Acht Wochen bangen, hoffen, jubeln!
Wir blicken zurück in den März 2024
Der amtierende Vizemeister und Cupsieger liegt zu Beginn der Meisterrunde nur zwei Zähler hinter der Millionentruppe aus Salzburg, konnte die weitere Konkurrenz trotz Punkteteilung auf Abstand halten und hat auch noch das Cup-Halbfinale bei den Bullen vor der Brust. Die Aussicht auf zumindest einen Titel sei gut, sagt man. An guten Tagen könne man die Bullen auf jeden Fall schlagen. Zumindest einmal soll das gelingen. Vielleicht patzt die Konkurrenz auch und macht die Bahn frei für das Double? Bis zum Cup- und Meisterschaftsfinale rinnt aber noch sehr viel Wasser die Mur hinunter… Was dann folgte, hätten bekanntlich die besten Drehbuchautor:innen kaum schreiben können. Es waren Wochen des Hoffens. Wochen des Jubelns. Wochen des Bangens.
Ein Kantersieg in Klagenfurt leitete die Play-Off-Spiele ein, eine darauffolgende Niederlage gegen Red Bull ließ die Meisterträume beinahe platzen. Ein Torfestival im Cup-Halbfinale zeigte, dass man die Salzburger auch ersatzgeschwächt schlagen konnte. Ein Mega-Bock von Hedl ließ Sturm daheim gegen Rapid spät jubeln, wodurch die Blackys erstmals seit dem 11. Spieltag die Tabellenspitze erklommen. Beim Rückspiel in Wien wurden die Karten auf den Tisch gelegt. Eine mögliche Vorentscheidung in Salzburg entwickelte sich zu einem Krimi, der die gesamte Saison widerspiegelte. Alles lief auf eine Titelentscheidung im absoluten Saisonfinish hinaus. Und dann war da auch noch das Cupfinale, welches kaum spannender und emotionaler hätte verlaufen können. Gleich darauf folgte ein eher mageres Remis daheim gegen Hartberg, was für hängende Köpfe am Rasen sowie auf den Tribünen sorgte. Nur um etwa zwei Stunden später zu realisieren, dass Sturm durch die Schützenhilfe der Hütteldorfer gegen Salzburg die Tabellenführung sogar ausbauen konnte. Meisterschaftsentscheidung durch einen Auswärtssieg in Linz? Natürlich nicht mit Sturm.
Alles musste also tatsächlich in der finalen Halbzeit im letzten Saisonspiel entschieden werden. Es hätte nicht nervenaufreibender sein können, nicht emotionaler, nicht schöner. Das Double und gleichzeitig die Qualifikation für die Königsklasse daheim in Liebenau vor 16.000 Fans bzw. am nächsten Tag vor zehntausenden weiteren Fans in der Stadt zelebrieren zu können – ein Ereignis für die Ewigkeit, welches sich in dieser Form praktisch einmalig anfühlte.

(c) SturmTifo.com
März 2025
Sturm lacht zu Beginn der diesjährigen Meistergruppe bereits seit geraumer Zeit von der Tabellenspitze. Nach einem holprigen Start kam das Team unter Christian Ilzer ab dem Spätsommer mit wenigen Ausnahmen so richtig in Fahrt. Trotz Trainer- und Sportdirektorwechsel produzierte man teils Tore wie am Fließband, was Teams wie Red Bull Salzburg, Austria Klagenfurt oder auch der GAK ordentlich zu spüren bekamen. Auch in der Champions League legte man respektable Auftritte hin, konnte dies aber zunächst leider nicht in wertvolle Zähler ummünzen. Gegen Ende des Grunddurchgangs, speziell zum Frühjahrsstart, geriet das Werkl etwas ins Stocken.
Ausschlaggebend dafür waren natürlich auch die kaum kompensierbaren Abgänge von Jusuf Gazibegović und Liga-Toptorschütze Mika Biereth. Dazu fruchtete eine versuchte Systemumstellung nicht wie erhofft, wodurch eine befreit aufspielende und effiziente Wiener Austria gefährlich nah an das Säumel-Team heranrücken konnte. Trotzdem konnte man die Champions League durch einen Heimsieg im letzten Duell gegen die Leipziger Bullen auf einem durchaus herzeigbaren 30. Gesamtrang abschließen. Auch der Heimsieg gegen den LASK am Ende des Grunddurchgangs zeigte, dass das Team weiterhin hungrig war und das gewohnte Power-Pressing nicht verlernt hatte. Der Funke auf das Publikum sprang in diesem Spiel wieder über und ließ erahnen, was in den nächsten Wochen im vermutlich dauer-ausverkauften Sturmstadion Liebenau und in hoffentlich vollen Auswärtsblöcken abgehen könnte.

(c) SturmTifo.com
Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass Sturm nun bereits das dritte Jahr in Folge ernsthaft um die Meisterschaft mitspielen würde? Dass man erstmals sogar als Favorit in das Meister-Play-Off geht? Dass man gleich zweimal in Folge den Cuptitel holen würde? Dass man wieder fester Bestandteil auf europäischer Ebene wird? Dass sich Sturm mit den besten Teams in Europa misst und die Fans teils zu Tausenden die Fußball-Metropolen des Kontinents zum Beben bringen, die Vereinsfarben hochhalten? Dass Sturm Graz in der begrenzt fußballbegeisterten Stadtbevölkerung wieder emotionalisieren, ein neues Feuer entfachen konnte? Dass Sturm mittlerweile Spieler zu Top-Teams Europas transferiert und damit Erlöse erzielt, welche für fast alle anderen heimischen Vereine völlig illusorisch anmuten?

Vor nicht einmal sechs Jahren hätte man sich die heutige Situation kaum im Traum vorstellen können. (c) SturmTifo.com
Vielleicht wird man dank Sturm am 24. Mai abermals eine weitere unverhoffte Riesenparty feiern können. Vielleicht trauert man am 24. Mai einer vergebenen Möglichkeit trotz toller Vorzeichen nach. Geschichte wird und wurde so oder so abermals geschrieben. Im Fußball ist kaum etwas unmöglich. Und die letzte Saison hat gezeigt, wie nahe Sieg und Niederlage, Frust und Freude, Titel oder Tränen aneinander liegen. Und was wären Erfolge ohne Misserfolge? Egal, was die Tabelle nach Schlusspfiff am Ende der Saison sagt: Freuen wir uns auf neue Wochen des Hoffens, des Bangens, des Jubelns.
Bereits in Wolfsberg wird es eine schwarz-weiße Völkerwanderung über die Pack geben. Und spätestens ab dem ersten Chant aus dem brechend vollen Gästesektor wird klar sein, wer den Ton angeben möchte. Sofern auch das Team am Feld diesen Enthusiasmus in die Tat umsetzt, wenn der Funke wieder überspringt, sollte einem gelungenen Start in die entscheidende Meisterschaftsphase nichts mehr im Wege stehen.
Auf die Schwoazen!
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