Der SK Sturm ist in der Saison angekommen

Vor ausverkauftem Haus und bei brütenden 32 Grad empfing der Doublesieger im ersten Heimspiel der Saison den Bundesligisten aus der Oststeiermark, jenen TSV Hartberg, der Sturm in der Vergangenheit immer wieder Problem bereitete. Man erinnere sich nur an die vorletzte Runde der vergangenen Saison, als Jon Gorenc Stankovic schon nach wenigen Minuten die Rote Karte sah und man sich nur mit Müh und Not noch ein Unentschieden erkämpfte – eine zum Glück nur vermeintlich meisterschaftsentscheidende Entscheidung. 

Die Heimmannschaft startete mit zwei Veränderungen in der Startelf im Vergleich zum Ligaauftakt. Die wieder einsatzbereite Zaubermaus Otar Kiteishvili startete für Lovro Zvonarek, der im Laufe der Woche mit Muskelverhärtungen zu kämpfen hatte. Und im Sturm startete der malische Youngster Amady Camara statt William Bøving, der ins Mittelfeld rückte und so Kapitän Hierländer auf die Bank verwies. Auf dieser wiederum fehlte prominent Manprit Sarkaria, der laut Sturm „nicht für den Kader berücksichtigt wurde“. Man darf gespannt sein, wie sich diese Personalie entwickelt. 

Vor Spielbeginn verabschiedeten sich Verein und Stadion noch von zwei Persönlichkeiten. Einerseits wurde das junge schwarz-weiße Urgestein Luka Maric verabschiedet, ehe er auf der Ersatzbank der TSV Platz nahm, gemeinsam mit einigen anderen Absolventen der Sturm-Akademie. Nachdem die Mannschaften schon Aufstellung genommen hatten, bat Stadionsprecher Thomas Seidl um eine Schweigeminute für Hans Fedl, den Ehrenpräsidenten und Retter von Sturm, der im Juni im 73. Lebensjahr verstarb – ein berührender Moment. 

Sturm startete gut in die Partie und provozierte schon nach wenigen Minuten in Gestalt von Camara und Kiteishvili die ersten Standardsituationen, die die Hartberger Defensive in Bedrängnis brachten. Wirklich gefährlich wurde es erstmals in der 14. Minute, als die Sturm-Offensive im gegnerischeren Strafraum über mehrere Stationen kombinierte, letztlich konnte Mika Biereth den Ball aber nicht entscheidend aufs Tor bringen. Kurz darauf verfehlte ein Abschluss von Tomi Horvat das Tor klar.

In weiterer Folge blieben gefährliche Situationen auf beiden Seiten rar. Sturm kontrollierte das Spiel mit ungewöhnlich viel Ballbesitz (70 %), kam aber erst in der 23. Minute nach einem (zu) tiefen Pass auf Camara wieder vielversprechend in den Hartberger Strafraum. Wenige Minuten später sah der junge Malier, dass Raphael Sallinger etwas weiter vor seinem Tor stand und versuchte aus dem Mittelfeld, den gegnerischen Schlussmann zu überheben, der Ball geriet aber zu weit. 

34 Minuten nach Anpfiff dann der Brustlöser: Camara über rechts dribbelte sich an Ex-Blacky Paul Komposch vorbei und spielte auf Jon Gorenc Stankovic ab. Der mit dem guten Pass raus aus dem Strafraum auf Linksverteidiger Dimitri Lavalée, der einfach einmal aufs kurze Eck abzog und so den Hartberg-Goalie im Tormanneck überraschte – 1:0 für Sturm! 

Wenige Minuten später überspielte Hartberg das Mittelfeld schnell und Entrup-Ersatz Patrik Mijic kam zum Abschluss im Strafraum, in den sich Abwehrchef Gregory Wüthrich aber noch entscheidend reinwarf. Sekunden später gab es die erste Gelbe Karte des Spiels, jedoch nicht für einen Spieler, sondern für Markus Schopp an der Seitenlinie der Oststeirer. Die Sturm-Legende hatte sich im Laufe des Spiels schon mehrfach lautstark über Schiedsrichterentscheidungen beschwert und Gelbe Karten gefordert. 

Kurz darauf die Riesenchance für Mika Biereth! Nach einer Flanke von Jusuf Gazibegovic und einer ungewollten, aber umso schöneren Verlängerung per Brust von Camara musste der Däne nur noch abstauben, doch diesmal war Sallinger stark zur Stelle. 

Zunehmend passte sich das Geschehen auf dem Spielfeld den äußeren Temperaturen an und es entwickelte sich ein heißes Hin und Her. Nach 42 Minuten kamen auch einmal wieder die Hartberger zu einer guten Chance. Maximilian Fillafer konnte sich in aussichtsreicher Position eine Strafraumflanke herunterholen, Lavalée drängte ihn jedoch gut ab, ohne einen Eckball zu verursachen. Wenig später pfiff der Wiener Schiedsrichter Julian Weinberger beim Stand von 1:0 zur Halbzeit. 

Sturm kam unverändert aus den Kabinen raus und verzeichnete schon wenige Minuten nach Wiederanpfiff  die erste gefährliche Aktion, erneut durch den belgischen Defensivmann. Nach einer schönen Aktion über mehrere Stationen legte ihm William Bøving den Ball auf, sein Schuss riss jedoch deutlich ab. 

Eine wenig ereignisreiche Viertelstunde später kamen die Hartberger wie aus dem Nichts zu einer brandgefährlichen Gelegenheit. Nachdem sich Lavalée verschätzt hatte, war der eingewechselte Aaron Sky Schwarz auf der rechten Seite durch und konnte den Ball gefährlich in den Strafraum passen. Dort fing Neo-Blacky Emanuel Aiwu den Ball aber noch in höchster Not ab, ein Blau-Weißer wäre bereitgestanden. 

Zehn Minuten später konnte Donis Avdijaj nach einem wunderbaren Lochpass von Dominik Prokop mutterseelenallein auf das Tor der Heimmannschaft zulaufen. Unter Bedrängnis von Emanuel Aiwu musste er aber schon recht früh abschließen und zwang so Torhüterriesen Kjell Scherpen zu seiner ersten Parade des Spiels. Es war dies in Minute 70 der erste Abschluss aufs Tor der Grazer. 

Bis kurz vor Schluss kam es zu keinen weiteren nennenswerten Aktionen. Sturm führte, Hartberg kam nicht mehr gefährlich vor das Tor der Blackies – und dennoch wusste man, dass die Oststeirer nur diesen einen Geistesblitz brauchten, um dem Meister den Saisonstart zu vermiesen. Doch dann kam die 86. Minute und endlich einmal wieder eine gut zu Ende gespielte Situation. Nach einem hohen Ball in die Hälfte der Schwoazn köpfelte Aiwu den Ball auf den eingewechselten Bayern-Leihspieler Lovro Zvonarek. Der spielte einen guten tiefen Pass auf den wieder genesenen Seedy Jatta, dessen abgerissener Abschluss wiederum zur perfekten Vorlage für Mika Biereth wurde. 2:0 für Sturm, damit war das Spiel entschieden – denkste!

In den vier Minuten der Nachspielzeit war von einem 3:0 bis zu einem 2:1 noch viel möglich. Biereth hätte unmittelbar nach seinem Tor einen Doppelpack schnüren können, auf der anderen Seite hätte es aber auch Hartberg nach einem Riesenschnitzer von Scherpen noch einmal spannend machen können. Der Niederländer verdribbelte sich allein vor dem Strafraum unnötig – böse Erinnerungen an das Cup-Spiel in Krems wurden wach – und es sah schon wie der sichere Anschlusstreffer aus. Die beiden Hartberger ein paar Meter vor dem Tor mussten sich eigentlich nur noch ausmachen, wer den Ball über die Linie befördern würde. Doch sie hatten die Rechnung ohne Emanuel Aiwu gemacht, der zuerst den einen Hartberger stellte und dann den Schuss des angespielten zweiten Hartbergers mit einer starken Grätsche abblockte, wofür er sich zu Recht vor den Fans selbst abfeierte. Beim anschließenden Nachschuss aus der Distanz war Scherpen wieder auf dem Posten. Wenig später ertönte auch schon der Schlusspfiff. Die Männer in Gold konnten ihre souveräne Leistung mit einem Sieg veredeln. Der Doublesieger ist in der Saison angekommen – hoffentlich.