Zittersieg im Spitzenspiel
Selten sorgen Spiele in der österreichischen Bundesliga schon lange im Vorfeld für Spannung und Freude. Das Wiener Derby und … ja, die Partien, in denen der SK Sturm Graz auf den SK Rapid Wien trifft. Auch bei noch so viel Enthusiasmus für die heimische Fußballkost gibt es für die schwarz-weiße Anhängerschaft wohl keine Begegnung, der sie auf eine derart intensive Art und Weise entgegeneifert. Schon der trotz holprigen Starts in das Frühjahr sehr gut laufende Kartenvorverkauf zeigte: In Graz ist man heiß auf dieses Spiel. Die beiden kontrahierenden Mannschaften mussten zuletzt viel Kritik einstecken, am meisten wohl der SK Rapid Wien, der vor der Sonntagsbegegnung mit 13 Punkten Rückstand auf die Grazer Hausherren lediglich auf Rang sechs lag. Sturm durfte nach längerer Schwächephase hingegen wieder überzeugen und über drei Punkte in Runde 24 jubeln. Trainer Franco Foda dürfte wohl aufgeatmet haben, denn Deni Alar, dessen Einsatz in den Tagen zuvor noch fraglich war, schien in der somit im Vergleich zur vorherigen Runde nicht veränderten Startelf des SK Sturm auf. Lediglich auf der Ersatzbank wurde etwas „umgesetzt“: Für Andreas Gruber fand nämlich Kristijan Dobras darauf Platz. Die Hütteldorfer hatten den Ausfall von Arnor Traustason hinzunehmen. Für ihn durfte Joelinton von Anfang an ran.
Schon vor Anpfiff demonstrierten beide Fanlager, wie wichtig diese Begegnung für sie und ihre Vereine war, denn es brodelte in Liebenau – so wie schon länger nicht mehr. Ein humoriges Transparent der Nordkurve spielte auf eine Abhängigkeit des SK Rapid Wien zu Gevatter Staat an. Ja, ein bisserl Spaß muss sein!
Flotter Auftakt
Beide Mannschaften starteten druckvoll in die Partie: Zuerst scheiterte Joelinton in der 4. Minute nach schönem Lauf in die Tiefe ganz knapp am Torerfolg, wenig später kam Baris Atik nach schöner Vorarbeit von James Jeggo und Marc Schmerböck aus kurzer Distanz zu Tormann Tobias Knoflachs Gehäuse nicht zum Abschluss. In der 12. Minute schob Schmerböck den Ball flach am langen Eck des Tors der Gäste vorbei – wieder konnte er sich auf seiner Seite gut durchsetzen. In einer flotten ersten Viertelstunde übernahm Rapid langsam aber doch das Kommando über die Begegnung, nur nicht in der 20. Minute: entscheidend in dieser Situation waren Stefan Hierländer, Andreas Kuen samt dessen Oberarm, Schiedsrichter Alain Bieri und letztendlich Deni Alar: Strafstoß für Sturm. Der Ex-Rapidler trat an und traf – 1:0. Ekstase im Stadion. Nach längerer Durststrecke durfte der Stürmer endlich wieder zum Jubeln abdrehen.
In die Pause zittern
Gleich darauf setzten Schmerböck und Baris Atik zu einem weiteren vielversprechenden Angriff an. Ein Missverständnis mit dem Torschützen zum 1:0 sorgte aber dafür, dass der Rapid-Schlussmann keine weiteren Probleme bekam. In der 26. Minute versuchte die junge Nummer 24 der Grazer aus der Distanz zum Erfolg zu kommen, weit daneben. Sturm zog sich daraufhin zurück, ließ Rapid kommen und wartete auf Konter. Ein gefährliches Spiel, denn in der 36. Minute kam Stephan Auer nach einem Defensivpatzer der Gastgeber aus aussichtsreicher Position zum Abschluss, drüber. Wenig später musste sich Christian Gratzei im Tor des SK Sturm bei einem hohen Kopfball strecken. Der anschließende Corner für die Hütteldorfer war nicht weniger brenzlig. Giorgi Kvilitaia schupfte diesen nämlich per Kopf ganz knapp an der Stange des langen Ecks vorbei. Der Ausgleich lag jetzt in der Luft. Nervosität machte sich in der Mannschaft der Hausherren breit. In der 43. Minute gelang Christopher Dibon bei einem weiteren Corner der Wiener der nächste gefährliche Kopfball. Bei Sturm zu diesem Zeitpunkt heiß ersehnt: die Pause, die dann auch höchst pünktlich zum Durchatmen angetreten werden konnte.
Nadelstich
Während Sturm nach der Pausenansprache, die vor allem wegen der letzten 20 Minuten in Halbzeit eins mehr als nur angebracht war, unverändert aus der Kabine kam, stellte Rapid-Coach Damir Canadi an zwei Positionen um: Für Kuen und Auer kamen Thomas Schrammel und Steffen Hofmann ins Spiel und gleich zu Beginn der zweiten Hälfte wurde es im steirischen Sechzehner wieder gefährlich. Kvilitaia und Joelinton verstolperten den Ball nach schönem Pass aus dem Mittelfeld aber, sodass kein Torschuss zu Stande kam. Sturm verschenkte wie schon in den Minuten vor der Pause viele Bälle, ließ Rapid weitestgehend gewähren und brachte sich so immer schwer in Bedrängnis. Aber dann kam die 64. Minute: 15.329 Paar Augen folgten einem Strich von Schuss, Charalampos Lykogiannis der Urheber, in das Kreuzeck des Wiener Tors. 2:0 – ein unglaublich schöner Treffer. Das ganze Stadion brannte! Rapid startete daraufhin, beinahe wütend, eine Welle an Angriffen. Sturm überließ dem Gegner wiederum das Feld und das sollte sich rächen. Vorher hatte aber noch der für den angeschlagenen Baris Atik ins Spiel gekommene Sascha Horvath die Chance, das Spiel zu entscheiden. Sein Schuss nach Vorlage von Stefan Hierländer ging aber am Tor vorbei. Auf der anderen Seite fand dann der Brasilianer Joelinton nur wenig von der Defensive beirrt in der 80. Minute den Abschluss, erfolgreich – Gratzei blieb dabei ohne Chance regungslos stehen, Anschlusstreffer, und fortan unnötige Hektik. Plötzlich beschlich einen wieder dieses bekannt ungute Gefühl, dass noch etwas, aus Sturm-Sicht Negatives, passieren könnte, trotz zwischenzeitlicher Zwei-Tore-Führung.
Bangen und hoffen
Rapid rannte gegen die Grazer Defensive an, der Ausgleich lag wieder in der Luft. Unverkennbar sein bekannt fauliger Gestank. Sturm stand nur mehr in der eigenen Hälfte, Bälle hinausdreschen war angesagt. In der 91. Minute schafften es Lukas Spendlhofer und Co irgendwie gerade noch so, einen freiliegenden Ball wenige Zentimeter vor der Torlinie zu klären. Zuvor war Mario Pavelic unbedrängt zu einem schlecht platzierten Torschuss gekommen. Bange Sekunden, die sich wie Minuten anfühlten und dann griff Schiedsrichter, einen Einwurf hätte es noch geben müssen, zur Pfeife. SCHLUSS, AUS, VORBEI! Der SK Sturm schickte Rapid ohne Punkteausbeute auf die Heimreise, wenn auch mit ungeheurem Glück. Denn die Wiener scheiterten in erster Linie an ihrer Chancen-Auswertung. Egal, alles völlig egal!
Spieldaten
Galerie
Leistung Einzelner durchaus Positiv. Leistung der Mannschaft mehr als schlecht! Keine Ahnung woran es liegt
Katastrophale Pässe. Besonders das Defensive Mittelfeld, Pässe nach vorne harmlos, wenn nicht sowieso beim Gegner. Jeggo und Piesinger kontraproduktiv. Jeggo würde ich hier vor Piesinger setzen. Solo Sechs.
Meine Vorstellung..vorne OM Horvath u Atik dahinter Jeggo..aber hilft alles nix, wenn die Pässe nach vorne zu unpräzise und zu unkonzentriert gespielt werden.
Leider ist die Masse mal durch die Siege beruhigt..bis zur nächsten Mini Krise, wobei Auf und Ab sind wir schon mehr als gewöhnt.
Trainer Leistung: Fünf
was erwartest du dir vom dm? mit zwei „zerstörern“ kann kein kreatives spiel nach vorne rauskommen.
sam ma froh, dass die drei punkte in graz geblieben sind, hätte mir eher erwartet, dass man einen toten gegner wieder zum leben erweckt.
Hätte der Lyko den Hammer nicht ausgepackt hett ma des Spiel verloren…achja dieser Schuss war unser 1. Schuss aufs Tor nach unserem Tor…soviel dazu.
Piesinger wahrscheinlich im Krone Team des Jahres da er Sturm zum Sieg gegen Rapid geführt hat…
Wir haben zwar gewonnen doch jeder der mehr als Gelegenheitsfan ist erkennt dass das nicht auf Dauer funktionieren kann. Nach dem (geschenkten) Elfer haben wir nur mehr gemauert…Offensiv sogut wie 0 Zug nach vorne…es ist erschreckend zu sehen das wir bereits so früh anfangen das Ergebnis zu verwalten.
Ich weiß gar nicht ob ich will das wir uns international qualifizieren sollten…Fodas Taktik ist in einer Minute entschlüsselt…und obs ich noch ein Breidablik überlebe…
Der größte Trick der Wiener Mafia ist es, uns durch solche Entscheidungen glauben zu machen, dass es sie nicht gibt.
Zu erst einmal, freu ich mich, dass wir gegen Rapid gewonnen haben. Leider ist die Art und Weise wie dieser Sieg zustande kam, gar nicht mehr zum freuen.
Wieder einmal eine erschreckend schwache Sturm Mannschaft. In der defensive ganz solide aber wenn es darum geht nach Ballgewinn rauszuspielen, dann kommen nur blind lange Bälle. Das ist zu wenig und eine Bankrotterklärung. Ich weiß schon, dass manchmal versucht wurde rauszuspielen, jedoch wurde die meiste Zeit blind weg gedroschen.
Wenn ich dann noch vor einem Heimspiel, gegen einen angeschlagenen Gegner von Foda höre, dass das Ziel ist, den Abstand gleich zuhalten, dann brauchen wir über weiteres gar nicht mehr diskutieren.
Trotzdem bleibt am Ende des Tages ein Sieg gegen Rapid und die Hoffnung, dass in der 2. deutschen Bundesliga wieder einmal ein Trainer gesucht wird.
Mit so einer schwachen Leistung und zum Teil „Angsthasen-Taktik“ 3 Punkte zu holen ist auch eine Leistung.
Ein Glück sind die Grünen wirklich derart im Arsch….. Jeder andere Gegner in dieser Liga hätte uns gestern schwer hergebeutelt.
Dazu noch ein diskussionswürdiger Elfer für uns gepfiffen, dafür ein klarer gegen uns nicht.
Über Glück dürf ma uns gestern nicht beschweren.
So schön das Tor vom Lyko auch war, gehört er gleichzeitig für sein „Schupferl“ und Verschulden des Gegentors abgewatscht, welches uns eine unnötig hektische Schlussphase einbrachte.
Hmm, i versteht di net! Foda hat ja gesagt, er hat ein schnelles Spiel auf beiden!!! Seiten gesehen..
😉
also ich bin über die einzelnen Kommentare hier sehr verwundert (und ja – ich schimpfe auch auf Trainer und Mannschaft, wenn berechtigt!). Wir haben gegen einen Gegner gewonnen, gegen den wir seit fast 4 Jahren kein Heimspiel gewinnen konnten, und das mit einer kämpferisch sehr starken Leistung – nach jeder Niederlage schreiben genau die gleichen, dass „wenn die Mannschaft kämpft, rackert und Herz zeigt, bin ich zufrieden, egal wenn wir verlieren… – gestern haben wir sogar so gewonnen, passt wieder nicht. Es sollte irgendwie schon klar sein, dass Rapid trotz Negativlauf nicht irgendein Gegner ist, den wir spielerisch dominieren können, eure Kritik ist passend wenns gegen Mattersburg und St.Pölten geht. Über den/die Elfer diskutiere ich nicht, ist ja ganz was neues, dass ich als Sturmfan in einem Sturm-Forum wegen dem ersten Elfer für uns seit mehr als einem Jahr ein schlechtes Gewissen haben müsste??? Rapid hat bis zum (von uns selbst verschuldeten Gegentor) nicht einmal auf unser Tor geschossen! erst danach haben wir zu schwimmen begonnen – im Gegensatz zu den letzten Jahren, haben wir es diesmal drüber gebracht! Also ich persönlich habe zufrieden das Stadion verlassen, super gekämpft, spannendes Spiel, gute Stimmung UND gegen Rapid gewonnen! Die schwache spielerische Leistung nach so einem verkorkstem Frühjahrsstart verzeihe ich diesmal – man sieht am „Wundertrainer“ Canadi, dass der Turnaround nicht so leicht ist…
Canadi wird bei Rapid scheitern, wie Baumgartner bei der Austria gescheitert ist. Die Taktik der beiden mag bei kleinen Vereinen funktionieren, aber nicht bei den großen… Glaube auch nicht, dass ein Lederer bei Sturm funktionieren würde…
Meiner Meinung nach ist das „Problem“ nicht der Sieg, sondern wie dieser zustande gekommen ist –> mehr als glücklich. Mit so einer Leistung kannst du auch 1:3 verlieren.
ich geb dir recht, dass der Sieg etwas glücklich war, eine Niederlage wäre allerdings auch „unglücklich“ gewesen, da Rapid eigentlich keine nennenswerte Chance hatte…Was mich mehr verwundert sind die negativen Kommentare nach so einem Spiel – wie gesagt, man kann so ein Spiel auch verlieren, das ändert aber nichts daran, dass die Mannschaft aufopfernd gekämpft und gerackert hat! Genau das, was hier immer wieder gefordert wird, passt den gleichen Kritikern dann wieder nicht…ich stehe zu berechtigter Kritik, hab sie auch in diesem Forum immer wieder mal kundgetan, Kritik um des Kritisierens willen bzw. um gegen Foda zu schreiben halte ich für unangebracht