Vielleicht ist es gar nicht Jochen Thier…
Wir schreiben Samstag, den 27. Juni 2015. Tatort: Sportplatz der Union Großsteinbach. Eine Handvoll Ü-30-Hobbykicker bejubelt (man munkelt) frenetisch einen knappen 2:1 Erfolg gegen die Jungs von Europlay PC13 Café Meran und sichert sich somit eine Fußballpartie gegen die Profis des SK Sturm Graz sowie eine € 500,- Bierparty. Die ganze Spielzeit über verlor Kraftwerk Ü-30 keine einzige Partie, beendete die Vor- sowie Zwischenrunde des Raiffeisen Stammtischcup 2015 mit jeweils 10 Zählern in einer 5er-Gruppe als Erstplatzierter und fegte unter anderem sogar über den fc promille mit 4:0 hinweg. Auch in Gruppe D behielt man in einer 3-er Gruppe in beiden Partien die Oberhand und im Halbfinale hatte das Café Sieglinde in einer engen Partie gegen die Kraftwerkler das Nachsehen. So kam es also, dass das Café Meran zum Opfer der 1985-Und-Älter-Kicker wurde und nun tragischerweise im Sport und Wellness Resort Bretanide auf der Insel Brac regenerieren muss.
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7…
Passend zu diesem „Schlager“ wird der auch mit ebendieser Musik eingeleitet. Headcoach Franco Foda schickt unter anderem die jungen Christian Schoissengeyr, den namenslosen Ervin Bevab und Marco „Klaric“ Gantschnig aufs Feld. Profi-Trikots sind halt nicht für jedermann. Nach gut zwei gespielten Minuten und gefühlten 100 % Ballbesitz für die Schwarz-Weißen erzielt Roman Kienast in Goalgetter-Manier das 0:1. Der Stimmung des Publikums tut das nichts zur Sache, es wird anerkennend applaudiert und die etwas unkonventionelle Torhymne erledigt den Rest. Fünf Minuten später wird ein Freistoß von Thorsten Schick noch leicht abgefälscht und das Leder knallt an die Stange, macht nichts, eine Minute darauf erledigt Andreas Gruber mit Hilfe selbiger das 0:2.
Auch in Minute 12 hören wir wieder ein „JABADABADU“ durch die Stadionlautsprecher tönen, Schick bedient Kienast am 5er und der hat keine Mühe mehr, seinen Doppelpack zu schnüren. Der Vorlagengeber probiert es in Minute 20 dann etwas zu überheblich. Sein Lupfer geht über das Tor, nachdem ihn der Goalie der Kraftwerkler, der auch schon zuvor zwei gute Chancen der Grazer vereitelt hat, gut stört. Dann lässt Daniel Offenbacher einen Kracher aus gut 25 Metern los, sein Schuss verfehlt den Kasten der Gastgeber nur knapp. Da hätte Jochen Thier keine Chance gehabt. So wie auch wenig später, Schick spielt den mir sehr sympathischen Torwart im Strafraum gekonnt aus und braucht nur mehr einzuschieben.
Nur einen Toilettengang später kassiert der, der zuvor in 12 Stammtischcup-Partien nur vier Gegentreffer hinnehmen musste, aus einem schönen Freistoß von Offenbacher seinen fünften in knapp einer halben Stunde. Kurz darauf kann sich der, nicht ganz den Idealmaßen eines Fußballers entsprechende, Torwart aber wieder auszeichnen, aus fünf Metern pariert er ein Schuss der Grazer souverän. Bei Kienasts Elfmetertor, das seinen Hattrick bedeutet, verzichtet Thier darauf sich zu werfen und marschiert auf sein Glück vertrauend locker-lässig in das linke Eck. Fortuna hat sein Vertrauen nicht zurück gezahlt.
…Jochen Thier is‘ trotzdem z’frieden.
Plötzlich tost Applaus durch die Sportanlage, der erfolgreichste Torschütze des Teams im Cup (5 Tore), Christian Herbst, lässt einen Schuss auf das Gehäuse von Michael Esser los und lässt sich trotz der Harmlosigkeit feiern wie ein Weltmeister. Sturms Nummer 42 zeigt sich davon sichtlich unbeeindruckt und erzielt mit einem wunderbaren Heber seinen vierten Treffer, die Hauptstädter sind drauf und dran, den 1-Tor-/-5-Minuten-Schnitt zu halten. Zur Halbzeitpause überlegen sich die Kraft-Kicker wohl, ob sie nicht doch lieber die € 500,- und das 50l-Fass-Bier nehmen hätten sollen, welches sich das drittplatzierte Café Sieglinde gerade gönnt. Tormann-Thier strahlt trotz des Spielstandes über beide Ohren, ein echt lieber Kerl.
Spektakel pur
Das sollte sich auch nach der extrem kurzen Halbzeitpause nicht ändern, obwohl Sturm nur zwei Minuten für ebensoviele Tore benötigt. Der ebenfalls wie Josip Tadic, Marvin Potzmann, David Schnaderbeck und Sebastian Feyrer eingewechselte Bright Edomwonyi und Christian Klem erhöhen auf 0:9, Potzmann machts kurz darauf zweistellig. Anders als die Technik, die mittlerweile die Torhymne schon aufgegeben hat, tun das die Gastgeber nicht. Zuerst erreicht die neonorange Nummer 8 den Ball nach einem tollen Stanglpass nicht, dann zwingt ein Distanzschuss „Bruno“ zu einer Parade. Und auch sein Gegenüber hat noch nicht genug, bewahrt sein Team viermal teils spektakulär vor einem weiteren Gegentreffer und heimst nicht zum ersten Mal Applaus von der Tribüne ein.
Erst nach mehr als einer Stunde muss die Nummer 1 wieder hinter sich greifen, nach einem sensationell parierten Schuss muss Schnaderbeck nur noch abstauben. Nur eine Glanzparade später folgt die Szene des Spiels, Potzmann wird im Strafraum gelegt und Sturms kroatische Nummer 11 tritt zum Strafstoß an, um seinen ersten Treffer im Spiel zu markieren. Denkste, diesmal entscheidet sich der Tormann mit Halsketterl dazu sich zu werfen und ist im richtigen Eck. Ein Spiel für die Ewigkeit für den Jochen, seine Handschuhe bekommen im Hause Thier vermutlich einen Ehrensockel.
Zwanzig torlose Spielminuten später wird es Sturms Nigerianier zu bunt und er hämmert den Ball von der Strafraumgrenze exakt ins Kreuzeck. „Ramalama-ramalama-ding-dong“ – ja, nach diesem Traumtor darf auch die Torhymne wieder ran. Dann kommt Tadic in den Genuss den besten Mann am Feld zu bezwingen, ehe die Highlights Nummer 2 & 3 des Spiels folgen. Zuerst staubt Herbst zum vielumjubelten Anschlusstreffer für Kraftwerk Ü-30 ab, dann weiß keiner mehr was los ist, als Edgar Adam, Spieler der U-11 des SV Teubl St. Johann in der Haide, zum 1:14 für den SK Sturm trifft. Edomwonyi setzt nach Vorarbeit eines weiteren 3-Käsehochs mit seinem Hattrick den Schlusspunkt eines fantastischen Fußballspiels.
Der Fels in der Brandung
Letztendlich lässt sich sagen, dass die Gastgeber ohne den überragenden Jochen Thier wohl über 30 Gegentreffer kassiert hätten. Außerdem konnte er weitaus mehr Paraden als der Ex-Bochumer Esser verbuchen – das hat einen Eintrag ins Tagebuch verdient. Für Sturm war es schlussendlich nicht mehr als ein Trainingsspiel, deswegen lassen sich in Punkto Weiterentwicklung nicht sonderlich viel Schlüsse ziehen. Die Chancenauswertung hätte auf alle Fälle besser sein können, vielleicht liegt es aber auch einfach an Jochen Thier.
Jochen Thier: „Es war eine schöne Erfahung hier gegen Sturm zu spielen, auch wenn wir viele Tore bekommen haben. Ich glaube, sie haben uns auch noch etwas verschont“
Esser – Gantschnig, Schoissengeyr, Spendlhofer, Ehrenreich – Klem (1), Offenbacher (1), Bevab – Gruber, Kienast (4), Schick (2)
Bank: Schützenauer, Potzmann (1), Lykogiannis, Feyrer, Schnaderbeck(1) , Edomwonyi (3), Tadic (1), Adam [U-11-St. Johann] (1), Manuel [U-11-St. Johann]
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