Kristler: „Wir spielen mit Herz, bei den Männern geht es zu sehr ums Geld“

SturmNetz-Interview mit Anna-Carina Kristler

Gespannt ging der Autor dieser Zeilen in das erste SturmNetz-Interview mit einer Sturm-Dame. Die Kapitänin Anna-Carina Kristler stand uns Rede und Antwort. Ein Interview geprägt von Spontanität, Ehrlichkeit und großer Sympathie, eben wie Anna-Carina selbst. Davon darf sich jeder Leser gerne selbst überzeugen, die folgenden Zeilen helfen dabei.

Anna, wo bist du das erste Mal mit dem runden Leder in Kontakt getreten? Klassisch am Bolzplatz oder in der Schule?

Zum Fußball bin ich definitiv durch meinen Papa gekommen, er war selbst ein exzellenter Torhüter und ihm habe ich meine ersten Kontakte mit dem runden Leder zu verdanken. Da ich meine freien Nachmittage aufgrund mangelnder Alternativen oft am Sportplatz verbracht habe und mich dort mit meinen Freunden traf, wurde Fußball so zu meiner Leidenschaft. Von der U8 bis zur U15 trainierte ich bei den Burschen mit und war dort sogar größtenteils Kapitänin, was zur damaligen Zeit – und vor allem am Land – sehr ungewöhnlich war. Da kamen teilweise Kommentare, jenseits von Gut und Böse, aber da hat sich mittlerweile sehr viel verändert.

Und wie verlief dein persönlicher Werdegang dann weiter?

Mit 15 Jahren wechselte ich in den Frauenfußball zu Spittal an der Drau, wo es damals eine sehr gute Damenmannschaft gab, dort wurden wir auch auf Anhieb Meister. Leider fehlten die nötigen finanziellen Mittel, um den Platz in der ersten Liga wahrzunehmen und somit entschied ich mich für einen Wechsel zu Kelag Kärnten. Dort verfügte man auf jeden Fall über genügend Budget und somit fanden wir uns recht schnell an der Spitze des österreichischen Frauenfußballs. Nach einiger Zeit jedoch ging es – so wie es leider für den Kärntner Fußball üblich ist – finanziell bergab und ich entschied mich für einen Wechsel zum SK Sturm Graz.

Gab es für dich damals auch so etwas wie Vorbilder, zu denen du aufgesehen hast und waren diese eher im Frauen oder Männerfußball zu finden?

Ich habe mich eigentlich immer an den Herren orientiert, im Kindheitsalter war das auf jeden Fall ein Peter Schmeichel. Später dann Torhüter wie Gianluigi Buffon oder Oliver Kahn. Die moderne Tormannkunst kann man aber ganz klar bei Manuel Neuer bewundern, für mich der Kompletteste von allen.

Speziell bei Manuel Neuer kann man sich ja einiges abschauen, wie beispielsweise „das Spiel schnell zu machen“. Gibt es da auch noch andere Torhüter, die du genauestens analysierst?

Ja auf jeden Fall, hier möchte ich Jan Oblak hervorheben, denn bei ihm fasziniert mich einfach seine unfassbare Ruhe und Sicherheit, mit der er bei Flanken agiert. Auch bei einem Ter Stegen schaue ich mir viel ab, er ist hinter Manuel Neuer für mich einer der komplettesten Torhüter.

Werden dann solche Einzelbereiche speziell im Training imitiert?

Ja, auf jeden Fall. Im Moment konzentriere ich mich sehr auf das Thema Spieleröffnung, sowie die damit verbundene Passgenauigkeit und Passqualität. Meiner Meinung nach kommt es immer verstärkt auf die Kleinigkeiten an, du musst einfach in jedem Training zu 100 Prozent da sein.

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(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie

Wie gelingt es dir wirklich in jedem Training voll motiviert zu sein? Hand aufs Herz, ist das überhaupt möglich?

Ich trage einfach eine enorme Verantwortung meinen Mitspielerinnen gegenüber und somit ist das Ansporn genug. Vor allem jetzt in so einer Phase, wo wir so kurz vor unserem Champions-League-Spiel in der Merkur Arena stehen, ist das eigentlich überhaupt kein Problem. Mit der Ansetzung im Stadion ist das letzte Puzzleteil, welches noch gefehlt hat, um diese Partie zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen, gefunden.

Anna, ab wann hast du bemerkt, dass du fußballerisch besser bist als viele deiner gleichaltrigen, männlichen Pendants?

Im Nachwuchsbereich stellte das schon ein sehr präsentes Thema dar und es gab dabei ein Phänomen zu beobachten. Denn meine Mitspieler haben oftmals, als sie bemerkt haben, dass es einen Kontrahenten gibt, den Konkurrenzkampf sofort aufgegeben. Später dann im Frauenfußball hat sich das geändert, auch weil man Männer und Frauen nicht vergleichen kann. Es herrschen einfach ganz andere Grundvoraussetzungen, beispielsweise ist es für eine Frau nicht möglich einen Marathon in der Geschwindigkeit eines männlichen Topathleten zu laufen.

„Jede einzelne Frauenfußballerin spielt mit Herz, bei den Männern ist es leider oftmals so, dass materielle Dinge dominieren.“ – Anna-Carina Kristler

Du hast gesagt Männer und Frauen kann man nicht vergleichen. Was unterscheidet deiner Meinung nach den Fußball beider Geschlechter? 

Ich glaube, dass schon einmal der Aufwand, den beide betreiben müssen, einen großen Unterschied darstellt. Jede einzelne Frauenfußballerin spielt mit Herz und bei den Männern ist es leider oftmals so, dass materielle Dinge dominieren. Unsere männlichen Kollegen wechseln zu Vereinen, die ihnen mehr zahlen, es geht viel zu viel um Geld.

Meinst du nicht, dass Frauen auch so agieren würden, wenn es im Damenfußball ein ähnliches Gehaltsgefüge gäbe?

Es ist einfach so, dass es dieses Denken bei Fußballerinnen gar nicht gibt, da sie sich sowieso ein berufliches Standbein aufbauen müssen und somit nicht von ihrer sportlichen Karriere abhängig sind. Meiner Meinung nach ist der Frauenfußball einfach ehrlicher und er gewinnt in den letzten Jahren auch extrem schnell an Popularität. Vielleicht auch weil das Niveau einfach immer höher wird, ähnlich wie bei den Männern wird das Spiel immer schneller und athletischer.

Bleibt dir eigentlich, neben deinem beruflichen Alltag und den Trainings, Zeit für andere private Dinge?

Ehrlich gesagt nicht wirklich, denn im Moment gestaltet sich jeder Tag recht eintönig und es gibt wenig Abwechslung, das liegt aber auch daran, dass ich in letzter Zeit in der Arbeit recht eingespannt war.

Wird man da nicht etwas neidisch auf männliche Kollegen, die wahrscheinlich eher seltener schon in den frühen Morgenstunden aufstehen müssen?

Eigentlich nicht wirklich, denn sie können ja nicht viel dafür. Es wurde einfach verabsäumt, diese beiden Sportarten gleichmäßig aufzubauen und dementsprechend gibt es auch einen so großen Unterschied das Gehaltsgefüge betreffend. Wir hinken im Frauenfußball im Gegensatz zu der Weltspitze einfach etwas hinterher, ich würde sagen um ein ganzes Jahrzehnt.

Gab es auch andere Sportarten, die es dir in jungen Jahren angetan haben und was hat den Ausschlag für das Leder, welches für viele die Welt bedeutet, gegeben?

In meinen Kindheitstagen habe ich Taekwondo gemacht.

Dann müssen wir uns also ein bisschen vor dir in Acht nehmen.

(Lacht) Außerdem war ich immer eine begeisterte Skifahrerin, aber es hat sich dann recht schnell herauskristallisiert, dass doch Fußball meine Nummer Eins ist. Es gab einfach nicht viel Platz für andere Dinge.

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(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie

Anna, in den letzten Jahren hat sich das Image des Frauenfußballs extrem gewandelt. Derzeit hat man das Gefühl, dass ein regelrechter Hype entsteht, wie erklärst du dir das Ganze?

Ein Mitgrund hierfür ist mit Sicherheit, dass sich immer mehr Traditionsvereine mit Frauenfußball beschäftigen, wie man anhand des Beispiels SK Sturm Graz sieht. Zum anderen liegt es natürlich auch am sportlichen Erfolg unserer Damennationalmannschaft, die sich zum ersten Mal für eine Europameisterschaft qualifiziert hat. Auch unsere Champions-League-Partie passt da zeitlich ganz gut in diesen „Hype“ hinein.

Auch für uns war das Ganze sehr interessant zu beobachten, so etwa fand man vor wenigen Wochen noch nicht einmal einen Spielbericht, geschweige denn eine Tabelle der Damenbundesliga vor. Jetzt auf einmal liest man ganze Seiten voll mit Damenfußball.

Ja es ist wirklich eine sehr spannende Entwicklung.

Wir haben das Thema jetzt schon angerissen, lass uns etwas genauer über die Damennationalmannschaft sprechen. In den letzten 22 Länderspielen kassierte man nur eine Niederlage, wie lässt sich dieser Erfolgslauf erklären?

Einen absoluten Löwenanteil an diesen Erfolgen hat mit Sicherheit der Trainer des Nationalteams Dominik Thalhammer. Diesen würde ich als akribischen Arbeiter und Taktiker beschreiben, der sich wirklich 24 Stunden am Tag mit Fußball beschäftigt. Er hat einfach erkannt, dass man es im Damenfußball mit viel Arbeit extrem schnell an die Spitze schaffen kann, außerdem verfügt Thalhammer über das nationale Frauenfußballausbildungszentrum in St.Pölten. Zuvor war er Trainer diverser U- Nationalmannschaften und somit kennt er seine Spielerinnen ganz genau.

Ist das Nationalteam deiner Meinung nach nur mehr über den Weg in das Ausland beziehungsweise über St.Pölten erreichbar ist?

Ich versuche es einmal so auszudrücken: Der Weg in die Nationalmannschaft ist dir sicher geebnet, wenn du eine der genannten Optionen wählst.

Das erinnert etwas an die glorreiche Anfangszeit des österreichischen Fußballs, als die „Wiener Schule“ die Massen verzauberte und die Nationalmannschaft nur aus Spielern aus der Bundeshauptstadt bestand.

Ja absolut. Noch einmal zusammenfassend würde ich trotzdem sagen, dass die entscheidenden Faktoren für den Erfolg der Nationalmannschaft, die geschaffenen Strukturen und eine hohe Anzahl von sehr talentierten Spielerinnen sind.

Stefanie Enzinger und Katharina Naschenweng beweisen immerhin, dass man es schaffen kann, wenn man bei Sturm Graz unter Vertrag ist. Es gibt also schon Ausnahmen oder?

Natürlich, die gibt es immer, aber man muss sich dann halt auch genauer ansehen, wer wirklich spielt und wer eben nicht. Viel Spielzeit haben die beiden ja auch nicht bekommen, Steffi kam zu einem Kurzeinsatz und Kathi musste die 90 Minuten von der Bank aus verfolgen.

Haben die Akteurinnen aus dem Ausland wirklich so viel mehr Qualität als ihre Mitspielerinnen?

Wir verfügen definitiv über Ausnahmetalente, die auch international auf einem Topniveau agieren. Andererseits wage ich auch zu behaupten, dass wir die ein oder andere Akteurin in unserer Liga haben, die definitiv mit einigen Teamspielerinnen mithalten könnte.

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(c) Martin Hirtenfellner – Fotografie

Du hast ja selbst einige Angebote aus dem Ausland gehabt, warum hat es mit einem Transfer dann doch nicht geklappt?

Ich bin wie gesagt ein Mensch, der eher langfristig denkt und im Endeffekt hätte ich meine ganze berufliche Ausbildung aufgeben müssen. Zwar wäre ich im Gegenzug sicher um einige schöne Erlebnisse reicher, aber das hätte sich einfach nicht gelohnt. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass man in das Ausland wechselt und dort richtig viel Geld verdient, das ist ein Wunschdenken. Es war mir einfach wichtiger hier in Graz dabei zu helfen, etwas Nachhaltiges mitaufzubauen und das ist mir meiner Meinung nach auch gelungen.

Nachdem du vorher angemerkt hast, dass es sich eher schwierig gestaltet als „Nicht-St. Pöltnerin“, die nicht im Ausland spielt, in die Nationalmannschaft zu kommen, muss man dir ja deine 23 Länderspieleinsätze noch höher anrechnen oder?

Ich habe schon diverse Jugendauswahlen durchlaufen und war eigentlich immer im Nationalteam, aber im vergangenen Halbjahr musste ich dem Teamchef aus beruflichen Gründen leider absagen. Das hat ihn verständlicherweise nicht gerade glücklich gemacht, jedoch bin ich mir sicher, dass die Tür jetzt noch immer offen steht. Es gilt einfach ständig, an sich zu arbeiten, sich weiter zu verbessern und wenn es nicht mehr klappt, dann ist das auch kein Weltuntergang.

Aber es besteht durchaus eine realistische Chance, dass du bei der Euro 2017 in den Niederlanden dabei bist oder?

Ja, ich denke schon.

Wie würdest du die Chancen der Österreicherinnen bei dieser Endrunde einschätzen, werden sie es besser machen als ihre männlichen Kollegen?

Naja, es kommt natürlich auch sehr auf die Gruppenauslosung an, aber grundsätzlich liegt unser Vorteil einfach darin, dass wir keinen typischen Frauenfußball spielen. Das Spiel der Nationalmannschaft zeichnet sich durch ein extrem hohes Pressing und taktische Flexibilität aus. In einer Partie ist es dank unseres Trainers möglich, sehr variabel zu agieren und das System mehrmals umzustellen. Es gibt in unserer Spielanlage einfach immer wieder Überraschungsmomente für den Gegner und viele Mannschaften haben einfach kein probates Mittel gegen dieses Pressing.

Denkst du nicht, dass die anderen Trainer sich auf diese von dir angesprochene Spielanlage einstellen werden?

Natürlich werden die gegnerischen Teams versuchen, sich einen Plan zurechtzulegen, jedoch sind sie so selten mit dieser Situation konfrontiert, dass ich mir nahezu sicher bin, dass die Österreicherinnen für eine Überraschung gut sind.

„Bereut habe ich den Wechsel zu Sturm in keinem Moment meiner Karriere.“ – Anna-Carina Kristler

Kommen wir nun zu den Sturm-Damen: Du bist ja damals von der Bundesliga in die zweite Leistungsstufe gewechselt, wie kam es zu diesem Karriereschritt?

Extra nur für den SK Sturm Graz (lacht).

Das werden wir natürlich positiv hervorheben.

Es war für mich natürlich eine sehr schwierige Entscheidung und auch mein damaliger Nationalteamtrainer hat mir davon abgeraten. Jedoch war ich mir zu 100 Prozent sicher, dass hier etwas Großes entstehen kann und der Plan ist auch absolut aufgegangen.

Du bist ja 2012 zu Sturm Graz gewechselt und schon in deiner Premierensaison gelang der Aufstieg in die Bundesliga.

Das war damals wirklich ein sehr spannendes Meisterschaftsfinale, aber wir konnten das Ganze Gott sei Dank für uns entscheiden. Seitdem ich nach Graz gewechselt war, ging es stetig bergauf, das ist natürlich ein sehr schönes Gefühl.

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(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

In eurer ersten Bundesligasaison ist ja nicht alles optimal gelaufen und ihr wart eher weiter hinten in der Tabelle zu finden. Gab es für dich Momente, wo du deinen Wechsel vielleicht etwas bereut hast, wo du an der Qualität der Mannschaft gezweifelt hast?

Nach dem Aufstieg hatten wir leider mit sehr vielen Abgängen zu kämpfen und diese konnten nicht adäquat ersetzt werden. Teilweise wurden Verpflichtungen getätigt, die qualitativ die Meistermannschaft nicht ersetzen konnten. Bereut habe ich den Wechsel zu Sturm in keinem Moment meiner Karriere. Unsere Mannschaft hat sich in den letzten Jahren gegen so viele Widrigkeiten gestemmt und ist wirklich als Einheit zusammengewachsen. Jede kann der anderen ehrlich in die Augen blicken.

Ihr habt in den folgenden Saisonen jeweils die Ränge drei und zwei belegt, wie erklärst du dir diesen Erfolgslauf?

Ähnlich wie bei der Nationalmannschaft verfügen auch wir über verschiedene taktische Formationen, die wir anwenden können und somit ist unser Spiel sehr schwer ausrechenbar. Dazu kommt natürlich, dass jede für die andere kämpft und wir einen guten Zusammenhalt in der Mannschaft haben. Wir profitieren natürlich auch von den professionellen Strukturen unseres Vereines.

Die aktuelle Saison hat mit einer Niederlage gegen St. Pölten begonnen, darauf folgten zwei Siege gegen Landhaus und im Derby gegen LUV. Bist du zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Naja, leider haben wir wieder einen großen Umbruch hinter uns.

Eine klassische Sturm Vorbereitung eben, also geht es nicht nur den Herren so?

Nein, wir wussten vor dem ersten Meisterschaftsspiel nicht wirklich, wo wir stehen und haben dann gegen St.Pölten wirklich eine gute Performance gezeigt. In diesem Spiel wäre mit Sicherheit ein Punkt im Bereich des Möglichen gewesen. Die anderen beiden Partien waren in Ordnung, aber es ist auf jeden Fall noch mehr möglich in dieser Saison. Auch aufgrund der Tatsache, dass St. Pölten Punkte gegen Landhaus abgegeben hat.

Hand aufs Herz, ist der Meistertitel heuer oder vielleicht im nächsten Jahr ein Thema?

Wenn es uns gelingt, noch mehr Breite in den Kader zu bringen, dann auf jeden Fall. Leider verfügen wir nicht über eine große Dichte an Spielerinnen und wenn einige davon ausfallen sollten, sind wir recht dünn besetzt.

Sturm ist der einzige Verein in Österreich, dem es gelang eine Herren und eine Damenmannschaft in die Champions-League zu bringen. Liegt der ganze Fokus bei euch derzeit auf dem europäischen Geschäft. Ist es überhaupt möglich, sich auf die Meisterschaft zu konzentrieren?

Das ist natürlich eine ungewohnte Situation für uns, da jetzt einige englische Wochen anstehen. Im Moment gilt unsere ganze Konzentration aber noch nicht dem Highlight gegen den FC Zürich.

Nehmen eigentlich alle Spielerinnen diesen Hype positiv auf oder könnte euch dieser auch zur Last fallen?

Uns stehen sehr spannende Zeiten bevor und im Moment sind alle in der Mannschaft dem Ganzen gegenüber sehr positiv gestimmt.

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(c) Martin Hirtenfellner Fotografie

Was erwartest du dir von dem Spiel gegen den FC Zürich?

Dass wir den österreichischen Zuseherrekord im Damenfußball brechen, dieser liegt bei 1255 Zusehern und wir erhoffen uns natürlich eine „geile“ Kulisse, das wäre für uns etwas ganz Besonderes. Wir sind nicht da, um zu sagen, dass wir uns gegen Zürich teuer verkaufen wollen, wir wollen dieses Spiel gewinnen.

Wie habt ihr es eigentlich aufgenommen, als ihr erfahren habt, dass euer Spiel in der Merkur Arena stattfinden wird?

Es gab schon länger einige Gerüchte, aber als es geheißen hat, das Ganze sei zu teuer, war das Thema für uns vom Tisch. Jetzt freuen wir uns natürlich unheimlich darauf, ich glaube, das ist das maximale Maß an Wertschätzung. Es ist unglaublich beflügelnd und stellt für uns und auch unseren Trainer natürlich das absolute Karrierehighlight dar.

Denkst du, diese Situation könnte auf manche Spielerinnen auch hemmend wirken?

Das ist natürlich immer möglich, aber ein bisschen Wirbel tut uns sicher gut.

Sturm Graz ist ein sehr breit aufgestellter Verein, erhaltet ihr gebührende Wertschätzung?

Im Moment auf jeden Fall, in dieser Woche waren wir beispielsweise beim Vorstand zum Essen eingeladen und auch der Präsident zeigte sich begeistert von unseren Leistungen.

„Bei Sturm sind professionelle und faire Leute am Werk, die mit offenen Karten spielen. Vor allem in der heutigen Zeit ist Transparenz sehr wichtig.“ – Anna- Carina Kristler

Du hast einmal gesagt, dass bei Sturm alles sehr familiär zugeht. Wenn man so wie du längere Zeit in der Kantine in Messendorf gearbeitet hat, verfügt man höchstwahrscheinlich diesbezüglich über einen recht guten Überblick. Hat sich das Familiäre bei Sturm bis heute gehalten oder gab es auch Phasen, in denen der Haussegen schief hing?

Ich denke, so etwas ist ganz normal, aber ehrlich gesagt wäre mir kein Unterschied aufgefallen. Auch heute als Kapitänin bekomme ich recht viel mit und bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass sich das Ganze in eine positive Richtung entwickelt. Es sind auf jeden Fall professionelle und faire Leute am Werk, die mit offenen Karten spielen. Vor allem in der heutigen Zeit ist Transparenz sehr wichtig.

Anna, da wir jetzt schon fast am Ende unseres Interviews angelangt sind, dürfen wir dich vielleicht bitten, einen kleinen Aufruf an die gesamte Sturmfamilie zu starten und ihr Gründe dafür zu nennen, euch beim Champions-League Spiel gegen den FC Zürich in möglichst großer Zahl zu unterstützen.

Der Hauptgrund ist natürlich, dass alle Schwarz-Weißen für den nächsten Rekord sorgen werden und damit an einem geschichtsträchtigen Tag dabei sind. Es gilt, den österreichweiten Zuschauerrekord bei einem Damenspiel, der bei 1255 Zuschauern liegt, zu überbieten. Außerdem werden die Zuschauer ein Spiel voller Leidenschaft und Kampfgeist bewundern dürfen. Also ALLE auf ins Stadion!

Dem schließen wir uns nur zu gerne an und bedanken uns für das ausführliche Interview.

 

13 Kommentare

  1. abisz sagt:

    Wird recht gut bei den männlichen Kollegen in Messendorf ankommen, wenn man ihnen medial Geldgeilheit vorwirft. Mag stimmen, oder ganz sicher stimmen, kommt aber für mich nicht so super wenn die Damen-Sektion ein einziger Zuschussbetrieb ist, weil’s in Wahrheit nur sehr wenige Fans interessiert und es ohne Anton Paar sehr düster aussehen würde.

  2. django sagt:

    was sind das für Verein schädige Aussagen ? Die Männer spielen ohne Herz und nur  wegen dem Geld ? soviel Leidenschaft und Herz hat man seit Jahren nicht mehr gesehen ,bin gespannt ob die von den Verantwortlichen zu Rede gestellt wird ?

  3. Schworza99 sagt:

    Regts eich nd so auf. Weng da Geldgeilheit müss ma glaub ich ned duskutieren (Schick oder Djuricin, Leitgeb, Schildenfeld…)

    Geld reagiert den Fussball. PUNKT.

    Natürlich kann man das auch nicht so aggressiv ausdrücken sich deswegen aber so aufregen…

    Frauenfussball ist natürlichnicht so attraktiv wie Männerfussball. Im Frauenfussball sind aber auch noch keine Schweineköpfe zur Schau gestellt worden etc.

    Natürlich kann sich die Damenabteilung nicht selbstfinanzieren, aber bei einem Profi Verein gehört einfach auch eine Damenmanschaft her. Hab das Gefühl viele hier vergessen ihre eigenen Schlachtrufe ( SAMA SCHWORZ SAMA WEIß SAMA STURM SAMA hawara?)

    Als Fan eines österreichischen Mittelständers den Frauen fehlende Attraktivität vorzuwerfen ist schon sehr…naja

  4. GazzaII sagt:

    Verstehe die Aufregung nicht, hatte vor kurzem eine Diskussion darüber=> Vereinstreue gibt es nicht mehr! Geld regiert die Fußballwelt (man denke zB mal an den jungen „Austriarapidler“..,) und sollte bei den Damen jemals ähnlich viel Geld im Spiel sein (was ich mir nicht vorstellen kann, weils trotz allem ein anderer „Sport“ bleibt) wäre es dort genau so!

    Endlich mal eine die direkt die Klartext spricht und nicht rumeiert wie die männlichen Kollegen, auch wenn ich von Frauenfußball nicht viel halte, dass Interview finde ich gut weil erfrischend ehrlich!

    • abisz sagt:

      Klartext wäre, wenn sie zugeben würde, dass es bei den Frauen ganz genauso wäre, wenn ähnlich viel Geld im Spiel wäre. So geht das für mich viel zu sehr in die Richtung „gut gegen böse“, „Kommerz gegen Gulasch und a Seidl Bier“. Es ist sehr leicht aus ihrer Position (zurecht) die Geldgeilheit im Herrenfußball anzuprangern, da es eine ähnliche Situation bei den Frauen nie geben kann.

    • weizenheizer sagt:

      Ich verstehe die Aufregung hier nicht. Ich glaube es ist etwas anderes sich für einen Sport voll reinzuhauen mit dem Wissen, dass man da nie viel Geld verdienen wird oder mit dem Ziel ein reicher Star zu werden. So gesehen ist Damenfußball auch etwas anderes als unterklassiger Männerfußball. Wenn man zu den besten seines Landes gehört und kaum was dabei verdient und trotzdem hart trainiert, dann find ich so einen Spruch schon mal ok.

  5. Neukirchner sagt:

    Kristler betont ja, dass die Männer gar nix dafür können, dass es so ist. Und sie hat ja recht, hat die Vergangenheit schon oft bewiesen. Und klar verdienen die Männer Unmengen. Aber: Die Meisten leben in einer Traumwelt und wenn die Karriere dann vorbei ist, kommt dann oft das große Erwachen. Den Lebensstandard runterzuschrauben ist dann nicht so einfach und vorgesorgt wird in vielen Fällen auch nicht.
    Da geht es den Damen diesbezüglich schon besser, die wie Kristler betont, schon während der Karriere auch im echten Leben existent sind.
    Sehr schönes Interview, schön einmal solche ehrlichen Statements lesen dürfen.

  6. Blackthunder sagt:

    Gutes, ehrliches Interview!

    Ist richtig angenehm solche Worte von einer Sportlerin zu hören. Ich war noch nie bei einem Damenfussballspiel, aber ich bin auf jeden Fall gegen Zürich in der Arena !! (wie einige meiner Arbeitskollegen auch – bin gespannt wieviele dort sein werden)

    Da gibt für mich keine Ausreden – das ist STURM, auch wenn das manche nicht so richtig akzeptieren wollen, wie es scheint…

     

  7. jorge72 sagt:

    versteh die ganze aufregung nicht – wo sie recht hat hat sie recht. das thema ist ja nicht frauen versus männer, sondern ob geld wirklich so leistungsfördernd ist, wie wir immer denken oder das gegenteil der fall ist? messi hat mal gesagt, es sei ihm ein rätsel, weshalb ihn die leute so verehren, es gäbe genügend beispiele von menschen, die wesentlich mehr leisten würden – das einzige was er könne sei fußballspielen. ich will das nicht idealisieren, aber fußballer die nicht rein des geldes wegen spielen, sondern aus lust am spiel, halten sich  mit sicherheit länger oben. so gibt es auch studien, dass kinder welche für gute schulleistungen mit geld belohnt werden, langfristig erfolgloser sind, als kinder deren ein antrieb an anderer ist.

  8. mauer sagt:

    Weiß das zufällig jemand??? Wenn ich fürs cl-spiel nächste woche ein vip-ticket kaufe, gelten dann die gleichen bedingungen wie bei einem spiel der herren?

  9. Arch Stanton sagt:

    Sehr sympathische Dame und ich kann nichts vereinsschädigendes im Gespräch entdecken – ganz im Gegenteil. Zudem ein komplettes Interview ohne BinnenI oder ähnlichen UnsInn.

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