Was wir uns von und für Sturm im Jahr 2018 gewünscht haben …
Ende 2017 haben sich die Redakteure von SturmNetz zusammengesetzt und diskutiert, in welchen Teilaspekten unseres Lieblingsverein noch Handlungsbedarf hat und wo noch Luft nach oben besteht. Daraus wurden individuelle Wünsche formuliert. Adaptierungen, die wir uns von – vor allem aber für den Sportklub Sturm – für das Kalenderjahr 2018 ersehnt haben. Exakt ein Jahr danach beleuchten wir, inwieweit diese Wünsche zur Gänze, teils oder überhaupt nicht in Erfüllung gegangen sind.
Günter Kolb (Jänner 2018): „Es gibt im Fußball größere Sensationen, als dass Huddersfield Manchester United schlägt“, meinte unlängst der Trainer des wohl größten Underdogs in der Geschichte der Premier Leauge, David Wagner. Wenn es Sturm im Frühjahr gelingt, Salzburg hinter sich zu lassen, wäre das zwar überraschend, aber noch weniger eine echte Sensation. Darum soll ein Tabellenführer nach 20 Runden auch als Ziel „Meisterschaft“ ausgeben. Oder wie es Gerhard Roth im SturmNetz-Interview so schön formulierte: „Man muss im Fußball auch träumen dürfen. Ohne Traum sind wir ein Niemand.“ Reicht es am Ende „nur“ für Platz 2, ist zu befürchten, dass für die steirischen Lokalmedien, die personelle Änderung auf der Trainerbank als Hauptgrund herhalten muss. Zur Erinnerung gleich vorweg: In der letzten Saison holte Sturm unter Franco Foda in den Frühjahrsrunden schlappe 21 Punkte, eine Spielzeit zuvor waren es sogar deren nur 19. Gelingt es Heiko Vogel diese Ausbeute klar zu verbessern, sollte dieser Wert als Vergleich herangezogen werden und nicht ein vermeintlicher „Absturz“ von der Tabellenspitze auf den zweiten oder dritten Platz im Endklassement.
Günter Kolb (Jänner 2019): Die Sache mit dem Meistertitel hat sich bekanntlich schnell erübrigt. Und trotzdem waren die Träume nach einem Titel keineswegs abstrakter Natur. Im Cupfinale gelang es den Blackys, Salzburg völlig verdient in die Schranken zu weisen. Der Sieg gegen die Bullen in Klagenfurt war Sturms fünfter Cuptitel, jedoch der erste in der Klubgeschichte, in dem man als Underdog den Rasen betrat. Generell hatte Sturm in den vergangen Jahren immer wieder Probleme, BigGames zu gewinnen. Der Mai 2018 ließ diese Unserie in beeindruckender Manier ein Ende finden. Die Befürchtung, dass der „Absturz“ auf Platz 2 von den steirischen Lokalmedien auf die Trainerrochade zurückgeführt wird, hat sich leider Gottes bewahrheitet. Fakt – den grandiosen Cuperfolg mit Siegen über Rapid und Salzburg sogar ausgeklammert – ist: Trainer Heiko Vogel gelang es im Frühjahr 2018 mit seinem Team trotz Fehlstartes 26 Punkte einzufahren (2017: 21 Punkte, 2018: 19 Punkte). Vom besten Bundesliga-Frühjahr seit Jahren war in den Printmedien – wie fast erwartet – aber nichts zu lesen.
Kai Reinisch (Jänner 2018): Manchmal, während der Arbeit überkommt mich eine innere Wut, eine Wut, die sich mit nichts anderem vergleichen lässt. Ich sehe junge Kinder lachend durch Einkaufszentren spazieren, bepackt mit einem Kübel voller KFC- Hühnerkeulen in der einen und einer Dose voller komischer aufputschender Brause in der anderen Hand. Sie tragen Fußballtrikots, so weit so gut, jedoch nicht von Helden wie Haas, Muratovic oder Gratzei, sondern von Plastikkickern und Kommerzvereinen wie PSG, Man City oder Salzburg. Da es keinen Herren im Himmel gibt (denn gäbe es ihn, hätte er so etwas nicht zugelassen) bitte ich den SK Sturm, auf unsere Jugend einzuwirken und dem Grauen entgegenzutreten. Bitte erfülle die Seelen dieser verwirrten, vom Konsum gesteuerten, armen Lebewesen mit den schwarz-weißen Farben, die die Welt bedeuten. Lass sie hinaus auf die Grazer Fußballplätze strömen und den SK Sturm wieder die Schulhöfe regieren. Abschließend möchte ich ganz frech sein und einen zweiten Wunsch äußern, welcher sich hauptsächlich an meine Journalistenkollegen richtet. Ich appelliere an sie, Heiko Vogel arbeiten zu lassen, dem Mann ein wenig Zeit zu geben, sich zu akklimatisieren und startet keine Schmutzkübelkampagnen wie in vergangenen Zeiten. Konstruktive Kritik ist selbstverständlich erlaubt und erwünscht, doch etwaige Heroisierungen vergangener Trainer sollten der Vergangenheit angehören. In diesem Sinne – auf die Schwoazen!
Kai Reinisch (Jänner 2019): 2018, ein Jahr, das für ewig in die glorreiche und lange Historie des SK Sturm Graz eingehen wird. Selten konnte ich persönlich so viele hochemotionale Momente mit meinem Herzensklub erleben, wie zum Beispiel das unvergessliche Wintertrainingslager, in dem schon klar erkennbar war, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Umso überraschender war es dann, als die Schwarz-Weißen mit empfindlichen Niederlagen gegen Mattersburg und den WAC ins Frühjahr starteten. Die steirische Medienlandschaft ließ einmal mehr keine Gelegenheit aus, um Cheftrainer Heiko Vogel in die Arbeit zu pfuschen, wie mein Kollege weiter oben schon angeführt hat, gibt es dafür jedoch nur wenig nachvollziehbare Gründe – zumindest, was das Frühjahr betrifft. So eine Ausgangslage macht es für einen neuen Trainer unweit schwieriger, dies würde sich aber sehr einfach vermeiden lassen. Mein Wunsch für 2018 wurde also nicht erfüllt. Kommen wir zu einem zweiten großen Anliegen und zwar der Rückeroberung der steirischen Schulhöfe. Hier kann man ein durchaus positives Fazit ziehen, denn der SK Sturm hat dahingehend großes Bemühen gezeigt und versucht, mit verschiedenen Aktionen die Kinder dieses (Bundes)Landes für die Schwarz-Weißen zu begeistern. Ein solches Vorhaben erfordert viel Nachdruck und der Prozess der Sturmisierung kann nicht von heute auf morgen geschehen. Hier gilt es ganz einfach, dranzubleiben, denn harte Arbeit macht sich am Ende immer bezahlt. Das konnte man dieses Jahr spätestens beim Cupsieg erkennen.
Bernhard Pukl (Jänner 2018): Kurs halten! Wie schon für das Jahr 2017 wünsche ich mir auch für 2018, dass der neue Weg unter Günter Kreissl und Thomas Tebbich nicht verlassen wird. Aber das alleine ist mir mittlerweile zu wenig: Der SK Sturm hat großes Potenzial und das liegt in einigen Bereichen brach. Warum zum Beispiel hat der Fußballzampano des österreichischen Südens immer noch damit zu kämpfen, den 10.000er-Schnitt im eigenen Stadion zu halten? Das kleine Liebenauer Stadion besser zu füllen darf für den einzigen Bundesliga-Verein der zweitgrößten Stadt Österreichs, der noch dazu ganz oben mitspielt, doch eigentlich keine Schwierigkeit sein. Das Interesse für den heimischen Fußball ist enden wollend und wer die Merkur Arena regelmäßig besucht, weiß auch, dass ein Spieltag nun einmal nicht viel mehr zu bieten hat als eben „nur“ 90 Minuten Sturm Graz (oder eben auch nicht). Traditionalisten wird wohl nicht gefallen, was ich mir wünsche: Macht aus dem Spieltag ein größeres Event, das mehr Leute anlockt und ggf. auch dazu animiert, für ein Fußballspiel einmal von Liezen, Mürzzuschlag oder Murau anzureisen.
Bernhard Pukl (Jänner 2019): Der Kurs wurde gehalten – immer noch steht der sportliche Erfolg ganz oben auf der Prioritätenliste des SK Sturm, wenngleich er sich im aktuellen Herbst nie wirklich einstellen wollte. Was im Frühjahr davor passierte, gibt Kreissl, Jauk und Tebbich einfach Recht und auch den Willen, in schwierigen Zeiten rettende Maßnahmen zu ergreifen, konnte man vor allem durch die Bestellung Roman Mählichs erkennen. Der SK Sturm fand vor der Winterpause wieder in die Spur. In wirtschaftlicher Hinsicht konnte der Klub sogar um einiges zulegen, glaubt man dem Jahresbericht. Vor allem der Zuwachs in den Bereichen Sponsoring und mediale Reichweite zaubert dem wirtschaftlichen Geschäftsführer sicher ein Lächeln auf das Gesicht. Der zu haltende 10.000-Schnitt scheint auch keine unüberwindbare Hürde zu sein, aber wie man es in Graz nun einmal schon kennt, rutschen die Zuseherzahlen in sportlich eher mauen Zeiten wieder deutlich drunter. Der Spieltag selbst lebt weiterhin legdiglich von den spielerischen Qualitäten der Blackys und da wurde bisher leider kaum nachgebessert. Seitens des Vereins ist man allerdings offensichtlich gewillt, auch diesbezüglich für frischen Wind zu sorgen.
Moritz Lösch (Jänner 2018): Wie schon vergangenes Jahr möchte ich meine Wünsche auch für 2018 nicht von sportlichem Erfolg abhängig machen, das tun eh alle anderen schon. Ich wünsche mir in diesem Jahr, dass wir endlich die versprochene Stadionadaptierung bekommen. Rapid Wien feiert fürstliche Mehreinnahmen seit dem Umzug in das neue Allianz-Stadion, die Austria wird dieses Jahr auch in ihre neue-alte Heimstädte zurückkehren und finanziell davon profitieren. In erster Linie steht bei diesen Stadionerlebnissen aber nicht der finanzielle Aspekt, sondern es wird einfach viel mehr für die paar wenigen Fans geboten, die sich in diesem Land noch in die Stadien quälen. Die Arena in Graz-Liebenau ist eh ein schmuckes Stadion, da geht man nicht ungern hin, aber eine zeitgemäße Adaptierung und ein bisschen mehr Tam-Tam, wie schon weiter oben angeführt, rund um die 90 Minuten Fußball am Feld, darf es dann doch sein. Damit man eben noch lieber hingeht, auch wenn Sturm sportlich einbrechen sollte, aber das ist dann ein anderer Wunsch …
Moritz Lösch (Jänner 2019): Phu! Also… Naja, viel ist da ja noch nicht passiert. Immerhin hat der Grazer Gemeinderat Mitte Oktober ein weiteres Investitionspaket im Ausmaß von 17,5 Mio. Euro zum Ausbau der Stadien in Liebenau beschlossen. Phase eins des Umbaus bestand unter anderem aus der Sanierung des alten Eisstadions sowie kleinere Maßnahmen am Fußballstadion. Hauptbestandteil des zweiten Investitionspakets ist die Neuerrichtung einer zweiten, nun überdachten Eisfläche am früheren Busparkplatz. Die alte Freieisfläche wird Teil einer Art Fanmeile bzw. Eventzone. Im Liebenauer Fußballstadion wird der VIP-Bereich von 700 auf 1.000 Plätze und zu einem Tagungs- und Veranstaltungszentrum erweitert. Damit sollen jene Anforderungen erfüllt werden, um wieder eine Länderspieltauglichkeit zu erreichen. Auch die Spielerkabinen sollen optimiert und ausgebaut, Zuschauerübergänge überdacht und die Tiefgarage um 200 Plätze erweitert werden. Die baulichen Maßnahmen sollten in ihrer Gesamtheit zur Saison 2021/22 abgeschlossen sein. Immerhin. Man muss sich als Fan also noch gedulden und mehr „Tam-Tam“ wird es danach wohl auch nicht geben. Solange Sturm jedoch nicht „Besitzer“ des Stadions ist, wird sich da jedoch auch nicht viel ändern, wie uns Thomas Tebbich im SturmNetz-Interview erklärte.
Stefan Wilfing (Jänner 2018): Da ich kaum müde werde, mir ein gesäubertes und nur dezent werbebedrucktes Trikot beziehungsweise die Freiheit für den SK Sturm Graz zu wünschen, jedoch aber schon müde bin, diesen Wunsch auf die unterschiedlichste Art und Weise zu formulieren, beschränke ich mich für 2018 auf den sportlichen Bereich, nicht zuletzt deshalb, um wieder etwas Bodenständigkeit in meine Wünscherei zu bringen und das Greifbare einkehren zu lassen: Meister werden! Championsleague spielen! Sowie die Verträge sämtlicher Leistungsträger auf und abseits des grünen Rasens um mindestens 4 Jahre verlängern! Möge diese/meine Nüchternheit auch belohnt werden.
Stefan Wilfing (Jänner 2019): Ad. Meister: Naja, knapp nicht, aber immerhin Vizemeister! Und Cupsieger! Und einen Hauch von Championsleague hat es ja auch gegeben. War schon cool, in einer randvollen Johan-Cruyff-Arena und mit einer wahnsinnigen Crowd im Rücken das große Ajax Amsterdam zu fordern. Der weitere Europacup-Verlauf ist uns allen bekannt, dennoch gibt es sportlich nicht viel, das man im abgelaufenen Jahr beanstanden könnte. Und außerdem is sowieso Wurscht, wo und wie Sturm Graz spielt – hauptsache es spielt. Über die abgelaufene Transferperiode muss an dieser Stelle nicht groß schwadroniert werden, genauso wenig über die Art und Weise, wie einige dieser ehemals großen Helden bei ihren neuen Klubs performen. Und was mein noch größeres Anliegen zum Thema Sponsorenpräsenz in Vereinsname und auf dem Sturmtrikot anlangt, so sehe ich – zumindest zu 50 Prozent – Licht am Ende des Tunnels.
Christian Albrecht (Jänner 2018): I am a simple man. Ich wünsche mir, dass diese Euphorie, diese berechtigte Euphorie, wie sie momentan im und um den Verein SK Sturm Graz herrscht, noch lange anhält. Dafür muss Sturm gar nicht den ersten Platz bis ganz zum Schluss in diesem Frühjahr halten, Sturm muss dafür auch gar nicht Championsleague spielen, obwohl es unglaublich schön wäre. Nein, Sturm darf nur nicht von diesem Weg abkommen, auf dem sich dieser geile Verein gerade befindet. Ein Weg, beschritten mit konsequenter, professioneller Arbeit, Leidenschaft und vor allem mit Herz. Denn das Herz ist nicht nur für einen Menschen lebensnotwendig, sondern ebenso und noch viel mehr für einen Fußballverein. Auf viele weitere Jahre, wie sie die letzten eineinhalb waren!<3
Christian Albrecht (Jänner 2019): Well. Eigentlich gibt’s dazu nicht viel zu sagen. Nachdem es zu Beginn unter Heiko Vogel eher schwierig aussah, kam der Klub schnell wieder in die Spur, spielte ein überragendes Frühjahr und konnte sich den achten nationalen Titel aus den Klauen des RB Salzburg ergattern. Für den Meistertitel war man schlussendlich nicht konstant genug und die Bullen einfach zu abgebrüht. Mit dem souveränen zweiten Platz durfte man sogar Champions League-Luft schnuppern, Ajax Amsterdam spielt aber nicht nur aufgrund des Weiterkommens gegen Sturm auch im Frühjahr 2019 noch Königsklasse. Bis zur Sommerpause hat sich mein Wunsch also sogar „überfüllt“, könnte man sagen. Der schwierige Herbst hat uns jedoch gezeigt, dass jeder, wirklich jeder, mit Herz und Leidenschaft beim SK Sturm sein muss. Dass dies leider nicht der Fall war, zeigt das Beispiel eines Kapitäns, Torjägers und Publikumslieblings, dessen Herz anscheinend sogar für den SK Sturm zu schwarz war und mit seinem Wechsel nach Wien viele weitere Herzen gebrochen wurden. Doch gibt es Menschen zur Genüge, denen der SK Sturm am Herzen liegt, das hat sich vor allem in dieser harten Phase im Herbst erneut gezeigt. Und das macht Hoffnung für die Zukunft.
Stefan Krainz (Jänner 2018): Viele meiner Wünsche für das Jahr 2017 wurden erfüllt, wenn nicht die meisten sogar übertroffen. Sturm Graz ist Winterkönig, spielt attraktiven, flexiblen Fußball und verfügt endlich wieder über eine Mannschaft, die die Grundwerte des SK Sturm verinnerlicht hat: 100 % Einsatz und Leidenschaft für den geilsten Klub der Welt, und das in jedem Spiel. Es war schon imponierend, wie viele Partien die Grazer in diesem Herbst nach Rückstand noch gedreht haben. Des Weiteren verfügt man mit Günter Kreissl und Thomas Tebbich über zwei kompetente Geschäftsführer, die ihren Weg, den meiner Ansicht nach absolut richtigen Weg, konsequent verfolgen und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Da ich fest daran glaube, dass auch Heiko Vogel der richtige Mann für den SK Sturm sein wird, wünsche ich mir, dass der SK Sturm seinen sportlichen Aufwärtstrend fortsetzen kann, Günter Kreissl den aktuellen Sturm-Kader so lange wie möglich zusammenhalten kann, zusammen mit dem neuen Headcoach weiterhin junge Eigenbauspieler hochgezogen werden, die Sturm-Amateure in die 2. Liga aufsteigen und Sturm Graz am Ende der Saison über einen Titel und einen Platz in der Champions-League-Qualifikation jubeln darf. Sehr ambitionierte Wünsche meinerseits, aber wann, wenn nicht nach einer solchen Herbstsaison?
Stefan Krainz (Jänner 2019): Viele meiner Wünsche gingen im Jahr 2018 in Erfüllung: Ein Titel wurde mit dem fünften Cupsieg der Vereinsgeschichte eingefahren und aufgrund des zweiten Tabellenranges trat man in der Championsleague-Qualifikation an, durfte mit den beiden Spielen gegen Ajax Amsterdam zumindest hineinschnuppern in das Konzert der Großen. Aufgrund eines starken Frühjahres konnte der Sturm-Kader so überhaupt nicht zusammengehalten werden, zerbrach im Sommer förmlich, Vienna Calling. Die Amateure verpassten den Aufstieg in die neue 2. Liga leider – für mich ganz klar eine verpasste Chance, die sich in den nächsten Jahren leider noch bemerkbar machen wird. Mit Michael John Lema schaffte im Herbst zumindest ein Eigengewächs den endgültigen Sprung in den Profi-Kader, sorgte bereits für sein erstes Saison-Tor und machte Lust auf mehr. Im Großen und Ganzen wurden meine Wünsche erfüllt und ich blicke trotz eines durchwachsenen Herbsts und Trainerrochade auf eine gelungenes Jahr 2018 zurück, das ja zuletzt doch noch versöhnlich zu Ende ging.
Mario Singer (Jänner 2018): Klar, Sturm ist Winterkönig und hat einen geilen Herbst hinter sich. Das ist ja schön und gut, aber die Leistung im Frühjahr war in den vergangenen Jahren nicht immer wirklich rosig. Ganz im Gegenteil. Hier heißt es erneut für die Blackys, Reife zu zeigen – gebt dem jährlichen Einbruch keine Chance! Sollte dies gelingen, dann wäre ein Platz in den Top-2 nicht nur traumhaft, sondern durchaus auch realistisch. Die ersten beiden Plätze bedeuten am Ende der Saison nichts anderes als die Teilnahme zur Champions-League-Quali. Ich bin überzeugt davon, dass die Schwarz-Weißen heuer imstande sind, den Fußball, den sie im Herbst bereits gezeigt haben, im Frühjahr unter dem Neo-Trainer Heiko Vogel fortzuführen. Mein Wunsch ist es deshalb, dass man am Ende der Reise, nachdem man die ganze Saison darauf auch hingearbeitet hat, auch in den wichtigen, entscheidenden Spielen im Europacup als Sieger vom Platz hervorgeht. Dass Sturm auch international gut und schön spielen kann, konnte man beispielsweise im Şükrü-Saracoğlu-Stadion in Istanbul beobachten. Im kommenden Juli dürfen solche Spiele durchaus mit einem Sieg enden, sodass nach Langem wieder einmal eine österreichische Mannschaft in die Champions League einziehen kann.
Mario Singer (Jänner 2019): Einen Einbruch hat es im Frühjahr 2018 nicht gegeben, Sturm brauchte aber ein paar Runden, um unter dem neuen Trainer Heiko Vogel in Fahrt zu kommen. RB Salzburg nutzte diese Gelegenheit, überholte die Blackys und wurde schlussendlich mit einem neuen Bundesliga-Punkterekord erneuter Meister. Den Cuptitel haben sich aber die Schwoazen in beeindruckender Manier unter den Nagel gerissen, in der Liga belegten sie den guten zweiten Platz. Grandios gemacht – bis dahin! Mein Wunsch war es, dass Sturm in den entscheidenden Spielen im Europacup endlich punktet, nachdem man ja die ganze Saison daraufhin gearbeitet hat. Was ist schlussendlich passiert? In der Champions-League-Quali gab es mit Ajax Amsterdam zwar eine geile Auswärtsfahrt, fußballerisch war der Gegner jedoch nicht zu biegen. In der Europa-League-Quali schien der letztjährige Vierte der zypriotischen Liga auch zu übermächtig gewesen zu sein und Sturm schied mit einem historisch blamablen Gesamtscore von 0:7 aus. Nach einer hervorragenden Vorsaison platzte der „Traum von Europa“ in Höchstgeschwindigkeit. Man kann einen Wunsch nicht besser „nicht erfüllen“ – was für eine Watsch’n mit Tritt (Becherwurf) hinterher. Zumindest kann es bei zukünftigen internationalen Auftritten nicht viel schlimmer enden.
Nikolaus Fink (Jänner 2018): Nach der sensationellen Hinrunde und der vollkommen zurecht entfachten Euphorie fragt man sich natürlich, was Sturm in der zweiten Saisonhälfte überhaupt noch besser machen kann. Ehrlich gesagt gibt es da nicht allzu viel. Die Blackys zeigten äußerst ansehnlichen Fußball, konnten in mehr als einer Partie einen Rückstand noch in einen Sieg verwandeln und stehen somit auch völlig zurecht an der Tabellenspitze. Als Tabellenführer und Cup-Viertelfinalist darf und muss man natürlich von zumindest einem Titel träumen. Warum auch nicht? Die Voraussetzungen dafür sind ideal: Neo-Coach Heiko Vogel findet eine perfekt funktionierende Mannschaft vor und hat mit dem Grazer Publikum einen entscheidenden Faktor im Rücken, den man nicht unterschätzen sollte. Daher wünsche ich mir für Sturm, dass sowohl die fußballerische als auch die ergebnistechnische Linie fortgesetzt werden können. Und wer weiß, vielleicht schaut dann am Ende tatsächlich ein Titel heraus.
Nikolaus Fink (Jänner 2019): Von einem Titel geträumt und mit einem Cupsieg sowie dem zweiten Platz in der Meisterschaft aufgewacht! Alles andere als schlecht. Was Sturm im Frühjahr leistete, war schlichtweg grandios. Punkt. Aus. Fertig. Danach folgten allerdings einige mühsame Phasen, die in der Causa Becherwerfer ihren negativen Höhepunkt fanden. Zudem war man sowohl gegen Ajax als auch gegen Larnaka mehr als nur chancenlos und musste sich erneut eingestehen, dass man (auch aufgrund einiger Abgänge) international eine untergeordnete Rolle spielt. Insgesamt kann und muss man aus sportlicher Sicht dennoch ein äußerst positives Resümee ziehen, denn dieses Jahr wird für Roman Mählich schwer zu toppen sein. Als persönliches Highlight gilt trotz der starken Saison ein Ereignis völlig anderer Natur: die Gründung der Special-Needs-Mannschaft.
Gernot Hofer (Jänner 2018): Ereignisse im vergangenen Jahr sollten die Verantwortlichen endlich wachgerüttelt haben. Eine enge Bindung des Anhangs zum Verein entsteht nicht willkürlich, ausschließlich von selbst oder durch sportliche Erfolge – etwas mehr gehört schon dazu. Diesbezüglich sei der 1. Mai 2017 als Lektion zu verstehen. Klar sollte zwar sein, dass nicht alljährlich derart emotionale Veranstaltungen aus dem Hut zu zaubern sind, doch läge in diesem Bereich viel Potential brach. Sturm muss seine Stärken ausspielen: Tradition und eine starke emotionale Bindung sind zwei Karten, die man in Zeiten der totalen Kommerzialisierung und stetigen Abkehr von dessen, was den Fußball einst so besonders gemacht hat, durchaus ausspielen kann und muss. Die den Verein allzeit umgebende, lange Historie gilt es nicht nur zu wahren, sondern auch zu zelebrieren. Gänsehautmomente sind dann wieder garantiert, unabhängig sportlicher (Miss-)Erfolge. Außerdem würden sich sinnvolle Investitionen in diese Richtung, das wage ich zu behaupten, immer amortisieren. Denn das kleine Sturm lebt nach wie vor von seinen Fans, Emotionen und Identifikation – zum Glück.
Gernot Hofer (Jänner 2019): Wie im großen SturmNetz-Interview mit Thomas Tebbich offensichtlich wurde, ist man in vielen Bereichen alles andere als untätig. Vermutlich wird im Hintergrund sogar akribischer an diversen Projekten gearbeitet, als das nach außen hin oftmals den Anschein hat. Naturgemäß backt man in Graz in sämtlichen Bereichen kleinere Brötchen als anderswo. Die Summe solcher Brötchen vermögen dennoch einen gravierenden Unterschied zu machen. Allen voran freuen mich dahingehende Bemühungen in steirischen Schulen und das entsprechende Commitment des wirtschaftlichen Geschäftsführers, diese weiterhin forcieren zu wollen. Was genau die Verantwortlichen im heurigen Jubiläumsjahr aus dem Hut zaubern, muss sich erst noch weisen. Zu hoffen bleibt, dass man von gekünstelten Events weiterhin Abstand nimmt und stattdessen in adäquatem Rahmen die einzigartige Historie Sturms zelebriert. Lobend zu erwähnen ist jedenfalls die höchst ansprechende Produkpalette, die zudem weiterhin ganz ohne sturm-untypische Experimente alá Neongelb, Orange oder sonstigen Blödsinn, der zum Teil noch immer das Stadion verschandelt, auskommt. Bereits seit mehreren Jahren beschleicht einem das Gefühl, man habe sich im Verein voll und ganz auf das einzig Wahre, das Schwarz-Weiße, besonnen. Möge es so bleiben.
Ein Platz unter den Top 6, und endlich mal International spielen und das nicht nur für 2 runten.