Willnauer: „GAK steht für Größte Anzunehmende Katastrophe“

SturmNetz-Advent Tag 21 mit Jörg-Martin Willnauer

Die „Stille Zeit“ ist nur anderswo wirklich still. SturmNetz.at geht im Advent in die Vollen! Wir lassen bis zum Heiligen Abend 24 Prominente zu Wort kommen und sprechen mit ihnen über Sturm, Fußball, Gott und die Welt. Den Musikkabarettisten, Autor, Komponisten, Dozenten und noch vieles mehr, verschlug es vor 36 Jahren in die steirische Landeshauptstadt und irgendwie kam er von ihr nicht mehr los. Warum er zum Sturm-„Sym“ wurde und was das überhaupt bedeutet, erfährt ihr in der 21. Ausgabe unseres Adventkalenders.

„Im Gegensatz zum Sport ist Doping in der Kunst erlaubt“ – Jörg-Martin Willnauer

Herr Willnauer, Sie sind im Herbst 1981 aus Heidelberg nach Graz gekommen, Sturm hatte ein paar Monate zuvor gerade denkbar knapp den ersten Meistertitel verpasst, der GAK mit dem Cupsieg den überhaupt ersten Titel für die Steiermark geholt. Ist Ihnen die Entscheidung schwer gefallen, welchen Fußballverein Sie in Ihrer neuen Heimat als Lieblingsklub auswählen?    

Eigentlich nicht. Im Liebenauer Stadion hab ich mir ein Derby angeschaut. Sturm hat damals verloren, war mir aber trotzdem sympathischer. Und seit damals bin ich „Sym“, also Sympathisant des SK Sturm. Ein „Fan“, sprich Fanatiker, werde ich wohl nicht mehr.

Was sprach sonst noch für Sturm, was gegen den GAK?

Sturm ist auch ein Getränk. GAK nur die Abkürzung für Größte Anzunehmende Katastrophe.

War Ihnen in Ihrer Heimat Sturm Graz wirklich noch völlig unbekannt?

Das Getränk, in Heidelberg „Risser“ genannt, war mir schon bekannt. Graz noch nicht.

In Deutschland nimmt man den österreichischen Fußball ohnehin nicht wahr, oder?

Das war einmal. Heute schaut das anders aus. Geändert haben das die zahlreichen Profis aus Österreich, die in Deutschland gut mitspielen.

„Cordoba“ mussten Sie allerdings noch in Deutschland miterleben…

Oh, ja! Aber das gehört ja zum besonderen Reiz des Fußballs, dass der „David“ gegen den „Goliath“ gewinnen kann. Leider passiert das immer seltener. Geld schießt zu viele Tore.

Seit nunmehr 36 Jahren leben Sie in der Steiermark, Noch-Sturm-Trainer Franco Foda ist auch schon fast durchgehend 20 Jahre da. Wer ist, Ihrer Meinung nach, von der Mentalität her, schon mehr Österreicher: Sie oder der zukünftige Nationalteamtrainer?

Eine liebenswerte österreichische Besonderheit ist ja, dass es hierzulande viele Mentalitäten gibt. Ich glaube, in dieses bunte Panoptikum passen wir beide ganz gut hinein. 

„Willnauers Wäscheleine“

Es fällt auf, dass sich Foda – trotz seiner unzähligen Verdienste und Erfolge – nie so richtig Liebling aller Sturmknofel wurde. Emotional konnten in Graz viel eher Akteure aus Ex-Jugoslawien (Osim, Petrovic, Bakota, Vastic, Popovic, Matic, usw.) die Herzen der Fans gewinnen. Gibt es dafür Ihrer Meinung nach eine Erklärung? Ist Graz dem Balkan näher als Deutschland?

Ja. Graz ist und bleibt die Perle des Nordbalkans.

Qualtingers „Simmering gegen Kapfenberg“, der Toni-Polster-Sager „Ja, das stimmt“ von den Hektikern, das Programm „Ballverliebt“ von Alfred Dorfer und Florian Scheuba, usw. Der Fußball war schon oft Thema bei verschiedensten Kabarettisten. Sie touren als solcher ja schon seit Jahren durch Europa: Ist der Sportklub Sturm schon jemals in einem Ihrer Programme vorgekommen?

Der SK Sturm nicht, aber der Ball schon. In meiner letzten Zugabe habe ich oft minutenlang mit einem Wasserball gegaberlt und gleichzeitig den Abend kommentiert.

Josef Hader hat einmal gesagt, „Wenn die österreichischen Fußballer gut spielen, ist das schlecht für das Kabarett“, stimmen Sie dem zu? 

Bei aller Sympathie für Josef, nein. Die österreichischen Fußballer spielen ja im Vergleich zu den österreichischen Fußballkommentatoren immer gut. Ich würde es so formulieren: Wenn die heimischen Kicker so schlecht spielen, wie manche Sportreporter reden, dann verlieren sie auch gegen Liechtenstein zweistellig.

In Ihrem Lebenslauf findet sich unzählige Berufe die Sie schon zeit Ihres Lebens ausgeübt haben. Ein Job im Fußball fehlt noch? Wird es dazu auch noch kommen?

Vielleicht. Ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen.

Herr Willnauer, welche Persönlichkeit in der langen Sturm-Geschichte hat Sie bislang am meisten fasziniert?

Ivica Osim. Er ist ein großes Vorbild. Menschlich und sportlich. 

Zum Abschluss: Was erwarten Sie sich vom Sportklub Sturm im Jahr 2018? Wird man den Abgang von Franco Foda verschmerzen können und vor allem, wird es am Ende der Saison endlich wieder einmal für einen Titel reichen?

Naturgemäß hoffe ich, dass am Ende der Saison Sturm Graz die Tabelle krönt. Die Chance ist intakt, aber die Saison ist noch lange und bis zum letzten Spieltag im Mai kann viel passieren. Doch auch wenn es heuer nicht klappen sollte: Sturm Graz bleibt auch ohne Hintergrund-Milliardär ein Synonym für leidenschaftlichen Fußball mit Herz.

Herr Willnauer, vielen Dank für das Gespräch.

Danke auch für die für mich maßgeschneiderten Fragen.

 

1 Kommentar

  1. graz4ever sagt:

    ..darum passen unsere Kommentatoren, wie die Faust aufs Aug, zum GAK..

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