Wölfe zähmen (nicht ganz so) leicht gemacht

Spielbericht: SKN St. Pölten vs. SK Sturm Graz

Während der SK Sturm besser als erwartet in die Bundesliga-Saison gestartet ist, hat sich der Aufsteiger wohl einen schöneren Start ins Abenteuer „Höchste Spielklasse“ vorgestellt. Die Grazer können auf drei Siege und eine (unnötige) Niederlage gegen die SV Ried zurückblicken, beim SKN St. Pölten herrscht die verkehrte Welt. Einzig im Niederösterreich-Derby gegen die Admira konnte ein Dreier eingefahren werden – die bisher einzigen Punkte am Konto der Wölfe. In der NV Arena sollen jetzt aber nun endlich die nächsten Punkte her – die Damen haben es vorgemacht und die Frauen des SK Sturm am frühen Nachmittag mit 3:1 besiegt.

Franco Foda muss auf Seiten der Grazer nicht nur auf Marc-André Schmerböck, der an einer Hüftverletzung laboriert, verzichten, sondern auch auf Toptorjäger Deni Alar, der von einer Zecke gebissen wurde und derzeit mit Antibiotika behandelt wird. An seiner Stelle rückt Philipp Huspek in die Startformation, ansonsten vertraut der deutsche Chefcoach auf die Erfolgself der letzten Woche. Wölfe-Trainer Karl Daxbacher muss mit Manuel Hartl ebenfalls auf einen seiner torgefährlichsten Spieler verzichten.

Der Lauf geht weiter

Erstmals interessant wird es nach einer Viertelstunde, Charalampos Lykogiannis lässt nach einem kurz abgespielten Freistoß einen Kracher los, den Torhüter Christoph Riegler nur prallen lassen kann. Abwehrchef Christian Schulz staubt zur vermeintlichen Führung ab, Schiedsrichter Julian Weinberger entscheidet aber auf Abseits. Der Kapitän stand bei der Schussabgabe des Griechen mit der Abwehrreihe ziemlich auf gleicher Höhe, Millimeter zeigen aber, dass die Entscheidung des Referees wohl richtig war. Nur fünf Minuten später zappelt der Ball dann wieder im Netz, diesmal ändert sich aber auch der Stand auf der Anzeigetafel. Bright Edomwonyi lässt den Ball gut für Hierländer tropfen, der fährt den Konter, spielt dem Nigerianer die Kugel wieder zu und dieser schiebt ebenjene dem Goalie der Gastgeber eiskalt unter dem Körper durch.

Nach einer halben Stunde tritt erstmals Spielmacher Uros Matic offensiv in Erscheinung, Edomwonyi legt ihm den Ball rüber, der Mazedonier schlägt zwei Haken und schießt mit einem satten Schuss Torwart Riegler K.O.. Der Schlussmann kann aber weitermachen, obwohl ihn der Ball mit voller Wucht im Gesicht getroffen hat. Fünf Minuten vor der Halbzeitpause hat dann erstmals der Aufsteiger eine richtig gute Gelegenheit, bezeichnender Weise aus einem Distanzschuss. Nach Ballverlust von James Jeggo haut Kapitän Lukas Thürauer mal drauf, sein Schuss verfehlt das Tor von Keeper Christian Gratzei knapp.

© Martin Hirtenfellner

© Martin Hirtenfellner

Zahmes Wolfsrudel

Es sollte aber nicht beim 0:1 bleiben. Kurz vor dem Pausenpfiff bekommt Sturm 20 Meter vor dem gegnerischen Tor einen Freistoß zugesprochen. Ersatzkapitän Lukas Spendlhofer scheißt sich genau nix, nimmt sich den Ball und haut ihn für Riegler unhaltbar ins linke Kreuzeck. In England würde man jetzt sagen: „What a screamer! Outstanding!“. Aber wir sind ja in Österreich. Traumtor für Sturm. Punkt. Dann ist aber Pause. Sturm bekommt in der Bimbo-Binder-Promenade den Applaus der zahlreich mitgereisten Sturm-Afficionados, die Wölfe versuchen es mit dem Hundeblick.

Die Grazer führen im Schmuckkästchen von Niederösterreich absolut verdient gegen blau-gelbe „St. Prölltner“, könnten ob der Top-Chance von Porno-Matic und des Abseitstreffers von „Schulle“ Schulz sogar höher führen. Ein starkes Kollektiv lässt hier keinen Zweifel offen, wer der Herr im Haus ist. Die lautstarken Fans tragen ihr Übriges zum Heimspiel für Sturm bei. Die Außenbahnen bei Sturm sind sowohl offensiv als auch defensiv stark besetzt, auch Stefan Hierländer zeigt sich im Vergleich zur Vorwoche verbessert und rotiert immer wieder mit Sascha Horvath und Philipp Huspek. Auch „Edi“ zeigt sich im Zweikampf außerordentlich stark, schirmt die Bälle gut ab und funktioniert hervorragend mit seinen Mitspielern. Die Zentren in Abwehr und Mittelfeld bringen ohnehin konstant gute Leistungen.

Wölfe zeigen Zähne

„Wir schaffen das.“ Das steht zumindest im Inneren der NV Arena. Mal sehen. Zuerst sieht es eher danach aus, als wollten die Gäste hier einen drauflegen. Bright Edomwonyi gibt nach fünf Minuten in Halbzeit Zwei zumindest mal einen Warnschuss ab, der Riegler große Mühen bereitet. Mit der Einwechslung von Daniel Segovia scheint Daxbacher den zahnlosen Wölfen aber ein drittes Gebiss mit auf den Weg gegeben zu haben. Der Spanier kommt im Strafraum an den Ball und lässt Gratzei aus der Drehung keine Chance. Und plötzlich sind die Niederösterreicher am Drücker, nach einem Eckball kommt Kevin Luckassen völlig frei zum Kopfball, setzt diesen aber über das Tor der Steirer.

Auf der anderen Seite ist es Stefan Hierländer, der die Riesenchance vorfindet, zu erhöhen. Der engagierte Fabian Koch bringt den Ball flach zur Mitte, Huspek fischt und Hierländer scheitert aus der Drehung an Riegler. Unmittelbar darauf wird der Assistgeber zum 0:1 durch Marko Stankovic ersetzt, er soll neuen Schwung in die Offensive bringen. Es ist aber Andreas Dober, der die nächste gefährliche Aktion des Spiels vorweisen kann. Der Ex-Rapidler macht den Eisenbahner, Horvath kauft sich ein Ticket, die freie Schussbahn nützt der Routinier sofort und verzieht nur knapp. Dass der einen Hammer drauf hat, weiß man nicht erst seit der letzten Begegnung im Cup-Halbfinale.

© Martin Hirtenfellner

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Porno-Matic die Zweite

Eine Viertelstunde vor Schluss bekommen die Wölfe einen Freistoß aus guter Distanz zugesprochen, natürlich eine Aufgabe für Andi Dober. Gratzei bleibt aber per Faustabwehr Sieger in diesem Duell. Franco Foda und sein Co Thomas Kristl reagieren, bringen Christian Schoissengeyr für den angeschlagenen Philipp Huspek. Im Anschluss darauf hat Segovia per Kopf eine weitere Chance, zielt aber in Bedrängnis neben das Tor. Die Gäste wackeln jetzt. Aber fallen nicht um! Unglaubliche Szenen werden im folgenden Absatz beschrieben, wenn sie an Herzproblemen oder Ähnlichem leiden, bitten wir Sie ab hier, nicht mehr weiterzulesen:

Völlig unnötig geht Spendlhofer im Strafraum mit der Hand zum Ball, Schieri Weinberger gibt völlig zurecht Elfmeter. Daniel Segovia tritt an, doch so lange wollte das Kukident nicht halten, Gratzei ist im richtigen Eck und hält den Ball fest. Im Gegenzug legt Horvath den Ball auf Matic ab, dieser zieht wieder eine Porno-Show ab, vernascht mit einer Bewegung zwei Gegenspieler und überlupft Riegler in feinster Manier zum 1:3-Endstand. Wer dem Herzkasperl bis jetzt ganz nah war, ist es jetzt dem Himmel.

© Martin Hirtenfellner

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Bereicherung für Liga und Sturm

Sturm hält nach fünf Runden also bei überragenden 12 Punkten und ist nun mindestens bis morgen Tabellenführer, das erste Mal seit Runde 36 in der Saison 2010/11. Wenn Sturm diese Form hält, ist in dieser Spielzeit noch einiges möglich, vor allem, da allen aus den Top 3 eine Doppelbelastung winkt. St. Pölten erweist sich ob des wirklich feschen Stadions und des annehmbaren Zuschauerschnitts nicht nur als Bereicherung für die Liga, sondern zumindest an diesem Tag auch für das Punktekonto des SK Sturm. Wer hätte vor dieser Saison gedacht, dass in Runde 6 neben dem Kracher Rapid Wien – RB Salzburg noch ein zweites echtes Topspiel auf Fußballösterreich wartet: Das Überraschungsmannschaftenduell SK Sturm – SCR Altach.

Stimmen zum Spiel:

Christian Schulz:

Selbstkritisch und über das Handspiel von Spendlhofer …

Christian Gratzei:

Mit einer kurzen Spielzusammenfassung …


Über den gehaltenen Elfer und Lehren aus der Vergangenheit…

Über seine Rolle und die Konkurrenz im Kader …

Über die derzeitige Stimmung …

Über die Unterstützung der Fans beim Elfmeter und etwaige Schulden, die Kollege Spendlhofer bei ihm nun hat …

Über Spendlhofers Freistoß-Ambitionen …

Lukas Spendlhofer:

Über seinen Freistoß und sein Gilbert-Prilasnig-Gedenk-Handspiel …

Marco Perchtold:

Über die Probleme im Spiel seiner Mannschaft …

Andreas Dober:

Über Startschwierigkeiten und vergebene Chancen …

Über die spielerischen Hemmungen …

 

Spieldaten:

2016-08-20_SKN St. Pölten - SK Sturm Graz - Statistiken

Galerie:

 

11 Kommentare

  1. letschi sagt:

    Super Matic, super Gratzei, super Sturm. Supergeil.

    • mauer sagt:

      Supergeiles posting!!! Danke dafür!

    • wama sagt:

      großartig, letscho – supergeiler song!!!!dankeschön fürs reinstellen.

      ach ja und matic: supergeil, so jemanden bei sturm kicken sehen zu dürfen.

  2. Schworza99 sagt:

    Also am Tasos scheint unser Lauf auch zu gefallen…

  3. jott1976 sagt:

    Wahnsinn wie geil der Uros spielt. Er ist genau das Herz der Mannschaft, dass wir seit Muratoviczeiten nicht mehr hatten.

    Ich hoffe er bleibt uns noch sehr lange in Graz erhalten.

  4. ds1909 sagt:

    Porno-Matic, Porno-Gratzei, Porno-Edi, Porno-Mannschaft, Porno-Sturm, Porno-Fans. ALLE SUPERGEIL!

  5. Melvinuss sagt:

    Ich will ja nix verschreien, und mir is schon klar, es sind erst 5 Runden gespielt, aber man hats heute wieder gesehen, und auch gestern in Salzburg, die Teams waren nicht auf der Höhe, egal ob wegen physischer/mentaler Müdigkeit oder durch Rotation. Rapid ist fix in der EL, Salzburg zumindest auch EL oder vielleicht sogar CL, die Austria mMn zu schwach, zumindest im Herbst ist für Sturm was drin. Das Spiel gegen Altach gewinnen wir und dann kommt Rapid. Ach, endlich isses wieder schön, Sturmfan zu sein, nach 5 teils sehr harten Jahren. Danke, GK!!!

    • Schworza99 sagt:

      Ich glaub as Spiel gegn Rapid wird die Richtung zeigen…wennma da mithalten können bin optimistisch für Platz 3…alles andere wäre schon ein Kulturschock…

    • Arch Stanton sagt:

      Geh bitte Melvinuss, es ist doch nie nicht schön, Sturmfan zu sein, es ist nur manchmal einfach nicht leicht!

    • Melvinuss sagt:

      ja das meinte ich… „nach 5 teilweise sehr harten jahren“ 🙂

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