Zwei Gesichter, ein Heimsieg
Dem SK Sturm Graz ist es gelungen, für zumindest zweieinhalb Stunden die Tabellenführung in der Bundesliga zu übernehmen. Dank sinnvoller Einwechslungen und magischer 6 Minuten gelingt es, einen Schandfleck aus der jüngeren Vereinshistorie zu streichen. Sämtliche der letzten sieben(!) Spiele in Graz-Liebenau hatte der Wolfsberger AC gewinnen können. Beim letzten Heimsieg im Dezember 2018 stand Christian Ilzer zwar an der Seitenlinie – allerdings noch auf Seiten der Kärntner. Dass Umzüge im Profifußball nichts Ungewöhnliches sind, weiß auch Rekordverkauf Rasmus Höjlund, der bei Atalanta Bergamo fast genauso erfolgreich ist wie in der Steiermark. Er stattete seiner alten Wirkungsstätte einen Besuch ab, um offiziell verabschiedet zu werden.

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Vom WAC-Fluch abgesehen, sprach die Ausgangslage klar für Sturm. In der Liga zeigte man sich besonders gegen nominell schwächere Gegner zuletzt äußerst souverän. In den zwei schwierigen Partien gegen Lazio hatte die Mannschaft außerdem bewiesen, durch eine aggressive und dynamische Spielweise auch Spitzenmannschaften vor große Probleme zu stellen. Christian Ilzer entschied sich aufgrund der anstrengenden Begegnung im Stadio Olimpico aus nachvollziehbaren Gründen dafür, sechs Spieler in die Startelf zu rotieren. Aleksandar Borkovic, David Schnegg, Juzuf Gazibegovic, Tomi Horvat, Manprit Sarkaria und der zweifache Torschütze vom Donnerstag, William Böving, waren in Rom noch dazu verdammt gewesen, den Beginn des Spiels von außerhalb zu beobachten.

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Aus Sicht der Kärntner Wölfe beginnt die Partie enorm unglücklich. Abwehrhüne Simon Piesinger verletzt sich nach Zweikampf mit Horvat schwerer, als man zunächst annimmt. Dem im Frühjahr 2015 enorm torgefährlichen Ex-Blackie wünschen wir an dieser Stelle gute Besserung! Er muss bereits in Minute 6 durch Nikolas Veratschnig ersetzt werden. Der 19-Jährige macht es sich auf der Außenbahn gemütlich, wo er David Schnegg vor einige Probleme stellt, während Michael Novak in die Zentrale rutscht.
In der Folge präsentiert sich Sturm überraschend harmlos. Zwar zeigt sich die WAC-Defensive ein ums andere Mal löchrig, doch entweder ersticken die Schwoazn die etlichen Kontermöglichkeiten durch ungenaue Zuspiele selbst im Keim, oder die wenig zielgerichteten Offensivaktionen werden von dem durch dutzende erfolgreiche Grätschen und abgefangene Bälle glänzenden Interims-Abwehrchef Raphael Schifferl frühzeitig gestoppt. Sarkaria tritt – wie leider so oft in dieser Spielzeit – selten in Erscheinung. Die Flanken von Schnegg werden durch lange Ausholbewegungen angekündigt und sind dementsprechend vorhersehbar. Kapitän Stefan Hierländer lässt es an der gewohnten Präsenz in den Zweikämpfen vermissen.
Eine ideenlose erste Hälfte also, die schließlich in ein Tor des formstarken Tai Baribo mündet. In Minute 25 gelingt es Jon Gorenc Stankovic trotz offensichtlicher Bemühungen nicht, die Kugel aus der gefährlichen Zone zu bringen, was ein Getümmel knapp vor dem Grazer Strafraum zur Folge hat. Konstantin Kerschbaumer geht aus der engen Situation als Sieger hervor und versorgt den eine desorientierte Abwehrkette durchbrechenden Baribo mit dem Spielgerät. Jörg Siebenhandl kann nicht mehr eingreifen. In der Folge vergibt der halblinks aufgebotene Tomi Horvat zwei aussichtsreiche Ausgleichschancen. Als der nicht immer sattelfeste Schiedsrichter Christopher Jäger die Mannschaften in die Kabinen schickt, scheint man beinahe erleichtert zu sein, kein zweites Gegentor kassiert zu haben und insofern noch nicht ganz abgeschrieben zu sein. Fest steht: eine Reaktion muss folgen, ein Fünffach-Wechsel zur Pause erscheint vertretbar.

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Comebacker Otar Kiteishvili und Alexander Prass werden eingewechselt. Der nun folgende Spielverlauf stellt den Wert eines breit aufgestellten Kaders unter Beweis – die Joker stechen! Horvat tritt in Minute 48 einen Eckball, bringt ihn zum langen Pfosten – Gregory Wüthrich steht parat, leitet weiter zur Mitte und Oto steht genau dort, wo er gebraucht wird. Er drischt die Wuchtel aus kurzer Distanz in die Maschen. Erleichterung pur!
Keine drei Minuten später bringt Böving den Ball zur Mitte, Aleksandar Borkovic überzeugt mit einem sensationellen Luftstand und setzt den Ball per Kopf perfekt ins Eck. Hendrik Bonmann kann sich nur noch über den Rückstand ärgern. Als würde das nicht genügen, hat kurz darauf Schiri Jäger seine Finger entscheidend im Spiel. Der nach der Pause befreit aufspielende Böving setzt sich gegen Schifferl durch, was den Kärntner zu einem klaren Foul motiviert. Der Unparteiische entscheidet auf Vorteil – wofür er zunächst ein Pfeifkonzert erntet, denn der Angriff scheint in Aussichtslosigkeit zu enden, das Stadion verlangt einen Freistoß. Wenige Sekunden später wissen wir: der Referee hat aber alles richtig gemacht, denn Albian Ajeti – bis dahin eher unauffällig – grätscht den Ball ins lange Eck. 54 Minuten gespielt. Statt Rückstand eine komfortable Führung, 3:1!

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In der Folge bestimmt Sturm Graz das Spiel, was das Trainerteam dazu motiviert, Jakob Jantscher nach überstandener Verletzungspause die Rückkehr aufs Spielfeld zu gewähren. Leider kann auch er keine der zahlreichen Umschaltsituationen erfolgreich verwerten. Häufig entscheiden sich die Offensivakteure nicht für einen Schuss, sondern für einen zusätzlichen, überflüssigen Pass. Das 4:1 liegt am ehesten noch im Bereich des Möglichen, als der ebenfalls eingewechselte Emanuel Esseh Emegha sich nach Zuckerpass von Gazi stark gegen Novak durchsetzt – der Schuss von Triple E ist jedoch ebenso hart wie ungenau.
Der Anschlusstreffer durch den ehemaligen Grazer Thorsten Röcher kurz vor Spielende ist dann glücklicherweise nur Makulatur. Sturm Graz zittert noch drei Minuten, dann steht fest: man steht an der Tabellenspitze! Auf ein lange herbeigesehntes Grazer Derby wird somit am Samstag ein echtes Spitzenspiel gegen Ligakrösus Red Bull Salzburg folgen.
Spieldaten
Ich denke mal wir dürfen in dieser Saison nicht jammern über nicht gemachte Punkte sondern freuen über gemachte. Da waren doch schon einige Spiele dabei die durchaus auch anders hätten ausgehen können. Das schwarzweiße Herz freut sich jedenfalls auf eine geile kommende Woche.
Überragend!
Salzburg auf den Fersen.
5 Punkte vor dem Lask.
10 vorm 4.
Dazu international stark.
Ein paar Spieler geschont, Kite noch mehr Praxis gegeben.
Überragend!
Nach 12 Runden und 22 Toren haben wir 16 (!) verschiedene Torschützen! 😀
Gabs sowas bitte schon mal?!? 😀
Und dabei hat der JJ mit dem Toreschießen noch gar nicht angefangen …
Diese Saison noch NICHT getroffen haben darüber hinaus aus dem Kreis der erweiterten Stammelf übrigens Gazibegovic, Hierländer, Affengruber und Dante. Die Wahrscheinlichkeit ist gar nicht so klein, dass wir am Ende der Saison sogar 21 verschiedene Torschützen haben. Fehlte nur noch, dass eines Tages auch der Siebenhandl eines macht (aber bitte auf der richtigen Seite), dann 22 …
Ich erinnere mich an Zeiten, wo wir im gesamten Herbst nicht einmal 16 Tore!! erzielt haben. Die 16 verschiedenen nach nur 11 Runden sind definitiv Bestwert.
In der bisherigen Rekordsaison 1997/98 gab es nach elf Runden zehn verschiedene Torschützen: Vastic (8), Haas (6), Prilasnig und Hopfer (je 3), Kocijan (2), Mählich, Reinmayr, Milanic, Popovic und Schupp (je 1 Treffer)
Bundesliga-Minusrekord: 1979/1980 gab es während der gesamten Spielzeit gar nur acht verschiedene Torschützen (Jurtin 13, Kulmer 6, Schauss/Stendal/Haas A. je 5, Boyron 4, Schilcher/Steiner je 1.
Aber auch beispielsweise 2019/20 gab es nur zehn verschiedene Sturmspieler, die sich nach 34 Partien in die Bundesliga-Torschützenliste eintragen konnten.
Der Kolb muss Zeit haben.
Marcel Boyron, hehe..
@arch: viel zeit plus kein geld und keine freund
Einen Freund hast mindestens, Geld kriegst aber keines, hehe..
Weil mich das jetzt neugierig gemacht hat mit den 16 verschiedenen Torschützen bisher: In der gesamten letzten Saison hatten wir nur 12 Torschützen:
14 – Jantscher
13 – Sarkaria
11 – Yeboah
6 – Höjlund
4 – Wüthrich
4 – Gorenc-Stankovic
3 – Niangbo
2 – Ljubic
1 – Affengruber
1 – Kiteishvili
1 – Hierländer
1 – Jäger
Ein sehr komisches Spiel. Erste Hälfte sehr mau, wenig nach vorne gegangen und hinten teilweise anfällig. Irgendwann bekommst dann natürlich ein Tor.
Nach den Wechseln von Oti und Prass sinds innerhalb von 6 Minuten drübergefahren über die Kärtner. Danach dann aber wieder eher verwaltet. Die Müdigkeit und die rezenten Verletzungen hat man den Spielern angesehen.
Den goldenen Handschuh bekommt dennoch Emegha für seine mangelnde Offensivleistung aber beherzte Torhüterleistung als er auf der Linie rettete.
Das 2:3 macht mich noch immer wütend.
1. Warum spielt 7 in dieser Situation mittig und kurz ab? Ist ja jedem klar dass das der WAC in der Situation pressen muss und die unsrigen schon müde waren und auch wirkten. Durch die Mitte ist selten eine gute Idee.
2. Warum lässt der Ljubic tropfen wenn ich es richtig gesehen habe? Es stehen 3 Wacler um den 16er und man will zaubern…ohje. Conclusio: Wir sind nicht Bazelona, 7 ist nicht Neuer und Ljubic kein van Dijk. Bitte spiel ma wie Sturm Graz. Des könn ma sehr gut.
Weiters wird es Sarkaria sehr schwer haben wenn Emegha und Jantscher wieder bei 100% sind. Auch Fuseini und Toth klopfen an. Da muss deutlich mehr kommen ansonsten werden Kurzeinsätze das Hoch der Gefühle sein.
Insgesamt eher verdient gewonnen. Wir haben ja auch 5 Tore geschossen. Dass das wir solche Eiertore immer häufiger bekommen sollte Ilzer mal mit der Mannschaft thematisieren. Slapstick mag lustig sein nur wenn ich lachen will find ich Monty Python immer noch witziger als die Unsrigen die den Ball auf skurrilste Art vertendeln.
Fürs Derby und die restlichen Spiele im Herbst mach ich mir keine Sorgen. Stellen wir die unkonzentrierten Aktionen ab können wir lange mit den Bullen mithalten und eventuell wieder einmal so was ähnliches wie Spannung erzeugen.
ad Sarkaria: Der ist komplett im Eck, da kommt aktuell nix brauchbares raus. Die Frage ist ob man ihm (und in weiterer Folge uns) einen Gefallen damit tut, ihn mal bei der 2er auflaufen zu lassen und Fuseini dafür mit mehr Einsatzzeit oben zu belohnen. Keine Ahnung ob er nicht eher der Typ ist, der sich zu gut dazu wäre und dann komplett owizaht ?!
ad Gegentreffer: Jo eh, den muss der Handsch nicht auf Ljubic spielen – aber das Tor geht dennoch zu 100% nur auf den Ivo. Eben wenn schon in Bedrängnis, da erwarte ich mir von einem (eigentlich) spielstarken 6er, dass er es dennoch schafft sich aufzudrehen und den Ball weiterbringt oder zumindest so viel Übersicht besitzt, dass er die Frucht dann selbst zur Not hirnlos rausdrischt. Aber doch nicht den (fußballerisch eher schwachen) Goalie nochmal mit einbinden in die Situation und das ganze heiß machen.
ad Eiertore: Seh ich unterm Strich nicht so. Wir haben in 12 Ligaspielen 8 Türl bekommen, da kann eine Häufung also schon fast nicht vorkommen. International hat sich der Handsch ein paar Mal angeschüttet, ja. In Wahrheit wars aber auch nur gegen Feyernoord vogelwild und die restlichen Gegentreffer zwar mitunter unnedig, aber nicht so dassd dir die Tore selbst geschossen hast mMn.
Alles in allem verläuft der Herbst bisher aber einfach nur T O P !!! International gute Auftritte, in der Liga keinen Einbruch. Keine Verletzungen und überspielt wirkt vom Stamm auch keiner, sprich die Rotation dürfte greifen.
Derbysieg ist natürlich Pflicht, wenn dann gegen die Bullen vlt. noch ein Punkt rausschaut und international auch noch das eine oder andere Traumergebnis eingefahren wird, dann ist das nur mehr die Kirsche obendrauf auf einer bisher absolut überragenden Saison 🙂
swg
ich hasse dieses herumdupfen hinten sowieso. alle stress, hohes risiko und zu 99% wird dann sowieso ausgeputzt….
@Dragoner: in etwa so?
Eigentlich die größte Frechheit überhaupt, dass der Friesenbichler noch das Tor „stehlen“ wollte 😀
Saugeile Truppe, die wir da momentan haben. Macht aktuell Riesenfreude, ein Schwoaza zu sein.
Gratulation an die Mannschaft. Jetzt nur bitte am Mittwoch die Unnötigen wegputzen, der Rest des Herbstes ist dann nur mehr Zugabe 😉