Was wird aus Michael John Lema?
Am 2. Dezember 2018 ist es so weit: Der soeben eingewechselte Michael John Lema läuft alleine auf das Tor von Alexander Kofler zu und schiebt überlegen zum 2:0 ein. Sein erstes Bundesligator ist gleichzeitig ein wichtiges: Durch den 3:0-Sieg gegen den WAC kann sich Sturm vorübergehend auf Rang drei hieven. Lema strahlt nach der Partie überglücklich: „Ich finde es extrem cool, dass ich heute mein erstes Tor in der Bundesliga geschossen habe und ich hoffe, es folgen noch weitere.“ Nach Dario Maresic und Sandi Lovric scheint sich bei den Blackys die nächste Zukunftsaktie anzukündigen. So zumindest die Hoffnung.
Fast ein Jahr später hat sich das Blatt gewendet. Nach einigen Einsätzen in der Vorsaison unter Roman Mählich kommt Lema in dieser Spielzeit kaum noch zum Zug. Bislang stand der Osttiroler dreimal in der Startelf, zweimal reichte es für Kurzeinsätze und ganze sieben Mal war der U-21-Teamspieler gar nicht erst im Kader. Somit kommt Lema nach 14 Runden auf 270 Einsatzminuten in der Bundesliga. Viel zu wenig Spielerfahrung für einen 20-Jährigen mit Zukunftsambitionen.
Konkurrenzkampf
Gerade auf den Flügelpositionen ist Sturm Graz qualitativ so vielseitig besetzt wie kaum anderswo. Kiril Despodov und Thorsten Röcher sind aufgrund ihrer aktuellen Form ohnehin gesetzt. Mit Jakob Jantscher und Philipp Huspek sitzen zwei gestandene Außenbahnspieler auf der Bank. Für Lema bleibt, sofern es keine Verletzten zu beklagen gibt, somit nicht einmal ein Platz im Spieltagskader. Die momentane Personalsituation ist für Trainer Nestor El Maestro Fluch und Segen zugleich. Nicht viele Bundesligisten könnten es sich leisten, Spieler wie Jantscher, Huspek oder Lema kaum spielen zu lassen. Die Breite des Kaders wirkt auch qualitativ im ersten Moment richtig gut. Bei einer genaueren Betrachtung könnte sie aber auch negative Auswirkungen mit sich bringen, die sich möglicherweise erst nächste Saison zeigen werden. Röcher und Despodov sind ohnehin nur geliehen. Während ein Verbleib von Kiril Despodov über die aktuelle Saison hinaus als eher unwahrscheinlich gilt, besitzt man für Thorsten Röcher immerhin eine Kaufoption. Philipp Huspek dürfte sich nach der Saison nach einem neuen Verein umschauen, sein Vertrag läuft im kommenden Juni aus. Jakob Jantscher wird im Jänner 31 Jahre alt, kämpft mit Verletzungen und wird wohl nicht mehr allzu lange konstant auf Bundesliganiveau spielen können.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie
Die jetzige Situation von Michael John Lema gestaltet sich ähnlich schwierig: Lema, der bei seinen bisherigen (Kurz-)Einsätzen vor allem durch seine Athletik und seine Fähigkeiten in Eins-Gegen-Eins-Situationen gute Ansätze gezeigt hat, findet im Moment gar nicht statt. Der in Tansania geborene Eigenbauspieler befindet sich zudem in der wichtigsten Phase seiner noch jungen Karriere und würde jede Einsatzminute dringend gebrauchen. Dabei hält Sportchef Günter Kreissl viel vom Nachwuchs-Nationalspieler und sieht ihn als „eines der größten Offensivtalente Österreichs“, dem „aufgrund seines außergewöhnlichen Potentials eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht“.
Perspektiven müssen her
An der aktuellen Kadersituation wird sich in dieser Saison nicht mehr viel ändern. Momentan sieht es nicht danach aus, als ob sich Michael John Lema in die Stammelf spielen könne. Zu groß ist die Konkurrenz, zu klein augenscheinlich der Wille und die Bereitschaft der Verantwortlichen, langfristig junge Spieler in die Kampfmannschaft hochzuziehen. Das zeigt auch der Altersdurchschnitt des Kaders, der hinter Wattens der zweithöchste der gesamten Liga ist.
Wie geht es nun weiter mit Lema? Zugunsten des Spielers wäre eine Leihe möglicherweise ein wichtiger Schritt, um mehr Erfahrung zu sammeln und sich zurück in das Bewusstsein der Verantwortlichen zu spielen. Für den Verein selbst wäre ein Leihgeschäft, möglicherweise sogar mit einem direkten Konkurrenten, ein zweischneidiges Schwert: Zum einen würde ein Fußballer seiner Qualität die Konkurrenz stärken, zum anderen würde man mit dem 20-Jährigen einen Spieler abgeben, der speziell durch seine Schnelligkeit in jeder Phase des Spiels den Unterschied ausmachen kann. Wie auch immer sich der Verein – auch in Hinsicht auf andere Jugendspieler – entscheiden mag, eines wird besonders wichtig sein: Perspektiven zu bieten. Ein fixer Abgang von Lema wäre in vielerlei Hinsicht ein Verlust für den SK Sturm.
Lema hat ohne Frage Potenzial. Vor allem seine Schnelligkeit war in seinen Auftritten immer erfrischend. Leider hat er aber ohne Zweifel auch technische Mängel und verliert viele Bälle. Die oben angeführten 1 gegen 1 Situationen gehen oft auch auf Grund dessen oft schief. Im Offensivspiel würde ich ihn am ehesten mit Huspek vergleichen. Vorteil Huspek ist halt immer sein 100%iger Einsatz. Will ich Lema nicht absprechen, ist bei Hussi halt wirklich immer sichtbar, dass er sich zerreißt. JJ ist leider seit seiner Rückkehr nicht viel aufgegangen. Da müsste er sich mittelfristig eigentlich durchsetzen. An Röcher und Despodov gibt es halt momentan, vor allem auch auf Grund der Scorerwerte, kein Vorbeikommen. Ich wäre für eine Leihe im Winter. Dann kann man die Situation (Kader und Entwicklung Lema) im Sommer 2020 neu bewerten. Wäre glaube ich, im Interesse aller Beteiligten
Ich denke auch das eine Leihe im Winter zu einem Verein bei dem er Einsatzzeit bekommt mehr als sinnvoll ist. BW Linz, Lafnitz, Wacker, SV Ried oder Klagenfurt spez wenn sie Aydin nicht halten können.
Grundsätzlich muss sich der Verein und GK fragen wohin die Reise gehen soll
ich schätze den Einsatz von Huspek sehr und JJ hat Verdienste für den Verein aber ich denke man sollte min einen davon abgeben. Ich halte Huspek für den derzeit stärkeren Spieler aber durch die Vertragssituation denke ich das es eher Hussi erwischen wird.
Ich bin auf jeden Fall gespannt wie sich unser Kader verändern wird und bin froh das wir nicht so eine Situation wie in Wien Favoriten haben =)
Wenn ich mir die Form von Jantscher in den letzten Wochen ansehe, würde ich zumindest bei den Einwechslungen vermehrt Lema eine Chance geben.
Auch wenn er manchmal am Feld Fehler macht, ihm gehört im Gegensatz zu Leitgeb und Jantscher die Zukunft.
Ob da nicht nur der Wunsch Vater der Gedanken ist, man will wieder einen erfolgreichen Eigenbauspieler am Rasen sehen. Es werden wohl zwei Dinge sein, die immer wieder Talente bei Sturm „verhungern“ lassen: 1. das Talent ist nicht groß genug, um wirklich einen Stammplatz beanspruchen zu können und 2. Spieler und Verein fehlen es an nötiger Geduld. Bestes Beispiel dürfte wohl Ranftl sein, der durch richtige Trainer und Systeme über Umwege „explodierte“. Wobei ich noch immer glaube, im heutigen Fußball Talent alleine noch lange nicht ausreicht. Diese 100% Einstellung zum Sport=Beruf, dem alles unterordnen, auf ein „normales“ Jugendleben zu verzichten, dies fehlt eben vielen österreichischen Talenten. Kein Trainer setzt einen Spieler auf die Bank, wenn andere schwächer sind und kein Verein schwächt eine Spielerposition, nur damit ein „Talent“ eher zum Zuge kommt. Also liegt es wohl immer am Spieler selbst sich durchzubeißen, an sich zu arbeiten und Herausforderungen positiv anzunehmen.
Es ist für mich ohnehin nicht verständlich gewesen, warum man Despodov und Röcher auslieh, obwohl man auf dieser Position mit zB Lema oder Huspek schon ziemlich gut besetzt war.
Auch wenn beide Leihspieler, vorallem Despodov, eingeschlagen haben, bin ich grundsätzlich gegen solche Leihgeschäfte, vorallem wenn es absehbar ist, dass der Spieler kaum leistbar sein wird bzw. keine Kaufoption ausgehandelt werden konnte.
Aber gut, da Despodov ziemlich sicher spätestens im Sommer weg sein wird, kann man nur auf die Geduld von Lema hoffen. Der würd uns nämlich wirklich abgehen, wenn neben Despodov vielleicht auch Röcher nächste Saison nicht mehr da ist.