Verbannt diesen Klub endlich von der europäischen Fußballlandkarte!
Wir sehen sie geradezu vor uns sitzen. Mit stolzgeschwellter Brust. Beim Durchforsten der internationalen Medien nach Fotos, Videos und Berichten ihrer Schandtaten. Wieder sind sie zum größten Teil davongekommen und lachen sich ins Fäustchen. Ihr sinnloser Lebensinhalt besteht darin, auf das nächste Fußballspiel zu warten. Denn nur da werden sie wahrgenommen. Als eine Horde von Vollidioten die überall Angst und Schrecken verbreiten. Kaum eine Fangruppierung innerhalb von Europa hat sich einen derartig miesen Ruf erarbeitet, wie jene von Feyenoord Rotterdam. Die Ereignisse von Graz reihen sich nahtlos ein in eine Chronologie der Gewalt, Zerstörung und Brutalität. Bereits 2006 schleuderten die Hooligans in Nancy Sitzschalen auf den Rasen, zertrümmerten eine Glaswand und attackierten die Polizei. Drei Jahre später bewarfen sie Ajax-Anhänger mit Flaschen, in Rom zertrümmerten sie einst den eben erst renovierten Piazza di Spagna, in der letzten Saison wurden sogar die Vereinsverantwortlichen von Union Berlin überfallen und körperlich attackiert. Nur ein kleiner Auszug aus ihren „Highlights“, ständig umrahmt von antisemitischen Tönen.
In Graz war man am Donnerstag gewarnt und wähnte sich gut gerüstet, diesen Wahnsinnigen Paroli bieten zu können. Es sollte jedoch ein Abend werden, der hierzulande alles bisherige in den Schatten stellte. Schon während der Partie versuchten immer wieder einzelne Feyenoord-„Fans“ in Heimsektoren zu gelangen, kam es zu Ausschreitungen, nach dem Treffer von Sturm, eskalierte die Lage dann vollends. Sämtliche Sanitäreinrichtungen im Gästeblock wurden zerstört, die Mitarbeiter der dortigen Kantine attackiert, Bierschläuche aus den Fässern gerissen und die Geldkassen auf den Boden geschleudert. Erst eine Hundertschaft der Einsatzeinheiten aus mehreren Bundesländern konnte die Chaoten zurückdrängen und friedliche Anhänger sowie Angestellte aus dieser Belagerung befreien. Was eigentlich als Fußballfest in Erinnerung bleiben sollte, endete in einer Nacht im Ausnahmezustand.
Fußball ohne Fans ist nichts. Von klein auf sind es die Ultras und die dazugehörige Fankultur, die diesen Sport für viele faszinierend machen. Vieles, wofür sie eintreten, ergibt Sinn. Und bringt viele Menschen überhaupt erst zum Fußball. Gleichzeitig aber ist es ein schmaler Grat zwischen Begeisterung, Leidenschaft, Faszination und purer Idiotie, auf dem sich Fußballfans oftmals bewegen. Die Medien blicken – wenn überhaupt – bestenfalls oberflächlich auf dieses Phänomen, nehmen die elektrisierenden Bilder dann aber doch gerne an. Heute Chaot, Depp oder Randalierer, morgen Teil einer aufregenden Kulisse – die altbekannte Krux mit den Ultras.
Differenzierung findet nicht statt. Das trifft jedoch auch in der Betrachtung der Exekutive zu. Eine Aversion ist rasch geboren und trübt in weiterer Folge den Blick. Man sieht Vorkommnisse aus einer bestimmten Perspektive – und übersieht plötzlich andere. Denn schwarze Schafe gibt es freilich überall, keine Berufsgruppe ist davor gefeit. Wechselt man allerdings die Lesart, darf es ebenfalls nicht weiter verwundern, wenn starke Ressentiments gegen Fußballfans entstehen – auch seitens der Exekutive. Die jüngsten Ereignisse untermauern das eindrucksvoll. Und relativieren auch das Auftreten der holländischen Polizei beim Auswärtsspiel der Blackys. Es scheint nun so, dass ein Fußballspiel in der größten Hafenstadt Europas, zwangsläufig kriegsähnliche Zustände mit sich bringt.
Freilich findet Differenzierung jetzt wieder nicht statt. Das heißt, einmal mehr werden nun natürlich alle Ultras mit Hooligans und anderen Chaoten über einen Kamm geschert. Gab es zuletzt in ganz Europa auffallend viele hässliche Ausschreitungen, sind Fußballfans aktuell ohnehin mehr denn je in Verruf. Und wenn man sich die Szenen der Feyenoord-Anhänger zu Gemüte führt, dann muss man sich auch eingestehen: leider zurecht. In Anbetracht all dessen lässt sich mit keinem Normalsterblichen mehr diskutieren, dass Fan- und Ultrakultur unproblematisch und unterstützenswert sind. Obwohl das für eine überwältigende Mehrheit zutrifft. Ebenfalls nicht zu erklären ist der Umstand, warum gewaltbereite Fans, die zerstörend durch die Straßen ziehen, wahllos Menschen verletzten oder gefährden und vor überhaupt nichts Halt zu machen scheinen, ein ums andere Mal mit ihrem verbrecherischen Verhalten davonkommen. Was muss passieren, damit man solch gemeingefährliche Kriminelle endlich vehement und lückenlos aus dem Verkehr zieht? Was muss passieren, damit Fankultur endlich wieder als etwas Erstrebenswertes erscheint, von dem man gerne selbst Teil ist?
Jeder Mensch, ob klein oder groß, sollte im positivsten Sinn elektrisiert von der Atmosphäre in einem brisanten Spiel sein. Doch niemand darf Angst haben, sich in oder rund um ein Stadion aufzuhalten. Es darf keinerlei Toleranz für all jene geben, die jedoch genau dafür sorgen. Es bedarf eines harten Durchgreifens, ohne gleichzeitig alle Fußballfans und Ultras pauschal zu verurteilen. Wer aber mit bekannten Gewalttätern, Randalierern und schlichtweg Kriminellen ein ums andere Mal gemeinsame Sache macht und mit ebenjenen mitmarschiert, darf letztlich kein Mitleid erwarten oder den großen Skandal sehen, wenn man ebenfalls unverhofft zum Handkuss kommt. Denn dann einmal mehr mit dem Finger auf die Exekutive zu zeigen, wäre nicht nur billig, sondern einfach lächerlich.
Auch dem Verein müssen nun endlich drakonische Strafen blühen. Kein Mensch glaubt den Klubverantwortlichen mehr, sich mit aller Vehemenz gegen diese schwarzen Schafe zu stemmen. In einer öffentlichen Aussendung war man zwar wieder einmal darüber „zutiefst betrübt“, dass sämtliche Schäden im Gästesektor beglichen werden, davon jedoch war nichts zu lesen. Diese bleiben nun an der Allgemeinheit hängen, auch wenn der SK Sturm hoffentlich versuchen wird, sich an Feyenoord schadlos zu halten. Zwar verhängte die UEFA schon mehrmals Geldstrafen oder Geisterspiele gegen die Niederländer, aber den europäischen Fußballverband plagen immer wieder ganz andere Sorgen. Zum Beispiel jene, aus jedweder sich bietenden Möglichkeit noch mehr Kohle zu lukrieren. Feyenoord Rotterdam ist fünfzehnfacher niederländischer Meister, gewann zwei Mal den UEFA-Cup und 1970 sogar den Meisterpokal, den Vorläuferbewerb der Champions League. Der Klub ist in Fußballeuropa viel zu groß, um ohne monetären Schaden über ihn jene Sanktion zu verhängen, die die einzig richtige wäre: Nämlich den mehrjährigen Ausschluss aus allen europäischen Klubwettbewerben, auch um ihnen jene Zeit zu geben die es braucht, sich ernsthaft neu zu erfinden und diesen gewaltbereiten Idioten, die als Fußballfans getarnt durch Europa marodieren, endlich habhaft zu werden. Schlichtweg alles denk- und menschenmögliche zu unternehmen, dass dieser Abschaum für den Rest seines Lebens nie wieder ein Fußballstadion von innen sehen wird.
Sehr starker Artikel, von meiner Seite braucht man nicht den Klub von jeglichem internationalen Spiel ausschliesen, aber ihre Fans. Keine Auswärtfans und jedes Heimspiel ein Geisterspiel für die nächsten fünf Jahre, wenn doch Fans im Stadion oder in der Stadt auftauchen sollten, drakonische Strafen für den Klub von Geld + Punkteabzug bis hin zum Ausschluss aus dem interantionalen Geschäfft und natürlich eine Verlängerung der Sperre für die Fans
Im Auswärtsspiel fragt man sich noch warum die holländischen Cops so aktiv-nervös sind und Auswärtsfans gehasst werden…mit jetzigem Wissenstand sind die Arme Kreaturen regelmäßig gegen diese Idioten kämpfen zu müssen.
Mann muss nicht die Fans sperren sondern nur die Ultra-Sektoren. Solange bis es eine interne Reinigung gibt.
Also was da alles vorgefallen ist ist schon sehr unglaublich.
Den Klub brauchst nicht sperren, aber rigoros alle Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit bis eine Selbstreinigung einsetzt. Sowas ist ja unpackbar, sollen sich die Boxer gegenseitig die Schädel einschlagen, aber so wie halt üblich arrangiert und abseits des eigentlichen Geschehens. Diese Zustände braucht aber genau niemand und dass das Stadion zerlegt wird ist wohl auch einmalig. Richtig gut ins Bild passt da auch, dass die Roten aus dem Grazer Norden mit dem Rotz eine Fanfreundschaft eingegangen sind. Und der Dielacher weiß natürlich wiedermal von nichts und bezieht nichtmal nach den Aktionen (auch) in seiner Stadt klar Stellung…
Dank der mangelnden Differenzierung zwischen gewaltbereiten Hooligans und Ultras darf man sich auch nicht wundern, wenn durch dieses Über-einen-Kamm-scheren der eventuell gar nicht so falsche Eindruck entsteht, es ginge allgemein um Kontrolle von organisierten Gruppen. Zum Handkuss kommen dann harmlose Fans und die Exekutivorgane vor Ort.
Feyenoord hat eine Zuschauerschnitt von 47500 (lt dem googlebeitrag den ich jetzt gefunden hab…) wieviele davon sind gewaltbereite Hooligans?
Ohne es zu wissen, wieviele Chancen Feyenoord gegeben wurden dem Problem Herr zu werden würde ich Ihnen die geben, bevor ich kA 98 – 99% der Fans wg 1 – 2% bestrafe.
wir sind wegen einem idioten, der den becher geschmissen hat, kollektiv bestraft worden. 15399 andere fans mussten dann draussen bleiben… da bist nich bei 1-2% sondern bei 1/15400…
Ja und hast das richtig gefunden?
@Gazzal:
Natürlich war es nicht richtig.
Aber das kam ein einziges mal vor, und wir wurden dafür hart bestraft. (Geisterspiel und €30.000,-)
Bei Feyenoord aber, ist es ein europaweit bekanntes Problem, dass nicht nur einmal bisher vor kam. Ich hab die videos der Verwüstung ein paar mal auf mein handy geschickt bekommen…
Also ein paar Geisterspiele und einige €100.000,- Strafe, dazu kein Kartenkontigent an Auswärtsspielen ist für mich wohl das mindeste. Vor allem auch, weil der Verein nicht wirklich gewillt ist hier was zu unternehmen.
Und da ist es mir völlig scheissegal ob 47.000 andere nicht ins Stadion dürfen.
Hier geht’s ums Detail, der Autor spricht über eine mehrjährigen Ausschluss aus allen Bewerben (ist ja schon mal was anderes als ein paar Geisterspiele) , ja schön dem Stimme ich auch zu aber nicht ohne dem Verein vorher eine Chance zu geben das zu regeln!
Weil auch wenn Sie das bis jetzt (aus welchen Gründen auch immer, da kenn ich mich bei Feyenoord zu wenig aus) nicht gemacht haben, muss ich ihnen meines Erachtens eine Chance geben. Auch wenn anderen hier, normale Fans scheißegal sind…
Regeln kann ich das überall, weil jedem Verein seine ‚Problemfans‘ Bekannt sind, frag nach beim Brausegetränkwerksverein,
oder zB in Paris wo es genauso ein Hooliganproblem gab das meiner Meinung nach sehr gut gelöst wurde.
„Bereits 2006 schleuderten die Hooligans in Nancy Sitzschalen auf den Rasen, zertrümmerten eine Glaswand und attackierten die Polizei.“
Da ist schon einiges an Zeit vergangen und auch einiges an Chancen gegeben worden. Natürlich wurden wir jetzt erst aufmerksam, weil’s uns betrifft. Dennoch bin ich der Meinung, dass hier schon sehr lange nur zugesehen wird. Offenbar bekommt der Verein das nicht in Griff/will der Verein das nicht in Griff bekommen.
Ausgezeichneter Kommentar, alles gesagt, alles auf den Punkt gebracht.
Was mich eher ratlos zurücklässt: Die benehmen sich ja immer und überall so. Wie kann es sein, dass sich die Polizei in den Niederlanden das Woche für Woche bieten lässt? Die Stadt Rotterdam? Alle anderen Klubs der Eredivisie? Seit Jahren!
Nachtrag: Einziger inhaltlicher Einwand – Feyenoord ist ganz gewiss nicht „too big to fail“. Ihre großen Zeiten hatten sie Anfang bis Mitte der 1970er Jahre. Letzter internationaler Erfolg: UEFA-Cup-Sieger 2002. Das ist 20 Jahre her.
Übrigens, Vorfall aus dem Jahr 2021. Blieb anscheinend auch ohne jede Konsequenz seitens der Klubverantwortlichen: https://www.n-tv.de/sport/fussball/Manager-tritt-nach-taetlicher-Fan-Attacke-ab-article22891991.html
Es ist zwar nur ein kleines, eher unwichtiges Detail am Rande, angesichts der unglaublich enthemmten kriminellen Energie, die Teile der Feyenoord-Fans an den Tag legten, dennoch war es für die Haltung dieser Fanszene mehr als bezeichnend: Nämlich dass während des gesamten Spiels, auch davor und danach, immer wieder eine russische Flagge präsentiert wurde…
Ich glaub das war keine russische (dachte ich zuerst auch erschrocken), sondern die slowakische. Im 27er eher weiter unten rechts vom Eingang (vom 9er aus gesehen), wenn du dort ungefähr meinst
Die slowakische Flagge hat zwar die selben Farben, auch von oben nach unten gesehen, aber ein markantes, doppelbalkiges Kreuz, links ausserhalb der Mitte.
Die russische dagegen hat den markanten, goldfarbigen Doppeladler in der Mitte.
Welchen Sinn würde Deiner Meinung nach das Zeigen der slowakischen Fahne haben?
Weil die einen slowakischen IV haben (David Hancko), der eine ziiiiiiemlich saubere Saison spielt bis dato…
Und ja, ich meine eben nicht den Adler sondern eben das Kreuz links oben gesehen zu haben
Nachsatz: die türkische Fahne die permanent gehängt ist galt wohl auch Kökcü und nicht Erdowahn
Es gibt auch eine rot-weiß-rote fürn Trauner
Im Winter kommen dann die selben Typen, um mit ihren Schi das Pflugfahren auf der Märchenwiese zu perfektionieren. 🙂 Interessant zu dem Thema ist das Buch „Geil auf Gewalt“ von Bill Bufort. Noch interessanter: Wenns kein Klo mehr im Awaysektor gibt, wo gehen die Rieder heute schei**en?
Die erste Konsequenz seitens der UEFA müsste zumindest einmal sein, dass dieser Verein KEINE Karten für Auswärtsspiele erhält. Das würde mMn zumindest einen Teil der Hooligans schon einmal fernhalten.