Vom „Steirischen Zigeunerbaron“

SturmNetz-Advent 2018 – #16

Auch in diesem Jahr möchten wir euch die Zeit bis zum heiligen Abend etwas versüßen. Im heurigen Advent blicken wir zurück auf einige denkwürdige Ereignisse aus 3,5 Jahren SturmNetz. Hinter Türchen Nummer 16 verbirgt sich die Story hinter unserer improvisierten aber mittlerweile doch sehr beliebten Interpretation der Torhymne des SK Sturm. 

(c) SturmNetz.atNach drei Jahren SturmNetz ein besonders bemerkenswertes Erlebnis zur genaueren und vor allem unterhaltsamen Schilderung zu erwählen, ist in der Tat kein leichtes Unterfangen, denn es ist viel passiert. Gerade in den Anfängen unseres Projektes suchten wir nach Möglichkeiten, Alleinstellungsmerkmale für unsere Plattform zu etablieren und uns so auch Identität zu verschaffen. Eines unserer wichtigsten Angebote war von Beginn weg unser Ticker, der – das können wir voller Selbstvertrauen behaupten – in Österreich mit Sicherheit einzigartig ist. Live-Infos gepaart mit purer Emotion für Schwarz-Weiß und auch dem einen oder anderen Schmäh, so ließe er sich heute wohl am besten beschreiben. Darauf dürfen wir durchaus stolz sein.

Klar war für uns, dass uns ein einfaches „TOOOOOOOOOR“ im Falle eines Treffers für den SK Sturm keinesfalls genug genügen würde. Die Torhymne musste her, aber wie? Eine urheberrechtlich geschützte Orchesteraufnahme des Entrée-Couplets der 2. Szene im ersten Akts aus Johann Strauß‘ Operette „Der Zigeunerbaron“ einfach so öffentlich abzuspielen, birgt natürlich das Risiko, sich in zivilrechtlicher Hinsicht Schwierigkeiten einzuhandeln. Die weit über Österreichs Grenzen hinaus bekannte Melodie darf mittlerweile jedoch von jedem Musiker interpretiert und auch veröffentlicht werden. Des Rätsels Lösung: die „Quetsch’n“!

Mein mittlerweile verstorbener Opa griff abends nach getaner Arbeit stets zu seiner Harmonika, setzte sich auf die Ofenbank und spielte dieses wunderbar vielseitige Instrument – nämlich nicht in jener  Schlagermanier, wie wir sie derzeit als „Volksrock n‘ Roll“ oder volkstümliche Schlagermusik vorgesetzt bekommen, sondern im urtümlichsten Sinne der alpenländischen Stubenmusik. Leise, nachdenklich, leidenschaftlich und vor allem mit Pathos. Als Tierarzt arbeitete er viel, war immer in Bereitschaft und in einer landwirtschaftlich geprägten Region hieß das auch sehr oft, um 3:00 Uhr morgens eine so genannte „Kälberkuh“ zu entbinden oder einen Viehbestand vom Milchfieber zu befreien.

All die Action, die bei meinen Großeltern herrschte – es war wirklich immer etwas los – war für mich im Kindesalter magisch und jeden Urlaub, den ich bei ihnen verbringen durfte, genoss ich. Mit meinem Opa und meinem Onkel saß ich beinahe die gesamte Zeit in einem Panzer von Fahrzeug, nämlich einem Mercedes G 200 (ehemals Puch, Anm.), und fuhr von Bauernhof zu Bauernhof, um als „veterinärmedizinischer Assistent“ zu fungieren, wenngleich ich meist Bauernkatzen streichelte und einfach bei der Arbeit zusah oder auch die oftmals ungemein interessanten Stallungen auf eigene Faust erkundete. Abends, nach einem Tag on the road zwischen den Gipfeln von Amering, Zinken und Hochalm, gab es immer eine schmackhafte Jause, die keine Wünsche offenließ und danach die Klänge einer echten „Strasser“ (Harmonika aus Graz, Anm.). Für mich war klar, welches Instrument ich einmal spielen würde und nach der obligatorischen Blockflöte schließlich durfte ich die erste Harmonika mein Eigen nennen – natürlich gebraucht.

Durchaus mit Talent gesegnet, weniger dafür mit dem notwendigen Ehrgeiz, daraus wirklich etwas zu machen, erspielte und „erübte“ ich mir– auch unter kurzzeitiger Anleitung des mittlerweile bekannten Karl Lenz (ORF Steiermark) in der Volksmusikschule Strunz (Dobl) – ein zumindest einigermaßen beachtliches Repertoire an volksmusikalischen Polkas, Landlern, Walzern und Weisen, mit denen ich nun wieder häufiger bei Gelegenheit zu erfreuen versuche.

So spannt sich der Bogen schließlich bis zu unserer im Ticker verwendeten Torhymne: Mit einer dreireihigen Strasser der Stimmung A-D-G, die mir mein Opa geschenkt hatte, spielte ich eines Tages im Herbst einfach ein bisschen herum – ein nettes Ritual, einen stressigen Tag zu beenden – und irgendwann kam dabei die Melodie des Zigeunerbarons heraus, den ich im Stadion schon hunderte Male gehört habe. Der Rest der Geschichte sind ein Smartphone, eine Tonaufnahme-App und eine WhatsApp-Nachricht spätnachts – die schließlich dazu führte, dass die so entstandene Aufnahme bei Toren der Blackys bisweilen hundertfach via Ticker einem breiten Publikum präsentiert wurde.

Neuaufnahme in Arbeit

Mein Opa schenkte mir nicht nur eine dreireihige A-D-G sondern vererbte mir Jahre später auch eine vierreihige B-Es-As-Des, ebenfalls aus dem Hause Strasser, mit der eine neue Version der Torhymne aufgenommen werden soll. Diese wird dann auch zum Download angeboten werden.

4 Kommentare

  1. Grazer Fussballwunder sagt:

    Die Torhymne in diesem Stil war wirklich eine sehr gute Idee!

    Ich wollte eh schon mal fragen ob man diese nicht als mp3-Datei den Fans zur Verfügung stellen könnte (würde sich als Handy-Klingelton wirklich gut machen)?

  2. Bernhard Pukl sagt:

    Das ist in der Tat geplant! Wir wollen die Hymne allerdings neu aufnehmen. Eine Handy-Aufnahme ist nicht so prickelnd! 😉

     

    SWG

  3. schwoaza Peter sagt:

    Ich würde es schade finden, die „Quetschen“ ist einzigartig!! War mal mit meiner Frau einkaufen,  Handy online im Hosensack,  mitten im Geschäft auf einmal der Torwalzer, war kurz Sturmparty.

    Swg

    • Bernhard Pukl sagt:

      Die neue Hymne wird eh wieder mit Quetsch’n eingespielt, keine Sorge 🙂

      SWG

Schreibe einen Kommentar