Zentrale Vers-Analyse des Gruabn-Songs

SturmNetz-Advent 2018 #14

Auch in diesem Jahr möchten wir euch die Zeit bis zum heiligen Abend etwas versüßen. Im heurigen Advent blicken wir zurück auf einige denkwürdige Ereignisse aus 3,5 Jahren SturmNetz. Hinter Türchen Nummer 14 hat sich unser Autor an der sinnbefreiten Interpretation einer Schwoazen-Hymne probiert.

Wenn man zu viel Zeit mit dem Gruabn-Song verbringt…

Die Liebe zum eigenen Verein ist für mich in fast allen Facetten endlos und die Kilometer und Strapazen, die ich für den SK Sturm über die Jahre auf mich genommen habe, ganz zu schweigen von den Kosten, waren nie ein Problem für mich. Aber es gibt eine Sache, eigentlich keine Sache, sondern einen Vers, oder auch vier Zeilen, beziehungsweise 18 Wörter, respektive 72 Buchstaben, da stellt es mir die Haare auf. Ich möchte an dieser Stelle zu einer vollkommen trivialen, nicht ganz ernst gemeinten Analyse des folgenden Verses ausholen:

Wir spün guat, jede Woch‘
die Power ungebrochen
wir Buam vom SK Sturm
die Kings in der Gruabn

zu Deutsch

Wir spielen gut, jede Woche
die Kraft ungebrochen
Wir Buben des SK Sturm
Die Könige in der Grube

Heimspielbesuch um Heimspielbesuch komme ich nicht umhin, dieses Lied zu hören und beim erklingen dieser Doppelreime gespickt mit Anglizismen zu erschaudern. Es handelt sich hier eigentlich um gar keine Reime! Da helfen nicht einmal die sensationellen, nein legendären (!) Synthesizer. Es ist nur der schlampigen, steirischen Dialektaussprache geschuldet, dass man hier einen phonetischen Reim zusammenbringt.

SK Sturm auf in der Gruabn zu reimen ist an und für sich schon sehr fantasievoll, aber als Bühnenpoet lassen sich manch andere Dinge auch nicht vermeiden und gerade diese beiden Begriffe, die beide von allen Fans bis zum bitteren Ende für immer verteidigt werden (auch von mir) – ein traditionsreicher Ort mit feiner Holztribüne, sowie der Vereinsname selbst – kann man mit Ach und Krach durchgehen lassen, auch wenn ein bn niemals so reibungslos von den Lippen kommen sollte wie ein rm.

So lässt einen der Erfindergeist, der der österreichischen und da besonders der steirischen Sprache inne wohnt, natürlich nicht im Stich, denn eine Grube wird bei uns nicht nur zur Grubn oder zur Grum, sondern gleich zur Gruabn respektive in richtig „sauberem“ Steirisch sogar zur Gruam. Und dass sich Sturm phonetisch auf Gruam reimt, das ist ja wohl ganz glasklar für jedermann und jede Frau erkennbar. Dieser Reim ist bei diesem Vers das verzeihbare Übel. Daran sollte sich niemand aufhängen, der Dialekt bricht sowieso alle Reimgesetze. Dessen muss man sich ganz einfach bewusst sein.

Schade nur, dass man es nicht ohne Anglizismus geschafft hat und tatsächlich die schöne Dialektzeile mit diesen dämlichen Kings anfüttert. Und dass sich außerdem der Prohaska’sche Fallfehler ebenfalls einschleicht, das fällt ja sowieso keinem auf. Ist doch eh schon alles egal! Frei nach meinem Großvater an dieser Stelle: „Die Buam des SK Sturm“, so redt jo koana. Da hat er wohl recht, aber erwähnt wollte ich es schon haben.

Das wirkliche Massaker an der österreichischen Sprache, das sämtliche DeutschlehrerInnen wohl mit rauchenen Köpfen bei der Gedichtinterpretation zurücklässt, das jeglichem Rhythmusgefühl entbehrt, jeglicher Form von Silbenlogik und Reimstruktur, ist die arhythmische Zeilenfolge Wir spün guat, jede Woch‘ mit sechs Silben, die gefolgt wird von der fantastischen Zeile die Power ungebroch’n, eine Zeile mit sechs Silben, wenn man das stumme N erfinden möchte, oder eben mit 7 Silben, wenn man das N aussprechen möchte (und wie es in der Originalaufnahme auch gesungen wird). Es ist nicht möglich diese Zeile korrekt im Takt auszusprechen. Man braucht einen Schlag mehr. Wer beim die von die Buam nicht ins Grübeln kommt, sondern einfach beinhart weitersingt und auch ignoriert, dass man das Wort Power wirklich, wirklich, wirklich, und ich meine WIRKLICH selten verwendet – WIESO POWER!?!?! – Wenn ihr also schafft, das alles zu ignorieren: Euch kann man wirklich nichts anhaben. Chapeau!

Für alle leidenschaftlichen Karaokesänger und -sängerinnen im Stadion, die der Schrift auf der Leinwand brav nachsingen, aber keine Chance in diesem Silbensalat mit den verwirrenden Wörtern haben: Ich verstehe euch.

Das alles soll aber bitte nicht die wilde Satzstellung vergessen machen, denn es müsste ja eigentlich „Wir spielen jede Woche gut“ und „Mit ungebrochener Power“ heißen. Tendenziell sollte man, wie es in Vereinshymnen oft der Fall ist, sowieso zur Überhöhung und zum Superlativ neigen, weshalb es eigentlich heißen müsste: „Wir sind jede Woche am besten!“ und „Mit unfassbaren Kräften!“, was dem durchschnittlichen steirischen Menschen bestimmt zu deutsch/dämlich klingt (Ich nehme mich da nicht aus!) und die vom Takt vorgegebene Silbenzahl natürlich nicht halten kann. Deshalb bringe ich folgenden Dialektvorschlag ins Spiel, den meine niedersächsische Freundin ebenfalls singen kann – sogar mit den obligatorischen Ås (!):

Jede Woch voll im Såft
Nach vorn mit aller Kråft (für Anglizismus-Fanatiker und 7-Silben-Fans: Nach vorn mit voller Power)
Die Buam des SK Sturm
Gwinnan in der Gruam

zu Deutsch

Jede Woche voll im Saft
Nach vorne mit aller Kraft
Die Buben des SK Sturm
Gewinnen in der Grube

Bevor ich mir jetzt aber die restlichen Zeilen des einzig wahren Gruabn-Songs vorknöpfe, höre ich mir lieber das Original wieder ein paar mal an und genieße den wundervollen Synthesizer und versuche wieder runterzukommen, bevor ich komplett verrückt werde… Vom Christkind wünsche ich mir: Dieser Vers soll mein einziges Problem mit der Welt auf alle Zeit bleiben.

Frohe Weihnachten!

 

4 Kommentare

  1. ValyG11 sagt:

    Hahaha geil, mit jedem Türchen gefällt mir der heurige Adventskalender besser! Schön ist dieser Blick auf das Individuelle des Teams!

    swg

  2. Melvinuss sagt:

    Ergänzung: Dieser und der „Schwarz Weiss sind unsre Farben, Schwarz weiss ist unser Herz…“-Song sind die einzig wahren Sturmhymnen!!

  3. schmitz sagt:

    Hallo wie kann ich die App Downloaden????

  4. Hindemith sagt:

    Der „geniale“ (?) Restlverwerter Alex R. hat aus der in den Achtzigern doch zu einigen Radioehren gekommenen Catcherhymne „Young, Strong and Healthy“ den „Gruabnsong“ destilliert, dementsprechend wenig Begeisterung kommt bei mir auf, wenn der im Stadion erklingt.

    Tatsache ist auf alle Fälle, dass wir wirklich wieder einen neuen, attraktiven, leicht mitsingbaren „Einlaufsong“ gebrauchen könnten. „Liebenau a gute Stimmung“ wurde vor einiger Zeit gespielt, hatte doch einiges an Potential; vielleicht gibt`ja wieder einmal etwas in der Richtung, weder provinziell, noch schlagerlastig…

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