Wiener Mafia?

Bereits die ersten Erinnerungen des Autors an Sturm sind davon geprägt. Die Großeltern haben schon davon zu berichten gewusst, manches Mal konnte man sie gespannt vor dem Fernseher sogar noch dabei beobachten: resignierendes Kopfschütteln, Begrifflichkeiten wie „Schweinerei“ sind zu vernehmen. Auch die Berichte der nachfolgenden Generation, etwas zeitnaher, zeichnen ein ebenso deutliches Bild: Der kleine Grazer David, der weniger reiche Arbeiterklub, den man in der größeren Fußballwelt, sei es national oder international, aus irgendeinem Grund einfach nicht will. Oder man gönnt ihm den Erfolg nicht. Dieser stehe womöglich doch den Anderen, den Reichen, den Großen oder den Wienern zu.

Und dann kommt auch noch das, was man selbst erlebte: Ein in Graz wenig beliebter, berühmt-berüchtigter Wiener Schiedsrichter, Fritz Stuchlik, schließt in Liebenau gleich drei Schwarz-Weiße aus – natürlich allesamt zu unrecht. Oder er lässt gefühlte 20 Minuten nachspielen, was den Blackies letztlich noch den Sieg kostet. Besonders eindrucksvoll wird die vor allem Richtung Wien stattfindende Bevorzugung dann sichtbar, wenn man an jene Skandalspiele zurückdenkt, die ein gewisser Thomas Einwaller leitete. Quasi im Alleingang führte er die grün-weißen Wiener zu ungerechten Siegen. Man mag aber auch an das rekordverdächtige Roland-Linz-Abseitstor denken, das Sturm die Teilnahme am internationalen Geschäft hätte kosten können. Glücklicherweise konnte man dann allerdings den Cup gewinnen – ohne Wiener Beteiligung. Und nur deshalb. Gut in Erinnerung blieb auch ein in der 96. Minute zu unrecht gegebener Elfmeter für Rapid in Wien, der uns um den bereits fix geglaubten Sieg brachte. Aber auch international sind es besonders schmerzvolle und selbstredend absolut falsche Entscheidungen, die Sturm im Wege standen: Nottingham Forest – der Skandal schlechthin, war es doch klar für jedermann ersichtlich absolut kein Foul von Walter Hörmann. Oder Parma, als Pepi Schicklgruber den Ball doch eindeutig vor der Linie aus der Luft fischte. Eine solche Liste ließe sich, zumindest national, wohl unendlich lange fortsetzen. Zu viel ist passiert, zu eindeutig die Benachteiligung. Oder? Entsprechen die nun angeführten Beispiele, die dem Autor rasch als erstes in den Sinn kamen, nun wirklich den Tatsachen? Entspringen diese Erinnerungen womöglich auch einer lediglich subjektiven Wahrnehmung, noch dazu getrübt von einem bereits früh in die Wiege gelegten Glauben an die wiederkehrenden „Schweinereien“? Zumindest das Beispiel mit Rapid und dem Elfer in Minute 96 ist frei erfunden. Ob es so etwas tatsächlich gegeben hat, weiß der Autor eigentlich gar nicht. Vermutlich halt schon, wen würde es verwundern?

So oder so, das Pech mit den Schiris, die Bevorzugung anderer und die stete eigene Benachteiligung gehören jedenfalls regelrecht zur Identität dieses Vereins. Was nun tatsächlich Wahrheit oder Fiktion darstellt, könnte wohl auch Jonathan Frakes in zwei Staffeln in der von ihm moderierten Sendung nicht gänzlich beantworten. Der Autor vermag dies erst recht nicht. Jüngst haben allerdings wieder einmal, eh klar, Elfmeterentscheidungen zugunsten der beiden Wiener Vereine für Schlagzeilen gesorgt, auch Sturm war bekanntlich einer der Leidtragenden. Die Frage, die sich dem Verfasser daher stellte: Lässt sich eine Tendenz zugunsten der Wiener Vereine auch statistisch nachweisen? Aus diesem Grund hat das Team von SturmNetz eine Elfmeter-Statistik der vergangenen zehn Jahre erstellt. Soviel vorweg: Das ganze hier dargebrachte Mysterium kann natürlich auch unter Zuhilfenahme dieser nicht entschlüsselt werden. Doch müsste eine solche Statistik, trotz der Existenz vieler Variablen, eigentlich eine gewisse Aussagekraft besitzen, obwohl das Kriterium bezüglich der tatsächlichen Berechtigung eines Elferpfiffes nicht inkludiert wurde bzw. gar nicht erst inkludiert werden kann. Im Laufe einer Saison gleiche sich doch ohnehin vieles aus, heißt es immer wieder. Auch stellt eine gewisse Schwankungsbreite keinerlei Anlass für Annahmen einer Ungerechtigkeit dar; wer wieviele Penalties zugesprochen bekommt, obliegt doch in hohem Maße auch dem Zufall. Kann sich Zufall jedoch zehn Jahre in Folge wiederholen? Die Interpretation der nun folgenden Statistiken bleibt jedem Leser und jeder Leserin daher selbst überlassen. Interessant sind diese allemal. Dafür sind sie schließlich auch da, die für manche viel und für andere wenig aussagenden Zahlenspiele. In einem Punkt scheinen die Großeltern zumindest nicht ganz Unrecht zu haben: Auf eine Bevorzugung Sturms lassen auch Statistiken nicht schließen.

Zugesprochene Elfmeter in den letzten zehn Jahren (Bundesliga)

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2 Kommentare

  1. black_aficionado sagt:

    Auch nicht schlecht: Wir bekommen also laut Statistik auswärts in jedem 36. Spiel einen Elfer, oder anders ausgedrückt, auswärts jede 2.Saison immerhin einen Elfmeter zugesprochen!

    Die Wahrscheinlichkeit einen Elfer zu erhalten hängt selbstverständlich von der Spielanlage ab. Die Bullen, die sich jahrelang gefühlt zu 90% der Spielzeit in des Gegners 16er aufhielten haben da natürlich viel mehr Chancen einen Elfer rauszuholen als bspw wir, die Jahre erlebt haben, in denen wir in manchen Spielen zu 90% nicht einmal in die Nähe des gegnerischen 16ers gekommen sind (überspitzt ausgedrückt 😉 )…

    • Gernot Hofer sagt:

      „Die Wahrscheinlichkeit einen Elfer zu erhalten hängt selbstverständlich von der Spielanlage ab.“

      Richtig, damit lässt sich das „gute“ Abschneiden von RBS auch erklären. Ebenso war das Beispiel mit Nottingham Forest eigentlich gar kein Skandalspiel. Parma lässt sich nicht aufklären… Ich hoffe doch sehr, dass mein Beitrag nicht falsch interpretiert wird.

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