SturmNetz gaat Eindhoven
Zum dritten und gleichzeitig letzten Spiel in der heurigen Europa League-Gruppenphase führte uns die Reise in den Süden der Niederlande, genauer gesagt nach Eindhoven. Mit rund 235.000 Einwohnern ist Eindhoven nur die fünftgrößte Stadt der Niederlande, beheimatet aber mit der Philips Sport Vereniging, kurz PSV – einen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Fußballverein. Wer mehr über den Club erfahren möchte, dem sei noch einmal das wunderbare Vereinsportrait vom Kollegen Kai ans Herz gelegt. Bei der Anreise, die uns zuerst mit dem Zug von Graz zum Flughafen Wien führte, wurde durchaus von sentimentalen Gefühlen begleitet. Einerseits war da die Freude und Motivation, für euch vom immer wieder aufregenden Geschehen eines internationalen Auswärtsspiels berichten zu können, andererseits stimmte einem die Gewissheit, dass das Spiel gänzlich ohne Fans ausgetragen werden musste, durchaus traurig. Natürlich ist es für uns ein riesen Privileg, trotz Lockdown in Sachen Fußball auch international unterwegs zu sein. Und das haben wir zu einem großen Teil euch, unserer Leserschaft, dank großzügiger finanzieller Unterstützung zu verdanken. Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen! Nun aber zurück zum eigentlichen Thema. Dass dieses Reisetagebuch bisher in der Mehrzahl abgetippt wurde, ist eigentlich nicht ganz korrekt. Denn bisher war es eher eine One-Man-Show. Das lag daran, dass sich Markus nicht von der Uni losreißen konnte und dadurch einen Tag länger in Graz verweilen musste. Dadurch musste ich (Florian) am ersten Tag noch ohne Unterstützung ausharren. Nach der entspannten Zugfahrt hatte ich noch genügend Zeit, um den bereits knurrenden Magen zufrieden zu stellen. Doch bereits im Terminal merkte man die Auswirkungen des Lockdowns recht deutlich. Restaurants? Geschlossen! Bäckerei?? Zu! Supermarkt??? Ebenfalls dicht! Als einzige Alternative blieb eine Fastfood-Kette, die ihre Gerichte zum Mitnehmen anbot. Sei’s drum. Der Hunger war zumindest weg. Der Flug mit einer Österreichischen Billigfluglinie, die eigentlich eine Irische ist, verlief gemütlich und absolut problemlos. Pünktlich landete der Flieger am größten Regionalflughafen der Niederlande. Es war nicht nur eine Reise vom Lockdown in einen Teil-Lockdown, sondern auch von strahlendem Sonnenschein in Wien, hin zu kalt-grauem Herbstwetter in Eindhoven.
Mit dem Bus ging es dann ins Hotel, welches direkt im Zentrum und auch unweit des Stadions lag. Viel Zeit blieb nicht mehr, da bereits um 18:30 die Pressekonferenz mit anschließendem Abschlusstraining wartete. Also schnell einchecken, Koffer rauf, Laptop und Kamera richten und los in Richtung Stadion. Dieses liegt nur 12 Minuten zu Fuß entfernt und war aufgrund des bereits eingeschalteten Flutlichts auch schon bald auszumachen. Am Weg dort hin muss man Holland-typisch auf die vielen, teils unbeleuchteten Fahrradfahrer*innen achten, die einem um die Ohren brausen. An der bereits von außen imposant wirkenden Spielstätte wurde ich freundlich empfangen und zur Pressekonferenz im Saal „Ronaldo“ geleitet. Dort stellten sich Cheftrainer Christian Ilzer und Alexander Prass den Fragen der wenigen mitgereisten Journalisten, ehe es auf den Rasen zum Abschlusstraining ging. Schon eine richtig geile Hütte, das Philips Stadion. Steile Ränge, die knapp bis ans Spielfeld reichen. Nur die Farbe der Sitze löst beim gemeinen Sturm Aficionado nicht gerade Glücksgefühle aus.
Galerie Pressekonferenz + Abschlusstraining
Nachdem ein Teil des Trainings via Video und Fotos dokumentiert wurde, ging es für mich wieder zurück ins Hotel, um mit dem Reisetagebuch zu beginnen. Es war nun schon deutlich ruhiger in der Stadt, die mit vielen bunten, eher schon kitschigen Lichtern geschmückt war, da Geschäfte und Lokale um 20 Uhr schließen müssen. Deshalb musste ein Lieferservice die eigentlich zu dieser Uhrzeit obligatorischen Kneipenbesuche ersetzen. Viel mehr sollte an diesem Abend nicht mehr passieren, somit bleibt zumindest genügend Zeit, um sich für den morgigen Spieltag auszuruhen.
Ausgeruht und voller Motivation startete ich in den neuen Tag, der mich draußen mit schon fast winterlicher Kälte empfing. Auf der Suche nach einer passenden Frühstücks-Location wurde die Gegend rund um den zentralen „Markt“ und die unweit entfernten Gassen „Kleine Berg“ und „Bergstraat“ besichtigt. Von den Namen der Gassen darf man sich nicht in die Irre führen lassen. Denn Berge oder sonstige Erhebungen sucht man hier vergebens. Dafür reiht sich ein Lokal ans nächste – die kulinarische Vielfalt ist enorm. Dazwischen findet man immer wieder interessante, kleine Läden, auf Niederländisch „Winkels“ genannt und auch das ein oder andere Streetart-Kunstwerk gab es zu bewundern.
Ob der großen Auswahl fiel es mir gar nicht so einfach, eine Entscheidung für die erste Mahlzeit des Tages zu finden. Die Entscheidung fiel auf das Café „Anne & Max“, das sich dank gemütlichem Flair und ausgezeichneten Gerichten als goldrichtig erwies. Nach dem ausgiebigen Frühstück musste ich feststellen, dass sich zur Kälte auch Nieselregen und vereinzelte Schneeflöckchen mischten, was den Aufenthalt draußen nicht gerade angenehmer machte. Den Einheimischen schienen die widrigen Bedingungen aber bloß wenig auszumachen, denn es herrschte ein sehr reges Treiben im Stadtzentrum. Am Nachmittag drehte ich noch eine Runde um das Stadion, ehe ich mich in Richtung Flughafen aufmachte, um Kollegen Markus in Empfang zu nehmen, der das Duo komplettieren sollte. Dort angekommen, dauerte es nur wenige Minuten, ehe sich die Tür öffnete und zu meiner Überraschung mir erst Christian Jauk entgegenkam und dann schließlich Markus. Nachdem das Sturm-Pickerl auf dem Koffer des Präsidenten festgehalten wurde, ging es für uns mit dem Bus Richtung Zentrum und Hotel.
Auf die anschließende Stärkung folgte ein Treffen mit zwei Sturm-Fans, die trotz Geisterspiel die Reise nach Eindhoven antraten und sich bereits seit Mittwoch in den Coffeeshops und Bars der Stadt herumtrieben. Dabei durften die beiden mit Sturm-Schal gekleideten Aficionados Glück gehabt haben, nicht den PSV-Ultras, die sich in der Gasse unserer Bar trafen, begegnet zu sein. Generell war in den vielen Clubs und Lokalen am späten Nachmittag bereits die Hölle los! Das feierlustige Volk geht feiert eben schon nachmittags, wenn um 20 Uhr der Lockdown beginnt. Ähnlich wie die Eindhoven-Fans machten auch wir uns schließlich auf den Weg zum Stadion. Dort angekommen, ließen diese es am Stadionvorplatz ordentlich krachen. Raketen, Pyrotechnik und Kracher sollten ihre Mannschaft noch einmal so richtig motivieren.
Für weniger Freude sorgte dieser Lärm bei den Mitarbeitern der örtlichen Security. Während es zuerst ein Problem mit unseren Akkreditierungen gab, versteckte sich ein kleiner, bloß auf Niederländisch mit uns sprechender Mann panisch hinter dem Türgitter. Mit einem Anruf wurde die kurze Verwirrung um unsere Personen (Ja wir sind von SturmNetz, nein wir gehören nicht zu den Mitarbeitern des Klubs) in weiterer Folge geklärt und wir konnten unsere Plätze im Pressebereich des Philip Stadions einnehmen.
Kulinarisch versorgt wurden wir mit Chocomel und zum Wärmen gab es eine violette Stoffdecke. Sowohl das Chocomel als auch die Decke machten den Auftritt von Sturm in dieser Europa League-Nacht zumindest etwas erträglicher. Unsere Arbeit für diesen Tag vollrichtet, machten wir uns wieder auf Richtung Hotel. Florian meinte die Stadt bereits so gut zu kennen, dass er uns ohne Umwege und ohne Google Maps zur Unterkunft leiten könnte. Dazu sei nur eines gesagt: Zurückgekommen sind wir, aber mit Umwegen und mit Google Maps. Uns in unserem Zimmer noch die Rapid-Niederlage zu Gemüte geführt, begaben wir uns schließlich in die Waagrechte.
Heute stand für uns ein Besuch im PSV-Fanshop an. Zum gekauften Trikot bekamen sowohl Flo als ich den Fanschal zum gestrigen Match geschenkt – vielleicht aus Freundlichkeit oder einfach nur, weil diesen nach dem Spiel sowieso keiner mehr kaufen würde.
Auf Flos Empfehlung sind wir anschließend wieder im Café „Anne & Max“ eingekehrt – diesmal zum Mittagessen. Als Nachspeise holten wir uns beide einen „Bollen“ – eine niederländische Süßteigspezialität. Einmal gefüllt mit Nutella und einmal gefüllt mit Oreocreme. Und ja, es hat so gut geschmeckt, wie es klingt. Am Nachmittag begaben wir uns zum Stolz der Stadt – dem Philips Museum.
Wir werden unsere Zeit hier gemütlich ausklingen lassen und uns Samstag auf den Weg nach Wien machen, wo wir für euch in gewohnter Manier von den hoffentlich 3 Punkten gegen die Wiener Austria berichten werden. Bleibt uns treu! Euer SturmNetz-Team!
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