Was wir uns von und für Sturm im Jahr 2019 wünschen
Das 109. Bestandsjahr des Sportklub Sturm Graz war auf den ersten Blick komparabel mit den Vereinsfarben: So hell erschien das Frühjahr, was folgte war ein doch recht dunkler Herbst. 2018 war ein sehr turbulentes Jahr: historischer Titelgewinn, Kaderumbruch im Sommer, Trainerrochade, … Anlässlich des Jahresbeginns haben sich die Redakteure von SturmNetz fast schon traditionell zusammengesetzt und darüber diskutiert, in welchen Teilaspekten noch Handlungsbedarf sowie Luft nach oben besteht und daraus individuell Wünsche formuliert. Adaptierungen, die wir uns von – vor allem aber für – den Sportklub Sturm für das Kalenderjahr 2019 ersehnen.
Günter Kolb: Zu gerne definiert sich der SK Sturm als Fußballverein für alle Steirer. Klingt gut, auch ohne es in irgendeiner Form nötig zu haben, sich vom selbst titulierten „Grazer Stadtklub“ abzugrenzen. Mit Ausnahme, dass der Hauptsponsor eine der ältesten Großbrauereien der Grünen Mark ist (mittlerweile zwar Teil der BrauUnion mit Zentrale in Linz und mit Heineken als Hauptaktionär), steckt jedoch in den handelnden Hauptprotagonisten derzeit sehr wenig unseres Bundeslandes drin. In der abgelaufenen Herbstsaison kamen gar nur zwei (!) gebürtige Steirer (Dario Maresic mit 16 Einsätzen und Tobias Schützenauer mit einem) zu Bundesligaminuten. Das ist ohne Zweifel ein absoluter Negativrekord in der Klubgeschichte. Selbst in der sportlich goldensten Ära überhaupt, als echte europäische Klassekicker im schwarz-weißen Trikot aufliefen und man die Königsklasse aufmischte, war „made in Styria“ geläufiger als jetzt. Jener Mann, der damals für diese Erfolge hauptverantwortlich zeichnete, sagte einst, dass es in jeder Fußballmannschaft ein Grundgerüst an Local Heroes bedarf. Dies schaffe Identität, wecke Emotionen und bringe vor allem auch mehr Zuschauer in die Stadien. Natürlich sind die Rahmenbedingungen für minderbegütete Klubs heutzutage andere, werden bereits Zwölfjährige von Managern vollgeschwatzt, welche dann vor Erregung zittern, wenn ihren Schützlingen von Red Bull oder ausländischen Vereinen mit der eiskalten Göttin Marie zugewunken wird. Trotzdem wünsche ich mir, dass Sturm zukünftig alles daran setzt, die grün-weiße Quote bei Schwarz-Weiß wieder aufzupeppen. Schließlich ist unser Bundesland seit Jahren nicht nur ein Nährboden an außerordentlich talentierten Fußballern, sondern auch an etlichen soliden, bundesligatauglichen Kickern. Unverständlicherweise allerdings treten derzeit bei beinahe jedem anderen Erstligaklub mehr Steirer als ausgerechnet bei Sturm gegen den Ball. Zukünftig etwa einen 27-jährigen Stefan aus Wagna oder einen 23-jährigen Albert aus Maria Lankowitz anstatt des 27-jährigen Filipe Miguel aus Lissabon für die Linksverteidigerposition ins Auge zu fassen, wäre schon ein guter Beginn. Sollte ein Umdenken stattfinden, wird sich das zwar noch nicht im Jahr 2019 wesentlich auswirken, trotzdem erhoffe ich dahingehend einen leicht modifizierten Kurs. Ein Fußballer, der in der Lage ist, noch in der 90. Minute über das ganze Feld ein Solo anzusetzen und dann per eingesprungenem Seitfallrückzieher den Ball genau im Winkel zum 1:0 zu versenken, wird ohnehin nie in Messendorf um einen Vertrag betteln. Kicker in der Güteklasse eines Ovenstads, Feirreiras, Chabbis, Hosiners oder Obermaiers jedoch sollten auch in unserem Bundesland zuhauf aufspürbar sein. Dann auch ganz ohne OviScout9000, zwielichtigen mazedonisch-türkischen Spielervermittlern, Sprachbarrieren, Anpassungsproblemen, Herzschmerz und Heimweh.
Yannick Steinkellner: Meine Güte. Nach diesem turbulenten Herbst 2018 habe ich keine Ahnung, was ich mir eigentlich wünschen sollte für Sturm … Vielleicht nimmt ja der Verein die Ruhe und die Besinnlichkeit aus der Weihnachtszeit mit ins neue Kalenderjahr.
Den Wunsch nach mehr steirischen Spielerinnen und Spielern beim SK Sturm vom Kollegen Kolb unterstreiche ich natürlich.
Ich wünsche mir, dass die Sturm Amateure die Klasse problemlos halten.
Ich wünsche mir, dass das Frauenteam einen Titel holt, auch wenn das aufgrund der strukturellen und sportlichen Vorteile von St. Pölten sehr schwer wird.
Ich wünsche mir endlich eine ordentliche, eigene Vereinshymne über den SK Sturm, damit man Steiermark vom Steinbäcker nicht so inflationär oft hören muss. So oft, wie die mittlerweile angestimmt und abgespielt wird, ist der Gänsehautfaktor für mich ein wenig verloren gegangen.
Ich wünsche mir, dass sich der Verein nicht tatenlos strukturell und sportlich vom LASK überholen lässt.
Ich wünsche mir, dass der Vorstand endlich einmal das anstrebt, was er vorgibt, sein zu wollen: ein nachhaltiger Ausbildungsverein, der begeisternden Fußball spielt und eine Plattform für talentierte (steirische) Spieler ist.
Ich wünsche Roman Mählich alles Gute, auch wenn ich glaube, dass er keinen begeisternden Fußball spielen lassen kann. Da wünsche ich mir, dass ich falsch liege.
Christian Albrecht: The same procedure as every year, SturmNetz! Was wünschen wir uns von unserem SK Sturm? Ja, was wünsche ich mir denn? Ich wünsche mir seit jeher das Gleiche. Ich kann nicht beeinflussen, wie erfolgreich der SK Sturm spielt oder wie gut gewirtschaftet wird. Fast niemand, der hier mitliest, kann das. Ein jeder von uns kann jedoch dafür sorgen, dass Euphorie rund um unseren Herzensverein herrscht. Immer. Überall. Ob Krise oder Erfolgslauf. Nie wieder darf es passieren, dass der gemeine Sturm-Fan das Stadion nach einer Niederlage verlässt und dabei soviel fühlt wie bei einer Operation mit Vollnarkose. Nein, wenn unser SK Sturm am Spielfeld abgeschlachtet werden sollte, möchte ich schreien vor Schmerz, Wut und Enttäuschung. Und wenn es dem Klub gelingen sollte, wieder einmal einen Titel nach Hause zu bringen, möchte ich jubeln und feiern bis ins Morgengrauen. Und am nächsten Tag stolz das Wappen auf dem Merchandise-Artikel meiner Wahl tragen und allen auf der Welt zeigen, dass ich zu diesem Verein nicht nur in guten, sondern gerade in schlechten Zeiten zur Seite gestanden bin. Nie wieder darf der SK Sturm den Menschen egal werden, wie es in der „12:12:12-40:40-0-48-Saison“ vor wenigen Jahren in Teilen der Fall war.
Ach ja, und apropos Merchandise. Ich wünsche mir von Herzen, dass es im kommenden Winter E N D L I C H einen Ugly Christmas Sweater des SK Sturm zu kaufen gibt. Für schwarz-weiße Weihnachten und einen inneren Weihnachtsfrieden!
Florian Karner: Mein Wunsch ist zwar in einem Jahr nicht realistisch umsetzbar, allerdings wäre es nur allzu schön, wenn sich Sturm international nicht mehr als Prügelknabe präsentieren würde. Das Ausscheiden gegen Ajax war zwar kein Beinbruch, auch wenn in diesen zwei Spielen der Gegner absolut nicht unschlagbar agierte, die peinlichen Auftritte gegen die zypriotische Altherrentruppe aus Larnaka waren dagegen an Desaströsität kaum noch zu toppen. Dagegen war die Schmach gegen Breidablik fast schon nebensächlich. Die Ansprüche von Sturm Graz sollten eigentlich viel höher liegen, als in der Meisterschaft um die Europacup-Plätze zu kämpfen, nur um dann nach einer oder zwei Quali-Runden chancenlos auszuscheiden. Es ist noch gar nicht so lange her, als man mit noch deutlich geringerem Budget als heute große Gegner wie den FC Zürich, Galatasaray oder auch Juventus mehr als nur ärgern konnte. Die Mannschaft sollte sich nach guten Liga-Platzierungen wieder selbst belohnen, am besten in einer Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbes. Die Champions League ist zugegeben utopisch, zu weit geht hier die Budget-Schere Jahr für Jahr auseinander. Anders sieht es da schon in der Europa League aus, in welcher sich auch heuer neben Larnaka Salzburg-Bezwinger Düdelingen und andere vermeintlich „kleine“ Vereine gut präsentierten. Es sollte einfach selbstverständlich sein, zumindest über den Herbst regelmäßig international spielen zu dürfen. So wird es auch um das Vielfache einfacher werden, Schlüsselspieler länger halten zu können oder zumindest höhere Transfersummen zu erzielen. Es ist natürlich nicht so einfach, dennoch sollte der Name „Sturm“ auch endlich wieder international bekannt werden.
Mario Singer: Ich schließe mich dem Wunsch meines Kollegen ober mir gleich an. Der Verein aus Wien-Hütteldorf etwa performt – gefühlt schon jahrelang – grottig in der österreichischen Liga, schafft es aber trotzdem, nicht nur regelmäßig in der Europa-League-Gruppenphase vertreten zu sein, sondern heuer sogar in das Sechzehntelfinale einzuziehen. Davon ist der SK Sturm leider meilenweit entfernt. Damit die Schwoazen im kommenden Sommer und Herbst erst überhaupt die Möglichkeit haben, sich endlich auch in Europa erfolgreich präsentieren zu dürfen, müssen sie sich nicht nur in der EL-Qualifikation durchsetzen, sondern erstmal einen internationalen Startplatz in der Liga ergattern. Dieses Vorhaben ist in der diesjährig erstmals stattfindenden 12er-Liga durchaus kein Selbstläufer. Sollte sich der zukünftige Cupsieger nicht über den Liga-Weg für Europa qualifizieren, müsste sogar der Tabellenvierte nochmal in einem eigenen Play-off um den letzten Startplatz kämpfen. Aus diesem Grund wünsche ich mir – nach dem insgesamt unschönen Herbst – ein schwarz-weißes Frühjahr, das dem SK Sturm schlussendlich schlimmstenfalls den dritten Platz beschert. Platz drei könnte die direkte Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase bedeuten, sollte der Cupsieger gleichzeitig Meister oder Vizemeister sein.
Nikolaus Fink: In naher Zukunft wird es darum gehen, sich den Platz im oberen Play-Off zu sichern. Aufgrund der langsam aufkommenden Aufbruchstimmung sowie der stabilen Defensive bin ich überzeugt, dass Sturm das schaffen kann und wird. Danach wird es – und auch ich kann mich meinen Kollegen hier nur anschließen – endlich Zeit, sich nach den blamablen Europacup-Jahren auch international einmal zu beweisen. Es kann nicht sein, dass die Blackys an jeder ausländischen Hürde scheitern und so bereits schon immer im Sommer die Koffer packen müssen. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass die Schwarz-Weißen wieder etwas attraktiveren Fußball spielen werden, als das in den vergangenen Partien der Fall war. Klar, es geht darum, möglichst erfolgreich zu agieren, der eine oder andere fußballerische Höhepunkt würde aber auch den Fans in Graz-Liebenau nicht schaden. Ich bin überzeugt davon, dass wir das nach der Qualifikation für die Meisterrunde auch so auf den Rasen bringen werden!
Stefan Wilfing: Ich wünsche mir die Freiheit für Sturm! Ganz egal, was der Sportklub in diesem und den nächsten Jahren noch erreichen wird – er soll es als SK Sturm Graz erreichen. Kein Unternehmen der Welt sollte das Recht haben, egal wie viel dieses in den Verein investiert, Teile des Namens für sich zu beanspruchen. In Anbetracht der Zeit, in der wir leben, sowie den gesellschaftlichen Umständen, denen wir ausgesetzt sind, mag dies utopisch oder blauäugig erscheinen, allerdings stand unser aller Logo einst vor der selben Herausforderung. Und was trotz all der Umstände möglich sein kann, hat die hartnäckige Arbeit und unbändige Einsatzbereitschaft einer gewissen Initiative vor nicht allzu langer Zeit gezeigt. So möge dieses Projekt vollendet werden!
Bernhard Pukl: Da ich den Verein SK Sturm nicht nur als juristische Person sehe, die mit all ihren GmbHs und MitarbeiterInnen wie ein in sich geschlossenes wirtschaftliches Gefüge agiert, sondern als dynamische Masse aus allen, denen er wirklich am Herzen liegt, richte ich meinen Wunsch für das Jahr 2019 nicht nur an die Verantwortlichen in Messendorf, sondern an jeden, der sich als Sturm-Fan sieht! Ich wünsche mir für das neue Jahr eine Steigerung des ZuschauerInnenschnitts – die 10.000er-Marke wird mir einfach noch zu oft unterschritten. Kommt nicht wegen eines besonders attraktiven Gegners ins Liebenauer Stadion oder weil die Blackys gerade so gut spielen! Macht den SK Sturm selbst zum einzigen Grund für einen Stadionbesuch und pfeift auf den Namen seines Gegners, ob er nun Mattersburg oder Rapid heißt! Geht ins Stadion, zeigt euren Kindern, Freunden oder Verwandten, wie schön so ein Spieltag sein kann, legt euch eure persönlichen Rituale fest und zelebriert sie vor und nach den Spielen, die ihr auf den Rängen des Stadions und nicht zuhause im matten Schimmer der Television genießt. Was kann der Verein dafür noch tun, die Ränge besser zu füllen? Den Spieltag zu einem beinahe ganztägigen Event für eine Familie zu machen und so auch schon die Jüngsten für Stadionbesuche zu begeistern, scheint die naheliegendste Möglichkeit zu sein, langfristig für ein dickes Plus bei den Verkäufen für Saison-Abos und Tageskarten zu sorgen. Auf die sportlichen Leistungen sollte man sich in der Hinsicht jedenfalls nicht verlassen müssen. 2018 hat gezeigt, wie unterschiedlich zwei Spielzeiten sein können. Ein breiter gefächertes Angebot kann nicht schaden!
„Ich wünsche mir, dass der Vorstand endlich einmal das anstrebt, was er vorgibt sein zu wollen: ein nachhaltiger Ausbildungsverein, der begeisternden Fußball spielt und eine Plattform für talentierte (steirische) Spieler ist.“
Tut er doch nicht! Das gibt er nicht vor, seit Kreissl ist diese Sprache ganz klar in der Hintergrund gerückt.
Ich wünsch‘ mir den Erzherzog-Johann-Jodler, unterlegt mit einem Jodlertext auf Sturm!