„Wir greifen nächste Saison wieder an“
06. September 2020, 14 Uhr: Anpfiff zum ersten Spiel der neuen Saison für die Sturm Damen. Eine Saison, die als Jubiläumssaison der Sturm Damen gilt – erfolgte die Gründung genau vor 10 Jahren – aber auch so einige Unsicherheiten zu bieten hat: Was für eine Saison wird es werden? Wird es überhaupt möglich, die Saison zu Ende zu spielen?
Als Ziel wurde von Mario Karner, sportlicher Leiter der Sturm Damen, und Cheftrainer Christian Lang die Top 3 ausgerufen, nicht minder betont wurde aber, dass „wir von Spiel zu Spiel schauen werden. Es gilt, die Qualitäten auf den Platz zu bringen.“ Ebenso wird es darum gehen, die Akademiespielerinnen in die Kampfmannschaft zu integrieren, wie Karner betont: „Wir wollen Spielerinnen aus der Akademie mit Kurzeinsätzen belohnen und an den Profifußball heranführen.“
Der Einstand in diese Jubiläumssaison war mehr als erfreulich: Die Sturm Damen besiegten den SV Horn deutlich mit 3:0. In der restlichen Hinrunde folgten diesem Sieg unter anderem zwei torreiche Spiele (7:0 gegen Wacker Innsbruck, 5:0 gegen Südburgenland), eine deutliche (0:4 gegen St. Pölten) und eine unglückliche Niederlage (1:2 gegen den direkten Konkurrenten Landhaus/Austria Wien). Die angesprochene Unsicherheit rund um coronabedingte Absagen traf Sturm einmal in der Hinrunde und einmal in der Rückrunde. Beide Spiele wurden unaufgeregt nachgeholt und bescherten Sturm jeweils zwei Siege.
Für die Rückrunde war Karner wichtig, dass „ein guter Start ein erster wichtiger Schritt ist, um ein perfektes Frühjahr im 10-jährigen Jubiläumsjahr zu spielen.“ Der gute Start erfolgte mit zwei Siegen, St. Pölten war dann aber wieder eine Nummer zu groß: eine viel zu hohe 1:5-Niederlage zeigte erneut einen Qualitätsunterschied zwischen dem Ligakrösus und dem Rest der Liga. Die Sturm Damen rehabilitierten sich mit 5 Siegen in Folge und konnten damit den zweiten Platz einnehmen. Ein Spiel war dann noch ausständig und dass es genau gegen den direkten Tabellenkonkurrenten aus Wien gehen sollte, war ein Abbild der Saison.
Heimspiel-Feierlichkeiten
Eine unsichere Saison, die ihren Höhepunkt am letzten Spieltag der Saison haben sollte: 200 Zuschauerinnen und Zuschauer waren zugelassen, Stephanie Kovacs feierte ihren Abschied und Ehrungen an verdiente Sturm-Betreuerinnen und Betreuer wurden überreicht. Viel Trubel also für ein letztes Heimspiel in der Jubiläumssaison. Zu viel Trubel vielleicht? „Die Feierlichkeiten und der Trubel rund herum waren eine ungewohnte Situation. Die junge Mannschaft steckt das nicht so einfach weg.“, so Trainer Christian Lang nach dem Spiel. In der ersten Halbzeit war es ein spielerisches Hin und Her, mit dem besseren Ausgang für die Grazerinnen. In der 8. Minute folgte das erste Highlight: Die in der Startformation stehende Stephanie Kovacs wurde nach acht gespielten Minuten unter frenetischem Applaus ausgewechselt und beendet damit ihre fußballerische Laufbahn. „Für mich waren die 8 Minuten sehr emotional. Seit ich bei Sturm bin, trage ich die Rückennummer 8. Ich bin von der ersten Liga zu Sturm gewechselt. Damals war Sturm noch in der zweiten Liga. Es war ein emotionaler Moment, meine ganze Familie, meine Freunde sind hier, Freunde, die extra aus Wien gekommen sind, es ist für mich eine große Ehre.“ Angesprochen auf besondere Momente mit Sturm führt Kovacs aus, dass das „Match gegen Zürich in der Champions League ein Highlight war, daheim im Stadion, das war schon cool. Obwohl ich sagen muss, dass jedes Spiel für mich ein Highlight war. Ich habe jedes Spiel in diesen 10 Jahren genossen. Auch heute: aufgrund der Corona-Situation waren in dieser Saison fast keine Zuschauer zugelassen und genau heute darf ich meinen Abschied vor Publikum feiern. Das ist eine Sensation.“
Nach dieser Verabschiedung setzte der Gegner aus Wien die ersten spielerischen Akzente. Wie aus dem Nichts tauchte Ex-Sturmspielerin Besijana Pireci vor Tofrau Mariella El Sherif auf und stellte auf 1:0 für die Gäste, 17. Minute. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und Valentina Kröll verwandelte einen Freistoß direkt in der 25. Minute. Das 1:1 war ein echtes Traumtor als passende Antwort auf den Rückstand. Keine vier Minuten später war es wieder ein gefährlicher Eckball der Grazerinnen, der zur Führung führte. Verteidigerin Julia Magerl traf mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:1. Kurz vor der Pause kamen noch einmal die Spielerinnen der USG Landhaus/Austria Wien gefährlich vors Tor: Der Lattenpendler ging zum Glück für die Sturm Damen nicht hinein. Mit einem knappen 2:1 ging es in die wohlverdiente Pause. Am Spielfeld ging es trotzdem rund, war man nun beim zweiten Teil der Ehrungen angelangt. All jene Personen, die bei den Sturm Damen in den letzten 10 Jahren mitgewirkt und mitbestimmt haben, wurde eine Trophäe übergeben.
Wende in der zweiten Halbzeit
„Es war ein komisches Spiel. Dazu kam, dass wir schlecht aus der Kabine gekommen sind. Der Druck von Austria Wien war enorm dann in der zweiten Halbzeit. Die Mannschaft hat dann Gas gegeben, nachdem ihre Kapitänin Martina Mädl verletzt, raus musste. Zweite Halbzeit hatten wir überhaupt keinen Zugriff“, so Christian Lang nach dem Spiel. Austria Wien präsentierte sich in den zweiten 45 Minuten bissig und wurde kurz nach Wiederanpfiff mit einem Elfmeter „belohnt“. Romina Bell nahm das Geschenk zum 2:2-Ausgleich dankend an. Von da an konnten die Sturm Damen nichts mehr entgegensetzen. Es wirkte als wäre nun die Luft draußen. So kam es zur erneuten Führung der Wienerinnen, Karina Bauer ließ Tofrau El Sherif bei einem Kopfball keine Chance und scorte zum 2:3. Kurz vor Schluss konnten die Sturm Damen die letzte sich bietende Möglichkeit zum Ausgleich nicht nutzen: Nina Predanic traf völlig freistehend den Ball nicht richtig. Statt dem Ausgleich fing man sich noch ein Kontertor zum 2:4-Endstand der Gäste ein. Kurioses dann noch kurz vor Abpfiff: Predanic scheiterte zweimal an Wiens Torfrau mit einem Elfmeter. Der erste Elfmeter musste wiederholt werden, weil sich die Torfrau zu früh bewegte. Die Chance zur Ergebniskorrektur verpasste die slowenische Teamstürmerin mit einem schwach geschossenen zweiten Elfmeter. Kapitänin Stefanie Großgasteiger: „Es war nicht unsere beste Leistung heute. Das Spiel war lange Zeit offen. Das Quäntchen Glück hat uns heute einfach gefehlt.“
Am Ende bleibt Rang 3
Mit dieser Niederlage trat dann schlussendlich der tabellenmäßige Worst Case ein, hätte doch ein Remis für Platz 2 gereicht. „Die Daten sprechen für uns, tabellenmäßig sieht das leider nicht so aus wie wir uns das gewünscht hätten. Wir haben 13 Spiele zu Null gespielt, das ist Ligabestwert. Punktemäßig waren wir im Frühjahr die zweitbeste Mannschaft. Die Frühjahrsrunde war sehr gut. Bis wir gut in die Saison starten und eingespielt sind, dauert es immer ein wenig. Das gilt es definitiv für nächste Saison zu verbessern“, analysiert Coach Lang die Jubiläumssaison. Auch für Großgasteiger war die Rückrunde ein Lichtblick: „Die Frühjahrssaison war richtig gut. Meine eigene Leistung war durchwachsen, man kann immer besser spielen.“
Kommen wir zurück zu der Frage, was für eine Saison es also geworden ist? Eine Saison, in der der alte und neue Meister aus St. Pölten kommt und mit 18 Siegen aus 18 Spielen einen neuen Bestwert erreichte. Eine Saison, in dem der sicher geglaubte Absteiger aus Innsbruck sich mit Legionärs-Einkäufen retten konnte, um dann dem SV Horn die rote Laterne zu übergeben. Eine Saison, die als 10-jährige Jubiläumssaison der Sturm Damen in die Geschichte eingehen wird, in der sie 13 Spiele zu Null spielen konnten, 5 Siege in Folge feiern konnten und die zweitmeisten geschossenen Tore aufweisen. Die Integration der Akademiespielerinnen in die Kampfmannschaft wurde als Ziel ausgegeben und kann als gelungen bezeichnet werden. Wirnsberger, Van Ee, Reichmann und Keutz wurden mit Kurzeinsätzen belohnt, wobei Wirnsberger am Ende einen Fixplatz in der Startaufstellung hatte.
Ziel: Champions League
Mit ein paar Tagen Abstand gilt der Fokus schon wieder auf der neuen, weitaus wichtigeren Saison, wo der zweite Tabellenrang einen internationalen Startplatz bedeutet. Was muss verbessert werden? „Herausforderungen für nächste Saison sind das Umschalten nach Ballverlust. Nach hinten müssen wir besser und schneller arbeiten“, führt Lang aus. Und wie sieht das die Kapitänin Großgasteiger? „Wir greifen nächstes Jahr wieder an. Wir wollen Champions League spielen!“
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