Systemelastische Rotation unter Heiko Vogel
Fünf Spiele im neuen Bundesliga-Jahr sind absolviert. Lediglich vier Punkte konnten die Spieler des SK Sturm Graz in jenen Duellen einheimsen, unter dem Strich eine durchaus enttäuschende Ausbeute. Das Positive vorweg: Die Blackys scheinen nun endlich aus dem Winterschlaf erwacht zu sein und sind am stetigen Weg der Besserung. Nun wollen wir das bisher auf den Platz Gebrachte genauer unter die Lupe nehmen.
Ein vielversprechendes Trainingslager
Am 4. Jänner 2018 startete der Neo-Coach mit den Schwarz-Weißen in die Vorbereitung auf ein vielversprechendes Frühjahr. Immer wieder betonte der Deutsche, dass es ein absolutes Privileg sei, gut ein Monat Zeit gehabt zu haben, um sich akribisch auf seine neue Arbeit vorzubereiten. Voller Tatendrang meinte Vogel beim Trainingsauftakt, dass er ein tolles Fundament übernommen habe, mit dem gelte es nun zu arbeiten. Seine ersten Ideen: Die Abwehrkette etwas höher zu positionieren und aggressiver nach vorne zu verteidigen, viel Ballbesitz und im Falle eines Ballverlustes so schnell wie möglich wieder an das Spielgerät zu kommen. So weit, so gut.
Während die ersten zwei Testspiele (4:2 gegen Allerheiligen und 2:2 gegen Blau-Weiß Linz) getrost als erstes Beschnuppern zwischen Neo-Trainer und Mannschaft gedeutet werden konnten, demnach noch keine taktischen Offenbarungen an den Tag gelegt wurden, ging es am 14.01. in das Trainingslager im südspanischen Sotogrande. Dort sollte an einem neuen System, entsprechend den Vorstellungen von Heiko Vogel, gearbeitet werden. Bereits in den ersten Trainings zeichnete sich ab, dass sich der Trainer auch dazu entschieden hatte, die Grundformation vom unter Vorgänger Franco Foda erfolgreich praktizierten 5-4-1-System in eine 4-3-3-Formation umzuändern – dies bestätigte er auch auf unserer Nachfrage.
Ein 4-3-3 sollte es also werden. In den Trainings wurde hart an dieser neuen Spielidee gearbeitet. Immer wieder ließ sich der zentrale, defensiv orientierte Mittelfeldspieler, zumeist Sandi Lovric oder James Jeggo, zwischen die zwei Innenverteidiger zurückfallen, um den Spielaufbau zu organisieren, während die Außenverteidiger mit nach vorne gingen und zumeist ins Zentrum einrückten. So versuchte man immer wieder, situationsbedingt auf zügige Art und Weise ein Überzahlspiel, in Form eines 3-5-3, zu erzeugen. Weiters zu beobachten war das enorm hohe Laufpensum der vordersten Reihe, immer wieder forderte der Coach die drei offensivsten Akteure lautstark dazu auf, die gegnerische Abwehr durch starkes Pressing unter Druck zu setzen. Wie aufgezuckert versuchten jene, diese Philosophie bestmöglich umzusetzen und speziell bei den Testspielsiegen gegen den FC Basel (4:2) und Dynamo Kiew (2:0) schien es so, als hätten die Grazer die neue Spielweise bereits in rekordverdächtiger Zeit verinnerlicht. Man konnte sich getrost auf den Frühjahresauftakt freuen – die Zeichen standen gut, die Erwartungshaltung stieg durch die Verpflichtungen von Bright Edomwonyi und Jakob Jantscher zusätzlich noch einmal an.
Am Boden der Realität angelangt, Auftakt verpatzt: 4-3-3
Mit großer Euphorie startete die gesamte Sturmfamilie in das neue Bundesligajahr, der Gegner sollte Mattersburg heißen, gespielt wurde auswärts im Pappelstadion, wo man schon den Frühjahresauftakt 2017 in den Sand setzte. Dies sollte sich auch in diesem Jahr nicht ändern. Wieder kam der 1:0-Sieger aus dem Burgenland. Doch nicht nur das enttäuschende Resultat, das in Mattersburg schon einmal passieren kann, brachte so manchen Sturmfan zum Grübeln – das Gezeigte war schlichtweg schlecht. Donis Avdijaj hätte das Spiel seinerzeit wohl als „Grottenkick“ bezeichnet. Doch aus welchem Grund konnte Sturm an jenem Samstag so überhaupt nicht das Spiel an den Tag legen, dass man sowohl im Trainingslager als auch in den Testspielen bereits bestaunen durfte? Aufgrund der Gelbsperren von James Jeggo und Stefan Hierländer sowie dem verletzungsbedingten Ausfall von Thorsten Röcher sah sich Vogel bereits in seinem ersten Pflichtspiel für die Grazer dazu gezwungen, zu improvisieren.
Da er sich bereits darauf vorbereiten konnte, dass zwei Mittelfeldspieler gesperrt fehlen werden, bot er Dario Maresic auf der Solosechs auf. Der Gedanke dahinter war wohl, dass der Youngster, wie in den Trainings vor dem Auftakt eingeübt und im letzten Testspiel praktiziert, den „Abräumer“-Job von James Jeggo übernehmen sollte und sich bei Offensivaktionen, bei denen sich auch die Außenverteidiger einschalten, in das Zentrum der Innenverteidigung fallen zu lassen. Aufgrund dessen, dass Maresic schon in der Jugend und im Nachwuchsnationalteam auf dieser Position gespielt hat, schenkte ihm der Coach das Vertrauen auch diese etwas ungewohnte Position mit der typischen Maresic-Abgebrühtheit erfolgreich zu meistern. Man möge im Hinterkopf behalten, dass ein Sandi Lovric auf der Bank saß. Die zweite Überraschung tätigte der Coach auf den Flügelpositionen, so bot Vogel in der Startelf Huspek auf links und Schmerböck auf rechts auf. Wieso das? Diese Maßnahme ist prinzipiell schnell erklärt, konnte man dessen Ansätze doch bereits in Sotogrande erkennen. Heiko Vogel bekrittelte im Trainingslager immer wieder, dass die Flügelspieler für seinen Geschmack zu wenig Zug zum Tor an den Tag legten, zu wenig in die Mitte zogen. Daher bot er Marc André Schmerböck bereits in den Trainings immer wieder auf der rechten Seite auf – immer wieder wusste dieser auch auf rechts zu überzeugen. So weit dürften die Überlegungen in Mattersburg einigermaßen nachvollziehbar sein. Früchte trugen sie allerdings keineswegs. Maresic spielte die wohl schlechteste Partie bisher im schwarz-weißen Dress, wirkte mit seiner Aufgabe maßlos überfordert, spielte einen Fehlpass nach dem anderen, kam zu spät in die Zweikämpfe und vertändelte oft den Ball, einfach, weil er wesentlich früher angepresst wurde. Die Flügelspieler schienen sich auf den für sie spiegelverkehrten Seiten überhaupt nicht wohl zu fühlen – deshalb wurden diese in der Halbzeitpause auch wieder zurück auf ihre eigentlichen Positionen gewechselt. Sturm hatte viel Ballbesitz, wusste mit diesem aber absolut nichts anzufangen. Kaum konnte man wirklich für echte Gefahr vor dem Burgenländer Tor sorgen, agierte man zu behäbig und zu wenig zielstrebig, es fehlten die Schärfe und die Genauigkeit im Passspiel. Somit ließ Sturm etliche Grundtugenden vermissen, ohne jene es, unabhängig des Systems, de facto nicht möglich ist, auswärts im Pappelstadion oder anderswo zu bestehen.
Ein weiterer Gedankenzug des Trainers ging nicht so auf, wie er sich das wohl vorstellte: Die Außenverteidiger Schrammel und Koch sollten immer wieder in die Mitte rücken, um so Gegenspieler zu binden und den eigentlichen Flügelspielern Schmerböck und Huspek mehr Raum zu verschaffen. An sich eine Idee, die durchaus funktionieren kann, teilweise auch funktionierte, allerdings vermochten die ab und an dann doch gut in Szene gesetzten Flankenspieler nichts mit den ihnen zur Verfügung stehenden Räumen anzufangen, während die Flügelspieler am Rande des Abseits auf Zuspiele warteten, anstatt sich zurückfallen zu lassen und den freien Raum sinnvoll zu besetzen. Kritisch wurde es dann allerdings immer wieder, wenn in einer solchen Situation Pässe zu ungenau gespielt wurden und aus den daraus resultierenden Ballverlusten Kontersituationen entstanden. Aufgrund der in die Mittelfeldzentrale gerückten Außenverteidiger und einem Maresic, der sich dann eben nicht, wie gedacht, immer perfekt fallen ließ, waren oft plötzlich nur mehr Kapitän Christian Schulz und Christian Schoissengeyr da, um die Angreifer zu stoppen. Dass diese zwei Herrschaften nicht die allerschnellsten und wendigsten Spieler sind, ist wohlbekannt. Somit gelang es Mattersburg immer wieder, durch einfache Ballverluste Sturms im Mittelfeld ganz schnell in gefährliche Kontersituation zu kommen.
Als Fazit zum verpatzten Auftakt in Matterburg könnte man sagen, dass Heiko Vogels Überlegungen in der Theorie und eventuell auch im Training durchaus überzeugen konnten, doch im Pappelstadion gingen wohl all jene taktischen Veränderungen gehörig in die Hose. Mattersburg verteidigte konsequent, verschob als Mannschaft hervorragend und machte die Räume im eigenen Drittel sehr eng. Dank der Fehleranfälligkeit der Grazer war ein Sieg für die Hausherren nie wirklich in Gefahr. Das war wohl nix!
Gruselige Niederlage gegen den WAC: 4-3-3
Eine Auswärtsniederlage in Mattersburg kann schon einmal vorkommen, kein Grund, in Graz den Kopf hängen zu lassen. Mit der Erwartung auf einen Sieg gegen den Lieblingsgegner aus Wolfsberg startete man in das erste Heimspiel im neuen Jahr. Heiko Vogel, der offenbar ebenso wenig angetan von der Leistung in der ersten Partie war, stellte auf drei Positionen um. Jakob Jantscher kam zu seinem Blitzdebüt in der Startelf, Stefan Hierländer kam für den nun in diesem Spiel gesperrten Peter Zulj zurück in die Starformation und James Jeggo ersetzte den erkrankten Dario Maresic auf der Sechs. Noch einmal startete Heiko Vogel den Versuch, sein 4-3-3-System erfolgreich umzusetzen. Wer in Mattersburg dachte, es geht nicht schlimmer, wurde in Graz eines Besseren belehrt. Die Grazer hatten viel Ballbesitz, nicht mehr und nicht weniger. Gefährliche Offensivaktionen? Fehlanzeige. Jakob Jantscher wirkte aufgrund seines Trainingsrückstandes absolut noch nicht bundesligatauglich und war ein totaler Fremdkörper am Spielfeld. Auch gegen die Kärntner versuchte man, mithilfe von hohem Ballbesitz das Spiel selbst in die Hand zu nehmen. Doch zu wenig Kreativität und Tempo machten die Grazer zum zweiten Mal enorm ungefährlich. Wie schon in der ersten Partie funktionierte der Positionswechsel der Außenverteidiger in die Mitte absolut nicht, schon wieder schlichen sich im Spiel der Grazer zu viele Abspielfehler ein. Das einzige Trostpflaster war für lange Zeit, dass auch der schwache WAC keinen Profit aus den Grazer Fehlern schlagen konnte. Wollte man zumindest meinen. Ein stümperhafter, technischer Fehler Schoissengeyrs ermöglichte dem schnellen Majeed Ashimeru eine Eins-gegen-Eins Situation mit Siebenhandl, welche die Leihgabe aus Salzburg verwerten konnte. Die einzig wirklich gefährliche Torchance der Gäste führte demnach bereits zur Führung.
Sturm konnte in Folge seinem Angriffsspiel durch Emeka Eze zwar noch etwas Leben einhauchen, zu einer wirklichen Torchance kam man allerdings nicht mehr. Die Sturmakteure scheinen dem Wunschsystem von Heiko Vogel einfach noch nicht gewachsen zu sein. In einer derartig ballbesitzorientierten Spielanlage sind ein exaktes und schnelles Passspiel, ebenso kreative Offensivaktionen mit viel Rotation und hoher Laufbereitschaft unabdingbar. Dazu war Sturm in den ersten zwei Spielen schlichtweg nicht in der Lage. Dessen wurde sich nach dem Spiel wohl auch Heiko Vogel bewusst, der meinte, dass die Niederlage auf seine Kappe ginge. Zwar zog der Neo-Trainer aus der Auftaktniederlage viele richtige Schlüsse, stellte sein Team jedoch nicht effektiv genug ein. Was blieb: Pure Enttäuschung und Ratlosigkeit.
Überraschende Systemumstellung gegen Rapid und Salzburg: 5-4-1
Eines kann man dem Coach, auch wenn sein Spielplan weder gegen Mattersburg, noch gegen den WAC aufging, nicht vorwerfen: Heiko Vogel hält nicht ein ums andere Mal an einem nicht funktionierenden System fest. Darüber hinaus spricht der Deutsche sehr offen über Fehler, gesteht sich diese ein und übernimmt Verantwortung. Beim Auswärtsspiel gegen Rapid schickte er plötzlich eine sehr an das bereits im Herbst praktizierte System – eine mit Fünferkette angelehnte Startformation – auf das Feld. Endlich konnte Vogel zudem auch auf seinen gesamten Kader zugreifen. Somit rückte Maresic wieder auf die ihn eigentlich zugedachte Position in der Innenverteidigung und Lukas Spendlhofer ersetzte den zuletzt wirklich schwach agierenden Christian Schoissengeyr. In der Mittelfeldzentrale ersetzte Lovric, an der Seite vom wieder einsatzberechtigten Peter Zulj, den angeschlagenen James Jeggo. Auch Thorsten Röcher meldete sich rechtzeitig wieder fit. Sturms Spielplan war ganz klar ersichtlich und erinnerte an erfolgreiche Herbstspiele: Aus einer kompakt stehenden Defensive heraus auf Fehler des Gegners zu warten, um dann ein blitzschnelles Umschaltspiel aufzuziehen. Erzwungen sollten diese Fehler mit einem tollen Pressing der Offensivreihe rund um Deni Alar, Thorsten Röcher und Philipp Huspek werden. Erstmals trugen die taktischen Überlegungen Vogels auch Früchte: Die immer wieder anpressenden Sturmspieler setzten die Verteidigung der Hütteldorfer regelmäßig unter Druck und zwangen diese somit zu Abspielfehlern oder weiten Abschlägen. So konnte Sturm in der ersten Halbzeit gleich drei Mal zu Topchancen gelangen, eine davon konnte man auch in ein Tor ummünzen. Auch in Hälfte zwei konnte man durch derartige Aktionen immer wieder für Nadelstiche sorgen, auch wenn man das Offensivpressing im Laufe des Spiels etwas zurückdrehte. Ballbesitz? Fehlanzeige. Den überließ man in diesem Spiel den Hütteldorfern, die durch ein sehr schönes Tor noch einen Punkt erkämpfen konnten. Die Leistung der Sturmmanschaft und auch der Spielplan waren im Allianz-Stadion absolut in Ordnung und machten Mut für die kommenden Aufgaben. An diesem Tag scheiterte man bestimmt nicht an Vogels System, sondern an der eigenen Chancenverwertung. Die Rapidler kamen in 90 Minuten zu genau zwei gefährlichen Aktionen, nämlich zwei Weitschüssen; ein probates Mittel gegen einen Gegner, dessen Spielanlage hauptsächlich auf Flügelspiel ausgelegt ist. Kein Team der Liga schlägt mehr Flanken pro Match, da hatte Sturm viel dagegenzusetzen.
Auch gegen Salzburg spielte man ein 5-4-1-System, jedoch mit personellen Änderungen: Hierländer ersetzte Huspek und Eze rutschte statt Alar in die Startelf. Wie schon gegen Rapid, zeigte man im altbewährten System eine sehr ambitionierte Leistung, konnte gegen den Ligakrösus zwei Tore erzielen, musste sich in diesem Spitzenspiel ganz einfach der stärkeren Mannschaft geschlagen geben. Zwar konnte man dank eines starken Antritts und perfekter Vorlage von Eze auf Hierländer in Führung gehen, doch ein absoluter Geniestreich von Valon Berisha ermöglichte den Gästen, noch vor der Pause auszugleichen. Beim 2:1 für Salzburg rückte Spendlhofer genau jene zwei Schritte nach vorne, die den Raum für den Pass in die Schnittstelle der Abwehr ermöglichte. Sturm musste reagieren, machte auf und wurde dadurch anfälliger für Konter. Wie bereits im Spiel zuvor kämpfte man bis zum Schluss, jedoch nicht mehr darum, einen knappen Sieg über die Zeit zu bringen, sondern um eine Niederlage zu verhindern. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, man hatte Salzburg gut im Griff, aber die Werkself zeigte im letzten Drittel einfach klar, wer naturgemäß die aktuell qualitativ hochwertigere Mannschaft ist. Im Mittelfeld konnte Sturm mittels Aggressivität dagegenhalten, wenn man den Salzburgern aber nur eine Sekunde lang zu viel Platz ließ, dann wussten sie diesen auch eiskalt auszunützen. Beeindruckendes Spiel der Gäste, aber auch Sturm machte an diesem Nachmittag sehr vieles richtig – Heiko Vogel sprach nach dieser Niederlage zurecht vom „bisher besten Pflichtspiel seiner Sturm-Ära“.
Taktische 180 Grad Wende im Cup
Komplett konträre Vorzeichen gab es im Cup gegen den SV Wimpassing. Der Viertligist spielte teilweise mit Siebenerkette hinten drinnen. Ja, sieben Verteidiger. Sturm konnte, dank einer wunderbaren Kombination, sehr früh durch Huspek in Führung gehen. In dieser Phase des Spiels standen die Verteidiger der Wimpassinger wohl so hoch wie in den ganzen 88 Minuten danach nicht mehr. Diese Lücke konnte man sofort attackieren und ausnutzen. Bis zur Pause kombinierte man sich in Windeseile bis an den Strafraum, der letzte Pass fand aber zu selten sein Ziel. Die Spieler dürften mit recht vielen Freiheiten ausgestattet worden sein, so spielte Zulj extrem offensiv, ein Alar verließ seine Postion auffällig oft und zudem versuchte er es auch aus allen Lagen mit einem direkten Torschuss. In der zweiten Halbzeit konnte man den Defensivverbund zunehmend „mürbe“ spielen, ein wunderschöner Schlenzer aus der Distanz von Zulj machte den Sack zu. Am Ende versuchte man viel, etwas zu oft wirkte man dabei zu verspielt, am Ende ging alles gut und der erwartete Pflichtsieg wurde eingefahren.
Something new again? 4-4-2
So einige Sturmbeobachter überraschte Heiko Vogel dann am vergangenen Wochenende abermals: Nachdem sein 4-3-3 vorerst gescheitert schien und das 5-4-1 gegen Rapid und Salzburg relativ gut umgesetzt wurde, erwarteten viele eine Fortsetzung dieser Spielanlage, doch nicht mit Heiko Vogel. Gegen die Linzer schickte der Deutsche wieder eine neue Startformation auf das Feld. Diesmal sollte es ein 4-4-2 werden. Im Vorfeld des Spiels betonte der Sturmtrainer immer wieder das sehr aggressive Spiel der Linzer und darauf stellte man sich – Spoileralarm! – absolut perfekt ein. Die Vierer-Abwehrkette bestehend aus Potzmann, Spendlhofer, Maresic und Koch lieferte eine sehr abgebrühte, über 90 Minuten solide Leistung ab. Immer wieder versuchte man dem aggressiven Pressing der Linzer mit hohen Bällen in die Doppelspitze Edomwonyi/Eze entgegenzuwirken. Die Oberösterreicher kamen nur schwer in die Zweikämpfe, da Sturm versuchte, so gut wie möglich nicht durch die Mitte zu kombinieren. Den Linzern wurden somit weniger Möglichkeiten für schnelle Balleroberungen mit anschließenden Kontern angeboten. Oft versuchte Sturm entweder hoch auf die Doppelspitze nach vorne zu spielen oder man kombinierte sich auf der linken Offensivseite nach vorne. Dabei sei vor allem das gute Zusammenspiel zwischen Röcher und Potzmann erwähnt, aber auch Zulj war auf der linken Seite immer wieder präsent. Mit seiner Klasse hatte Sturm einen Spieler, der selbst unter Druck den Ball mit viel Qualität an seine Mitspieler verteilte. Zwar wurde er von den Linzern konsequent gedeckt, wenn am Ball sogar gedoppelt, aber Zulj hatte einen feinen Tag, auch beim Zuschauen wurde einem klar „dem Schulpeda taugts heut wieder!“. Ein ums andere Mal konnte auch Philipp Huspek stark in Szene gesetzt werden, dieser war aber oft gezwungen, mit dem noch nicht ganz eingebundenen Edomwonyi zu kombinieren, denn Koch verweilte die meiste Zeit eher passiv in der Defensive, sicherte ab und konnte so auch die meisten Bälle aller Grazer erobern. Der Führungstreffer nach einer Standardsituation war in der Entstehung etwas glücklich (Abseits vor dem Freistoßpfiff), doch dank des anschließenden ersten Pflichtspieltors von Maresic extrem wichtig für den weiteren Spielverlauf der Grazer. Die Führung war vor allem aber in jedweder Hinsicht verdient.
Auch in Hälfte zwei zeigten die Schwarz-Weißen eine sehr konzentrierte und starke Performance. Bezeichnend für die Vogel’sche Taktik war dann das Zwei zu Null. Röcher hatte den Ball auf der linken Außenbahn, überbrückte das gesamte zentrale Mittelfeld mit einem perfekten, weiten Pass auf die andere Flanke (der einzige Pass dieser Art, der auch ankam) auf Philipp Huspek. Dieser brachte sich zuerst mit einer suboptimalen Ballannahme eigentlich in eine schlechte Position, vernaschte in Folge aber seinen direkten Gegenspieler, während Eze zwei Verteidiger an sich binden konnte und Edomwonyi den Mittelfeldspieler Peter Michorl mit seinem Laufweg mit in den Strafraum zog. Michorl machte infolge Platz für den Nachrückenden Peter Zulj, welcher völlig alleinstehend aus 23 Metern mit einem Außenristschlenzer zum 2:0 traf. Ein taktisch exzellenter Spielzug der Blackys: Spielverlagerung, nachrücken, Räume schaffen, nachrückende Spieler besetzen diesen, konsequent zu Ende spielen. Als Fazit des Spiels in Pasching kann getrost behauptet werden, dass Sturm den Spielplan von Heiko Vogel nahezu perfekt umgesetzt hat, speziell der zweite Treffer darf als Konsequenz der Spielanlage bezeichnet werden, denn hier spielten alle taktischen Komponenten zu einem perfekt gespielten Angriff zusammen.
Eine auf den Gegner abgestimmte Unberechenbarkeit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Heiko Vogel in den ersten fünf Spielen nun bereits auf drei völlig unterschiedliche Spielideen zurückgegriffen hat. Letztere überzeugte dabei wohl am meisten. Auch die Tatsache, dass der Trainer viel rotiert und gegen den LASK völlig zurecht auf zwei schnelle Stürmer im Angriff setzte, stellte sich als absolut richtig heraus. Selbiges gilt für seine Maßnahme, den aktuell seiner Form hinterherlaufenden Deni Alar draußen zu lassen.
Nach einer schwachen Vorstellung (Mattersburg) folgte eine weitere schwache Vorstellung (WAC), allerdings bereits mit vielen sinnvollen Adaptierungen. Nach zwei weiteren Steigerungen (Rapid und Salzburg) und schlussendlich einer wirklich guten Partie (LASK), die zu einem Großteil der taktischen Ausrichtung geschuldet war, zeigt die Formkurve der Grazer nun wieder nach oben. Man darf gespannt sein, wie es der Grazer Chefcoach am kommenden Wochenende gegen die Admira anlegen wird. Taktisch flexibel scheint Vogel auf jeden Fall zu sein, selbstgemachte Fehler in System und Aufstellung erkannte Vogel zuletzt oft richtig und schickte in der nächsten Partie eine neue, bessere Variante auf das Feld. Jetzt gilt es auch, Fehler noch bereits im Spiel beheben zu können. Wenn die Entwicklungskurve sich weiterhin derartig gestaltet, dann darf man sich auf die kommenden Begegnungen durchaus freuen. Nun heißt es aber erst einmal, das Spiel in Pasching zu bestätigen – das wäre der nächste wichtige Schritt. Mit welcher Taktik und Startelf Sturm dieses Unterfangen in Angriff nimmt, wird sich am kommenden Samstag weisen. Die Voraussetzungen sind wieder völlig andere, die Admira ist nicht der LASK. Besonderen Fokus muss man nach den letzten Spielen auf Lukas Grozurek legen, der in den vergangenen Wochen eine ausgezeichnete Form entwickeln konnte. Die junge Mannschaft der Admira ist hungrig. Ein Team, gespickt mit vielen technisch-starken Spielern, welches über ein ausgezeichnetes Konterspiel verfügt – viel Ballbesitz wäre hier wohl kein falsches Mittel. Die Südstädter traten zuletzt tendenziell mit einem 4-2-3-1/4-5-1 auf, das sie in Drangphasen aber auch auf ein 3-5-2 änderten. Hierländer rechts außen zu bringen, der bei Bedarf eine Fünferkette gegen Grozurek bilden könnte, wäre beispielsweise eine mögliche Variante gegen das Kombinationsspiel der Admiraner. Aber nicht wir stehen nächsten Samstag an der Seitenlinie, sondern Heiko Vogel und der zeigte zuletzt deutlich, wie man seine Mannschaft auf den jeweiligen Gegner einstellen muss. Zwar trüben die enttäuschenden Ergebnisse zu Beginn der Rückrunde das Bild, doch lassen sich durchaus Ansätze erkennen, die Lust auf mehr machen – spannende Zeiten also für Sturm-Fans und Taktikfetischisten.
Was sind eure taktischen Erkenntnisse der letzten Spiele?
Ja, der Auftakt war kacke und hat auch mich großer Euphorie beraubt!
Allerdings muss man sagen, daß in den ersten 2 Spielen, die Mannscht – System hin od her – alle Tugenden aus dem Frühjahr vermissen ließen und sich besonders Mattersburg sich nicht blöd angestellt hat!
Zu Vogel:
Seine Ideen scheinen auch mir theoretisch sehr interessant! Mir gefällt aber, daß er auch den Mut hat, wieder mal etwas zurück zurudern und das ganze noch mal langsamer mit Sorgfalt aufzubauen (was ja jez langsam Früchte zu tragen scheint)
Besonders an Respekt hat er aber bei mir durch seinen Platzverweis gewonnen! Das sind Emotionen für Sturm und in gewisser Weise wars ein viell leicht zu heftiger, aber dennoch bedingungsloser Einsatz für die Mannschaft! Einfach Top! DAS SIND EMOTIONEN DIE MICH FREUEN IM FUSSBALL ZU SEHEN (absolut alles im Rahmen, nix unter der Gürtellinie, ohne Schaden)
Tja so wie es jetzt bei den Schiris zugeht hat er vielleicht sogar ins Blinde geschossen und getroffen.