Was war das für 1 Match!
Was für ein schöner Sonntagnachmittag im Trainingszentrum Messendorf und was für ein irres Fußballspiel obendrein, als der Tabellenführer und einzige Aufstiegsaspirant TSV Hartberg bei unseren SK Sturm Amateuren zu Gast war, quasi als Vorprogramm zum sogenannten Schlager Rapid vs. Sturm, welcher im Anschluss in Wien über die Bühne ging. Wie es sich allerdings später an diesem Nachmittag herausstellen sollte, war das Regionalliga-Kickerl bereits das Highlight des Tages, das keine Schönrederei, keinen inszenierten Glamour und erst recht keine stabile Doppelsechs brauchte, sondern einfach so – und ganz ohne Verblendung durch die deutsche Sprache – für jeden spürbar ein rassiges, spannendes und hochinteressantes Fußballspiel war. Fußball, wie er sein soll. Fußball, wie er Spaß macht. Und Fußball, wie er von der Kampfmannschaft schon seit längerer Zeit nicht mehr zu sehen ist – das alles gab es in Messendorf. Aber langsam und Schritt für Schritt – der emotionsgeladene Spielbericht:
Und früh schien alles klar
Bereits von Beginn an merkte man, dass mit den Gästen aus Hartberg nicht irgendeine- sondern die Spitzenmannschaft der Regionalliga Mitte in Messendorf zu Gast war. Eine enorm selbstbewusste Körpersprache – schon beim Einlaufen – und auch die starke körperliche Präsenz der Oststeirer am Feld, die ab der ersten Minute voll im Match waren, erweckten im sonnenerstrahlten Trainingszentrum früh den Eindruck, dass die junge Elf von (Noch)-Amateure-Coach Markus Schopp an diesem Tag wohl eher weniger groß punkten wird können. Zu früh, denn die Grazer Jungspunde hielten dagegen. Mehr noch, die Blackys rissen das Spielgeschehen an sich und wir staunten alle nicht schlecht, als es bereits in Minute sechs im Kasten der Hartberger klingelte. Marco Sebastian Gantschnig schraubte sich, nach einer Ecke der Sturm Amateure im Strafraum der Blau/Weißen in Orange, am höchsten und köpfte ein.
Und weiter ging`s mit La Bostella, denn als der Ligariese gerade damit beschäftigt war, den frühen Rückstand abzuschütteln, tschepperte es erneut hinter Hartberg-Keeper Rene Swete. Brajan Grgic brachte die Flanke aus dem linken Halbfeld, die Thomas Gösweiner im Strafraum mit der Breitseite souverän verwertete. Zack-bumm, quasi! Und schon war dem geschulten Fußballbeobachter klar: Hartbergs Defensive zeigt sich fehleranfällig. Der Tabellenführer ist zu knacken. Nur nicht zu sehr von der geballten Offensiv-Power – bestehend unter anderem aus Ex-Blacky Christoph Kröpfl, Dario Tadic oder Jürgen Heil, dessen Bruder Marco früher beim SK Sturm- und heute beim Grazer Stadtrivalen die Fußballschuhe schnürt – blenden lassen. Ruhe bewahren. Das taten die Sturm Amateure in weiterer Folge auch, jedoch eine Spur zu beherzt, denn plötzlich zogen sich die Grazer zurück und ließen die Gäste kommen, die dies auch dankend annahmen und immer stärker wurden. Selbst den Warnschuss von Philipp Siegl, der in Minute 32 nach einer Faustabwehr von Christopher Giuliani volley an die Latte knallte, wussten die Grazer gekonnt zu ignorieren.
Hüben wie drüben
Und es kam, was kommen musste. Die Hartberger pressten zusehends, der Raum vor Giuliani wurde sukzessive enger und so war es Stefan Gölles, der nach einem Strafraum-Gewusel den Ball zum Anschlusstreffer für die Gäste über die Linie drückte (39.). Und urplötzlich stand da nun ein Spiegel, denn keine vier Minuten später und mitten in der Abschüttelphase der Grazer foulte Kapitän Ervin Bevab den Zehner der Gäste, Daniel Gremsl, im eigenen Strafraum – so entschied jedenfalls Schiedsrichter Bernd Eigler. Den anschließenden Penalty verwandelte Hartberg-Kapitän Siegfried Rasswalder staubtrocken (44.). So schnell ging es dann also gegen den Spitzenreiter. 2:2, alles egalisiert, der Pausenpfiff folgte.
Durchgang zwei – und wir waren dabei!
Raus aus der Kabine und die Sturm Amateure ließen so ziemlich all jene „Tugenden“ vermissen, die ihnen nach der komfortablen 2:0-Führung den Ausgleich beschert hatten. Kein hinten Reinstellen mehr, kein Mauern um den eigenen Sechzehner – vielmehr erlangten die Jung-Blackys durch geballte Spielfreude erneut das Übergewicht im Mittelfeld zurück und zeigten herzerfrischenden Fußball, der in keinem Fall jemals auch nur irgendwie etwas mit dem Abstieg zu tun haben darf! Jedenfalls nicht in einer Welt wie der meinigen. Folgerichtig kam auch prompt die Belohnung dafür und aus der Messendorfer Anlage ertönte die pure Euphorie – „Diiiieeee 59. Spielminute im ausverkauften (etwa 450 ZuseherInnen waren da, Anm.) Trainingszentrum Messendorf! […]“ Romano Schmid war es, der uns alle kopfstehen ließ, als er einen Fehler der Gäste in der Spieleröffnung blitzschnell überzuckerte, allein, doch vorfolgt von drei Gegenspielern auf Hartberg-Keeper Swete zulief und die Kugel an diesem vorbeischob. 3:2 und die neuerliche Führung der Sturm Amateure. Eine Führung, die wiederum nur knapp sechs Minuten Bestand hatte, bis erneut Gölles – scheinbar der Spezialist für Strafraum-Gestocher – neuerlich den Ausgleich für die Oststeirer besorgte (65.).
Gebeutelt von einem bislang eh schon affengeilen Fußballspiel, hing uns das Lad`l bald bis zu den verschwitzten Kniescheiben hinunter. Das Match war einfach der pure Wahnsinn und der wollte auch überhaupt nicht abreißen. Auch nicht, als Schmid einem scheinbar verlorenen Ball bis zu Hartberg-Schlussmann Swete nachwetzte, sich noch kurz aufgrund mangelnder Unterstützung beim Rest der Mannschaft beschwerte und kurzzeitig gar nicht mitbekam, dass Swete einen katastrophalen Fehlpass genau in den Lauf von Gösweiner fabrizierte. Schmid, geistig wieder blitzschnell anwesend, bekam die Kugel und schob diese ins lange Eck. 4:3 und die neuerliche Führung für die Sturm Amateure – unglaublich!
Doch war`s das jetzt? Antwort: nein! Denn nach einem völlig unnötigen Platzverweis von Gösweiner, der – so die Meinung des Autors dieser Zeilen – die zweite gelbe Karte kleinlicherweise überhaupt nicht hätte sehen müssen, einer top Parade vom trotz der Gegentreffer sehr souverän wirkenden Giuliani und einer „Trainer der Herzen-Aktion“ von Schopp, der in der 85. Minute beim Spielstand von 4:3 gegen den Tabellenführer den wieselflinken Offensiv-Mann John Michael Lema ins Geschehen warf, anstatt – wie bei Sturm eigentlich geläufiger – den zwölften Defensiven zu bringen, hatte der unermüdliche kleine Schmid in der Schlussphase noch den Matchball am Fuß. Brajan Grgic mit dem Zuckerpass, Schmid erneut alleine vor Swete, musste sich diesmal aber dem Hartberg-Keeper geschlagen geben (87.). Und was machte eigentlich Jürgen Heil? Der fetzte das Runde – lediglich eine Minute nach der Schmid-Aktion – an der Strafraumgrenze flach und unhaltbar ins Eck.
4:4 – der Endstand. Wenig später war Schluss. Hin- und hergerissen von einem Fußballspektakel standen wir noch ein paar Minuten auf der Messendorfer Sonnentribüne, um durchzuschnaufen, das Gesehene kurz zu verarbeiten, ehe wir uns zum nächsten Highlight- hin zu den TV-Geräten begaben, um dem Geschehen in Wien beizuwohnen. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Besser wurde es an diesem Nachmittag nicht mehr und die pure Begeisterung wich dem Grant – einem Ärger, den man am Sonntag und kurz vor der nächsten Arbeitswoche einfach nicht haben will. Wie auch immer die Tugenden oder – ganz aktuell – das Leitbild des Sportklubs Sturm aussehen mag – die Amateure sind absoluter Favorit, genau dieses zu verkörpern.
@Autor
Einleitung…BOMBE…echt!!!
Den Nagel, aber sowas von, auf den Kopf getroffen 🙂
Unglaubliches Spiel. Die Mannschaft hat alles gegeben, und auch noch dazu Fussball gespielt.
Ein toller Nachmittag. Garatulation allen Beteiligten.