Trendwende?
Der Sechstplatzierte der Österreichischen Bundesliga und deren Schlusslicht eröffnen acht Runden vor Schluss in der idyllischen Untersberg-Arena den 29. Spieltag. Beide Mannschaften, sowohl der SK Sturm als auch der SV Grödig, benötigen im Vorfeld dieser Partie unbedingt einen Sieg. Die Salzburger, um den Anschluss an die neuntplatzierte SV Ried nicht zu verlieren und die Steirer, um nicht möglicherweise bald direkter Tabellennachbar der (noch) von Peter Schöttel trainierten Mannschaft zu sein. Andererseits schielt das Team rund um Chefcoach Franco Foda natürlich auch noch nach Europa, ein Dreipunkter ist essenziell, will man das Saisonziel „Platz vier“ nicht schon zweieinhalb Monate vor dem letzten Spieltag abhaken.
Für Tore im Spiel der Schwarzen soll einmal mehr Bright Edomwonyi, der im letzten Testspiel gegen Lok Zagreb aufzeigen konnte, sorgen. Der zweite Torschütze vom 2:2 gegen die Kroaten, Martin Ehrenreich, befindet sich nicht einmal im Kader. Hoffentlich rächt sich das nicht und die fehlende Torgefährlichkeit „Öhrli’s“ macht sich am Ende des Spiels nicht bemerkbar. Lukas Spendlhofer, gelbgesperrt, wird in der Innenverteidigung durch Wilson Kamavuaka ersetzt, dafür darf Sandi Lovric nach längerer Abstinenz wieder im defensiven Mittelfeld neben Daniel Offenbacher auflaufen. Die Flügel besetzen diesmal Andreas Gruber und Christian Klem, deren mangelhafter Torriecher soll vermutlich mit dem des Donis Avdijaj kompensiert werden.
Landesliga-Flair
Wenn du dir ein Fußballspiel in Österreichs höchster Spielklasse ansiehst und da weniger Zuschauer erscheinen, als zum Landesliga-Topspiel St. Anna – Gnas, weißt du, dass du in Grödig gelandet bist. „The final countdown“ leitet an einem milden Frühlingsnachmittag die „Partie der letzten Chancen“ ein, ehe Schiedsrichter Dominik Ouschan das Spiel pünktlich anpfeift. Nach nur drei gespielten Minuten auf sandigem Platz hätten die Gäste schon 2:0 führen können. Zuerst findet ein Flankenball von Charalampos Lykogiannis punktgenau den Kopf von Avdijaj, doch Torhüter Rene Swete kann den Ball mit einem großartigen Reflex an die Latte wehren und dann auch noch vor dem heranstürmenden Edomwonyi klären. Einen Augenblick später zieht Offenbacher aus 25 Metern ab, der mit Rechts angetragene Schuss geht aber von der Außenstange ins Toraus.
Das nächste Highlight, nimmt man einen Hosentausch von Bright Edomwonyi vorweg, ereignet sich erst wieder in Minute 27. Ein herrlicher langer Pass aus der eigenen Hälfte von Lykogiannis findet im gegnerischen Strafraum das Füßchen von Andi Gruber, einer gelungenen Ballannahme folgt aber ein nicht geglückter Abschluss – und die Topchance ist vertan. Nach 40 Minuten haben dann erstmals die Gäste in Person von Sturmspitze und -schreck Roman Wallner eine nennenswerte Tormöglichkeit. Nach einem Missverständnis zwischen Anastasios Avlonitis und Sandi Lovric zögert der gebürtige Grazer nicht lange und nimmt die Kugel volley, diese geht aber klar am Tor vorbei und kurz vor Schluss wird Robert Strobl nach einem Eckball sträflich alleine gelassen, dieser kann die Steirer aber nicht bestrafen, da Tanju Kahjan dessen Direktabnahme abblocken kann.

Im Gästesektor herrschte Stille über 90 Minuten – (c) Martin Hirtenfellner Fotografie
Landesliga-Stimmung
In der Nachspielzeit darf Sturm noch einen Konter fahren, der von Schalkes Leihgabe abgeschlossen wird und Swete zu einer Parade zwingt. Da der darauffolgende Eckball nichts einbringt geht es mit einem 0:0 in die Pause. Man kann die erste Hälfte folgendermaßen zusammenfassen: Die ersten fünf Minuten gehörten Sturm, die letzten fünf Grödig und die dazwischen dem Untersberg, denn sich an seinem Anblick zu ergötzen, war mit Sicherheit interessanter, als das Spiel an seinem Fuße. Auch, wenn sich Kahjan zwischendurch an Ouschans verlorenem Freistoßspray probieren durfte. Die „Ultras“ der Heimmannschaft haben auf jeden Fall jetzt schon Grund zum Feiern, sind die geschätzten zehn Stimmungsmacher auf der Nordtribüne wohl zum ersten Mal seit dem Aufstieg die lautesten Fans im „Stadion“. Die mitgereisten Sturm-Aficionados blieben, wie angekündigt, mucksmäuschenstill und tragen so dazu bei, dass dieses Spiel auf Landesliga-Niveau die dazugehörige Landesliga-Stimmung erhält. Obwohl, in St. Anna ging es sicher heißer zur Sache…
The nightmare goes on…
Die zweite Halbzeit beginnt wie die erste mit einer Top-Gelegenheit für die Gäste. Lovric bringt eine Flanke gut in den Strafraum, Grubers toll angesetzter Kopfball zwingt Swete zu einer weiteren Glanztat. Dieser ist sowieso am besten Wege, zum Man-of-the-Match für die Grödiger zu werden. Nach einem Freistoß durch Avdijaj steht Kamavuaka urplötzlich vollkommen frei vor dem Schlussmann der Gastgeber, um diesen dann anzuschießen. Der Abpraller landet bei Offenbacher, der mit seinem Schuss erneut einen Eckball erzwingt, da Swete den Ball gerade noch über die Latte lenken kann. Nachdem sich Ouschan schon zum dritten Mal unfreiwillig seines Freistoßsprays entledigte und diesen nun ganz zur Seite legte, hat der eingewechselte Reagy Ofosu die Chance auf die Führung der Salzburger. Kapitän Michael Esser ist jedoch mit einer Fußparade zur Stelle.
Nach einer Stunde reagiert Foda und beendet Klems unauffälligen Arbeitstag mit der Einwechslung von Marko Stankovic. Dessen Offensivstärke wird Sturm nun auch bitter benötigen, denn nach 67. Minuten führt der SV Grödig. Ex-Blacky Tobias Kainz flankt auf den völlig blanken Robert Strobl und unter euphorischem Jubelgeschrei von Manager Christian Haas bezwingt der eine Kapitän den anderen. Danach muss auch Lovric vom Feld, Sascha Horvath soll für mehr Schwung sorgen. Avdijaj hat fünf Minuten später den Ausgleich auf dem Fuß. Nach einer weiteren gefährlichen Flanke vom Griechen auf der linken Abwehrseite schiebt der Deutsch-Albaner den Ball aber am Tor vorbei.

(c) Martin Hirtenfellner Fotografie
…but (hopefully) ends right here!
Dann steht es aber 1:1! Ähnlich wie bei der Chance zuvor kommt Avdijaj nach Horvath-Flanke im Strafraum an den Ball und bezwingt Swete mit einem trockenen Schuss ins Eck. Im Gegensatz zum verzweifelten Christian Haas kann ein junger Sturm-Fan neben ihm seinen Jubel kaum bändigen. Der Auswärtsfanblock bleibt weitestgehend ruhig. Drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit schöpft Foda sein Wechselkontingent aus: Er bringt Kristjan Dobras für Offenbacher ins Spiel. Und kurz vor Schluss sollte tatsächlich noch das Unglaubliche passieren, etwas, was selbst den sonst so gesprächigen Christian Haas verstummen lassen sollte.
Beiden Mannschaften wird nochmals ein Freistoß zugesprochen, doch während Kainz mit seinem Schuss Esser nicht bezwingen kann, mutiert Andi Gruber in der Nachspielzeit zum Matchwinner. Den ruhenden Ball auf der anderen Seite tritt Avdijaj und dieser findet die Nummer 22, der Swete mit seinem Kopfball keine Chance lässt. Grödig ist komplett gebrochen und läuft, nachdem man alles nach vorne wirft, nochmals in einen Konter, den abermals Gruber nach Zuspiel von Avdijaj durch die Beine vom sonst so überragenden Swete vollendet.

Am Ende hatte das Heimteam keinen Grund zur Freude – (c) Martin Hirtenfellner Fotografie
What a game…
…würde Sturms Medienabteilung jetzt wohl sagen. Die Grazer fahren einen immens wichtigen Auswärtssieg ein, nachdem Grödig eigentlich schon auf Siegeskurs war. Während Sturm den hinteren Rängen zumindest vorerst den Rücken zukehrt und wieder Richtung Europa schielen darf, wird es für Grödig nun richtig eng. Gut möglich, dass die Kicker aus der Steiermark dem Anblick des Untersberg für längere Zeit lebewohl sagen müssen. Hauptsächlich dank Donis Avdijaj und Andreas Gruber, die gemeinsam fünf Scorerpunkte verbuchen konnten. Ob die Trendwende nun tatsächlich gelungen ist, wird sich im nächsten Heimspiel gegen Altach zeigen.
Stimmen zum Spiel
Franco Foda:
Andreas Gruber:
Donis Avdijaj:
Peter Schöttel:
Spieldaten
Galerie
Die Spieler könnt ihr HIER bewerten!
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