„Zuckerbrot und Peitsche“

Günter Kreissl im Gespräch

Viel Kritik ist in den vergangenen Wochen auf die Vereinsverantwortlichen geprasselt. Zudem sorgt die Vertragssituation einiger Akteure zusätzlich für Brisanz. Es sind dies freilich genug Gründe, um uns beim sportlichen Leiter ein kurzes Update zu aktuellen Themen zu verschaffen:

Herr Kreissl, die Kleine Zeitung berichtete, man würde Sandi Lovric und Philipp Hosiner definitiv „aussortieren“. Ein offizielles Statement diesbezüglich gab es jedoch noch nicht. Stimmt das?

Ja. Roman Mählich hat Philipp Hosiner mitgeteilt, dass nicht mehr mit ihm geplant wird. Dennoch hat der Stürmer Vertrag und daher ist es wichtig, dem Spieler in aller Klarheit die aktuelle Situation zu vermitteln, damit er sich um einen neuen Verein bemühen kann. Da geht es uns auch um die entsprechende Offenheit dem Spieler gegenüber. Bezüglich Sandi Lovric: Im Herbst gab es unsererseits das erste Vertragsangebot, im Winter gab es weitere Gespräche und auch letzte Woche wurden noch Gespräche geführt. Fakt ist, dass es seitens Sandi Lovric bis zuletzt kein Bekenntnis zu einer Vertragsverlängerung bei Sturm Graz gegeben hat. Wir wollen Spieler, die sich zum Verein bekennen. Daher werden wir kein weiteres Angebot mehr unterbreiten, die Verhandlungen sind somit beendet.

Man hört immer wieder Gerüchte um Raphael Holzhauser, der ein möglicher Kandidat für Sturm Graz sein soll. Ist der vereinslose Mittelfeldspieler Thema bei Sturm? Da er nun bei Wr. Neustadt trainiert, liegt die Vermutung nahe, es gebe eine Verbindung…

Nein, Raphael Holzhauser ist bei Sturm Graz absolut kein Thema.

Wie steht es um die Vertragsverlängerung von Ersatz-Kapitän Lukas Spendlhofer?

Wir sind bereits in der Endphase der Verhandlungen, die in eine gute Richtung gehen. Aus unserer Sicht steht man unmittelbar vor einem positiven Abschluss. (das Gespräch wurde kurz vor Vertragsunterzeichnung geführt, Anm. d. Red.)

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Wie ist der Status bei den beiden Leih-Spielern Gideon Mensah und Arnel Jakupovic?

Gideon Mensah ist natürlich ein interessanter Spieler und wir befinden uns diesbezüglich in Gesprächen, die ich derzeit aber nicht weiter kommentieren möchte. Bei Arnel Jakupovic werden wir in den verbleibenden Runden sehen, ob eine Verlängerung der Zusammenarbeit in Frage kommt.

In letzter Zeit wurde massiv Kritik geäußert, allen voran an der Spielweise Sturms. Wie sehen Sie das?

Ich sehe derzeit eine Mannschaft, die auswärts sehr gut auftritt. Aus den letzten Auswärtsspielen konnten wir gegen namhafte Gegner viele Zähler holen – das ist top. In den Heimspielen haben wir allerdings Leistungen gezeigt, die nicht ausreichend sind. Die Spiele gegen den LASK, gegen St. Pölten und dem WAC waren alles andere als zufriedenstellend. Wir haben aus der Analyse der Spiele die Erkenntnis gezogen, dass wir den Druck von der Mannschaft nehmen wollen. Das wurde nach der Heimniederlage gegen den WAC so gelebt und hat beim Auswärtssieg in Pasching erste Früchte getragen. Jetzt wollen wir den Spielern vermitteln, ähnlich auch zu Hause aufzutreten. Denn für alle unsere Spieler ist es das Schönste, in Liebenau vor eigenem Publikum spielen zu dürfen und nach den 90 Minuten mit den Fans gemeinsam feiern zu können. Das ist das, was die Mannschaft will. Mir blutet ja auch das Herz, wenn wir wie zuletzt eine enttäuschendere Performance abliefern. Durch diesen Vorsatz, es allen beweisen zu wollen, verkrampfte das Team aber zusätzlich und daraus resultierten die Ergebnisse, die unserem Potenzial überhaupt nicht entsprechen. Dieser selbst auferlegte Druck ist zurzeit bestimmt ein Hauptproblem – der entsteht jedoch auch nur, weil wir in unserem Spiel noch nicht so gefestigt sind und dieses starken Schwankungen unterliegt. In Graz glaubt die Mannschaft, dass alles Pflichtsiege sind und es von ihr erwartet wird, solche Spiele zu gewinnen. Diesbezüglich stehen Trainer Roman Mählich und ich ganz klar in der Verantwortung, unserem Team zu vermitteln, zwar alles zu geben, aber nicht immer alles erzwingen zu müssen. Jeder soll sich mit Begeisterung und Freude bis ans Limit bemühen, sodass wir nach jeder Partie in den Spiegel schauen können. Gegen den LASK haben wir eine gute Leistung abgeliefert, haben mitgespielt und unsere Tore gemacht. Genau diese Performance und diesen geilen Spirit wollen wir auch am Sonntag wieder abliefern.

Sind Ihnen dabei manche Spieler besonders aufgefallen?

Ich habe mich bei einer starken Mannschaftsleistung speziell über die Auftritte von Juan Domínguez, Jakob Jantscher und Markus Pink gefreut. Juan ist unglaublich spielstark, kann die Situationen lesen und hat dies in beeindruckender Weise gezeigt. Die Antizipation des Spaniers tut unserem Spiel sehr gut. Für Jakob Jantscher freut es mich ganz besonders, er hatte es nach seiner Rückkehr nicht leicht und auch seine schwere Verletzung hat natürlich eine Leistungssteigerung verzögert. Markus Pink zeigte uns einmal mehr, dass er in jeder einzelnen Sekunde, die er am Platz steht, für Sturm Graz kämpft – schön, dass er sich mit einem Tor belohnen konnte. Gelungen ist uns diese gute Leistung auch deshalb, weil wir es nach dem WAC-Spiel als Team geschafft haben, die negative Energie in eine positive umzuwandeln.

Nach dem Spiel gegen die Kärntner haben Sie aber eigentlich Gegenteiliges angekündigt und gemeint, die Spieler stünden nun in der Verantwortung.

Ja, ich habe bewusst versucht, einen Impuls zu setzen. Am Ende des Tages brauchen wir jedoch alle Bestärkung. Deshalb haben wir gleichzeitig sofort damit begonnen, mit lösungsorientierter Arbeit unsere Akteure zu entlasten. Der Ausdruck Zuckerbrot und Peitsche trifft es wohl ganz gut. Ich wollte also schon bewusst machen, dass so ein Spiel etwas auslöst und dass die Spieler in der Verantwortung stehen. Danach haben wir aber sofort positiv-kritisch mit der Mannschaft kommuniziert. Diese Kombination hat sich gut ausgewirkt.

Bezüglich Druck: Die Situation heuer ist natürlich etwas anders, die Chance war selten größer, mit dem dritten Rang einen Fixplatz in der Europa-League-Gruppenphase zu erreichen. Da sind Spiele wie gegen St. Pölten oder dem WAC freilich umso ärgerlicher.

Das stimmt. Aber wir können nicht mehr tun, als mit 100 Prozent bei der Sache zu sein und tagtäglich am Platz mit der richtigen Einstellung zu arbeiten. Leider können wir es nicht erzwingen. Im Gegenteil: Jedes Mal, wenn wir versucht haben, etwas zu erzwingen, haben wir nicht die gewünschte Leistung gezeigt. Und ausgerechnet dann wirkt das unter Umständen so, als würde der Einsatz oder der Wille im Team nicht stimmen.

Am Mittwoch habe ich dann die beste Saisonleistung gesehen. Da hat die Mannschaft ihr Potenzial gezeigt, welches zweifelsohne vorhanden ist. Jetzt gilt es, an der Konstanz zu arbeiten und die Spielfreude, die man in Auswärtspartien phasenweise schon gezeigt hat, auch in Liebenau zu entfalten.

5 Kommentare

  1. schmitzi82 sagt:

    Respekt Herr Kreissl ,es schaut danach aus das Sie aus denn Vergangen Tage gelernt zu haben.

    Bitte weiter so!!!

  2. Luca1111 sagt:

    Es wird meiner Meinung nach das Spiel gegen den Lask aber zu schön geredet. Mit ein wenig Pech sind wir in der 1. Halbzeit 2 zu Null hinten. Das darf man nicht vergessen. Es war kämpferisch ok aber das muss ja wohl klar sein. Ansonsten war vieles besser als zuletzt was aber nun wahrlich keine Kunst ist. Ich will nicht alles schlechtreden es wird aber zum hundertsten Mal von Herrn Kreissl eine Trendwende verkauft die noch null bewiesen ist. Es war ein halbwegs brauchbares Spiel und nicht mehr. Man wird jetzt sehen was folgt und erst dann können wir sehen wohin die Reise geht. Nach einem Spiel wo man zur Abwechslung mal nicht kläglich versagt hat schon so euphorisch zu sein halte ich für absolut verfrüht.

    • Wenn wir hier stehen sagt:

      Kreissl hat hier nie eine Trendwende verkauft. Im Gegenteil, er hat zugegeben, dass er in der Vergamgenheit Fehler gemacht hat, die er nie wieder machen wird und betont, dass man beginnen muss, an der Kontinuität zu arbeiten

  3. flo1909 sagt:

    Gut das GK bei SL die Reissleine gezogen hat!!! Ich habe immer grosses von SL gehalten, aber das ist jetzt dann mal Drama zu viel: Zuerst die ganze Zeit jammern, dass er zu wenig spielt und jetzt ist er schon nach 10 Spielen wieder zu gut! Bestaetigt mich auch wieder, dass der Weg mit den Jungen ein Irrweg ist!! Ganz ehrlich was haben wir denn von unserer tollen Jugend: ist doch bezeichnend die Geschichte mit SL und Romano Schmid. Das ist einfach fuer die Fische und rausgeschmissenens Geld. Lieber auf Spieler setzen die den naechsten Schritt machen wollen, Roecher, Zulj, Matic … und vor allem die sich in staerkeren Liegen nicht mehr durchsetzen wie Joergi, Hierli, Domingez etc. Bei denen geht was und da kannst auch Geld mit denen verdienen: das mit der eigenen Jugend ist fuer die Katz.
    Extrem leid tus mir fuer den Hosiner: Ich glaube der bemueht sich wirklich sehr, aber es geht einfach nicht mehr. Vielleicht ist der Fussball fuer ihn nach seiner Krankheit nicht mehr das Richtige: aber jeden Falls alles alles Gute!!!

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