Was blieb von den Cuphelden 2018?
Nur noch vier (Siebenhandl, Jantscher, Huspek, Hierländer) der inklusive Trainer und Sportmanager 19 schwarz-weißen Hauptakteure des ÖFB-Cupfinales 2018 sind noch in Graz zugegen. Wir haben uns umgesehen, wie es für die restlichen, einstmaligen schwarz-weißen Pokalhelden derzeit so läuft:
Heiko Vogel (Trainer): Nachdem der deutsche Trainer nur vier Monate nach dem überragenden Cupfinale gegen Red Bull Salzburg in Graz entlassen wurde, bekam ihn Sturm erst zwei Monate vor dessen Vertragsende von der Gehaltsliste, als der 45-Jährige beim Chaos Klub Uerdingen anheuerte. Dort war er bereits der fünfte Coach in nur einer Saison, doch auch Vogel hielt sich in Krefeld nicht lange: Nach nur 16 Partien – die Hälfte davon ging verloren – war für Vogel Schluss. Im Mai 2020 unterschrieb der Deutsche bei Mönchengladbach einen Drei-Jahres-Vertrag und betreut das U 23-Team der Borussia. Nach neun gespielten Runden liegt sein Team in der Regionalliga-West aktuell auf Platz 6.
Marvin Potzmann: Im Frühjahr 2018 stand schon fest, dass es für Potzmann keine Zukunft mehr in Graz geben wird. Der Verteidiger wechselte zu Rapid, um nur eine Saison darauf beim LASK anzuheuern. Kam er 2019/20 noch zu 26 Pflichtspieleinsätzen für die Linzer, stoppte ein Kreuzbandriss den europäischen Erfolgslauf des Verteidigers. Im samstägigen Cupspiel gegen den SV Wörgl feierte der 27-Jährige nun endlich ein 35-Minuten-Comeback.
Lukas Spendlhofer: Über den unwürdigen Abgang des ehemaligen Vize-Kapitäns ist längst alles gesagt. Am Samstag feierte der Innenverteidiger knapp 14 Tage nach Vertragsunterzeichnung in Ascoli sein Comeback im Profifußball. Bei der 0:1-Niederlage bei Frosinone stand Spendlhofer über 90 Minuten am Platz. Und das obwohl er bei seiner Ankunft in Italien eine fehlende Spielpraxisphase von 18 Wochen mit im Gepäck hatte.
Fabian Koch: Auch dem Tiroler gab man in Graz im Winter 2019/20 keine Zukunft mehr und so wechselte der rechte Verteidiger zurück in seine Heimat. Mit der WSG Wattens vermied er daraufhin überaus glücklich den Abstieg, avancierte jedoch erneut zum soliden Bundesliga-Stammspieler.
Dario Maresic: Bei Stade Reims hatte der Sturm-Eigenbauspieler in der abgelaufenen Saison keinen leichten Stand. Zu gut lief es mit dem gesetzten Innenverteidiger-Paar der Nordost-Franzosen. Kein Team bekam in der Ligue 1 weniger Gegentreffer als der Klub von Maresic, zudem beendete Reims die (abgebrochene) Meisterschaft auf den überraschenden sechsten Platz. Maresic durfte dabei nur in einer Partie mitwirken, aktuell läuft es für den 20-Jährigen wesentlich besser: Zwischen Spieltag 4 und Spieltag 7 kam Maresic stets zum Einsatz, jedoch gingen genau jene vier Ligaspiele seines Arbeitgebers allesamt verloren.
James Jeggo: Nach einem durchwachsenen Jahr am Verteilerkreis, zog James Jeggo in diesem Sommer ein Haus weiter und ist aktuell für Aris Saloniki in der griechischen Super League aktiv. Bei den Gelb-Schwarzen ist er im defensiven Mittelfeld gesetzt und führt mit seinem Team nach fünf gespielten Runden sogar die Liga an. Kuriosum: Der Australier bekam in den bislang fünf gespielten Runden schon drei Mal den Gelben Karton vor die Nase gesetzt. In der Europa-League-Qualifikation kam für Jeggo und Aris das Aus sehr rasch, da die Griechen gegen den ukrainischen Vertreter Kolos Kovalivka mit 1:2 das Nachsehen hatten.
Peter Zulj: Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einer Verletzung hatte sich der Mittelfeldmotor bei seinem neuen Klub RSC Anderlecht im Frühjahr gut eingelebt. Auch in der aktuellen Saison stand er an den ersten drei Spieltagen jeweils über die volle Distanz als Achter auf dem Platz. Bis ihn ein positiver Corona-Test aus der Spur brachte und ihn zu einer mehrwöchigen Quarantäne zwang.
Thorsten Röcher: Nichts wurde es mit einer festen Rückkehr des Offensivmanns im vergangen Sommer. Sturm war zwar interessiert, doch Ingolstadt bestand bis zuletzt auf eine Ablöse, die Sturm nicht stemmen wollte. Nun ist der 29-Jährige zum Nichtstun verurteilt, 14 Minuten beim Cup-Aus gegen Fortuna Düsseldorf blieben bislang seine einzigen Einsatzminuten. Man darf gespannt sein, ob es im Wintertransferfenster doch noch mit einem langfristigen Comeback Röchers in Graz klappen wird.
Deni Alar: Nach seinem Bulgarien-Gastspiel gibt es für den Steirer unter Rapid-Trainer Didi Kühbauer weiterhin keine Zukunft, zumindest darf er sich aber bis Juni 2022 weiterhin an einem schönen Fixum erfreuen.
Bright Edomwonyi: Auch den Nigerianer zog es nach dem Cupsieg in die Bundeshauptstadt. 2018/19 gelangen dem Stürmer für die Wiener Austria in 26 Pflichtspielen fünf Treffer, in der abgelaufenen Saison waren es in 31 Partien gar nur noch drei. Und die Tendenz scheint derzeit weiterhin nach unten zu zeigen: In der aktuellen Spielzeit reichte es für Edomwonyi bislang nur noch zu Kurzeinsätzen.
Christian Schoissengeyr (Eingewechselt): Auch der Innenverteidiger wechselte nach dem Pokalerfolg zu den Veilchen. In seiner ersten Saison bei der Austria avancierte Schoissengeyr zum Stammspieler, durch einen Syndesmosebandriss am Ende dieser Spielzeit geriet seine sportliche Karriere jedoch arg ins Stocken. Denn just als er sich von diesem erholt hatte, verletzte er sich auch noch schwer am Knie und ist somit seit eineinhalb Jahren ohne jedwede Einsatzminute im Profifußball.
Sandi Lovric (Eingewechselt): Der Osttiroler, der im Juni 2019 Graz in Richtung Schweiz verließ, hat beim FC Lugano sein sportliches Glück gefunden. Mit den Tessinern liegt er akutell auf Platz 4 der Schweizer Super League, mehr noch: Vor zwei Wochen debütierte er für das slowenische Nationalteam im Test gegen San Marino, um nur wenige Tage darauf auch sein erstes Teamtor gegen Moldawien zu erzielen.
Thomas Schrammel (Ersatz): Nachdem schon früh in der abgelaufenen Saison feststand, dass es für den Burgenländer keine Zukunft mehr in Graz gibt, werkt der 33-jährige, ehemalige Links-Verteidiger, an seinem Golf-Handicap und ist – Nahe seiner Heimat – beim SV Wimpassing als Nachwuchstrainer tätig.
Christian Schulz (Ersatz): Für den Deutschen Routinier war der Pokalsieg 2018 sein insgesamt vierter, wohl aber auch sein letzter, großer Titel. Mittlerweile 37 Jahre alt, kickt der Defensivmann noch immer – und zwar für Hannovers Zweite in der Regionalliga Nord. Erst am vergangenen Wochenende führte er sein Team (frei von Hexenschuss oder Bienenstich) im Spitzenspiel gegen Wolfsburg II als Kapitän auf den Platz.
Günter Kreissl (GF Sport): Nachdem Kreissl vor seinem Abgang über einen unbefristeten Vertrag verfügte, ist es durchaus möglich, dass der ehemalige Geschäftsführer Sport mit einer Abfertigung „Good Bye“ sagen konnte und nun sein Gitarrenspiel verbessern wird, wieder mehr Zeit mit seiner Familie verbringt und nicht mehr so oft in Rage gerät, als noch in den vier Jahren unter dem Uhrturm. Eine Rückkehr in den Profifußball im Jahr 2020 gilt als äußerst unwahrscheinlich.

So schnell kann es im Fußball gehen
PS: Wie die sonntägige Auslosung ergeben hat, trifft der SK Sturm in der dritten Runde des ÖFB Cup zu Hause auf Wacker Innsbruck. Vielleicht ist es ja erneut an der Zeit, in dieser Saison wieder Pokal-Geschichte zu schreiben.
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