Und wenn die Schworzen wieder auswärts spielen …
Auch in diesem Jahr möchten wir euch die Zeit bis zum heiligen Abend etwas versüßen. Im heurigen Advent blicken wir zurück auf einige denkwürdige Ereignisse aus 3,5 Jahren SturmNetz. Hinter Türchen Nummer 8 verbirgt sich die Geschichte einer Busfahrt nach Amsterdam.
Und wenn die Schworzen wieder auswärts spielen …
Dann treten wir die Reise an! 2018 sollte es für die zahlreichen Sturmaficionados zu einer ganz besonderen Auswärtsfahrt kommen. Die geprügelte schwarz-weiße Fanseele lechzte sozusagen jahrelang nach einem internationalen fußballerischen Leckerbissen und Europacupflair in Graz. Als der Auftaktgegner Ajax Amsterdam zugelost wurde, erfüllte sich für viele Anhänger ein Traum. Der holländische Rekordmeister, ein Verein, den ich schon seit meiner Jugend verfolge und zugleich bewundere, zumal ob seines schönen Spiels auf dem grünen Rasen, aber zugleich auch aufgrund der Vereinsphilosophie. Wenn die Farben, der Heimdressen nur nicht so unausstehlich wären, könnte man sich ja fast schon mit den Niederländern identifizieren. So im Vorbeigehen hatten sie zudem beschlossen, sich mit hochwertigen Neuzugängen zu verstärken, nämlich Blind und Tadic, die von Manchester United beziehungsweise dem derzeit von Ralph Hasenhüttel trainierten FC Southampton gekommen waren.
Dies tat der Freude jedoch nur sehr wenig Abbruch und somit begann das wochenlange Kribbeln vor dem Auswärtsspiel in der atemberaubenden Johan-Cruyff-Arena, die man wohl zu den schönsten Stadien der Welt zählen kann. Verschiebbares Dach inklusive, aber das nur so am Rande. Doch von nun an galt es einige fundamentale Fragen zu klären, allen voran jene, wie man denn überhaupt nach Holland käme? Nachdem meine Wenigkeit traditionellerweise sich gerne etwas Zeit mit Dingen lässt und nicht allzu weit vorausplant, drängte die Zeit langsam und die verbliebenen Möglichkeiten schwanden. Zudem wurde ich zeitlich auch eingeschränkt, da ein längerer Verbleib in Amsterdam schlicht unmöglich war. Somit blieb nur mehr ein letzter Ausweg, nachdem sich ein zweiter Verrückter bereit erklärt hatte und der hieß: Busfahren.
Dieser Text soll sich weder mit dem legendären Corteo oder dem Spiel gegen Ajax an sich auseinandersetzen, sondern viel mehr mit einer unvergesslichen Busfahrt, die wohl das Paradebeispiel ist, was Fans für ihren Herzensklub auf sich nehmen. Los ging es beim Stadion in Liebenau, gut ausgerüstet mit reichlich Flüssignahrung und mit Spielkarten bewaffnet machten wir uns auf den Weg. Was sollte da schon schiefgehen? Die ersten Stunden waren von herzerwärmenden Schlachtgesängen und der Einnahme von Gerstensaft gekennzeichnet. Dieser drückte wohl so manch einem auf die Blase, was dazu führte, dass die WC-Anlage recht häufig bedient wurde. Dies sollte sich mit Fortdauer der Zeit jedoch schlagartig ändern, als sich einer der Gäste oral erleichterte und jene somit unbenutzbar machte (ich habe nie erwähnt, dass dieser Text die herausgeputzte Schönheit einer solchen Auswärtsfahrt beleuchten wird).
Dies drückte selbstverständlich aufs Gemüt und Ursachenforschung wurde betrieben. Alles und jeder wurde hinterfragt und der aufkeimende Geruch trug nicht zwingend dazu bei, dass sich die Stimmung besserte. Trotzdem ging die Fahrt ungebremst weiter und eine Truppe junger Kärntner feierte exzessiv bis in die ganz frühen Morgenstunden. Ob zwischen oben beschriebenen Vorfall und jener Gruppe eine Verbindung besteht, sei dahingestellt, doch wie immer gilt die Unschuldsvermutung. Wirklich viel Schlaf konnten wir nicht tanken, doch allen Widrigkeiten zum Trotz machten wir nach der Ankunft in Amsterdam gut gelaunt und topmotiviert die Stadt unsicher. Was folgte waren das legendäre Corteo durch die Amsterdamer Innenstadt, ein unglückliches Spiel in einem der schönsten Stadien der Welt und eine sich unendlich anfühlende Wartezeit bis wir endlich die Heimreise antreten durften.
Denn es sollte direkt nach der Partie wieder zurück nach Graz gehen. Nachdem das schwarz-weiße Fanherz an diesem Abend wieder einmal einen empfindlichen Stich erhalten hatte, waren wir durchaus enttäuscht. Da konnte selbst die bereitgestellte Menge an Gerstensaft von unseren sehr freundlichen Busfahrern, die das Spiel auch im Stadion verfolgten und sichtlich angetan von der Atmosphäre im Gästeblock waren, nicht mehr helfen. Als dann auch noch ein Mitglied des Busses fehlte, lagen die Nerven blank und Hohn und Spott waren demjenigen, sofern er noch rechtzeitig eintreffen sollte sicher. Tatsächlich gelang es ihm gerade noch pünktlich, sprich mit zirka einer Stunde Verspätung, einzukehren und die Rückreise konnte starten. Dass dieser junge Mann in Verbindung mit den oben erwähnten Kärntnern stand, muss glaube ich an dieser Stelle nicht zwingend noch einmal erwähnt werden.
Geschlaucht von den Reisestrapazen verlief die Rückfahrt wenig überraschend eher unaufgeregt. Wirklich emotional war jedoch das Schlussplädoyer unseres Busfahrers, das sich in dieser Form jeder Vereinsverantwortliche zu Gemüte führen sollte. In diesem bedankte er sich bei uns Fans für die Reise und die unglaubliche Stimmung im Auswärtsblock. Er war hellauf begeistert, dass Menschen so viel Zeit und Anstrengungen für diesen Verein investieren. Alles dafür geben, egal wie weit der Weg auch sein mag. In diesen zwei Tagen verbrachten wir mehr als die Hälfte davon im Bus, zu Konditionen, die wohl nicht gerade als extravagant bezeichnet werden können. Hat auch nur eine Person diese Reise ansatzweise bereut, obwohl wir das Spiel verloren haben? Nein, natürlich nicht, nicht einmal im Ansatz, obwohl einige davon, mir eingeschlossen, am nächsten Tag mehr als geschlaucht in der Arbeit waren. Es sind genau solche Erlebnisse, die die Menschen, welche diesen Verein im Herzen tragen, zusammenschweißen und zeigen, dass wir alle dieselbe Besinnung besitzen. Das ist Auswärtsfahren in Reinkultur und hier wird für mich persönlich der viel zitierte Sturmgeist ersichtlich.
Abschließend ein großes Dankeschön an meinen guten Freund Maxi für diese unvergessliche Auswärtsfahrt.
Die Kärntner waren wirklich das Highlight! In dem Bus hats zwar gestunken wie Sau aber geil war es trotzdem! Schöne Erinnerungen!