Überlegenheit
Es war einmal ein junger, verwirrter Mann, dessen Herz für den Lokalrivalen des SK Sturm schlug. Aufgrund dieser geistigen Verwirrtheit verschlug es ihn am 14. September dieses Jahres sogar einmal nach Innsbruck, um den Roten aus Weinzödl in einer Zweitligabegegnung auf die Beine zu schauen. Wenig überraschend ging die Partie an die Gastgeber, mit 2:0 setzten sich die Tiroler durch. Die Laune des jungen Mannes war danach aber nur für kurze Zeit im Keller, da er wenige Stunden darauf seinen besten Freund – den Verfasser dieser Zeilen – zum Feiern traf. Dieser hatte Stunden zuvor ebenfalls eine Niederlage hinnehmen müsste, sein SK Sturm verlor gegen den LASK mit 0:2, die Geschichten seines besten Freundes über den wunderschönen Tivoli brachten allerdings auch ihm wieder etwas Licht in sein durch und durch schwarzes Leben. So beschloss er, bei der nächsten Gelegenheit nach Innsbruck zu fahren und sich das Stadion in der Landeshauptstadt genauer anzusehen. Einen besseren Zeitpunkt als ein Spiel seiner Blackys hätte es dafür natürlich nicht gegeben und so wird der Autor morgen gemeinsam mit zwei Freunden die weite Reise nach Tirol antreten – mit im Gepäck: jede Menge guter Hoffnung sowie das schöne Gefühl, dass sein Verein im Gegensatz zu so manch anderem Grazer Klub in der höchsten Spielklasse agieren darf.
Bei Sturm-Trainer Nestor El Maestro kam vor der Partie gegen die WSG Tirol jedoch deutlich weniger Freude auf als beim Verfasser dieser Zeilen: „Die Mannschaft von Wattens hat sich zuhause überwiegend sehr stark präsentiert. Sie haben da einige gute Leistungen abgeliefert und hier und da auch unerwartete Siege geholt. Wir müssen auf jeden Fall unsere Topleistung abrufen, um am Ende erfolgreich vom Platz zu gehen.“ Beispielsweise wurde die Wiener Austria mit 3:1 besiegt, auch am letzten Wochenende zeigte die WSG gegen den LASK eine beherzte Leistung und musste sich erst nach einem späten Doppelschlag geschlagen geben. In letzter Zeit lief es bei den Tirolern im Großen und Ganzen allerdings gar nicht nach Plan, der letzte volle Erfolg liegt schon über ein Monat zurück – viel länger muss wohl kein anderer Verein des österreichischen Profifußballs auf einen Sieg warten. Wobei, einen Verein aus Graz gibt es dann doch. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Klarer Favorit
„Ich erwarte ein kompliziertes Spiel, unabhängig von den letzten Ergebnissen“, warnte El Maestro seine Mannschaft dennoch vor dem angeschlagenen Gegner. Selbst befinden sich die Murstädter in einer passablen Form, am vergangenen Wochenende holte man beim SK Rapid Wien ein 1:1-Unentschieden. In der Bundeshauptstadt musste der Tabellenfünfte bereits auf Thorsten Röcher verzichten, der Mittelfeldspieler droht auch in Innsbruck auszufallen. „Er ist immer ein Thema für die Aufstellung. Aber das Spiel kommt wohl noch zu früh. Uns fehlen ein paar Tage, um ihn fit zu bekommen“, so El Maestro. Ansonsten kann der Trainer aber aus dem Vollen schöpfen. Nicht nur deswegen gehen die Schwarz-Weißen als klarer Favorit in die Begegnung – das erste Saisonspiel gegen die WSG gewann man mit 2:0, der Sieg war dabei zu keiner Sekunde in Gefahr.
Generell kassierten die Grazer bis dato nicht allzu viele Gegentore, mit nur 17 erhaltenen Treffern liegt man ex aequo mit dem WAC auf dem dritten Platz – eine gute defensive Grundausrichtung wird wohl auch wieder gegen Wattens im Vordergrund stehen. Tormann Jörg Siebenhandl hat dafür bereits einen Plan: „Wir haben in dieser Woche darüber gesprochen, dass wir die zweiten Bälle gewinnen müssen. Das ist auf jeden Fall ein zentrales Element.“ Mit einem Sieg würde man den wohl entscheidenden Schritt Richtung Meistergruppe gehen, zudem würde man den Anschluss auf den am Ende der Saison wohl so bedeutsamen dritten Platz halten. Und noch viel wichtiger: Der Autor würde mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit zumindest eine weitere Saison lang das Überlegenheitsgefühl gegenüber seinem besten Freund in Sachen Fußball behalten.
Spieldaten:
Österreichische Bundesliga 2019/20, 16. Runde
Samstag, 30. November 2019, 17:00 Uhr, Tivoli Stadion, Tirol
Schiedsrichter: Robert Schörgenhofer
Mögliche Aufstellung:
Siebenhandl; Sakic, Donkor, Spendlhofer, Avlonitis, Hierländer; Dominguez, Huspek, Despodov, Kiteishvili; Balaj
Ersatz: Schützenauer, Schrammel, Leitgeb, Ljubic, Pink, Lema, Jantscher
Es fehlt bzw. fraglich: Röcher
Anzeige Mobil
Anzeige
RECENT POSTS