…aber Ferndiagnosen sind unseriös. Würds neutral sagen im Umgang mit Menschen ist er nicht talentiert. Und dennoch trainiert er wieder in Südafrika. Ich glaub der Typ hat verdammt gutes Fachwisse, weil die Vereine werden ja ned alle unwissend sein im sportlichen Bereich.
Haltest mich ned für verrückt aber neben Vogel glaub ich hätte Hyballa auch länger funktionieren können (wenn ihn keiner vorher niederghaut hätt 😉
Ich kann Hyballa halt kaum böse sein wenn ich mir die Funktionäre der damaligen Zeit so ansehe bzw. den Kader…da hätt er glaub ich auch ned als Prince Charming viel gewonnen. Und es ist auch ned so als ob davor oder danach soviel besser geworden wäre. Erst mit Kreissl kam die große Zäsur, und Schicker hat dann den Weg perfektioniert.
Nevermind nach 1 Monat in Südafrika ist schon wieder Schluss…ich glaub der Typ muss was haben des ja ned mehr normal. Angeblich a Sexskandal. Da fehlts ned menschlich sondern ganz wo anders…
Ich will vor dem morgigen Spiel ja nicht groß das Maul aufreissen, aber es ist zu gewinnen. Die Spiele danach sind gegen 3 von den (vermeintlich) 5 leichtesten Gegnern (Klafu, und Heim-Double gegen WSG und Altach). Bei aller Liebe, vor allem diese 3 Spiele MUSST du gewinnen. DIe anderen beiden wären BW Linz und die Roten, auch schlagbar.