VAR als doppelter Spielverderber

Spielbericht: FC Salzburg vs. Sportklub Sturm 1:0 (0:0)

Nach dem mehr als erfolgreichen Grunddurchgang gastierte der SK Sturm am Sonntag-Nachmittag zum Auftakt der Play-Off beim seit 26 Heimspielen unbesiegten Serienmeister aus Salzburg. Deren Vormachtstellung im heimischen Fußball offenbarte sich auch in der Starf-Elf der Gäste: Gleich sechs Blackys traten an, um aus ihrer ehemaligen fußballerischen Heimat etwas mitzunehmen, auch wenn die Vorzeichen auf Punktezuwachs – wie eigentlich immer in Wals-Siezenheim – nicht besonders günstig standen. „Wir setzen uns neue, große Ziele“, brüllte der von zu vielen Energy-Drinks und der 1:7-Niederlage gegen die Bayern gezeichnete Stadionsprecher ins Mikrofon – ohne jedwedem Widerhall. Die Kommerzshow sollte losgehen – Fußballkultur at its worst, aber lassen wir das und widmen uns dem Geschehen am Grünen Rasen.

(c) Chris Bauer/Sturmtifo

Stürmische Start-Viertelstunde

Von der „Walze, die auf uns losrollen wird“ (O-Ton Christian Ilzer vor dem Spiel) war in den ersten Minuten wenig zu spüren, die ersten Möglichkeiten gehörte nämlich den Blackys: Der rechtzeitig fit gewordene Jakob Jantscher legte zurück auf Kapitän Stefan Hierländer, doch Goalie Philipp Köhn war mit dem Bein zur Stelle, kurz darauf kam Rasmus Højlund  nach Niangbo-Hereingabe zu einer weiteren Torchance. In dieser Tonart ging es auch weiter: Nach zehn Minuten war der Däne nach perfektem Jantscher-Zuspiel auf und davon, sein Mix aus Hereingabe und Torschuss fiel aber zu schwach aus und Oumar Solet rettete das Heimteam vor dem nicht unverdienten Rückstand. In Minute 16 klopfte das Heimteam dann zum ersten Mal an das Tor von Jörg Siebenhandl: Nach Hereingabe von Andy Ulmer kommt Karim Adeyemi freistehend zum Abschluss, verzieht aber zum Glück deutlich. 

Blackys verstecken sich nicht

In Minute 22 knöpfte Amadou Dante Adeyemi den Ball in der eigenen Hälfte ab, schickte mit einem idealen Pass Jantscher auf die Reise, der verarbeitet die Kugel perfekt, sein Abschluss ging aber rechts am Tor vorbei. Im Gegenzug dann das Heimteam und Glück für Sturm: Adeyemi versenkte die Kugel nach perfektem Zuspiel von Brenden Aaronson, doch stand zuvor hauchdünn im Abseits. Eine halbe Stunde war gespielt, als der starke Dante zum wiederholten Male sich die Kugel holte und Højlund perfekt in Szene setzte. Der Däne tanzte Solet aus, fasste sich erneut ein Herz, doch wieder fehlten nur einige Zentimeter auf den ersten Treffer dieser Partie. Und munter ging es auch weiter: Nach einem indirekten Freistoß durch Luka Susic – der unmittelbar zuvor Niangbo mit dem Stollen kurzfristig außer Gefecht setzte – kommt Adeyemi mit dem Hinterkopf an die Kugel, erneut fehlte nicht viel zum ersten Treffer. Trotz klarer Überlegenheit im Ballbesitz – bei ausgeglichener Torschussstatistik – gelang es dem Heimteam bei Weitem nicht die Grazer in den ersten 45 Minuten zu überrollen und so ging es torlos in die Halbzeitpause.

(c) Chris Bauer/Sturmtifo

Gegentreffer und unglückliche VAR-Entscheidung

„Abtasten“ gab es auch nach Wiederbeginn keines: Nach zwei Eckbällen für Sturm wurden die Salzburger schnell noch konkreter: Junior Adamu versuchte Siebenhandl mit einem Fersler zu überraschen, doch der Sturm-Goalie war zur Stelle. In Minute 55 konnte jedoch der Gästekeeper den Führungstreffer für das Heimteam nicht mehr verhindern. Zunächst köpfte Seiwald nach einer Solet-Flanke nur an die Unterkante der Latte, Maximillian Wöber war zur Stelle und traf – ebenfalls mit dem Haupt – problemlos. Der Anfang vom Ende? Mitnichten! In Minute 58 griff Seiwald im Sechzehner unglücklich ans Spielgerät. Klarer Elfer? Der elendslange VAR-Check verlief aus Grazer Sicht negativ und Schiri Muckenhammer revidierte seine ursprüngliche Entscheidung. Das offizielle Regelwerk besagt nämlich neuerdings, dass wenn der Ball im Zuge einer Abwehraktion dem verteidigenden Spieler an die eigene Hand geht, dies keine regelwidrige Aktion darstellt. Salzburg ob dieses Umstands beflügelt, übernahm nun die Kontrolle und kam durch Adeyemi und Aaronson zu weiteren Tormöglichkeiten. Während daraufhin Ilzer in Andreas Kuen Hoffnung schöpfte, schüttelte Gegenpart Matthias Jaisle die Wechseloptionen Benjamin Sesko und Noah Okafor lässig aus dem Ärmel. Der Schweiz-Nigerianer scheiterte auch gleich zwei Mal an Siebenhandl, die Führung der Salzburger war mittlerweile verdient.

(c) SturmNetz.at

VAR erneut Spielverderber

Sturm gab sich aber nicht auf und versuchte das spielerische Übergewicht der Salzburger mit Kampf auszugleichen, auf den Rängen gaben ohnehin die Gästefans deutlich den Ton an, auch wenn am Feld weiterhin die Salzburger die gefährlichere Mannschaft blieben. So knallte Sesko in Minute 79 nach Okafor-Hereingabe den Ball nur an die Latte, vielleicht auch ein Mitgrund dafür, dass sich zwei schwarz-weiße Flitzer auf das Feld verirrten. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spiel dann doch noch ein Funken Hoffnung: Zunächst scheiterte Højlund an Köhn, dann zeigte Muckenhammer nach Ulmer-Handspiel zum zweiten Mal auf den Elfmeter-Punkt. Und erneut nur vorübergehend. Wieder entpuppte sich der VAR als Spielverderber, auch dieses Mal war die Entscheidung wohl durch das Regelwerk gedeckt. Da in der fünfminütigen Nachspielzeit hüben wie drüben nichts mehr passierte, musste Sturm an diesem Abend die erste Pflichtspielniederlage des Jahres hinnehmen. Alles andere als ein Bauchfleck, wegen Doppel-VAR trotzdem mit bitterem Beigeschmack.

(c) Chris Bauer/Sturmtifo

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13 Kommentare

  1. CrazyBusiness sagt:

    Das sind ja schon Einwaller-Dimensionen 😮

    Daß der Salzburger Schiedsrichter bei der zweiten Elfersituation seinen Schwanz einzieht war nach der wahnwitzigen Entscheidung der ersten Elfersituation klar!

  2. pharao__77 sagt:

    Gute Leistung. Im letzten Drittel nicht konsequent genug. Aber auf der Leistung und vor allem der Steigerung vieler Spieler (Dante, Niangbo, Hierli, Gazi) kann man aufbauen. So blöd das nach einer Niederlage vielleicht klingt, das Spiel stimmt mich durchwegs optimistisch.

  3. Arch Stanton sagt:

    War ein gutes Spiel, das Hoffnung auf mehr zulässt.
    Zum Thema VAR kann ich nur sagen, dass wenn ich Entscheidungen sehen will, die nur Juristen oder Bürokraten treffen können, geh ich aufs Bezirksgericht.
    AUF DIE SCHWOAZN!!

  4. Ich glaube es war beim Stuttgart Spiel letzten Samstag wo ein ähnlich gelagerter Fall wie unser 1. Hands sehr wohl zum Elfer führte. Da frage ich mich schon ob die Regeln hier in Ö andere sind als in D. Oder ist der „Ermessensspielraum“ hier breiter gefächert?
    Aber offensichtlich gilt für Salzburg “ es darf nicht sein was nicht sein darf“.

    Ansonsten: Niangbos bestes Spiel bisher (Anm: bin nicht gerade Fan von ihm) Dante, Prass, JJ stark; Hierli leider noch nicht auf der Höhe.
    Fazit: Wenn man bedenkt dass das Dosen Tor ein Abstauber nach einem Standard war, stimmt mich das optimistisch für die kommenden Spiele. Nur Vorne müssen wir noch gefährlicher bzw. effizienter werden!

  5. Goe sagt:

    R. I. P. Handelfmeter

    Traurigen Herzens geben wir bekannt, dass unser geliebter, langjähriger Freund und Weggefährte

    Handelfmeter

    nach langer, schwerer Krankheit am Sonntag, 13.03.2022 für immer von uns gegangen ist. Seit der Erfindung des Fussballs und dessen Implementierung in unser soziales Gefüge war er stets auf allen Fussballplätzen dieser Erde anzutreffen. Er war uns immer allgegenwärtig, sorgte für Freud und Leid unter uns Fans. Nun hat er den langen, harten Kampf gegen das sich rasant verbreitende VAR-Virus verloren.

    Du bleibst uns ewig in Erinnerung! Deine treuen Freunde,
    Blutgrätsche, Notbremse, Letzter Mann und Offene Sohle!

    Wir bitten Euch an Stelle von Blumenkränzen Spenden an die Initiative Schiedsrichter In Not zu machen!

  6. Marchanno Diaz Rabihou sagt:

    ich glaube wir müssen umdenken… jahrelang haben wir uns von absichtlicher bewegung, hand zum ball, angelegter hand, angeschossen, im zweikampf, auf der linie, mafiösen wiener bevorzugungen etc. blenden lassen.
    VAR ist da anders – VAR kann sich im hirn des spielers vergewissern, wie viel absicht dabei war – oder auch wie unabsichtlich die hand dort als körperteil „erscheint“.
    eigentlich wünsch ich mir nur einen g.kreissl ausraster, machen wir uns es halt einfach – ABER VERARSCHEN LASSEN WIR UNS NICHT

  7. Schworza99 sagt:

    Also die ersten Minuten RB in die eigene Hälfte gepresst. Generell hatte Jörg in HZ1 wenig zu tun. Wir reden hier von RB.
    Meiner Meinung nach ganz starke Leistung gestern. Natürlich haben wir den Druck nicht durchgehalten und alles kannst nicht verhindern. Dennoch, wenn wir den Rest so spielen haben wir sehr gute Chancen auf einen EC-Fixplatz.

    Zum Elfer:
    Kann man geben, muss man nicht. Ich würde dem Schiri hier nicht die Schuld geben da die Handregelung ja sowieso irgendwas ist. Schiri A sieht nix, Schiri B gibt Elfer…ist halt so.

    Musst dir auf der Zunge zergehen lassen: RB gewinnt gegen uns nur aufgrund von 2 vorenthaltenen Elfmetern. Sagt sehr viel über die Starke Leistung aus.

    Jörg war gut bzw. eher unterbeschäftigt (arbeitet nix, raus mit ihm 😉 ), Dante muss hervorgehoben werden (gute Flanken!!!!). Jantscher für mich zu unmotiviert. Hat viel gewunken und sich aufgeregt, gelungen ist ihm wenig. Niangbo gut, ebenso Prass. Ein Oti wäre trotzdem gut.

    • CrazyBusiness sagt:

      zu den Elfer- und auch Nicht-Elferentscheidungen: jedes noch so klare Abseits wird nicht unterbrochen und auf Teufel-Komm-Raus weitergespielt auch wenn’s noch so deutlich ist! Gestern wurden Sturm von einem Salzburger Spielleiter zwei vielversprechende Aktionen gegen Salzburg geraubt, da sofort abgepfiffen und Minuten später mit einem Freistoß FÜR Salzburg fortgesetzt wurde!

  8. Nock-74 sagt:

    Wie kanns überhaupt sein, dass ein Salzburger so ein Spiel pfeifft? Nur weil er beim Oberösterreichischen Verband ist? So ein Schwachsinn!

  9. neubeginn sagt:

    Supi stoßrichtung..
    Munter weiter immer heiter, auf zur höhe..

    Sturm vor noch ein tor.

    Geilste fans.

  10. SchwarzSeher sagt:

    nur der Ordnung halber:
    beim Ballbesitz is leicht der Wurm drin, ich komm auf 119,5% gesamt 😉

  11. fid82 sagt:

    Den Klagenfurtern fehlen Wimmer und Gemicibasi gegen und gesperrt.
    Wenn man 2. werden will und jetzt noch mehr:
    Das ist zu Hause ein Pflichtsieg.

  12. Daniel Resch sagt:

    Ich persönlich sehe das so: die VAR’s können eigentlich nichts dafür: es steht aktuell genau so im Regelwerk – das Regelwerk gehört verändert, in dem Sinne das wenn mit der Hand eine klare Chance verhindert wird, es Elfmeter geben muss, eigentlich ganz einfach so wie es früher auch immer war. Sonst könnten wir in Zukunft ja gleich Volleyball spielen, Hauptsache Ball geht zu meinem Körper und Bang hau ich ihn mit der Hand halt weg. So geht das echt nicht weiter, zerstört den Fußball, Betonung liegt auf Fuß!

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